Zum fünften Mal lud die Plattform M&A China/Deutschland ihre Partner und ausgewählte Gäste zu Ihrer Jahresveranstaltung ein. Im TechTower des Sino German Hi-Tech Parks fanden sich in Heidelberg rund 40 M&A-Experten, Investoren und Berater ein. Nach der Vorstellung dieses in Deutschland einmaligen Industrie- und Technologieparks folgte ein Einblick in die komplexen Erfahrungen eines deutschen Unternehmens mit einem chinesischen Eigentümer. Am Ende stand ein Blick zurück auf die Rückschläge der vergangenen Monate im grenzüberschreitenden M&A-Geschäft.
Der Heidelberger TechTower stellt die erste Phase des Sino German Hi-Tech Parks dar, wie Mike de Vries, Chief Operating Officer des Sino German Hi-Tech Parks in seiner Begrüßungsrede erläuterte. Im TechTower können sich chinesische Standorte präsentieren und Kontakte in Deutschland knüpfen, während in der Gegenrichtung deutsche Unternehmen mit der logistischen Unterstützung des Technologieparks von dort aus ihr Chinageschäft aufbauen und steuern können. Das Angebot trifft laut de Vries auf reges Interesse. Inzwischen sind Industrieparks aus Shenyang und Tianjin mit eigenen Büros vertreten. Auch der deutsche Softwaregigant SAP hat Pläne für eine Vertretung dort. Der TechTower ist aber erst der Anfang. 2019 entsteht mitten in Heidelberg auf einem ehemaligen Kasernengelände ein 60.000 m² großer deutsch-chinesischer Technologiepark. Ab 2022 soll sich daran ein Inkubator für Start-ups anschließen.
Langjährige Erfahrungen
Spannende Einblicke in die Praxis der Zusammenarbeit mit einem chinesischen Eigentümer bot Dr. Jörg Ulrich, CEO und CFO von Linde Hydraulics. Ulrich schilderte in seiner Keynote, wie Weichai Power 2012 im Zuge eines Carve Outs die Mehrheit am deutschen Hydraulikspezialisten übernahm. Der neue Haupteigentümer aus China maß dem Investment in Deutschland von Anfang an strategische Bedeutung bei und hatte stets langfristige Ziele im Blick. Er unterstützte die Tochter nicht nur bei neuen Investitionen und Großprojekten sondern half ihr auch, Krisensituationen zu meistern. Zusammen mit den chinesischen Mehrheitseigentümern gelang es dem deutschen Managementteam, den ehemaligen Unternehmensbereich der Linde Material Handling in ein unabhängiges, marktorientiertes und wettbewerbsfähiges mittelständisches Unternehmen zu überführen. Die Veränderungsgeschwindigkeit hin zur „neuen Linde Hydraulics“ war für alle Beteiligten eine erhebliche Herausforderung. Mit dem chinesischen Mehrheitseigentümer gelang es schließlich, alle Unternehmensbereiche konsequent auf Kunden- und Marktbedürfnisse auszurichten. Als essenziell für den nachhaltigen Erfolg der Zusammenarbeit sieht der Chef von Linde Hydraulics den gegenseitigen kulturellen Respekt an. Dieser sei auf beiden Seiten stets vorhanden gewesen, so Ulrich.
Unsichere Erwartungen
Im abschließenden Panel warfen vier M&A-Experten einen Blick zurück auf das Auf und Ab der vergangenen Monate im deutsch-chinesischen Beteiligungsgeschäft. Die kontroverse Diskussion um chinesische Unternehmenszukäufe und Beteiligungen hatte mit den Interventionen der Bundesregierung bei Leifeld und 50Hertz im Sommer einen neuen Höhepunkt erreicht. Und weitere Verschärfungen der Außenwirtschaftsverordnung sowie eine EU-Initiative zur Kontrolle außereuropäischer Investition stehen im Raum. Thomas Weidlich, Partner bei der Rechtsanwaltsgesellschaft Luther, merkte hierzu an, wie wichtig es für Käufer und Verkäufer ist, dass möglichst bald endgültige Klarheit über den künftigen regulatorischen Rahmen herrscht. Ming YI, Rechtsanwältin und Senior Associate bei Graf von Westphalen erwartet indes, dass sich die chinesischen Investoren letztendlich auch schärfere Vorgaben einstellen werden. In der Diskussionsrunde war man sich denn auch weitgehend einig, dass das strategische Interesse chinesische Investoren an Technologie, Marken und Marktzugang in Deutschland trotzdem anhalten wird – auch wenn das grenzüberschreitende Beteiligungsgeschäft hierzulande erstmals einen empfindlichen Dämpfer erhalten hat.
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