Verhalten der chinesischen Verbraucher ändert sich

Konsumverhalten in China
Quelle: Adobe Stock; © marchsirawit

Chinesische Verbraucher legen beim Kauf von nicht lebensnotwendigen Gütern ein konservativeres Verhalten an den Tag, so das Ergebnis eines Berichts des Beratungsunternehmens PriceWaterhouseCoopers. Die Konsumenten achten mehr auf die Qualität der gekauften Produkte. Einheimische Marken haben während der COVID-19-Pandemie insbesondere bei Kunden aus der Gruppe der Millennials und der Generation Z an Popularität gewonnen. Von Georg von Stein

44 Prozent der chinesischen Konsumenten rechnen dem PwC-Bericht zufolge mit höheren Ausgaben für Lebensmittel in den nächsten sechs Monaten. Gleichzeitig werden mehr Befragte ihre Ausgaben für nicht notwendigen Konsum in Mode, Gesundheits- und Schönheitsprodukten sowie Unterhaltungselektronik reduzieren.

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https://www.pwccn.com/en/industries/retail-and-consumer/publications/2022-global-consumer-insights-survey-china-report-aug2022.html

Etwa 45 Prozent der Befragten gaben an, eher einheimische Marken zu kaufen – eine Steigerung von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Chinesische Marken sind für lokale Verbraucher also attraktiver geworden.

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Die Verbraucher seien bereit, aufgrund kürzerer Lieferzeiten, bequemer Einkaufsmöglichkeiten und steigender Qualität mehr für im Inland produzierte oder bezogene Produkte zu bezahlen. Und das, obwohl die Inflation auch den chinesischen Verbrauchern große Sorgen bereitet. So gaben 50 Prozent der Befragten an, für ein Produkt mit nachvollziehbarer und transparenter Herkunft einen überdurchschnittlichen Preis zahlen zu wollen, während andere bereit sind, dies für maßgeschneiderte Produkte (47 Prozent) oder solche aus recyceltem, nachhaltigem Material zu tun oder umweltfreundliche Materialien (45 Prozent). Auch das gestiegene soziale Bewusstsein und der wertorientierte Konsum junger Käufer scheint dabei eine Rolle zu spielen. Sie legen großen Wert auf das Engagement der Einzelhändler für Umwelt, Soziales und Corporate Governance (ESG) sowie auf den Schutz personenbezogener Daten und der Privatsphäre.

Steigende Einzelhandelsumsätze

Die Einzelhandelsumsätze bei Konsumgütern stiegen laut dem chinesischen National Bureau of Statistics im August im Jahresvergleich um 5,4 Prozent auf 3,63 Bio Yuan (508,5 Mrd. USD). Das Wachstum hatte sich mit einem Anstieg von 2,7 Prozent im Juli beschleunigt. Eine wichtige Rolle dürften dabei auch Konjunkturmaßnahmen zur Ankurbelung des Konsums gespielt haben. Und die Pandemie hat das Einkaufsverhalten der Verbraucher verändert.

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So wird z.B. vielen Freizeitaktivitäten zu Hause nachgegangen. Das wiederum führt zu einer stärkeren Nutzung von Virtual-Reality-Geräten zu Unterhaltungszwecken oder dem Kauf von Produkten im Metaverse. Beispielsweise gaben 36 Prozent der befragten chinesischen Verbraucher an, in den letzten sechs Monaten VR-Headsets zum Spielen oder Ansehen von Filmen und Fernsehsendungen verwendet zu haben, Verglichen mit 16 Prozent weltweit sind das mehr als doppelt soviele Verbraucher.  23 Prozent der Befragten nutzten die Geräte gar zum Einkaufen. Verbraucher der Generation Z in China, also zwischen Mitte der 1990er und Anfang der 2010er Jahre Geborene, bevorzugen am häufigsten VR-Headsets.

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Das Metaverse wird wohl die physischen Abläufe und Strategien von Einzelhändlern schrittweise neu gestalten. Es soll ein futuristischer Marktplatz entstehen, der die realen und virtuellen Bedürfnisse der Verbraucher besser bedienen kann. Dafür, so der Bericht, wird aber staatliche Regulierung wichtig, insbesondere da die Technologie noch kaum erforscht sei.

Laut einem Bericht der Citibank könnte das Metaverse bis 2030 einen Marktwert zwischen 8 und 13 Bio. USD erreichen (unter der Annahme, dass das globale BIP über 150 Bio. USD betragen wird). Dazu passt auch die Prognose

Analystenhauses Gartner: Dort prognostiziert man, dass 25 % der Weltbevölkerung bis 2026 in irgendeiner Form des Metaversum jeden Tag mindestens eine Stunde lang nutzt, um zu arbeiten, einzukaufen, zu lernen, Kontakte zu knüpfen oder sich zu unterhalten. Entsprechend werden 30 % der Unternehmen dazu passende Produkte und Dienstleistungen auf den Markt gebracht haben.

Für die Umfrage von PwC wurden im März mehr als 500 chinesische Verbraucher aus 52 Städten befragt. Die Befragten waren 18 Jahre und älter und es wurden nur diejenigen ausgewählt, die im Vorjahr mindestens einmal online eingekauft hatten.

Quellen: PwC, China Daily

 

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.