Maßnahmen zur Stützung des chinesischen Mittelstands

Bei der Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen des Virusausbruchs gewährt Peking nicht nur günstigere Kredite, sondern erleichtert auch den Zugang zu ausländischem Kapital.

Yuan-Scheine in Druckerei
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Mitte der Woche hat die chinesische Zentralbank PBoC im Rahmen der Maßnahmen zur Stützung des Mittelstands in China weitere Kreditfazilität in Höhe von 100 Mrd. CNY bereitgestellt. Der Zinssatz hierfür beträgt nur 2,95% und liegt damit noch einmal 20 Basispunkte unter dem Satz der letzten Liquiditätsspritze, die im März bereitgestellt wurde. Damit befinden sich die mittelfristigen Kreditkonditionen nun auf dem tiefsten Stand seit dem September 2014, als Peking erstmals auf das Instrument der Kreditfazilitäten zurückgriff. Im Vergleich zu den anderen großen Volkswirtschaften sind die Zinsen aber immer noch relativ hoch. Sprich die PBoC hat nach wie vor einen größeren Spielraum, weitere Wirtschaftsstimuli zu aktivieren als ihre Pendants im Westen.

Bereits in der vergangenen Woche hatte Peking die Mindestreserveanforderung für kleine Regionalbanken um 50 Basispunkte gesenkt und so die Möglichkeiten zur Kreditvergabe erleichtert. Damit stellte die chinesische Regierung alleine in dieser Woche insgesamt rund 300 Mrd. CNY an zusätzlicher Liquidität bereit. Was angesichts der bedrückenden Zahlen nicht verwundert: Im 1. Quartal sank die chinesische Wirtschaftsleistung um 6,8% gegenüber dem Vorjahresquartal. Es ist der erste Rückgang des Wirtschaftswachstums überhaupt, seitdem China diese Wirtschaftskennzahl veröffentlicht.

Kreditvergaben werden steigen

Neben dem Drehen an der Zinsschraube und der Bereitstellung von Liquidität hat die chinesische Regierung aber noch weitere Maßnahmen umgesetzt. So dürfen börsennotierte Unternehmen beispielsweise ihre Jahresabschlüsse verzögert einreichen: Für eine erste Version haben sie nun Zeit bis zum 30. April, die endgültige Fassung muss dann bis zum 31. Juni veröffentlicht werden. Auch wurden deutliche Steuererleichterungs- bzw. Stundungsmaßnahmen versprochen. Die Staatsbanken wurden angewiesen ihre Kreditvergabe um 30% gegenüber dem Vorjahr zu erhöhen.

Die State Administration of Foreign Exchange (SAFE) wiederum hat ein Programm ins Leben gerufen, unter dem kleine und mittelständische Unternehmen bis zu 5 Mio. USD Fremdwährungskredite aufnehmen können – ohne dass sie zuvor eine Behördenerlaubnis brauchen. Noch ist das Programm auf Unternehmen beschränkt, die entweder als Hightech-Startups gelistet oder in der Shanghai Free Trade Zone (FTZ) registriert sind. Pläne zur Ausweitung des entsprechenden Programms gibt es aber bereits. Darüber hinaus diskutiert man, die Mindestkapitalanforderung für ausländische Investmenthäuser – aktuell eine Mrd. USD – zu senken.

Dies dient nicht nur zur Stützung von KMUs, sondern steht auch in Einklang mit dem chinesischen Bemühen, die Finanzmärkte des Landes weiter zu öffnen. Dazu gehört auch die forcierte Errichtung sogenannter Pilotzonen für den grenzüberschreitenden Onlinehandel. 59 dieser Zonen existieren bereits, weitere 46 sollen nun dazukommen. Von hier operierende Firmen und Händler sind von der Umsatzsteuer befreit und genießen weitere steuerliche sowie verwaltungstechnische Vorteile. Auch diese Pilotzonen adressieren insbesondere kleine und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige.

Mittelstand in China mit massiven Einbußen

Genau diese Gruppe ist von dem Ausbruch der Pandemie und den darauffolgenden Maßnahmen besonders hart betroffen. Daher konzentrieren sich in China die meisten Maßnahmen auch auf die Stützung des Mittelstands. Eine Studie der Tsinghua Universität (Peking) stellte fest, dass kleine und mittelständische Unternehmen im März dieses Jahres durchschnittlich 70% weniger als im Monat des Vorjahres verdienten. Hotels, Restaurants und Bildungseinrichtungen traf es sogar noch härter – hier liegen die Umsatzeinbußen bei durchschnittlich 88%. Zwar gibt es einen ersten Lichtblick: Der „Geschäftserholungsindex“ stieg relativ deutlich von 33,3 Punkten im Februar auf 41,1

Punkte im März. Aber auch damit ist er immer noch weit davon entfernt, eine Rückkehr zur Normalität anzudeuten. Insofern sind weiteren Maßnahmen des chinesischen Staates zur Wirtschaftsstützung bereits abzusehen: Für Mitte Mai wurde bereits die nächste Reduzierung der Mindestreserveanforderung in Aussicht gestellt.

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