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Chinas Outbound-M&A-Bremsung könnte sich als Segen erweisen

Unter der Lupe: Chinas Kapitalverkehrskontrollen haben auch positives Potenzial. Bildquelle: Adobe Stock; © beugdesign

Chinas Outbound-M&A-Volumen ist seit Jahresanfang signifikant eingebrochen. Die dabei durch die chinesische Regierung angestrebte Fokussierung auf Übernahmen innerhalb der Kerngeschäfte chinesischer Unternehmen und die dadurch entstandene Atempause können sich positiv auf M&A-Erfolgswahrscheinlichkeiten auswirken.

Im vergangenen Jahr erreichten Chinas Auslandsinvestitionen einen historischen Höchststand. Seit Anfang des Jahres tritt die chinesische Regierung allerdings kräftig auf die Outbound-M&A-Bremse, um Devisenabflüsse zu begrenzen und sogenannte „irrationale“ Investitionsprojekte zu verhindern. Aufgrund dieser restriktiveren Genehmigungspolitik brach das chinesische Outbound-M&A-Volumen im ersten Quartal 2017 um rund 60% gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein. Einige Marktbeobachter sehen darin schon das Ende des goldenen Zeitalters chinesischer Auslandsinvestitionen. Diesen Unkenrufen zum Trotz ist die Verlangsamung des Dealflows grenzüberschreitender Übernahmen und Beteiligungen aus China durchaus positiv zu sehen.

Fokussierung auf Kerngeschäft erhöht Erfolgschancen

Eine Vielzahl von Studien zeigt, dass rund die Hälfte aller M&A-Transaktionen weltweit wertvernichtend sind. Die M&A-Misserfolgsrate ist besonders hoch im Falle von Unternehmensübernahmen außerhalb des Kerngeschäftes des Käufers. Industrielle Übernahmen sind am ehesten von Erfolg gekrönt, wenn die kaufenden und übernommenen Firmen in der gleichen Branche zuhause sind. Allerdings gilt im Falle chinesischer Outbound-M&A-Deals häufig, dass die Unternehmen gerne auch abseits ihres angestammten Kerngeschäftes investieren. Viele Käufer aus dem Reich der Mitte versuchen dabei, ohne vorherige Kompetenz in neuen Industrien Fuß zu fassen oder prestigeträchtige Assets in der Immobilien- oder Unterhaltungsbranche zu erwerben. Genau solche Outbound-Transaktionen seitens Staatsunternehmen beziehungsweise staatsnaher Firmen stehen seit Jahresanfang im Fadenkreuz chinesischer Genehmigungsbehörden. Da Übernahmen abseits des Kerngeschäftes im Durchschnitt durch eine höhere Misserfolgswahrscheinlichkeit gekennzeichnet sind, stellt diese Fokussierung zurück auf die eigene Branche eine positive Entwicklung dar.

Richtige Übung macht den Meister

M&A-basierte Wachstumsstrategien sind häufig Wertvernichter. Anders sieht es allerdings bei Serienkäufern aus: Sie erzielen eine im Durchschnitt bessere Erfolgsbilanz bei M&A-Transaktionen als Unternehmen, die nur einzelne Deals tätigen. Die Erfolgschancen von M&A-Transaktionen steigen, wenn erstens Unternehmensübernahmen häufig durchgeführt werden und zweitens zwischen einzelnen Akquisitionen ausreichend Zeit bleibt, um aus dem jeweiligen vorherigen Deal die „Lessons Learned“ für den folgenden abzuleiten und umzusetzen. Dagegen zeichnen sich prominente chinesische Serienkäufer westlicher Firmen jedoch oft durch eine hohe M&A-Taktzahl aus. Outbound-Deals folgen sehr eng aufeinander und lassen daher kaum Zeit, Due-Diligence-, Transaktions- und Integrationsverfahren im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses zu optimieren. Die derzeitig restriktivere Genehmigung von Outbound-M&A-Deals durch chinesische Behörden führt de facto zu einer Entschleunigung der Deal-Making-Geschwindigkeit. Diese erzwungene Atempause erlaubt chinesischen Serieninvestoren, aus dem Übernahmerausch der näheren Vergangenheit zu lernen, und erhöht dadurch potenziell die Erfolgswahrscheinlichkeit bereits getätigter und auch zukünftiger Deals.

Verfahrensklarheit minimiert Deal-Making-Risiko

Einer der Treiber des rasanten Wachstums chinesischer Auslandsinvestitionen ist der Entwicklungsplan „Made in China 2025“, mit dem China zu den führenden Industrienationen aufschließen will. Die westliche Politik verfolgt daher Übernahmen von Firmen in strategisch wichtigen Hochtechnologiebereichen seit einiger Zeit sehr kritisch. In den Vereinigten Staaten prüft der CFIUS Ausschuss (Committee on Foreign Investment in the United States) ausländische Investitionen hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf die nationale Sicherheit. Eine mit CFIUS vergleichbare Behörde beziehungsweise die entsprechenden Investitionskontrollfunktion gab es in Europa bisher nicht. Nun aber verabschiedete die deutsche Bundesregierung im Juli dieses Jahres eine Regierungsverordnung, die den Übernahmeschutz für deutsche Firmen verbessern soll. Die Bundesregierung kann in Zukunft Unternehmensübernahmen verbieten, wenn sie dadurch sogenannte kritische Infrastruktur gefährdet sieht. Wirtschaftsvertreter betrachten diese Regierungsverordnung durchaus kritisch. Allerdings ist auf der anderen Seite begrüßenswert, dass dadurch mit Blick auf die Investitionsgenehmigungen die Verfahrensklarheit verbessert und ein Schritt in Richtung Reziprozität getan wird.

Fazit: Weniger ist mehr

Trotz der Bremsspuren auf Chinas Outbound-M&A-Markt seit Anfang des Jahres ist es aufgrund der strategischen Bedeutung der Auslandsinvestitionen unwahrscheinlich, dass diese, insbesondere in Hochtechnologiebereichen, zum Erliegen kommen werden. Ungeachtet der ursprünglichen Absicht der chinesischen Regierung könnte die Nettowirkung der vollzogenen Outbound-M&A-Bremsung eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit der Übernahme- und Beteiligungsaktivitäten sein: Die Fokussierung auf Akquisitionen innerhalb des Kerngeschäftes eliminiert eine wesentliche Ursache von Misserfolgen. Die niedrigere Deal-Making-Geschwindigkeit erlaubt chinesischen Serieninvestoren, aus bereits getätigten Deals zu lernen. Dem deutschen Gesetzgeber ermöglicht die sich daraus ergebende Atempause, im Dialog mit Wirtschaftsvertretern den Übernahmeschutz zu verbessern und Verfahrensunsicherheit als Deal-Making-Risikofaktor zu minimieren. Letztendlich profitieren von optimalen Erfolgschancen bei M&A-Deals die chinesischen Käufer selbst, aber auch besonders die Mitarbeiter und die Standorte übernommener deutscher Firmen. Weniger Übernahmen mit einer höheren Erfolgswahrscheinlichkeit sind aus Arbeitnehmersicht sicherlich wünschenswerter als eine größere Anzahl risikobehafteter Deals.

 

Zur Person

Marc SzepanMarc Szepan ist Lecturer im Fach International Business an der University of Oxford Saïd Business School, wo er auch sein Promotionsstudium absolvierte. Davor nahm er verschiedene Managementfunktionen bei der Lufthansa wahr, zuletzt als Senior Vice President, Airline Operations Solutions, bei Lufthansa Systems. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin.

www.sbs.ox.ac.uk

Auf die Verpackung kommt es an

Der Karlsruher Pharma-Verpackungsspezialist Romaco hat einen neuen Besitzer. Die chinesische Truking-Gruppe erwarb 75,1% der stimmberechtigten Geschäftsanteile vom Verkäufer Deutsche Beteiligungs AG (DBAG). Mit dem neuen chinesischen Partner soll das Wachstum forciert werden. Dazu sind auch strategische Zukäufe geplant.

In den kommenden drei Jahren will der Private-Equity-Investor DBAG den Übergang an den neuen Eigentümer noch begleiten und dann seine restlichen Romaco-Anteile an Truking verkaufen. Der Gesamtpreis liegt bei 150 Mio. EUR – mehr als das Doppelte des Betrags von 61 Mio. EUR, den 2011 die DBAG an den US-Private-Equity-Fonds Robbins & Myers für den deutschen Spezialmaschinenbauer gezahlt hatte.

Bessere Chancen in Asien

Der Deal ist für den chinesischen Käufer der Startschuss seiner geplanten internationalen Expansion. Und für die Karlsruher wird es dadurch in einem riesigen neuen Markt leichter: „Romaco kann jetzt seine Chancen aus einer besseren Marktposition in Asien nutzen“, skizziert DBAG-Vorstand Rolf Scheffels die Vorteile der Transaktion. Sie muss allerdings noch vom Bundeswirtschaftsministerium genehmigt werden. Für die DBAG ist es bereits der zweite Deal mit einem chinesischen Investor innerhalb eines Jahres. Erst im Sommer 2016 hatte der Mittelstandsinvestor den Raumfahrtzulieferer Broetje-Automation an den chinesischen Mischkonzern Shanghai Electric verkauft, der auch an dem Reutlinger Maschinenbauer Manz beteiligt ist.

Weltweit führender Spezialanbieter

Romaco produziert Verpackungs- und Prozessanlagen für die Pharmaindustrie. „Wir sind in dem Bereich einer der weltweit führenden Spezialanbieter“, erläutert Romaco-CEO Paulo Alexandre. „Derzeit sind mehr als 12.000 unserer Maschinen in über 180 Ländern im Einsatz.“ Die DBAG hatte den Maschinenbauer im April 2011 im Rahmen eines Management Buy-outs erworben. Seitdem konnte Romaco seinen Umsatz vor allem durch Zukäufe deutlich steigern. Lag dieser vor sechs Jahren noch bei 80 Mio. EUR, erwirtschaftete der Maschinenbauer im Geschäftsjahr 2016 Verkaufserlöse in Höhe von 134,3 Mio. EUR. Auf den Verkauf von Neumaschinen entfielen 92,8 Mio. EUR, eine Steigerung von 10% gegenüber dem Vorjahr. Mit Romaco France wurde im August 2016 eine weitere lokale Vertriebsniederlassung eröffnet. Aktuell betreiben die Karlsruher fünf Sales-&-Service-Center in Brasilien, China, Frankreich, Russland und den USA. „Die Nähe zum Kunden zahlt sich aus“, so Alexandre. Mit einem Bestellwert von 143,7 Mio. EUR verzeichnete Romaco 2016 erneut ein zweistelliges Wachstum im Auftragseingang. Mittlerweile stehen bei dem Mittelständler 550 Mitarbeiter in Lohn und Brot.

Unterdurchschnittliche Wertsteigerung

Mit dem nun erzielten Exit hat die DBAG nach eigenen Angaben ihr ursprüngliches Eigenkapitalinvestment von gut 40 Mio. EUR (inklusive der noch abzugebenden 24,9%) mehr als verdoppelt. Wegen der langen Haltedauer von sechs Jahren reichte die erzielte Wertsteigerung allerdings nur für eine jährliche Rendite (Internal Rate of Return – IRR) von 12 bis 13%. Für Private-Equity-Verhältnisse ist das eher unterdurchschnittlich. Auch die DBAG schnitt mit anderen Investments schon deutlich besser ab: So brachte die nach China verkaufte Broetje-Automation eine Vervierfachung in vier Jahren – ein IRR von über 40%.

Produkte ergänzen sich gut

Die Profitabilität soll deshalb mit Hilfe von Truking Technology Limited verbessert werden. Das Unternehmen aus dem chinesischen Changsha erzielte 2016 einen Umsatz von umgerechnet 138 Mio. EUR. Die im Jahr 2000 gegründete Gesellschaft stellt ebenfalls Anlagen für Unternehmen aus dem Pharmasektor her und beschäftigt rund 2.600 Mitarbeiter. Die Produkte beider Unternehmen ergänzen sich gut: Während Truking vor allem Maschinen baut, die flüssige Medikamente verarbeiten, haben sich die Badener auf Maschinen zur Produktion und Verpackung von Tabletten spezialisiert. Zudem wollen die neuen chinesischen Eigentümer jetzt das weltweite Vertriebs- und Servicenetzwerk der Deutschen nutzen, um ihre globale Präsenz auszubauen. Bei seiner ersten großen Investition in Europa wurde Truking von der deutschen Wirtschaftskanzlei Graf von Westphalen beraten. Das Team war früh in die Kaufgespräche eingebunden, durch das Büro in Shanghai konnten auch komplexe kapitalmarktrechtliche Fragen geklärt werden.

Auslandsgeschäft immer wichtiger

Die Akquisition von Romaco steht in einem größeren strategischen Zusammenhang. Truking setzt auf Expansion und Internationalisierung. „2015 verkündeten wir unter der Bezeichnung ‚Strategie 2025‘ eine neue Betriebsplanung“, erläutert TANG Yue, Vorstandsvorsitzender und CEO von Truking Technology (siehe auch Interview auf den folgenden Seiten). „Bis zum Jahr 2025 wollen wir Verkaufserlöse in Höhe von mindestens 20 Mrd. RMB erzielen – nicht weniger als 10 Mrd. RMB sollen aus dem Geschäft außerhalb Chinas kommen.“ Truking hat sich das Ziel gesetzt, ein weltweit führender Pharmaausrüster zu werden. Das kann aber nur mit Übernahmen auf dem amerikanischen und europäischen Markt realisiert werden.

Wirtschaftsdelegation fädelte Deal ein

Aber auch der Zufall spielte bei der Transaktion eine Rolle. „Im Juni 2016 organisierte Hessen den Besuch einer Wirtschaftsdelegation in Hunan“, erzählt Tang. Eine Station der Reise war eine Visite bei Truking. Mitgereisten Vertretern von Anwaltskanzleien und Investmentbanken fiel auf, dass das Unternehmen ein passender Partner für Romaco sei, für den die DBAG gerade einen Käufer suchte. „Schnell wurden entsprechende Schritte eingeleitet“, erinnert sich Tang. Bis zum Abschluss dauerte es dann nicht mehr lange. „Vom ersten Kontakt zwischen den Unternehmen bis zur Unterzeichnung der Übernahmevereinbarung vergingen nur sechs Monate“, so Tang. Denn bei den Verhandlungen mussten keine großen Probleme gelöst werden. „Dies beruhte auf dem hochgradigen Matching der strategischen Bedürfnisse beider Seiten, der Kenntnis über die Stärken des jeweiligen Partners und dem daraus resultierenden hohen Vertrauen“, erläutert Tang.

Vertrauen in bisheriges Management

Da Truking mit der Performance seines Targets sehr zufrieden ist und auch öffentlich bei der Vertragsunterzeichnung Ende April in Frankfurt sein Vertrauen in das Management bekräftigt hat, bleibt CEO Paulo Alexandre weiterhin an Bord. Gleichzeitig will der chinesische Käufer seiner neuen Tochter beim Ausbau der Marktposition unter die Arme greifen. So sind Stärkung der Angebotspalette und weitere Zukäufe vorgesehen. „Außerdem wollen wir unsere Produktionsstandorte weiter ausbauen“, kündigt Alexandre an. Am Standort von Romaco in Bologna ist der Bau eines neuen Werks bereits in der ersten Planungsphase. Von zentraler Bedeutung ist natürlich der chinesische Markt, in den Romaco erst vor Kurzem eingestiegen ist. Deshalb will Truking vor allem im heiß umkämpften zweitgrößten Gesundheitsmarkt der Welt tatkräftige Unterstützung leisten. „Ende Juli ist das erste Kundenseminar am Truking-Hauptsitz in Changsha in der Provinz Hunan geplant“, erläutert Alexandre. „Dort soll auch ein neues Labor eingerichtet werden, um die Forschung und Entwicklung unserer Prozesstechnologie voranzutreiben.“

Ausblick

Mit dem Erwerb Romacos vollzieht Truking den ersten Schritt seiner angekündigten weltweiten Expansion. Der Merger soll nicht nur beiden Unternehmen helfen, ihre Maschinen technologisch zu verbessern und die Angebotspalette zu erweitern. Mit Trukings Hilfe will Romaco vor allem den riesigen chinesischen Markt aufrollen. Und die chinesischen Käufer setzen auf das weltweite Service- und Vertriebsnetz der Deutschen. Auf diese Weise können sie jetzt ihre Maschinen auf neuen Märkten im Ausland anbieten. Die Übernahme bietet daher das Potenzial einer klassischen Win-win-Situation für beide Partner.

 

Fosun schlägt bei deutschem Automobilzulieferer zu

Fosun hat gemeinsam mit Nanjing Nangang Iron & Steel United die Mehrheit an dem bayerischen Automobilzulieferer Koller erworben. Das gab das Konglomerat aus Shanghai nach Abschluss des Deals am 3. August bekannt.  Investor Nanjing Nangang Iron & Steel United ist ein Joint Venture von Fosun und der Nanjing Iron & Steel Group, an dem die Shanghaier 60% halten. Für Fosun ist die Transaktion die erste Outbound-Investition im Automobilsektor. Zum Kaufpreis wurde bisher nichts vermeldet.

Koller mit Sitz in Oberbürg bei Dietfurt hat Niederlassungen in Deutschland, Ungarn und Mexiko. Der Mittelständler produziert Spritzguß- und Leichtbauteile sowie Werkzeuge für die Autoindustrie. Zu den Kunden zählen der VW-Konzern, Daimler, BMW und Land Rover. Fosun plant, die neue Tochter bei der Stärkung ihrer Marktposition in Europa, vor allem aber beim Ausbau der Geschäftsaktivitäten in China zu unterstützen.

Fosun ist einer der international aktivsten Investoren aus China. Mittlerweile beläuft sich das verwaltete Vermögen des Konglomerats auf über 70 Mrd. USD. Fosun wurde 1992 zunächst als Pharmaunternehmen von GUO Guangchang und einigen seiner Kommilitonen von der Shanghaier Fudan-Universität  gegründet. Guo richtete das Unternehmen dann als versicherungsorientierte Investmentgruppe aus. In Europa übernahm Fosun u.a. die portugiesische Versicherung Fidelidade. In Deutschland erwarb man die Privatbank Hauk & Aufhäuser. Daneben halten die Shanghaier einen Anteil von fast 30% an der Modemarke Tom Tailor. Im Mai dieses Jahres beteiligte sich Fosun an dem deutschen Fintech-Start-up Naga Group, das kurz danach an die Börse ging. Guo gilt als einer der reichsten Männer Chinas. Sein Vermögen wird von Forbes auf rund 7 Mrd. USD geschätzt.

Cheung Kong übernimmt ista von CVC

Mega-Deal in Deutschland: Der Hongkonger Tycoon Li Ka-shing blättert 4,5 Mrd. EUR für den Energiedienstleiter ista international hin. 大宗交易: 香港集团大亨投资45亿欧元收购电表公司ISTA. Bildquelle: Adobe Stock; © PhotographyByMK

Cheung Kong Property Holdings übernimmt den Mehrheitsanteil an der ista international GmbH von der Luxemburger Private-Equity Gesellschaft CVC Capital Partners. Laut Medienberichten legt der Immobilienarm, der zum Konglomerat des Hongkonger Tycoons Li Ka-shing gehört, 4,5 Mrd. EUR für den deutschen Energiedienstleister auf den Tisch. Als künftigen Gesellschafter für ista gründet der chinesische Konzern gerade ein Joint Venture aus dem Immobilienarm Cheung Kong Property Holdings mit einem Anteil von 65% und dem Infrastrukturspezialisten Cheung Kong Infrastructure Holdings mit einer Beteiligung von 35%.

Das Geschäftsmodell von ista besteht in der individuellen Erfassung und Abrechnung von Energieverbrauchdaten von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Dabei setzt der Energiedienstleister für die Messtechnik selbst entwickelte Hardware ein. Das Unternehmen beschäftigt über 5.400 Mitarbeiter und betreut mehr als 12 Millionen Wohnungen und Gewerbeimmobilien in 24 Ländern. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Essener einen Umsatz von 850 Mio. EUR. Für dieses Jahr wird ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 420 Mio. EUR erwartet. Beim Verkaufspreis von 4,5 Mrd. EUR liegt damit das Multiple des aktuellen EBITDA bei einem Wert von 10,7. Der Fonds V des Luxemburger Buyout-Spezialisten CVC Capital Partners hatte ista im April 2013 für 3,1 Mrd. EUR erworben.

Im Umfeld eines attraktiven Wohnungs- und Häusermarkts sind deutsche Energie- und Immobiliendienstleister international begehrt. Erst 2015 übernahm der amerikanische Mischkonzern Honeywell für 5,1 Mrd. US-Dollar Elster, einen Hersteller von Gast- Strom- und Wasserzählern. Drei Jahre zuvor hatte das Unternehmen noch für 2,5 Mrd. US-Dollar den Besitzer gewechselt.

Wie verschiedene Medien berichten, hat Li Ka-Shings Immobilienkonzern mit seinem Gebot von 4,5 Mrd. EUR mehrere Wettbewerber aus dem Rennen geworfen. So hatte der Pensionsfonds Canada Pension Investment Board ein gemeinsames Angebot mit der Beteiligungsgesellschaft Borealis Infrastructure vorgelegt. Auch die Allianz und der Staatsfonds Singapore Investment Corporation sollen Interesse gezeigt haben.

MAX Automation erwirbt Mehrheit an Cisens

Die Zukunft der Produktion: MAX Automation und Shanghai Cisens sind beide im Bereich Industrie 4.0 aktiv. 未来制造: MAX和易森在工业4.0领域非常活跃。Bildquelle: Adobe Stock; © Eisenhans

MAX Automation erwirbt im Rahmen eines Asset Deals die Mehrheit an Shanghai Cisens Automation. Der Düsseldorfer Konzern sichert sich im ersten Schritt 51% an dem Shanghaier Maschinenbauer. Weiterhin ist die Option vereinbart, in den kommenden Jahren alle restlichen Anteile aufzukaufen. Der Geschäftsbetrieb von Shanghai Cisens Automation wird zunächst in eine neue Gesellschaft eingebracht, an der Cisens-Gründer und CEO Roger Lee vorläufig noch eine Beteiligung von 49% halten wird. Das Transaktionsvolumen liegt im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Der Deal soll im vierten Quartal 2017 vollzogen werden.

Shanghai Cisens Automation ist ein Spezialist für die industrielle Automation. Das Unternehmen beschäftigt rund 170 Mitarbeiter und verfügt über zwei Fertigungs- und zwei Servicestandorte in China. Für das laufende Jahr peilen die Shanghaier eine Umsatzverdoppelung auf rund 20 Mio. EUR an. Mit Abstand größte Kundengruppe ist die Automobilindustrie. Mit der Mehrheitsbeteiligung will MAX Automation in diesem Sektor weiter wachsen. Mit einem Absatz von 28 Mio. Fahrzeugen im vergangenen Jahr ist China mittlerweile der größte Automarkt der Welt. Durch den Erwerb von Cisens zielen die Düsseldorfer vor allem darauf ab, den Anteil der lokalen Wertschöpfung zu erhöhen.

Die MAX Automation AG ist die Muttergesellschaft einer Unternehmensgruppe in den Kernsegmenten Industrieautomation und Umwelttechnik. Zu den Töchtern zählen unter anderem Vecoplan, Atiap S.A.R.L. und die IWM Automation GmbH. Der Konzern erzielte mit seinen mehr als 1.500 Beschäftigten im Jahr 2016 bei einem Umsatz von 337 Mio. EUR ein EBITDA in Höhe von 24,4 Mio. EUR. Der Börsenwert liegt aktuell bei rund 209 Mio. EUR.

„Die Verhandlungen verliefen ganz schnell“

Ein etablierter deutscher Branchenführer mit langer Tradition, ein ambitioniertes chinesischer Anbieter mit langfristigen Strategien, Produkten und Marken, die sich geradezu symbiotisch ergänzen – dann kann ein Deal auch ganz rasch über die Bühne gehen. Wie das im Fall der Übernahme von Romaco durch Truking geschah, erläutert TANG Yue, CEO des chinesischen Pharmaausrüsters. Interview Stefan Gätzner

M&A China/Deutschland: Wie kam der Kontakt zu Romaco beziehungsweise zum Verkäufer Deutsche Beteiligungs AG zustande?

TANG Yue: Die Kontaktaufnahme mit dem Target Romaco und dem Eigentümer DBAG entsprang einerseits einer Notwendigkeit, andererseits spielte auch der Zufall eine Rolle. Die Notwendigkeit ergab sich aus der Strategie von Truking zur Erweiterung der Wertschöpfungskette und Internationalisierung. 2015 verkündeten wir unter der Bezeichnung „Strategie 2025“ eine neue Betriebsplanung: Bis zum Jahr 2025 wollen wir Verkaufserlöse in Höhe von mindesten 20 Mrd. RMB erzielen – nicht weniger als 10 Mrd. RMB sollen aus dem Geschäft außerhalb Chinas kommen. Das jährliche Nettoergebnis sollte mindestens 3 Mrd. RMB betragen, die Marktkapitalisierung 100 Mrd. RMB erreichen, und die Anzahl unserer Patente bei 15.000 liegen. Truking soll zu einem der global führenden Pharmaausrüster werden.

Natürlich haben wir vor der Veröffentlichung der Planung ausführliche Untersuchungen und eingehende Überlegungen angestellt. Auch haben wir verschiedene systematische Schritte zur Verwirklichung der strategischen Ziele festgelegt und entsprechende Mittel dafür zur Seite gelegt. Zu unserer etablierten Geschäftspolitik gehört die Suche nach Targets auf dem europäischen und amerikanischen Markt, die in Bezug auf den technischen Standard, Produktportfolio, Fertigungskapazität, Markenpositionierung, Absatzgrößen und Entwicklungsperspektiven zu Truking passen und beim Erreichen der strategischen Ziele hilfreich sind.

Wobei spielte der Zufall eine Rolle?

Tang: Zwischen dem Bundesland Hessen und der Provinz Hunan besteht auf Regierungsebene eine Partnerschaft. Im Juni 2016 organisierte Hessen den Besuch einer offiziellen Wirtschaftsdelegation in Hunan. Eine Station der Reise war ein Besuch bei Truking. Die Delegationsmitglieder hatten Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der Größe und den Fertigungskapazitäten von Truking ein Bild zu machen. Ebenso gewannen sie ein Verständnis von unseren Entwicklungsplänen und unserer Internationalisierungsstrategie. Insbesondere befanden sich in der Delegation auch Vermittler, Vertreter von Anwaltskanzleien und Investmentbanken. Sie verfügten über Informationen von der deutschen Seite und kamen zu der Ansicht, dass ein hoher Grad des Matching mit Romaco bestünde, für die der deutsche Private-Equity-Fonds DBAG gerade einen Käufer suchte. Schnell wurden entsprechende Schritte eingeleitet.

Wie verliefen die Verhandlungen?

Tang: Vom ersten Kontakt zwischen den Unternehmen bis zur Unterzeichnung der Übernahmevereinbarung vergingen tatsächlich nur sechs Monate. Die Verhandlungen verliefen ganz schnell. Grundlage hierfür waren das hochgradige Matching der strategischen Bedürfnisse auf beiden Seiten, die Kenntnis über die Stärken des jeweiligen Partners sowie das daraus resultierende hohe Vertrauen. Im April 2011 hatte DBAG den Romaco-Konzern von dem börsennotierten US-Unternehmen Robbins & Myers übernommen. Nach sechs Jahren hätte man nach Erreichen der Investitionsziele im Juni 2017 einen öffentlichen Verkaufsprozess eingeleitet – hätte man nicht schon zuvor mit uns einen Käufer gefunden.  Tatsächlich hatte die DBAG schon längst Vorbereitungen für die Veräußerung getroffen: Eine Investmentbank, eine Wirtschaftsberatung und eine Rechtsanwaltskanzlei standen alle schon bereit, auch ein Datenraum war bereits eingerichtet.

Die Erwartungen von DBAG erfüllten sich. Man fand mit uns rasch einen Käufer. DBAG hoffte, im vorgesehenen Zeitraum rasch einen Käufer zu finden. Um die Erwartungen von DBAG zu erfüllen, ergriff Truking spezielle strategische Maßnahmen zur Übernahme: In China richteten wir eine Special Purpose Vehicle (SPV) ein. Mit diesem SPV als 100-prozentigem Eigner wurde in Deutschland ein weiteres SPV gegründet. Dieses übernahm dann Romaco. Zu einem passenden Zeitpunkt wird dann das ganze Unternehmen in Truking eingebracht. Die Akquisition wurde von Truking Investment angeführt, der Holding von Truking Technology. Dies geschah auch, um schnell reagieren und entscheiden zu können. Denn falls Truking Technology als börsennotiertes Unternehmen die Übernahme geleitet und umgesetzt hätte, hätte dies rechtliche Fragen und Probleme wie die einer größeren Umstrukturierung von Assets einer an der Börse gelisteten Gesellschaft aufgeworfen. Die Kommunikation mit der chinesischen Wertpapieraufsicht und anderen Behörden hätte auch die Umsetzungsphase in die Länge gezogen.

Dass auch die am Aktienmarkt gelistete Truking Technology an der M&A-Transaktion beteiligt ist, dient dazu, das Vertrauen aller Beteiligten zu stärken. Wir haben der anderen Seite zugesagt, dass nach Abschluss der Übernahme das Target als Ganzes in die börsennotierte Gesellschaft eingebracht wird. Außerdem behält bei dieser Transaktion die DBAG 24,99% der Anteile. Damit entsprechen wir den Erwartungen der DBAG, die mit einer künftigen Wertsteigerung des Kooperationsprojektes und Erträgen daraus rechnet. Auf dieser Grundlage starteten Truking Technology und die DBAG exklusive Verhandlungen. Dabei besuchten sich beide Seiten gegenseitig und tauschten ihre Meinung ganz offen aus.

Daimler steigt bei Momenta ein

Die Daimler AG investiert in Form einer Wagniskapitalfinanzierung in das chinesische Start-up Momenta. In der zweiten Finanzierungsrunde über 46 Mio. USD beteiligt sich der deutsche Autokonzern als Co-Investor an dem chinesischen Spezialisten für Fahrzeug-Software. Daimler will mit diesem Schritt seine Position im Zukunftsfeld autonomes Fahren im wichtigsten Automarkt der Welt ausbauen. Das Thema wird von der chinesischen Regierung im Rahmen des strategischen Entwicklungsplans „Made in China 2025“ vorangetrieben. Zur Höhe des Anteils äußerten sich die Beteiligten nicht.

Momenta wurde erst im September 2016 in Peking von ehemaligen Mitarbeitern von Microsoft China gegründet. Das Start-up entwickelt Software für die Verarbeitung von Daten optischer Sensoren für Fahrzeuge, Straßenkarten und die Routenplanung an. Lead-Investoren bei der zweiten Finanzierungsrunde sind NIO Capital, der Private-Equity-Arm des Elektroauto -Startups NIO (ehemals NextEV), Sequoia Capital China sowie Hillhouse Capital. Weitere Co-Investoren neben Daimler sind Shunwei Capital, Sinovation Ventures und Unity Ventures.

Für den Daimler-Konzern ist China mittlerweile zum wichtigsten Absatzmarkt geworden. Im ersten Halbjahr 2017 lieferten die Stuttgarter von weltweit über 820.000 Fahrzeugen rund 300.000 im Reich der Mitte aus. Im zweiten Quartal steigerte der Autobauer dort seinen PKW-Absatz um 28%. Auch bei den Zukunftsthemen Elektromobilität und autonomes Fahren verstärkt Daimler in jüngster Zeit sein Engagement in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. So kündigte der Konzern erst im Juni an, zusammen mit seinem Joint-Venture-Partner BAIC 655 Mio. EUR in die Produktion von batteriebetriebenen Fahrzeugen investieren zu wollen.

 

Kommentar zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung durch die Bundesregierung

Kommentar der China International Investment Promotion Agency (Germany) 中国国际投资促进中心(德国)特稿Bildquelle: Adobe Stock; © meshmerize

Am 12.07.2017 hat das Bundeswirtschaftsministerium offiziell die neunte Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung genehmigt. Wir glauben, dass die Bundesregierung mit dieser Handlung einen weiteren Schritt in Richtung Protektionismus macht. Die gesamten Investitionsinteressen und Kooperationsaktivitäten von Unternehmen aus Nicht-EU-Ländern werden unmittelbar beeinträchtigt und das deutsche Investitionsumfeld verschlechtert. Wir sind darüber äußerst besorgt.

1. Protektionismus führt zu Behinderung der Entwicklung der Wirtschafts- und Handelskooperationen zwischen China und Deutschland

Die aktive Nutzung ausländischer Investitionen ist ein wichtiger Bestandteil eines offenen Wirtschaftssystems, der eine positive Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung spielt. In Deutschland sind die ausländischen Investoren, einschließlich der chinesischen Investoren, im lokalen sozialen und wirtschaftlichen Leben integriert. Durch die aktive Teilnahme am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben in Deutschland schaffen und sichern ausländische Investoren Arbeitsplätze, übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und leisten somit einen Beitrag zur Entfaltung neuer Wachstumspotenziale in Deutschland. Allerdings bringt die neunte Verordnung zur Änderung der deutschen Außenwirtschaftsverordnung Unsicherheit bei Investitionen durch Nicht-EU-Unternehmen, einschließlich chinesischer Unternehmen, und eine Verschlechterung des Investitionsklimas mit sich. Damit belastet der Vorgang das Vertrauen in die partnerschaftliche Zusammenarbeit bei Investitionen in Deutschland.

Zurzeit entwickeln sich die chinesisch-deutschen Beziehungen sehr positiv und die praktische Zusammenarbeit vertieft sich stetig. Die häufigen hochrangigen Besuche zwischen China und Deutschland tragen zu einem verbesserten Wissen übereinander bei. China und Deutschland sind wichtige Handelspartner. Als Vertreter der chinesischen Investitionsförderungsagentur in Deutschland setzen wir uns aktiv dafür ein, das Investitionsumfeld und die Industriepolitik jeweils in den beiden Länder bekannt zu machen, die Entwicklung bilateraler Investitionen im Rahmen partnerschaftlicher Zusammenarbeit voranzutreiben und unterstützten die Verbreitung von Information und den Aufbau von Kanälen, um die Ressourcen beider Seiten füreinander verfügbar zu machen. Aber in den letzten Jahren haben wir festgestellt, dass mit Blick auf Außenwirtschaft und Außenpolitik das Umfeld in Deutschland immer konservativer wird. Dies gilt vor allem seit dem letzten Jahr, als es als Reaktion auf das Midea-Angebot für Kuka und die Übernahme von Osram zu Versuchen politischer Einflussnahme kam. Insbesondere widerrief das Bundeswirtschaftsministerium die bereits erteilte Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Übernahme von Aixtron durch Fujian Grand Chip Investment. Diese in sich widersprüchliche Entscheidung hat dem Vertrauen ausländischer Investoren bei ihren geschäftlichen Aktivitäten in Deutschland auf jeden Fall geschadet. Diese protektionistischen Maßnahmen und die neu verkündeten Verordnungen stehen im Widerspruch zum Wunsch nach einer weiteren Vertiefung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen.

2. Stärkung des gegenseitigen Vertrauens und der richtige Blick auf die bilateralen Investitionen zwischen China und Deutschland

Im Jahr 2016 stiegen die Greenfield-Investitionen von China nach Deutschland im Vergleich zum Vorjahr auf 2,945 Mrd. US-Dollar an und überschritten damit erstmals die deutschen Direktinvestitionen nach China. Der Startschuss für den Investitionsfluss von China nach Deutschland fiel erst relativ spät, die Ausgangsbasis war niedrig. Obwohl sich die Investitionen in den letzten Jahren schnell entwickelt haben, ist die Investitionssumme Chinas in Deutschland immer noch weniger als 1% der Gesamtsumme aller ausländischen Investitionen hierzulande. Auch ist die Differenz zu der Gesamtsumme sehr groß, die Deutschland in China investiert hat. Mit Blick auf M&A-Projekte von chinesischen Unternehmen in Deutschland, sorgen sich viele Deutsche, dass es zu einem Ausverkauf deutscher Unternehmen nach China  kommen könnte. Dies ist jedoch unbegründet. China hat nicht die Absicht und ist auch gar nicht in der Lage, in Deutschland Unternehmenskäufe in einem derartigen Umfang zu tätigen. Wir wissen, dass viele deutsche Unternehmen von der wirtschaftlichen Öffnung Chinas profitieren. Der staatliche Strategieplan „Made in China 2025“ wird den deutschen Partnern weitere Wachstumschancen bringen. Die bilaterale Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland ist kein Nullsummenspiel, sondern bringt beiden Seiten Gewinne. Wenn man Kooperationen aus Sorge vor Konkurrenz ablehnt, gehen  Chancen und Entwicklungsspielräume verloren. Die deutschen Unternehmer sollten Vernunft walten lassen und die langfristigen Perspektiven im Auge behalten, um bei der rasanten Entwicklung Chinas mit an Bord zu sein. Die deutsche Regierung sollte erkennen, dass sich die Zusammenarbeit beider Länder beim Handel nur gesund entwickeln kann und sich das Niveau der Kooperation steigern lässt, wenn die Investitionen in beide Richtungen ungehindert fließen.

3. Objektive Unterschiede zwischen deutschen und chinesischen Regelungen zu Auslandsdirektinvestitionen

Im Vergleich zum wachsenden Konservatismus der deutschen Außenpolitik, fördert die chinesische Regierung derzeit die Öffnung nach außen und baut eines faireres, transparenteres sowie berechenbares Investitionsumfeld auf.

In den vom Staatsrat veröffentlichten „Ansichten zum Aufbau einer neuen offenen Volksirtschaft“ wird deutlich die Entschlossenheit dargelegt, dass das Niveau der Nutzung auswärtigen Kapitals angehoben und China weiter zum Anziehungspunkt für Investitionen ausländischer Geschäftsleute werden soll. Die Vertiefung der Reformen zur Verschlankung und Dezentralisierung der Verwaltung, die Verbindung von Deregulierung und Kontrolle sowie die Optimierung der Dienstleistungen der Verwaltung sollen weiter vorangetrieben und mit vereinten Kräften eine Win-win-Situation für beide Seiten verwirklicht werden.

Fazit

Sowohl China als auch Deutschland profitieren von der Globalisierung der Wirtschaft,  vom Freihandel und von internationalen Investitionen, deshalb sollte dieses Wirtschaftssystem von beiden Seiten gepflegt werden. Dies ist angesichts der heutzutage wachsenden Tendenz zum Protektionismus besonders wichtig. Wir hoffen, dass die deutsche Regierung und die betreffenden Institutionen genau wie die chinesische Regierung das richtige Signal an deutsche Unternehmen senden und reguläre wirtschaftliche Kooperationen weiter fördern werden.

 

China International Investment Promotion Agency (Germany)

18. Juli 2017

 

Ansprechpartner: TANG Zheng,  stellvertretender Direktor der China International Investment Promotion Agency (Germany).

Telefon: 069 2475 68020

E-Mail: tangzheng@fdi.gov.cn

Die China International Investment Promotion Agency (Germany) mit ihrem Büro in Frankfurt ist die offizielle Vertretung der dem chinesischen Handelsministerium MOFCOM unterstehenden Investmentagentur China Investment Promotion Agency (CIPA).

www.cipaeu.com

 

Jifeng baut Anteil an Grammer aus

Ningbo Jifeng baut seine Beteiligung am bayerischen Automobilzulieferer Grammer aus. Seit der letzten Ad hoc-Mitteilung der Amberger Ende Mai hat der strategische Investor und Partner aus China seinen Anteil von 15,07% auf mittlerweile 20,01% erhöht. Hierfür dürfte Jifeng nochmals schätzungsweise 30 Mio. EUR in die Hand genommen haben. Damit bekommt Grammer weitere Rückendeckung aus China im Abwehrkampf gegen die bosnische Investorenfamilie Hastor.

Einem Grammer-Sprecher zufolge hielt Hastor zuletzt eine Beteiligung von rund 22% an dem Autositzhersteller  – darunter  rund 19,2% über die Vehikel Halog und Cascade International. Die Hastors wollten den Grammer-Vorstand Hartmut Müller bei der Hauptversammlung im Mai absetzen und den Aufsichtsrat neu besetzen, scheiterten aber mit ihren Anträgen. Die Bosnier hatten 2015 mit einer Reihe von Übernahmen deutscher Autozulieferer für Aufregung gesorgt. Vergangenes Jahr eskalierte ein Streit mit Volkswagen und zog Produktionsausfälle beim größten deutschen Automobilkonzern nach sich. Laut Medienberichten werden daher die Versuche von Nijaz Hastor und seiner Familie, die Kontrolle über Grammer zu erlangen, in der deutschen Automobilbranche mit Argwohn betrachtet.

Seit Februar sind Grammer und Ningbo Jifeng strategische Partner. Für den Einstieg mithilfe einer Pflichtwandelanleihe über 9,2% der Unternehmensanteile legten die Chinesen 60 Mio. EUR auf den Tisch. Nach den Zukäufen an der Börse dürfte das Gesamtinvestment mittlerweile bei rund 135 Mio. EUR liegen. Beide Partner sind im Bereich Sitze und Fahrzeuginnenausstattung tätig und planen die Zusammenarbeit in Asien und insbesondere China auszubauen. Grammer erzielte im vergangenen Jahr mit 12.000 Mitarbeitern bei einem Umsatz von fast 1,7 Mrd EUR ein Vorsteuerergebnis (EBIT) von 73 Mio. EUR. Die Marktkapitalisierung liegt derzeit bei rund 592 Mio. EUR, die des Partners Jifeng bei umgerechnet circa 1 Mrd. EUR.

Cathay scheitert mit Angebot für Epigenomics

Alternativen gesucht: Nach der gescheiterten Übernahme muss Epigenomics auf anderem Weg neue Geldmittel suchen. 并购交易失败后,Epigenomics寻找其它融资机会。Bild: Epigenomics AG

Cathay Fortune International ist mit dem öffentlichen Übernahmeangebot für den deutschen Biotechspezialisten Epigenomics gescheitert. Wie die Berliner Gesellschaft mitteilt, verfehlte Summit Hero, das Übernahmevehikel der chinesischen Beteiligungsgesellschaft, die erforderliche Mindestannahmeschwelle von 75%. Mit Ablauf der Annahmefrist am 7. Juli hielt Summit lediglich 62,13% der Anteilsscheine. Der Aktienkurs von Epigenomics brach nach Bekanntwerden der gescheiterten Übernahme ein.

„Es ist bedauerlich, dass das Übernahmeangebot nicht erfolgreich war“, kommentiert Greg Hamilton, CEO von Epigenomics in der Mitteilung die gescheiterte Transaktion. Auf der Hauptversammlung Ende Mai hatte Hamilton den Aktionären die Annahme des Angebots empfohlen. Die Offerte über 7,52 Euro pro Aktie entsprach einem Plus von fast 50% gegenüber dem gewichteten durchschnittlichen dreimonatigen Börsenkurs vor Bekanntgabe der Übernahmeabsicht Ende April. Damit wurden die Berliner von der Hongkonger Gesellschaft mit 171 Mio. EUR bewertet. Neben dem Aufschlag für die Anteilseigner hatte der Epigenomics-Chef Vorteile auf der Aktionärsversammlung als Vorteil der Offerte den Zugang zu frischem Geld für Epigenomics zur Stärkung von Forschung und Entwicklung genannt, „Wir werden nun sorgfältig alternative Finanzierungsmöglichkeiten prüfen, um zukünftig unsere Produkte erfolgreich zu vermarkten und innovative Krebstests zu entwickeln“, meint Hamilton jetzt angesichts der Schlappe.

Die 1998 ins Leben gerufene Epigenomics ist im Bereich Molekulardiagnostik tätig und entwickelt Mittel für die Früherkennung und Diagnose von Krebserkrankungen. Das Hauptprodukt des Unternehmens ist Epi proColon, ein Bluttest zur Darmkrebsfrüherkennung. Daneben arbeitet der Berliner Biotechspezialist an der Zulassung zu einem Mittel für die Erkennung von Lungenkrebs. Epigenomics beschäftigt rund 40 Mitarbeiter. 2016 verdoppelte das Biotechunternehmen seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr auf 4,2 Mio. EUR. Cathay Fortune International wurde 1998 in Shanghai gegründet. Seit 2009 ist die Beteiligungsgesellschaft auch in Hongkong registriert. Cathay investiert vorwiegend in die Bereiche Telekommunikations- und Netzwerkausrüstung, Automatisierung, chemische Grundstoffe, Biomedizin, Luftfahrt und Bergbau. Bereits im November vergangenen Jahres stieg Cathay Fortune über eine Kapitalerhöhung mit Privatplatzierung bei Epigenomics ein und erwarb 2,15% der Anteile an den Berlinern.

Start-ups in China

创新想法: 小黄车树立榜样,用租赁自行车想法创建成功初创公司。Bildquelle: Adobe Stock; © XtravaganT

Die Start-up-Szene in China hat für Außenstehende in den vergangenen Jahren nahezu unbemerkt enorm an Größe und Einfluss gewonnen. Durch Investitionen von vornehmlich privaten Geldgebern gesellt sich das Land mittlerweile zu den bekannten Start-up-Hochburgen USA und Israel. Die Vorbilder vieler Chinesen sind schnell ausgemacht: Die Internet-Giganten Baidu, Alibaba und Tencent (BAT) lassen die Augen junger Gründer aufleuchten. Viele Unternehmer sind angespornt, wollen Jack Ma, dem Gründer von Alibaba, oder Pony Ma von Tencent nacheifern. Sie stellen sich die berechtigte Frage: „Warum sollte ich eigentlich nicht auch so erfolgreich werden?“

An Venture Capital mangelt es nicht

Die Digitalisierung, die enorme Größe und Dynamik des chinesischen Marktes und die Verfügbarkeit von Kapital haben den privaten Sektor in China stimuliert. 2015 unterstützte die chinesische Regierung Neugründungen im Land mit 231 Milliarden US-Dollar. Geld ist also ausreichend da. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum haben die USA 50 Milliarden US-Dollar in ihre Start-ups investiert, Europa hat 10 Milliarden Euro ausgegeben und Deutschland ganze 2 Milliarden Euro.

Innovationen in China kommen heute aber vermehrt aus dem privaten Bereich. Chinesische Unternehmen sind vielfach führend in Bereichen wie Internet Finance, New Social Media, Artifical Intelligence oder auch Virtual und Augmented Reality. Dagegen entwickeln sich in den Augen vieler Chinakenner die Staatsbetriebe immer mehr zu Wachstumsbremsen.

51 der 203 nicht börsennotierten Unternehmen, die laut CB Insights aktuell mit einer Milliarde US-Dollar oder mehr bewertet werden, kommen aus China. 106 dieser sogenannten Einhörner (engl. Unicorns) kommen aus den USA.

 Mobilität ist eines der Top-Themen in China

Abseits der unzähligen Start-ups im Bereich Elektroautos feiern Fahrradvermietungsfirmen wie Xiaoming Danche, Ofo und Mobike große Erfolge. Mit ihren bunten Farben verändern sie das Stadtbild von Peking, Shanghai und vieler anderer chinesischer Städte (bislang 30 an der Zahl). Sie sind eine saubere Alternative im ohnehin überlasteten Stadtverkehr – und dabei sehr erfolgreich: Mobike kann mit mehr als 200 Millionen Fahrtenvermittlungen innerhalb eines Jahres aufwarten. Das Unternehmen hat 300 Millionen US-Dollar von Risikokapitalgebern eingesammelt. Wettbewerber Ofo wird bereits mit über einer Milliarde US-Dollar bewertet.

Chinesische Gründer überraschen mit innovativen Ideen

Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass man in China Geschäft mit der Vermietung von Fahrrädern machen kann? Ofo und Co. bringen aber nicht nur Räder an die Frau und den Mann, sie sammeln dabei auch jede Menge Nutzerdaten und werten sie aus. Dank der Digitalisierung sind hier neue Geschäftsfelder erschlossen worden, die nicht nur in China funktionieren. Die Gründer haben längst Ambitionen, auch ins Ausland zu expandieren.

Ein funktionierendes Ökosystem, wie es zum Beispiel in Israel existiert, entwickelt sich auch in China. Dieses setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen, die sich gegenseitig beflügeln und ergänzen: Da wäre zum einen die universitäre Forschung und der persönliche – vom Staat geförderte – Drang der jungen Menschen nach Innovation. Dazu kommen die finanzielle Unterstützung von öffentlicher Hand und Privatsektor sowie die gute technische Infra- und Internetstruktur. Dieser Mix ist es, der noch viele weitere innovative Unternehmen in China entstehen lassen wird. Die Zeit neigt sich dem Ende, in der das Land lediglich für die Qualität seiner Kopien bekannt war.

Lesen Sie zum Thema Start-ups auch die folgende Studie der KPMG: „The changing landscape of disruptive technology – Global Technology Innovation Hubs“.

Die Veröffentlichung des Beitrags erfolgt mit freundlicher Genehmigung der KPMG. Der Beitrag ist im Original auf dem Portal „Klardenker“ der KPMG und über den KPMG China Newsletter verfügbar. Den KPMG China Newsletter können Sie hier abonnieren.

„Wir verfolgen strategisch ausgerichtete, langfristige Investitionen aus China“

Attraktiver Standort: Das Saarland lockt auch zahlreiche chinesische Investoren an. Bildquelle: Adobe Stock; © sergeewitsch

Mit knapp einer Million Einwohnern ist das Saarland Deutschlands kleinstes Bundesland. Winzig im Vergleich zu chinesischen Dimensionen. Und doch wachsen die wirtschaftlichen Verbindungen kontinuierlich. Die Unternehmeredition sprach am Rande einer Investmentkonferenz in der ostchinesischen Küstenstadt Weihai mit Anja Petschauer von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH (gwSaar). Das Interview führte Markus Rieger.

Unternehmeredition: Frau Petschauer, was verbindet das Saarland mit China?

Anja Petschauer: Sehr viel. Wir arbeiten schon seit Jahren intensiv mit chinesischen Partnern zusammen. Einige Großunternehmen haben sich im Saarland angesiedelt und es gibt zahlreiche Joint Ventures. In fast allen Fällen verfolgen wir strategisch ausgerichtete, langfristige Investitionen aus China, die in unserer Region auch Arbeitsplätze schaffen.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Gerne. Da wäre beispielsweise das Joint Venture zwischen der Vensys Energy AG und Goldwind aus China, das bereits seit 2003 besteht. Damals war Vensys noch ein Start-up, verfügte aber über eine Technologie zur Herstellung getriebeloser Windkraftanlagen. Die Drehzahl des Rotors wird hier direkt auf den Generator übertragen – ohne wartungsintensives, verschleißanfälliges Getriebe. Goldwind Science & Technology Co. Ltd. ist der größte chinesische Hersteller von Windturbinen. Als Anker-Investor der Vensys Energy AG trug man dazu bei, dass die Vensys-Technologie heute weltweit in über 12.500 Einheiten installiert ist und man global zur Nummer Zwei bei der Herstellung getriebeloser Generatoren aufgestiegen ist. Das Investment von Goldwind half, die Produktionslinie aufzubauen. Auch in China generiert das Joint Venture weiteres Wachstum.

In welchen Bereichen sehen Sie die nächsten großen Greenfield-Investments bzw. wo würden Sie sich diese am meisten wünschen?

Nun, wir sind ein Industriestandort und deshalb immer an Produktion interessiert. Die zentrale Lage, die gute logistische Anbindung sowie die traditionelle Industrieausrichtung des Saarlandes machen den Standort für produzierende Unternehmen interessant. Die Forschungslandschaft steht für die Kompetenz des Standorts für wissensbasierende Industrien. Wir freuen uns zum Beispiel sehr, dass sich das Helmholtz-Institut für IT-Security mit geplanten 500 Forschern und Wissenschaftlern direkt am Campus der Universität ansiedeln wird. Start soll bereits Ende 2017 sein. In diesem Umfeld sind auch Unternehmen aus China jederzeit willkommen, mit einer Ansiedlung zu profitieren.

Auch Firmenübernahmen durch chinesische Investoren wie etwa bei Saargummi kommen mittlerweile häufiger vor. Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit den neuen Eigentümern aus dem Reich der Mitte?

Die Erfahrungen sind äußerst positiv. Das Industriekonglomerat Chongqing Light Industry & Textile Holding (CQLT) hat im Fall Saargummi seine Arbeitsplatzgarantien als Eigentümer auch über die vereinbarten Zeiträume hinaus eingehalten. Es wurde ein klares Bekenntnis zum Standort abgegeben und über den damaligen Kaufpreis hinaus weiter investiert. Die Produktentwicklung ist weiterhin im Saarland ansässig. Saargummi ist mit über 800 Mitarbeitern Hersteller von Endlosgummi-Dichtungen für den Automobilsektor.

 

Das Interview entstand während der 3. Delegationsreise der China Investment Promotion Agency (CIPA), die eine rund 25-köpfige deutsche Delegation aus Experten und Unternehmern vom 18. bis zum 25. Juni in die Städte Hangzhou(Hauptstadt der Zheijang-Provinz) sowie die Städte Zibo und Weihai in der Provinz Shandong führte. Die Publikation erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Unternehmeredition.

www.unternehmeredition.de

 

Anja Petschauer von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH (gwSaar).
Anja Petschauer von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH (gwSaar).

Zur Person

Anja Petschauer ist seit 2009 Director Marketing der gwSaar – Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH. Sie ist unter anderem für die internationalen Beziehungen und das weltweite Partnernetzwerk der gwSaar verantwortlich.

www.strukturholding.de