China überholt Deutschland bei Fahrzeugexporten

Cars For Sale, Automotive Industry, Cars Dealership Parking Lot.

Im September 2022 verließen 301.000 Fahrzeuge Chinas Häfen, so die Daten der China Association of Automobile Manufacturers. Zwar zeigen die Septemberdaten einen Rückgang von 2,6 Prozent gegenüber dem Rekordhoch im August. Dennoch seien die Fahrzeugexporte im Jahresvergleich immer noch um fast 74 Prozent gestiegen. Damit scheint China Deutschland vom Platz 2 der Autoexporteure zu verdrängen. Von Georg von Stein

Rechnet man die ersten drei Quartale zusammen, kommt China auf 2,12 Mio. verkaufte Fahrzeuge. Das entspricht einem Anstieg von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr und übertrifft bereits die Gesamtmenge des Jahres 2021. Allerdings müsste man dabei differenzieren, wieviele der Exporte rein chinesische Hersteller tätigen und wieviele der Exporte von chinesischen Joint Ventures mit anderen Herstellern stammen.

Bild1_Foreign-carmakers-dominate-China-EV-exports

Bild2_Made-in-China-EV-could-turn-Sion-EU-automotive-trade-on-its-headLetztes Jahr hatten Chinas Automobilexporte zum ersten Mal die Marke von 2 Mio. Fahrzeugen erreicht. Mit dieser Zahl hat China Deutschland bereits im August als zweitgrößten Fahrzeugexporteur der Welt überholt.  Nach Japan rangiert China nun auf Platz zwei. Deutschland hat laut Verband der Automobilindustrie im gleichen Zeitraum bei den Fahrzeugexporten 1,66 Mio. Stück erreicht.

Elektroboom fördert Exportboom

Der chinesische Exportboom dürfte vor allem in der beschleunigten Bearbeitung globaler Märkte durch chinesische Autohersteller begründet sein. So verkaufte Great Wall Motors, der größte SUV- und Pickup-Hersteller Chinas, im September über 18.000 Fahrzeuge im Ausland – was einem Fünftel seines Gesamtumsatzes in diesem Monat entspricht. Insgesamt hat der Produzent aus Baoding in der Provinz Hebei in diesem Jahr 112.000 Einheiten im Ausland verkauft – 14 Prozent mehr als im Vorjahr.  Seine Go-Global-Strategie beschleunigt der Hersteller mit der Elektrifizierung als einer seiner tragenden Säulen der Unternehmensstrategie.

Auch Chinas größter Autohersteller, SAIC Motor, exportiert kräftig – im September 99.000 Fahrzeuge, 10.000 MG4 EVs davon nach Europa. In den ersten drei Quartalen konnte der Hersteller mit Hauptsitz Shanghai 688.000 Stück außerhalb Chinas verkaufen, fast 56 Prozent mehr als im Vorjahr. Im vierten Quartal soll SAIC dann ein Modell, das Qualitätsstandards in verschiedenen Ländern entsprechen soll, gar in rund 20 Ländern in Europa erhältlich machen. Mit dem Modell will man Europa zum ersten Überseemarkt werden lassen, auf dem der Jahresabsatz 100.000 Einheiten erreicht. Bis 2025 will SAIC jährlich mindestens 240.000 New Energy Vehicles (NEVs) in Europa verkaufen. Insgesamt 1,5 Mio. Fahrzeuge will man im selben Jahr an Märkte in Übersee geliefert haben.

In den ersten drei Quartalen dieses Jahres lagen die NEV-Exporte Chinas bei 389.000 Stück, doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die wichtigsten Zielländer dafür waren Belgien, Bangladesh, das Vereinigte Königreich, Indien und Thailand.

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China Exported 230,000 Vehicles In May 2022, Up 35% From 2021
https://carnewschina.com/2022/06/22/china-exported-230000-vehicles-in-may-2022-up-35-from-2021/
Bild4_Top-20-Plugin-Vehicles-in-China-August-2022
https://cleantechnica.com/2022/09/23/china-electric-car-sales-30-share-of-auto-sales-in-august/

Aber auch nach Deutschland werden mittlerweile die Autos aus China geliefert. Der Autovermieter Sixt hat einen Vertrag über rund 100.000 Elektroautos von Chinas BYD unterzeichnet.  Bis 2028 soll der Auftrag erfüllt werden, die ersten Elektrofahrzeuge sollen Sixt bereits im vierten Quartal dieses Jahres zur Verfügung stehen.

Ob die Zahlen sich allerdings weiterhin so positiv entwickeln, bleibt abzuwarten. Einer Prognose der Boston Consulting Group zufolge soll die weltweite Automobilproduktion bis zum Jahr 2025 deutlich unter ihrem bisherigen Spitzenwert von 95 Millionen Fahrzeugen (2017) bleiben. Ob bzw. wie sich dieses Szenario auf die chinesische und die deutsche Produktion auswirken wird, werden die nächsten zwei Jahren zeigen.

Quellen: China Daily, Merics, CarNews China

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.