Mit Projekt Reiskorn zum Erfolg

Als eines der größten Probleme in China wird oftmals die hohe Fluktuation der Mitarbeiter angesehen. Wie stellen Sie sich dieser Herausforderung?

Wir sind sehr stolz darauf, kaum Fluktuation zu haben. Bei unserem zehnjährigen Jubiläum im vergangenen Jahr konnten wir knapp 30% der Leute ehren, die von Anfang an dabei sind. Was sich nach unserer Erfahrung bewährt, ist die Mitarbeiter gemäß westlicher Ethik fair zu behandeln und zu fördern. Wir unterstützen unsere Mitarbeiter aktiv darin sich weiterzubilden, sei es in Form von technischen Seminaren, Sprachkursen oder anderen Maßnahmen.

Wie ist Ihre Einschätzung zu neuen investitionspolitischen Maßnahmen der chinesischen Regierung, z.B. der neuen Guangdong Freihandelszone, zu der auch Zhuhai gehört?

Wir nehmen natürlich wahr, dass die chinesischen Behörden mithilfe verschiedenster Incentives technologisches Knowhow anziehen möchten. Wir versuchen, von diesen staatlichen Zuschüssen Gebrauch zu machen und haben außerdem vor, unser Management dahingehend aufzustocken, dass wir in Zukunft über investitionspolitische Maßnahmen der Behörden noch besser Bescheid wissen. Die Entwicklungen in der Guangdong Freihandelszone beobachten wir interessiert, denn es könnten sich dort durchaus Vorteile für unseren Verkauf ergeben. Sie existiert allerdings erst seit Frühjahr dieses Jahres und somit ist es noch zu früh um große Auswirkungen festzustellen.

Wie setzen Sie sich gegen den erstarkenden chinesischen Wettbewerb durch?

Über die Jahre haben sich die chinesischen Hersteller natürlich deutlich verbessert und wir nehmen sie durchaus als Konkurrenz wahr. Wir halten zwar Patente auf verschiedene Teilprozesse oder Komponenten, aber die gesamten Maschinen lassen sich dadurch nicht schützen. Außerdem hat sich die Grundtechnologie der Schaumstoffmaschinen über die letzten 10-20 Jahre kaum verändert. Unsere Strategie ist es deshalb, dass wir Maschinen bauen, die sich durch zusätzliche Mehrwerte wie geringsten Energiebedarf, höchstmöglichen Durchsatz, intelligente Maschinensteuerung  und Anwenderfreundlichkeit von unseren Konkurrenten unterscheiden. Dazu kommt unsere Kompetenz und Knowhow im After-Sales-Service. Unsere Wettbewerber können unsere Maschinen zwar äußerlich nachbauen, die Prozesse, die in der Maschine ablaufen, verstehen sie aber meist  nicht.

Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Lage in China?

Generell kann man schon sagen, dass in China die Nachfrage im Commodity-Bereich zurückgeht. Allerdings nehmen dafür die Kunden zu, die bereit sind qualitativ hochwertigere und deshalb auch hochpreisige Maschinen zu kaufen. Aus diesem Grund konnten wir bisher die sinkende Nachfrage im Niedrigsektor gut kompensieren. Wettbewerber – chinesische wie ausländische – die hauptsächlich den Massenmarkt bedienen, kommen allerdings immer mehr in Bedrängnis. Dazu kommen neue staatliche Auflagen wie Mindestlöhne, Arbeitssicherheitsvorschriften, Umweltschutzvorschriften, usw. Auch die Banken regulieren ihre Kreditvergabe stärker als zuvor. Es ist also zu erwarten, dass ineffiziente Unternehmen, die bisher lediglich durch zweifelhafte Querfinanzierung am Leben gehalten wurden, jetzt über die Klinge springen. Unter diesen neuen und gerechteren Umständen bleiben nur noch die Besten zurück. So macht uns Wettbewerb Spaß!

Was würden Sie deutschen Maschinenbauern beim Markteinstieg in China unbedingt raten?

Es ist ganz wichtig ein klares Produktkonzept und eine weitsichtige Kostenkalkulation anzufertigen. Allein die jährlich um etwa 10% steigenden Lohnkosten zeigen, dass die Produktion in China nicht zwingend einen Kostenvorteil bringt. Wichtig ist nun hingegen China als Käufermarkt. Die Unternehmen sollten sich jedoch im Klaren sein, dass die Erwartungshaltung der chinesischen Kunden sehr hoch ist: Good enough ist in China seit langem nicht mehr gut genug. Chinesische Kunden haben die gleichen, wenn nicht sogar höhere, Qualitäts- und Leistungsansprüche wie europäische Kunden. Wenn man diese beiden Leitsätze befolgt, kann China richtig Spaß machen. Wir haben es nie bereut den Schritt nach China zu wagen.

Daten und Fakten Kurtz Ersa (2014):

Gegründet: 1779

Konzernumsatz: 203 Mio €

Mitarbeiter Weltweit: 1.150

Ausbildungsquote: >10%

Exportanteil: 67%

Produktionsstätten: 9 (Dtl, USA, CN)

Weltweite Präsenz in 135 Ländern

Sarah Buchwieser ist Projekt-Assistentin bei der Europa-Repräsentanz der Stadt Zhuhai mit Sitz in Karlsruhe. Das Büro existiert seit Mai 2014 und gibt kostenlose Auskunft über den Markt vor Ort, unterstützt bei der Suche nach Kooperationspartnern sowie der Erschließung von Absatzmärkten in Südchina.

 

Über Dezan Shira & Associates:

FabianKnopf_zugeschnittenAls Co-Head des German Desk von Dezan Shira & Associates beobachtet Fabian Knopf aktuelle wirtschaftliche und politische Veränderungen in China und beaufsichtigt die Redaktion deutschsprachiger Fachartikel für Asia bzw. China Briefing. Fabian Knopf ist Senior Associate, International Business Advisory sowie Co-Head des German Desks bei Dezan Shira & Associates mit Standorterfahrung in den Regionen Peking, Shanghai, und Südchina. Seine Expertise umfasst unter anderem Unternehmensstrukturierungen, Rechnungswesen, Steuern, Compliance sowie HR und Gehaltsabrechnungen in China, Indien und ASEAN. Zudem ist er Gastdozent an der Peking-Universität HSBC Business School in Shenzhen.

www.china-briefing.com

Als Co-Head des German Desk von Dezan Shira & Associates beobachtet Herr Knopf aktuelle wirtschaftliche und politische Veränderungen in China und beaufsichtigt die Redaktion deutschsprachiger Fachartikel für Asia Briefing. Diese verfolgen die Entwicklung Chinas Seidenstraßenpolitik seit ihrer Verkündung in 2013, sowie weitere mitunter verwandte Freihandelsabkommen in den Entwicklungsländern Asiens und stellen diese für ausländische Investoren mit Interesse an der Region ins Verhältnis mit tagtäglichen Anforderungen an das Geschäft in der Ländern vor Ort. Dezan Shiras Tochtergesellschaft Asia Briefing ist spezialisiert auf die Berichterstattung zu neuesten Entwicklungen in Asien. Dazu gehören wirtschaftspolitische Themen, Gesetzesänderungen, Steuerthemen und Marktdaten.
Fabian Knopf ist Senior Associate, International Business Advisory sowie Co-Head des German Desks bei Dezan Shira & Associates mit Standorterfahrung in den Regionen Peking, Shanghai, und Südchina. Seine Expertise umfasst unter anderem Unternehmensstrukturierungen, Rechnungswesen, Steuern, Compliance sowie HR und Gehaltsabrechnungen in China, Indien und ASEAN. Zudem ist er Gastdozent an der Peking-Universität HSBC Business School in Shenzhen.