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Chinas Biotech-Revolution

Die medizinische Biotechnologie ist eine hoch dynamische, doch sehr spezielle Branche. Einerseits multinational bestens vernetzt, andererseits akademisch geprägt und teils nerdig. Die zahlreichen deutsch-chinesischen Kooperationen funktionieren ebenfalls nach etwas anderen Regeln als in den klassischen Industrien. Doch auch hier spielen Beteiligungen und Übernahmen eine zunehmend wichtigere Rolle. Von Mark Fehr

Wer in die weltweit vernetzte Biotech-Branche investieren will, muss über viele internationale Ecken spielen. Wie das funktioniert, lässt sich am Beispiel der Münchner Beteiligungsgesellschaft TVM Capital Life Science beobachten. TVM hat 2015 einen 50 Mio. USD großen Venture-Capital-Fonds namens China Biopharma Capital I aufgelegt. Beraten wird der Fonds von TVMs Hongkonger Büro aus. Mit an Bord ist die chinesische Pharmafirma Lummy aus der zentralchinesischen Metropole Chongqing. Lummy notiert an der Börse in Shenzhen und beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter. Das Fondskapital soll in westliche Jungunternehmen aus der Biotech-Branche fließen, deren Produkte sich für die Lizenzierung, Entwicklung und Vermarktung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt eignen könnten. Seit September 2016 gehört nun das Start-up Quantapore aus dem Silicon Valley zum Portfolio, welches eine besonders kostengünstige Plattform für die Entschlüsselung von menschlichen Erbinformationen entwickelt.

Professor Ole Döring, Direktor, SIGENET

„Chinesischen Wissenschaftlern steht eine sehr leistungsfähige Informationstechnologie zur Verfügung.“ (Professor Ole Döring, Direktor, SIGENET)

Vermarktung im Reich der Mitte

Umsätze chinesischer Biopharmazieeunternehmen (in Mrd. RMB - Quelle: CIConsulting)
Umsätze chinesischer Biopharmazieeunternehmen (in Mrd. RMB – Quelle: CIConsulting)

Diese TVM-Transaktion setzt auf Produktentwicklung im Westen und die Vermarktung in China. Dazu passt, dass der wegen des steigenden Wohlstands und der alternden Gesellschaft wachsende chinesische Gesundheitsmarkt ein Absatzvolumen verspricht, das groß genug ist, um die hohen Forschungsausgaben für biotechnische Innovationen amortisieren zu können. Aber die Zusammenarbeit mit China ist in der Biotech-Branche keine Einbahnstraße. Denn Chinas ehrgeizige Wissenschaftler und Forschungsinstitutionen beschleunigen die Entwicklung von neuen Produkten in der medizinischen Biotechnologie, sodass die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern nicht nur bei der Markterschließung helfen kann, sondern auch bei der Suche nach neuen Ideen.

Kulturelle Wurzeln

„Die chinesische Kultur ist eine Bildungskultur, in der Lernen und Wissen anerkannte Werkzeuge beim gesellschaftlichen Aufstieg sind“, sagt Ole Döring, Professor am Ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin und Direktor des Sino-German Network for Public Health and Bioethics (SIGENET) an der Charité. Chinesische Wissenschaftler und Naturwissenschaftler in der Bioforschung seien ganz besonders leistungsbereit und leistungsfähig. Chinaexperte Döring forscht zur Medizin- und Bioethik und hat daher tiefe Einblicke in den chinesischen Wissenschaftsbetrieb, insbesondere in die medizinische und biotechnische Forschung.

Praxisnahe Forschung

Quellen: dealogic, eigene Recherche; n.v.: nicht veröffentlicht
Quellen: dealogic, eigene Recherche; n.v.: nicht veröffentlicht

Westlichen Unternehmen kann bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Wissenschaftlern entgegenkommen, dass die Übergänge zwischen akademischer Forschung und praktischer Anwendung in China laut Döring viel fließender verlaufen als zum Beispiel in Deutschland. Von chinesischen Forschungsinstituten werde regelrecht erwartet, dass sie mit ihren Ergebnissen Geld verdienen. „Das chinesische Forschungssystem ist sehr modern und den chinesischen Wissenschaftlern steht eine sehr leistungsfähige Informationstechnologie zur Verfügung“, beobachtet Döring. Die IT-Qualität ist in der Biotechnologie besonders entscheidend, wo viele Experimente per Computer berechnet werden. So qualifizierte sich das renommierte Beijing Genomics Institute (BGI) mit Sitz in der Industriestadt Shenzhen schon in den 1990er-Jahren als einziger Vertreter eines Entwicklungslandes für die Teilnahme am internationalen Humangenomprojekt (HGP), bei dem sich Wissenschaftler aus aller Welt zur systematischen Erforschung der menschlichen Erbanlagen zusammenschlossen, um etwa Therapien gegen Erbkrankheiten zu entwickeln.

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Chinesisch-chinesischer Deal in Deutschland

Kohle für China: EKOF kann mit seinem Verfahren Kohle und andere Mineralien aus feinkörnigen Substanzen herausfiltern. EKOF拥有分离微型碳颗粒及其他所需微粒的工艺技术. Bildquelle: Adobe Stock; © Modella

Der Hongkonger Investor REFD erwirbt 100% an der Bochumer EKOF Mining & Water Solution GmbH. Verkäufer ist die KHD Humboldt Wedag International AG, Tochter eines chinesischen Staatskonzerns. REFD ist das Investitionsvehikel einer chinesischen Familie, die bisher nicht namentlich in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten ist. Für den chinesischen Käufer ist die Übernahme des mittelständischen Chemieunternehmens die erste Transaktion in Deutschland.

Die 1921 gegründete EKOF ist auf Produkte im Bereich der Flotation und der Wasserbehandlung spezialisiert. Für die Flotation, einem Verfahren zur Filterung von Mineralien und anderen Rohstoffen aus einer feinkörnigen Masse durch Schaumschwimmaufbereitung, bietet das Traditionsunternehmen sowohl Anlagen also auch die für das Verfahren notwendigen Reagenzien an.

Der Verkäufer KHD Humboldt Wedag ist selbst mehrheitlich in chinesischer Hand. 2013 stieg der Staatskonzern Aviation Industry of China (AVIC) zunächst mit einer Beteiligung von 19% in den Kölner Maschinen- und Anlagenbauer ein. Mittlerweile hält AVIC einen Anteil von annähernd 80% an dem Zementindustrieunternehmen. Der chinesische Konzern ist in Deutschland bereits mehrfach als Investor aufgetreten: Allein im Jahr 2014 übernahm AVIC mit Koki, Kokinetics und Hilite International drei deutsche Automobilzulieferer.

Zum Kaufpreis und weiteren Einzelheiten der Akquisition von EKOF äußerten sich die beteiligten Parteien nicht. Beraten wurde REFD durch GvW Graf von Westphalen. Erst im April hatte die Kanzlei mit Romaco einen anderen chinesischen Investor bei seiner ersten Transaktion in Deutschland begleitet.

Erste Erfahrungen mit neuer Regulierung für Auslandsbeteiligung in China

Mit Wirkung zum 1. Oktober 2016 wurde das in China geltende Verfahren zur Gründung und Änderung ausländisch investierter Unternehmen (Foreign-Invested Enterprises – „FIE“) durch eine Gesetzesänderung wesentlich vereinfacht. Zuvor musste die Gründung eines FIE beim chinesischen Handelsministerium (MOFCOM) im Vorhinein genehmigt und bei der Handelsregisterbehörde registriert werden.

Umstellung auf Meldeverfahren

Anstelle des Genehmigungsverfahrens ist seit Oktober letzten Jahres ein vereinfachtes Meldeverfahren getreten, dessen Einzelheiten in der am 8. Oktober 2016 in Kraft getretenen Meldeverordnung durch das MOFCOM geregelt wurden. Solange die Unternehmenstätigkeit des FIE keiner speziellen Verwaltungsbeschränkung unterliegt, bedarf es nun lediglich einer nachträglichen Anmeldung. Ausschlaggebend dafür, ob eine Verwaltungsbeschränkung vorliegt, ist die neue „Negativliste“, die in dem sogenannten Investitionslenkungskatalog (Catalogue for the Guidance of Foreign-Investment Industries) enthalten ist, der am 28. Juli in Kraft getreten ist. Die Anmeldung (Record Filing) durch das FIE erfolgt über ein Online-System auf der Seite des MOFCOM und kann entweder vor Erhalt der neuen oder geänderten Geschäftslizenz oder bis zu 30 Tage danach vorgenommen werden. Die einzureichenden Unterlagen sind ebenfalls online hochzuladen, wobei sich die Anzahl der erforderlichen Dokumente deutlich reduziert hat. Sind alle Unterlagen eingereicht, soll die Bearbeitungsdauer drei Arbeitstage betragen.

Für M&A-Transaktionen mit Auslandsbeteiligung blieb es allerdings zunächst auch unter der oben genannten Gesetzeslage weiterhin bei dem zähen Genehmigungsprozess. M&A-Deals wurden folglich bei der Anwendung der Meldeverordnung erst einmal ausgeklammert.

Neu: einfache Anmeldung auch bei M&A-Transaktionen

Doch am 30. Juli wurde die Meldeverordnung vom MOFCOM abgeändert und das Meldeverfahren für ausländische Investments auch auf M&A-Transaktionen ausgeweitet. Zusammen mit der neuen Verordnung hat das MOFCOM eine Ankündigung (Nr. 37) erlassen, die Details zur Implementierung der Novellierung sowie auch das geänderte Antragsformular für die Errichtung eines FIE (Incorporation Application) sowie jenes für die Änderung eines FIE (Change Application) beinhaltet.
Die Umsetzung kam schneller als erwartet. Erst zwei Monate zuvor hatte das MOFCOM einen Überarbeitungsentwurf der Meldeverordnung veröffentlicht.

Wesentliche Änderungen der Meldeverordnung

Auch Übernahmen rein inländischer Unternehmen durch ausländische Investoren unterliegen nun nur noch der Meldepflicht und sind mithin genehmigungsfrei, sofern die Unternehmenstätigkeit der Zielgesellschaft nicht unter die Negativliste fällt. Ebenso unterfallen strategische Investments an börsennotierten Unternehmen der neuen Meldepflicht. „Strategische Investments“ umfassen dabei den Kauf sogenannter „A-Shares“ börsennotierter Unternehmen durch mittel- oder langfristige strategische Fusionen oder Investments einer gewissen Größenordnung. Die in Shanghai und Shenzhen gelisteten A-Shares sind in der Regel nur für ausgewählte ausländische institutionelle Investoren handelbar.

Nach der geänderten Meldeverordnung werden der Erwerb einer inländischen Gesellschaft sowie auch strategische Investments in inländische börsennotierte Unternehmen durch ausländische Investoren nun wie die Errichtung eines FIE behandelt. Entsprechend ist bei der Anmeldung eines Unternehmenskaufs oder eines strategischen Investments der Antrag für die Errichtung eines FIE auszufüllen. Hingegen wird ein strategisches Investment durch einen neuen ausländischen Investor, der in ein bestehendes, börsennotiertes FIE investiert, wie die Änderung eines FIE behandelt. Ebenso verhält es sich, wenn sich die Eckdaten einer M&A-Transaktion ändern, beispielsweise die Zahlungsmethode oder der Kaufpreis. In diesen Fällen ist die Anmeldeform für die Änderung eines FIE heranzuziehen, wobei die Änderungen innerhalb von 30 Tagen angezeigt werden müssen.

Genehmigungszwang für „Round-Trip-Investitionen“

Nach dem Investitionslenkungskatalog fallen sogenannte „Round-Trip-Investitionen“ durch inländische Gesellschaften nicht in den Anwendungsbereich der neuen Meldeverordnung. Das heißt, ist das Erwerbsunternehmen von inländischen Investoren im Ausland gegründet worden oder wird es von inländischen Investoren kontrolliert, muss die Transaktion daher auch weiterhin vom MOFCOM geprüft und genehmigt werden. Mit dem Beibehalten des strengeren Genehmigungsprozesses für Round-Trip-Investments gedenkt die chinesische Regierung, Kapitalabflüsse ins Ausland zu beschränken.

Erste Deal-Erfahrungen mit neuen Erfordernissen

Während nach der neuen Meldeverordnung zwar grundsätzlich weniger Begleitunterlagen zu den Anträgen notwendig sind, liegt es im Ermessen der örtlichen Behörden, über die in der Meldeverordnung aufgezählten Unterlagen hinaus auch weitere Dokumente einzufordern. Die jüngsten Deal-Erfahrungen haben gezeigt, dass der Umfang der zusätzlich geforderten Unterlagen stark von der jeweiligen Behörde abhängig ist.

Ferner sieht aber auch die geänderte Meldeverordnung neue Erfordernisse im Hinblick auf die einzureichenden Unterlagen vor:

  • So soll im Fall, dass ein ausländischer Investor Eigenkapital an einem ausländischen Unternehmen zur Zahlung nutzt, zum Beispiel bei einem Share Swap, ein sogenanntes „Outbound-Investment Certificate“

für die inländische Gesellschaft eingereicht werden, die das Eigenkapital an der ausländischen Gesellschaft erhält.

  • Ferner soll ein Struktur-Chart der Zielgesellschaft eingereicht werden, aus dem sich ergibt, von wem die tatsächliche Kontrolle auf das FIE ausgeübt wird. Die Struktur muss den „final actual shareholder“ abbilden, was nach bisheriger Erfahrung mit den chinesischen Behörden entweder eine natürliche Person sein kann oder aber eine börsennotierte Aktiengesellschaft. Dieses Erfordernis stellt insbesondere Private-Equity-Fonds vor Probleme. Der Umgang mit diesen ist nach bisheriger Erfahrung von Behörde zu Behörde unterschiedlich. So wurde ein Private-Equity-Fonds zuletzt von einer Behörde wie eine börsennotierte Aktiengesellschaft behandelt und damit auf das Erfordernis verzichtet, jede natürliche Person aufzulisten, die Anteile an dem Fonds hält. Andere Behörden zeigten sich diesem Argument zunächst nicht so aufgeschlossen. Wie bei vielen China-Deals kommt es also auch hier darauf an, Überzeugungsarbeit bei den chinesischen Behörden zu leisten.

Fazit

Die bisherige Genehmigungspraxis für ausländische Direktinvestments ist in China weitestgehend abgeschafft worden. Eine Genehmigung ist nur noch für solche M&A-Transaktionen und strategische Investments erforderlich, die unter die Negativliste fallen, sowie für Round-Trip-Investments. Die Umstellung auf die neue Meldepflicht bedeutet eine massive Erleichterung für M&A-Projekte und strategische Investments in börsennotierte Unternehmen. Durch den vereinfachten und beschleunigten Prozess wird die Transaktionssicherheit erhöht und Kosten werden verringert. M&A-Deals in China sind damit attraktiver geworden.

Dieser Beitrag erschien in Printausgabe 4-2017.

Küchenbauer Siematic geht an Nison

Der chinesische Hausgerätehersteller Nison übernimmt die Mehrheit an dem Küchenanbieter Siematic. Verkäufer sind die Familiengesellschafter Ulrich Siekmann und Kathrin André, die weiterhin eine Minderheit behalten werden. Auch die Geschäftsführung um Siekmann und Silvia Weppler soll bestehen bleiben. Löhne in Nordrhein-Westfalen wird auch künftig Hauptsitz und Produktionsstandort des Premiumanbieters von Küchenmöbeln sein. Der Abschluss der Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Zustimmung. Zu den finanziellen Details haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Siematic will in China weiter wachsen und neben dem Einzelhandelssegment insbesondere das Objektgeschäft ausbauen. Bislang war das Reich der Mitte mit einem Umsatzanteil von knapp 4% der sechstgrößte Absatzmarkt für den nordrhein-westfälischen Küchenbauer. Gerade auch durch den Ausbau des Vertriebsnetzes in China in Zusammenarbeit mit dem neuen Investor Nison verspricht sich das Unternehmen hohes Wachstumspotenzial. Siematic ist mit seinen Tochtergesellschaften und Vertriebspartnern in rund 60 Ländern vertreten. Kernmärkte des Unternehmens sind Europa und die USA.

Die Nison-Gruppe ist neben dem Bereich Haushaltsgeräte auch im Immobiliensektor tätig und betreibt zudem in Suzhou ein Hotel. Im Hausgerätesegment zählt das Familienunternehmen nach eigenen Angaben zu den führenden Anbietern in China und vereint mehrere Premiummarken unter seinem Dach. Im vergangenen Jahr erzielte Nison mit rund 10.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 900 Mio. USD.

Lince holt sich Bahntechnikspezialist mdexx

Rasende Entwicklung: Chinas Regierung fördert massiv den Eisenbahnsektor. 高速发展: 中国政府大力建设铁路交通. Bildquelle: Fotolia; © gui yong nian

Die Zhuzhou Lince Group übernimmt vollständig die mdexx GmbH aus Weyhe in Niedersachsen. Beide Unternehmen sind im Bereich Eisenbahntechnik tätig und planen eine vertiefte strategische Zusammenarbeit in Europa und China. Verkäufer ist die Münchner Private Equity Gesellschaft Quantum Capital Partners, die mit dem Trade Sale einen erfolgreichen Exit aus ihrem 2014 aufgelegten ersten Fonds verbucht. Zum Kaufpreis äußerten sich die Beteiligten nicht.

Die mdexx Gruppe erhofft sich als neues Tochterunternehmen des Eisenbahnzulieferers aus der Provinz Hunan einen besseren Marktzugang in China sowie im asiatischen Raum insgesamt. Lince zielt im Gegenzug auf eine verbesserte internationale Positionierung ab. „Die Akquisition ermöglicht uns beiden die engere Zusammenarbeit in Osteuropa“, präzisiert XIAO Yongmin, Vorstandsvorsitzender der Lince Group, die Absichten für sein Unternehmen und die neue Tochter. Die Eisenbahntechnik ist einer der zehn Kernbereiche moderner Industrien, deren technologisches Upgrade von der chinesischen Regierung im Rahmen des Entwicklungsplans „Made in China 2025“ gezielt gefördert wird.

International aktiver Mittelständler

Der norddeutsche Mittelständler mdexx entwickelt und produziert Drosselspulen, Filter, Regeltransformatoren sowie Axial und Radialventilatoren für den Eisenbahnsektor,daneben aber auch für andere Industrieanwendungen sowie den Bereich der erneuerbaren Energien. Das Unternehmen beschäftigt rund 500 Mitarbeiter in Weyhe, Trutnov (Tschechien) und Tianjin (China). Im Geschäftsjahr 2015/16 erwirtschaftete mdexx einen Umsatz von circa 51 Mio. EUR und verzeichnete beim Ergebnis einen Fehlbetrag von rund 200.000 EUR. 2014/15 hatte das Minus noch bei 3,98 Mio. EUR gelegen. Im laufenden Geschäftsjahr soll laut Verkäufer Quantum Capital eine nachhaltige Rückkehr in die Gewinnzone endgültig gelingen.

Wichtiger Player in China

Die 1979 gegründete Lince mit Hauptsitz in Zhuzhou gilt als ein wichtiger Zulieferer für den chinesischen Eisenbahnsektor. Das Unternehmen stellt vorwiegend Strukturkomponenten sowie Lüftungs- und Kühlungssysteme her. Mit über 3.000 Mitarbeitern erwirtschaftete Lince im vergangenen Jahr einen Umsatz von umgerechnet rund 450 Mio. EUR. Bei der Akquisition von mdexx wurde Lince von Rödl & Partner in rechtlichen, steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen beraten.

Tencent und Navinfo machen Rückzieher bei Here

In der Sackgasse: CFIUS macht Tencent und Navinfo einen Strich durch die Rechnung. 美国监证会的否决使腾讯和四维图新的注资计划搁浅. Bildquelle: Fotolia; © Syda Productions

Das Konsortium aus Tencent, Navinfo und Singapurs Staatsfonds GIC gibt sein Vorhaben auf, einen Anteil von 10% an Here zu erwerben. Das teilt der chinesische Kartendienst Navinfo in einer Unternehmensmeldung mit. Die Zusammenarbeit mit den Eigentümern von Here, den deutschen Autokonzernen Audi, BMW und Daimler, sei reibungslos verlaufen und neben der Beteiligung gemeinsam geplante Projekte sollen auch nach dem Scheitern der Transaktion fortgesetzt werden. Ausschlaggebend für die Aufgabe der Beteiligung sei das Ausbleiben einer Genehmigung durch das Committee on Foreign Investments in the United States (CFIUS).

Laut der Unternehmensmeldung habe Navinfo aktiv mit CFIUS zusammengearbeitet und in zehn Fällen Anfragenkataloge der US-Aufsichtsbehörde beantwortet. Letztlich habe man keinen positiven Bescheid bekommen, sodass das Konsortium das Beteiligungsvorhaben aufgab. Über die Gründe für die Blockadehaltung von CFIUS wird in den Medien spekuliert. Ein Grund könnte sein, dass auch der amerikanische Chipriese Intel an Here beteiligt ist. In einem anderen Fall hatte US-Präsident Donald Trump auf Empfehlung von CFIUS erst Mitte September die geplante Übernahme des Halbleiterherstellers Lattice durch den chinesischen Private Equity Fonds Canyon Bridge untersagt. In Deutschland scheiterte im vergangenen Jahr die Übernahme von Aixtron durch Fujian Grand Chip Investment ebenfalls an einem Veto des damaligen Präsidenten Barack Obama – ausschlaggebend war auch damals die Ablehnung der Transaktion durch CFIUS.

Konkurrenz für Google & Co.

Das asiatische Konsortium um Navinfo gab die geplante 10%-Beteiligung Ende Dezember vergangenen Jahres bekannt. Demnach hätte die Transaktion  im ersten Halbjahr 2017 abgeschlossen sein sollen. Audi, BMW und Daimler hatten Here 2015 für 2,6 Mrd. EUR von dem finnischen Telekommunikationsausrüster Nokia erworben. Die drei deutschen Autobauer wollten mit der Akquisition von Here sicherstellen, dass die US- Internetriesen Google und Apple künftig nicht alleine über Schlüsseltechnologien für Assistenzsysteme, Navigation und autonomes Fahren verfügen werden.

Kooperation wird fortgeführt

Die Konsortiumsmitglieder planen auch nach der geplatzten Beteiligung die Zusammenarbeit mit Here fortzusetzen. So will Tencent die Karten- und Lokalisierungsdienste von Here in die eigenen Produkte und Services zu integrieren. Navinfo wird mit der ehemaligen Nokia-Tochter ein Joint-Venture für Navigationsservices in China gründen. Das Gemeinschaftsunternehmen soll unter anderem hochauflösende Karten auf den Markt bringen, die für die Navigation von selbstfahrenden Fahrzeugen benötigt werden.

Die Unternehmensmeldung von Navinfo (auf Chinesisch) finden Sie hier.

Teurer als gedacht: 5,8 Mrd. EUR für ista

Viel Geld aus Hongkong: Li Ka-shings Konglomerat Cheung Kong zahlt für ista fast 5,8 Mrd. EUR. 巨额出资: 李嘉诚的长江集投资近58亿欧元收购德国智能电表公司Ista. Bildquelle: Adobe Stock; © kalafoto

Laut jüngsten Medienberichten zahlt die Hongkonger Cheung Kong Property Holdings für die Übernahme des Mehrheitsanteils an der ista international GmbH insgesamt rund 5,8 Mrd. EUR – weit über 1 Mrd. EUR mehr als ursprünglich gemeldet. Damit wird der Verkauf des deutschen Energiedienstleisters, der bisher zum Portfolio der Luxemburger Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners gehörte, auch zum bisher teuersten Private-Equity-Deal in Deutschland. Diesen Rekord hielt zuvor die 5,2 Mrd. EUR schwere Übernahme des M-DAX-Pharmakonzerns Stada durch  Bain und Cinven.

Bereits Ende Juli war der Verkauf von ista an Cheung Kong bekannt geworden. Damals hieß es jedoch aus Unternehmenskreisen, dass die Hongkonger rund 4,5 Mrd. EUR für das Essener Unternehmen auf den Tisch legen wollten. Vor einigen Tagen meldete jedoch Cheung Kong an die Hongkonger Börse, dass man rund 3,93 Mrd. EUR für die Anteile an ista aufwenden werde – 226 Mio. EUR mehr als ursprünglich vorgesehen. Hinzu kommen Bankschulden und andere Verbindlichkeiten des Targets. Laut dem Börsendokument addieren sich die Aufwendungen auf insgesamt 5,776 Mrd. EUR.

Investmentvehikel gegründet

Als künftigen Gesellschafter für ista hat der chinesische Konzern ein eigenes Investmentvehikel gegründet. Daran ist der Immobilienarm Cheung Kong Property Holdings mit 65% und der Infrastrukturspezialist Cheung Kong Infrastructure Holdings mit 35% beteiligt.

Mulitple von 13,75

Das Geschäftsmodell von ista besteht in der individuellen Erfassung und Abrechnung von Energieverbrauchdaten von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Dabei setzt der Energiedienstleister für die Messtechnik selbst entwickelte Hardware ein. Das Unternehmen beschäftigt über 5.400 Mitarbeiter und betreut mehr als 12 Millionen Wohnungen und Gewerbeimmobilien in 24 Ländern. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Essener einen Umsatz von 850 Mio. EUR. Für dieses Jahr wird ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 420 Mio. EUR erwartet. Bei dem jetzt bekannt gewordenen Preis von rund 5,8 Mrd. EUR liegt damit das Multiple des aktuellen EBITDA bei einem Wert von 13,75. Der Fonds V des Luxemburger Buyout-Spezialisten CVC Capital Partners hatte ista im April 2013 für 3,1 Mrd. EUR erworben.

One Belt, One Road macht Halt in München

Erfahrungsaustausch zu Übernahmen: Sandra Freimuth von Hauck & Aufhäuser, LIU Qiang von Fosun, Moderator Bernhard Bartsch von der Bertelsmann Stiftung, sowie Martin Laudenbach von Solvay Asia Pacific und DENG Haijun von Sany (v.l.n.r.) im Gespräch.

Mit der CEIBS hatte eine der renommiertesten Hochschulen in China zu ihrem dritten Europaforum eingeladen. Zahlreiche renommierte und prominente Experten versammelten sich am 13. September zu Vorträgen und Diskussionen in München. Im Fokus stand mit der One-Belt-one-Road-Initiative das ambitionierteste und umfangreichste Infrastrukturprojekt der Welt. Zudem berichteten Vertreter von Sany und Fosun auch über ihre individuellen Erfahrungen bei Übernahmen in Deutschland.

Die Leitlinien des Großprojekts One Belt, one Road umriss zunächst Professor DING Yuan: 2013 von Staatspräsident XI Jinping initiiert, verbindet die Initiative mit neuen Straßen- und Schienennetzen sowie Hafenprojekten über 100 Länder in Asien, Europa und Afrika. Mehr als 20% des Welthandels werden davon erfasst. Kritik von westlichen Medien kontert er mit dem Argument, dass die langfristigen Vorteile – wie bei vielen großen Entwicklungsprojekten – erst im Nachhinein deutlich würden. Ding, der als erster Professor für Finanzwissenschaften 2011 einen eigenen Hedge Fonds initiierte, ist Vizepräsident der China Europe International Business School (CEIBS). Die CEIBS wurde 1994 gemeinsam von der chinesischen Regierung und der Europäischen Union gegründet. Mittlerweile hat sich die Wirtschaftshochschule einen weltweit ein ausgezeichnetes Renommee erarbeitet. Das MBA-Programm genießt seit Jahren in Asien und weltweit ein Top-Ranking.

Ein Thema zog sich wie ein roter Faden durch die Vorträge und Diskussionen: der neue Protektionismus. Während der ehemalige italienische Ministerpräsident Romano Prodi die Wichtigkeit der Reziprozität und gleicher Bedingungen für Investoren aus beiden Ländern betonte, warnte Dr. JIANG Jianqing, Chairman des Sino-CEE Fund, die Gefahren eines einseitigen Protektionismus. Hier würden Handelsbeziehungen als ein Nullsummenspiel gesehen und dennoch am Ende alle Beteiligten als Verlierer dastehen. DUAN Wei, Geschäftsführer der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) kritisierte scharf die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker just am Tag der Veranstaltung angekündigte härtere Gangart bei Investitionen und Übernahmen durch außereuropäische Käufer.

Welche Vorteile chinesische Akquisitionen und Beteiligungen in Deutschland für beide Seiten haben können wurde in einem Panel mit Unternehmensvertretern deutlich. Neben Vertretern von Fosun, Hauck & Aufhäuser und Solvay Asia Pacific nahm mit DENG Haijun auch der Geschäftsführer von Sany Europe an der Diskussion teil Er verdeutlichte, wie die Übernahme des Betonpumpenherstellers Putzmeister die Perspektiven sowohl für den Käufer als auch für das Target mit einem Schlag änderte: Sany erhielt erstmals Zugang zum internationalen Markt und Top-Kunden in Europa. Auf der anderen Seite sah sich der Konzern zu einer Umstrukturierung gezwungen und konzentrierte sein gesamtes Betonpumpengeschäft einschließlich Forschung und Entwicklung bei Putzmeister. Positive Folge für das Target: Der Umsatz von Putzmeister stieg von 575 Mio. EUR vor der Übernahme vor fünf Jahren auf 716 Mio. EUR im vergangenen Jahr.

Bosch Mahle Turbo Systems geht an FountainVest

FountainVest Partners erwirbt komplett Bosch Mahle Turbo Systems (BMTS), ein Joint Venture der Bosch-Gruppe und des Mahle-Konzerns. Der Private-Equity-Investor beabsichtigt, alle Mitarbeiter und sämtliche Standorte zu übernehmen. Die beiden deutschen Automobilzulieferer hatten bereits im Januar bekanntgegeben, das gemeinsame Geschäft verkaufen zu wollen. Zum Preis und weiteren Konditionen äußerten sich die beteiligten Parteien nicht.

Den Verkauf an die Hongkonger Beteiligungsgesellschaft begründen die Joint-Venture-Partner damit, dass das Unternehmen weiterer Investition bedürfe, um eine kritische Größe für einen nachhaltigen Markterfolg zu erreichen. Offensichtlich waren beide Zuliefererkonzerne angesichts der absehbaren Umwälzungen im deutschen Automarkt hin zu Elektrofahrzeugen nicht mehr bereit, sich weiter in der Turboladertechnologie zu engagieren. Bosch und Mahle hatten BMTS 2008 als Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Das Joint Venture entwickelt und fertigt mit insgesamt rund 1.300 Mitarbeitern Turbolader für PKW-  und Nutzfahrzeughersteller. Die Schwerpunkte der Fertigung befinden sich im österreichischen St. Michael sowie in Shanghai. In Deutschland ist BMTS an zwei weiteren Standorten in Stuttgart und Blaichach vertreten.

FountainVest plant, das Geschäft von BMTS mit Turboladern insbesondere in China und Asien weiter auszubauen. „Wir sind davon überzeugt, dass der Markt für Turbolader auch in den kommenden Jahren weiter wachsen wird, insbesondere da dieses Produkt bei Lösungen zur Schadstoffreduktion eine Schlüsselrolle spielen wird“, erklärt Frank Tang, Mitbegründer und CEO von FountainVest. „BMTS ist aufgrund seiner hervorragenden F&E-Arbeit und fortschrittlichen Produktions­technologie bestens aufgestellt, um von dieser positiven Entwicklung der Branche zu profitieren“, so Tang weiter.

Erst im Mai hatte Bosch sein Anlassergeschäft an Käufer aus China veräußert. Der Bereich ging an ein Konsortium aus einem strategischen und einem Finanzinvestor. Gemeinsam übernahmen die Zhengzhou Coal Mining Machinery Group und China Renaissance Capital Investment die Robert Bosch Starter Motors Generators Holding für 545 Mio. EUR.

Allianz im Visier von HNA und Anbang

Der Mischkonzern HNA und der Versicherungsriese Anbang haben jeweils unabhängig voneinander den Kauf eines Mehrheitsanteils an der Allianz geprüft. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider sind die Gespräche jedoch bereits vor einiger Zeit ohne Ergebnis abgebrochen worden. Die regulatorischen Hürden seien demnach sowohl in China als auch in Deutschland als zu hoch eingestuft worden. Außerdem habe die Allianz an keinem der beiden Investoren Interesse gezeigt.

Die Auslandsbeteiligungen von Großinvestoren wie Anbang und HNA stehen in jüngster Zeit unter besonderer Beobachtung der chinesischen Aufsichtsbehörden. So wurde Anbang-Chef WU Xiaohui nach chinesischen Medienberichten vorübergehend in Gewahrsam genommen. Neben Korruptionsvorwürfen sollen hierbei auch die ausufernden Outbound-Aktivitäten seines Konzerns eine Rolle spielen. HNA hatte hierzulande mit dem Erwerb eines Anteils von knapp unter 10% an der Deutschen Bank für Furore gesorgt. Doch auch hier bremsen die Behörden in der Heimat jetzt die Auslandsaktivitäten aus. Angeblich seien die kreditgebenden Banken in China angewiesen worden, die Geldvergabe an den Konzern aus Hainan auf den Prüfstand zu stellen.

Bremse wird von beiden Seiten angezogen

Aber auch von den deutschen Behörden bläst den Käufern aus dem Reich der Mitte ein schärferer Wind ins Gesicht. Mitte Juli hat die Bundesregierung mit der neunten Änderung der Außenwirtschaftsverordnung die Bandbreite der bei Investitionen von Nicht-EU-Ausländern zu prüfenden Sektoren und den Umfang der Prüfungen erheblich verschärft. Auslöser für den Sinneswandel in der deutschen Politik waren gerade die spektakulären Übernahmen deutscher Technologieführer durch Unternehmen aus China wie die Akquisition von Kuka durch Midea. Zudem erwägt s die EZB derzeit eine Überprüfung des Minderheitsanteils von HNA an der Deutschen Bank. Grund hierfür sind die unklare Eigentümerstruktur und eine mögliche Absprache mit weiteren Großinvestoren aus Katar. Im Fall einer Beteiligung an der Allianz wäre erschwerend hinzugekommen, dass der deutsche Konzern mit einer Marktkapitalisierung von rund 80 Mrd. EUR zu den wenigen global systemrelevanten Versicherern zählt. Die europäischen und deutschen Aufsichtsbehörden werfen in solch einem Fall ein besonders strenges Auge auf das Zielunternehmen.

Bunte Investmentpalette

HNA ist seit einigen Jahren weltweit als Serieninvestor engagiert. Ein großer Teil der Beteiligungen und Übernahmen ging in Hotelketten und den Reisesektor. In Europa hat HNA unter anderem mehrere Flugzeug-Caterer in Frankreich und der Schweiz übernommen. In Deutschland hat das Unternehmen aus Hainan gerade erst die Akquisition des Anteils des Landes Rheinland-Pfalz in Höhe von 82,5% am Regionalflughafen Frankfurt-Hahn abgeschlossen. In Österreich übernahm HNA erst jüngst den Vermögensverwalter C-Quadrat. Anbang hat in Deutschland bisher noch keine M&A-Deal über die Bühne gebracht. Der Versicherungskonzern hatte aber ebenso wie HNA zeitweise Interesse an der angeschlagenen HSH Nordbank gezeigt, legte letztlich aber kein konkretes Angebot vor.

Tencent und weitere Investoren pumpen 90 Mio. USD in elektrisches Flugtaxi

Für die weitere Entwicklung seines vertikal startenden und landenden Jets sammelt Lilium in einer Series B-Finanzierung 90 Mio. USD ein. Zu den Investoren gehören neben Tencent auch Obvious Ventures, LGT sowie Atomico. Das frische Kapital soll insbesondere in die Weiterentwicklung des fünfsitzigen Flugtaxis gesteckt werden.

Das in München ansässige Start-up Lilium arbeitet an einem Jet, der elektrisch angetrieben wird und darüber hinaus senkrecht starten und landen kann. Laut Unternehmensangaben sei man das erste Unternehmen weltweit, dem es gelungen ist, den Übergang vom Schwebemodus in den horizontalen Flug zu meistern. So sei es möglich, das Flugtaxi sowohl in kleinen Städten und Dörfern als auch in großen Stadtzentren und dicht bewohnten städtischen Gebieten einzusetzen. Da der Jet nicht nur rein elektrisch angetrieben wird, sondern darüber hinaus auch relativ leise ist, passt das Konzept der Münchner in die momentane Debatte rund um die Mobilität der Zukunft. Die nun eingeworbenen 90 Mio. USD sollen allen voran in die Weiterentwicklung des Fluggeräts investiert werden. Außerdem soll das bislang rund 70 Mitarbeiter umfassende Team signifikant ausgebaut werden.

Namhafte Investoren finanzieren das Flugtaxi

Der Gesellschafterkreis von Lilium ist nach der Series B-Finanzierung noch namhafter geworden: Noch aus der Seed-Runde ist Freigeist Capital, die ehemalige e42 von Frank Thelen, beteiligt. Ende 2016 investierte die von Skype-Gründer Niklas Zennström gestartete Venture Capital-Gesellschaft Atomico 10 Mio. EUR in das Münchner Flugtaxi und beteiligte sich im Rahmen der aktuellen Runde erneut (Ein Interview mit Yann de Vries von Atomico lesen Sie in der aktuellen Ausgabe unserer Schwesterpublikation VentureCapital Magazin). Neue Anteilseigner sind Obvious Ventures, die vom Twitter Co-Founder Ev Williams initiiert wurde, und LGT, eine internationale Privatbank und Asset Management Gruppe des Fürstenhauses von Liechtenstein. Auch der dritte neue Investor, die Tencent Holdings, ist kein Unbekannter. Der chinesische Internetriese hat u.a. internationale Schwergewichte wie den Messenger-Dienst WeChat und Riot Games im Portfolio.

ZF verkauft Sparte für Bediensysteme an Luxshare

ZF Friedrichshafen veräußert das Geschäftsfeld Fahrzeugbediensysteme an Luxshare. Auch die Sparte Radio Frequency Electronics wird von dem chinesischen Konzern übernommen. Zum Preis äußerten sich die beteiligten Parteien nicht. Laut Medienberichten soll die Summe aber unterhalb des Ende 2016 von Unternehmensseite angedeuteten Zielbetrags von 1 Mrd. EUR liegen. Die Transaktion ist noch von der Zustimmung der Behörden abhängig und soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen hatte das in Radolfzell ansässige Geschäftsfeld Bediensysteme erst 2015 mit der Akquise des amerikanischen Unternehmens TRW Automotive übernommen. Schon im Sommer 2016 veräußerte ZF die TRW-Sparte für Befestigungssysteme an einen weiteren Anbieter aus den USA. Der aktuelle Verkauf des profitablen Bereichs Bediensysteme ist offensichtlich der strategischen Neuausrichtung des Zulieferkonzerns auf das Zukunftsfeld autonomes Fahren geschuldet.

Luxshare plant, das Geschäftsfeld Fahrzeugbediensysteme als eigenständige Einheit zu führen und weiter in Forschung und Entwicklung zu investieren. „Wir können der Sparte Zugang zu neuen Kunden und zu Technologien aus der Unterhaltungselektronik ermöglichen, die auch für Automobilanwendungen interessant sind“, sagt die Vorstandsvorsitzende von Luxshare, WANG Laichun in einer Mitteilung. „Wir werden unsere Position im chinesischen Markt weiter verbessern und für die nötigen Wachstumsressourcen sorgen“, so Wang weiter. Hauptsitz bleibt der Standort Radolfzell am Bodensee mit seinen 1.100 Mitarbeitern. Das bisherige Management soll die Sparte auch künftig leiten.

In den Bereichen Fahrzeugbediensysteme und Radio Frequency beschäftigt ZF rund 6.000 Mitarbeiter an 16 Standorten in elf Ländern. Die beiden Sparten beliefern Kunden in Europa, Asien – insbesondere China – sowie Nord- und Südamerika. Zu den Produkten gehören Schalter, Lenkstockschaltmodule, elektronische Bedienfelder, Klimasteuerungen sowie elektrische und mechanische Lenkradsperren. Zudem zählen Regensensoren und Lichttaster, ferngesteuerte, schlüssellose und passive Zutrittssysteme sowie Reifendruckkontrollsysteme zum Produktportfolio.

Luxshare wurde 2004 von WANG Laichun und ihrem Bruder WANG Laisheng in Hongkong gegründet. Das Unternehmen hat seinen Hauptstandort in Dongguan (Provinz Guangdong) und ist seit 2010 börsennotiert. Zu den wichtigsten Produkten zählen Kabel und Steckverbinder für Computer sowie für Kommunikations- und Unterhaltungselektronik, die Automobil- und Medizintechnik. Mit seinen 35.000 Mitarbeitern erwirtschaftete der Konzern im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 2,1 Mrd. USD.