China nach dem Nationalen Volkskongress: Das Dreimaldrei für Anleger

Beim 13. Nationalen Volkskongress (NPC) in Peking stand zwar das Thema Hongkong mit nationalen Sicherheitsgesetzen ganz oben auf der Agenda. Aber mit dem Abschluss der jährlichen „Zwei Sitzungen“, bei denen Mitglieder des NPC und des Nationalkomitees der Chinesischen Politischen Beratenden Volkskonferenz zusammenkamen, wurden auch wirtschaftspolitisch neue Weichen gestellt – für eine Volkswirtschaft, in der das Schlimmste der Corona-Pandemie vorerst überstanden ist.

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Drei kurze Thesen zum Status Quo von Chinas Wirtschaftskraft:

1. Die Wirtschaftstätigkeit nähert sich einem normalen Niveau. Die Aktivität im Industriesektor hat sich weitgehend normalisiert; der Dienstleistungs- und der Konsumsektor hinken noch hinterher, aber wir erwarten weitere allmähliche Erholung.

2. Die Gewinnerwartungen im ersten Quartal waren negativ – aber wir schätzen, dass die Gewinne im weiteren Verlauf des Jahres 2020 Boden gutmachen und 2021 wieder deutlich steigen. Konsens-Schätzungen des Gewinnwachstums für China A-Aktien liegen für dieses Jahr bei 9 Prozent, verglichen mit minus 8 bzw. minus 20 Prozent für Schwellen- und Industrieländer.

3. Der NPC einigte sich auf ein relativ zurückhaltendes Konjunkturpaket – mit Potenzial für weitere Anpassungen. Die politischen Entscheidungsträger setzten mit einem Paket von eher sanften fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen auf die Sicherung der Beschäftigung und Existenzgrundlagen und mehr wirtschaftliche Stabilität.

Daraus ergeben sich grundsätzlich drei Investitionspotenziale für A-Aktien:

1. Wir erwarten von der Regierung unterstützende politische Maßnahmen mit weiterer Öffnung der Finanzmärkte, klarerer Regelung der geistigen Eigentumsrechte und mehr Wechselkursstabilität.

2. Weitere Ausbrüche von COVID-19 und wachsende Handelsspannungen mit den USA bergen kurzfristige Risiken. Dies wird wahrscheinlich die Volatilität weiter erhöhen – mögliche Kursrückgänge könnten zugleich Investitionsmöglichkeiten schaffen.

3. Die Bewertungen sind generell attraktiv – wobei die A-Aktien am unteren Ende ihrer historischen Fünfjahres-Spanne mit einem Abschlag von etwa 40 Prozent zu vergleichbaren US-Aktien und Titeln entwickelter Länder gehandelt werden.

Ausblick – drei anhaltende Trends in China bestimmen die Anlage-Agenda:

1. Weitere Konsolidierung der „Old Economy“-Sektoren und zugleich mehr wettbewerbsfähige nationale Marken: Angesichts der Wirtschaftsgröße Chinas und der fortschreitenden Fragmentierung des Industriesektors ist diese Entwicklung besonders stark – und viele westliche Marken werden es schwerer haben.

2. Fusion von Online-Offline-Geschäftsmodellen zur Verbesserung der Produktivität des Dienstleistungssektors: Während des Corona-Lockdowns zeigten sich beispielsweise die Stärken E-Commerce-Sektors, der die Auswirkungen der Quarantäne linderte – und Konsumfelder weiter digitalisierte, etwa beim Handel.

3. Technologie-Beschleunigungen durch Innovation und marktorientierten Wettbewerb: Die Bedeutung von Online- und Cloud-Infrastrukturen wächst weiter, damit Unternehmen im Rahmen des Lockdowns und darüber hinaus branchenübergreifend wettbewerbsfähig bleiben können.

Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von Goldman Sachs Asset Management veröffentlicht.

Über Goldman Sachs Asset Management:

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Porträt Luke Barrs
Luke Barrs

Luke Barrs ist Head of Fundamental Equity Client Portfolio Management EMEA bei Goldman Sachs Asset Management.