Schon länger hatten die Wolfsburger ihre Absicht bekundet, es dem Konkurrenten BMW gleichzutun und eine Anteilsmehrheit bei ihren chinesischen Joint Ventures zu erwerben. Nun konkretisieren sich die Pläne zumindest im Bezug auf die gemeinsam mit Jianghuai Automobile Group (JAC Motors) betriebene Unternehmung JAC Volkswagen. VW wollen ihren Anteil am Joint Venture auf 75% erhöhen und so die Kontrolle bei JAC Volkswagen übernehmen.
JAC Motors zufolge wird die Erhöhung des VW-Anteils an dem Joint Venture über eine Kapitalerhöhung erreicht werden. VW soll für 4,5 Mrd. CNY (ca. 560 Mio. EUR) neu ausgegebene Aktien erwerben und damit seinen Anteil an dem gemeinsamen Unternehmen auf 75% erhöhen. JAC Motors wiederum wird neue Anteile im Wert von 840 Mio. CNY (ca. 105 Mio. EUR) zeichnen. Das eingetragene Stammkapital des Joint Ventures erhöht sich dadurch von 2 Mrd. CNY auf 7,4 Mrd. CNY. Damit ist VW nach BMW der zweite ausländische Autobauer, der die Mehrheit an einem Joint Venture übernimmt, seit der chinesische Gesetzgeber im Jahr 2018 die Limitierung von ausländischen Beteiligungen bei Automobilherstellern aufgehoben hat. Darüber hinaus will VW auch bei seinem chinesischen Partner mit einsteigen und peilt hier den Erwerb von 50% der Anteile an. Dafür will Wolfsburg nochmals rund 500 Mio. EUR bereitstellen. Beide Transaktionen sind noch vorbehaltlich einer behördlichen Zustimmung, die aber als sehr wahrscheinlich gilt.
Fokus auf E-Mobilität
VW will sich mit JAC Volkswagen Automotive weiter auf die Produktion von E-Autos konzentrieren. Fünf neue Modelle sind bereits geplant und bis zum Jahr 2025 sollen 250.000 Autos pro Jahr vom Band rollen. Dabei werden Umsätze von 30 Mrd. CNY (ca. 3,75 Mrd. EUR) anvisiert. Bis zum Jahr 2029 soll die Produktion sukzessive auf 400.000 Stück gesteigert werden. Die dann erzielten Umsätze sollen rund 50 Mrd. CNY erreichen. Um diese ehrgeizigen Ziele zu verwirklichen, plant VW Investitionen von wenigsten 1 Mrd. EUR (ca. 8 Mrd. CNY). Unter anderem soll dafür ein neues Werk in Hefei (Anhui) errichtet werden.
Bisher allerdings blieben die Niedersachsen bei JAC Volkswagen eher glücklos. Als das jüngste der drei chinesischen Joint Ventures von VW, gegründet im Jahr 2017, blieb es im Gegensatz zu den Kooperationen mit FAW und SAIC bisher unprofitabel. In den vergangenen beiden Jahren generierte JAC Volkswagen Verluste in Höhe von 630 Mio. CNY. Diesen stand im Jahr 2019 ein Betriebsergebnis von 220 Mio. CNY gegenüber. Die Übernahme der Kontrolle bei JAC Volkswagen durch VW und der Einstieg bei JAC sind bereits der zweite Streich in China innerhalb kurzer Zeit. Erst vor einigen Tagen meldete der Autobauer seinen Einstieg beim chinesischen Batteriehersteller Gotion.
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