Wissen und Vertrauen

Die Übernahme des Hausgerätezulieferers Aweco durch den Konkurrenten Sanhua zeigt: Deutsche Eigentümer und Manager brauchen viel Geduld, wenn sie ihr Unternehmen an einen Investor aus China verkaufen wollen.

Trotz der industriellen Logik hinter dem Projekt und des Zeitdrucks auf Seiten von Aweco dauerte die Übernahme mit rund zwei Jahren relativ lange. So nahm sich Sanhua nahm viel Zeit, die Kooperationsfähigkeit und Vertragstreue des deutschen Partners zu testen. 2011 kauften die Chinesen zunächst die Produktion von Kältemittelventilen, ein Randgeschäft von Aweco. Damals unterschrieben beide Seiten eine Absichtserklärung, in der sie sich lediglich auf eine enge Zusammenarbeit einigten. Konkreter wurde es erst im Juni 2012 als beide Partner nach monatelangen Vorverhandlungen eine zweite Erklärung zur Übernahme der gesamten Aweco-Gruppe durch Sanhua unterzeichneten. In trockenen Tüchern war die Transaktion dann mit dem Closing am 31. Januar 2013. „Bis zum Schluss hatten wir nie das Gefühl, dass die Transaktion endgültig abgesegnet ist“, erzählt Geschäftsführer Teschl. „Meine chinesischen Kollegen sind sehr vorsichtig und oft zaghaft bei wichtigen Entscheidungen, auf deutscher Seite dagegen war der Prozess von Anfang an relativ eindeutig.“

Andere Länder, andere Sitten

Sanhua ist ein Familienunternehmen, geleitet vom Patriarchen Dao Cai Zhang. Doch die Zhangs sind anders als der Aweco-Verkäufer Harald Schrott und dessen Familie nicht alleinige Eigentümer ihres Unternehmens. Sanhua notiert seit 2005 an der Börse in der südchinesischen Wirtschaftsmetropole Shenzhen, daher wollte die Börsenaufsicht Einblick in die Bücher des Zielunternehmens Aweco werfen. „Regulierung und Auflagen betreffen beim Einstieg von Investoren aus China bei deutschen Mittelständlern vor allem die chinesische Seite“, sagt Moritz Freiherr Schenck, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG am Standort Frankfurt. Schenck war auf der Seite von Aweco als M&A-Berater für die Übernahme durch Sanhua engagiert. Die Überwachung durch die Behörden ist keine Schikane, sondern soll sicherstellen, dass nur Geld aus dem Land fließt, wenn damit werthaltiges Vermögen erworben wird. Bei der Aweco-Übernahme allerdings wäre der Genehmigungshürdenlauf fast zum Dealbreaker geworden. Denn die Börsenaufsicht verlangte, dass Sanhua IFRS-Geschäftszahlen des eigentlich nach deutschem Handelsrecht bilanzierenden Zielunternehmens vorlegte.

Mit Pragmatik zum Erfolg

Doch beide Seiten fanden eine Lösung, indem sie den Aweco-Kauf als Asset-Deal gestalteten, bei dem Sanhua statt der Geschäftsanteile direkt die betriebsnotwendigen Vermögensgegenstände erwarb, wie Produktionsstätten, Patente und Kundenlisten. Die Abgabe von IFRS-Zahlen war bei dieser Erwerbsform nicht mehr erforderlich.

Letztlich aber war nicht die behördliche Genehmigung entscheidend für den Erfolg des M&A-Projekts, sondern das Echo der Kunden, die Aweco belieferte. Die Markenhersteller wie Bosch und Siemens Hausgeräte (BSH), Miele, Elektrolux, Philips oder Whirlpool mussten überzeugt werden, dass unter Sanhua die Lieferungen in gewohnter Qualität und Termintreue weitergehen. An dieses Versprechen haben sich die Chinesen gehalten.

 

Deal Informationen

Käufer: Sanhua (Bloomberg 002050:CH)

Branche: Klimatechnik

MarketCap: 912 Mio. Euro

Mitarbeiter: 12.000

Umsatz 2011: 1,4 Mrd. Euro

 

Target: Aweco

Unternehmenssitz: Neukirch (Baden-Württemberg)

Umsatz 2013: 100 Mio. EUR

Mitarbeiter: 950

Deal-Volumen: ca. 22-55 Mio. EUR (Earn-out)

www.zjshc.com

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