2. Teil zu Investitionen in China: Chancen und Herausforderungen für deutsche Unternehmen nach der Pandemie

Kompass für ausländische Investoren: Der neue Lenkungskatalog tritt am 28. Juli in Kraft. 外国投资者指南:新颁布的外商投资负面清单将于7月28日生效。Bildquelle: Adobe Stock; © xtock

Die Optimierung des Handels- und Geschäftsumfelds in China ist nur eines der Chancenfelder für deutsche Unternehmen, die in China investieren oder ihr Geschäft ausbauen wollen. In Teil 2 unseres Artikels betrachten wir zwei weitere große Chancenfelder und stellen diese auch ins Verhältnis zu aktuellen Herausforderungen.

Digitalisierung und grüne Wirtschaft

China konzentriert sich auf Digitalisierung und grüne Wirtschaft und damit dieselben chancenreichen Entwicklungsbereiche, auf die auch Deutschland großen Wert legt. Chinas „14. Fünfjahresplan“ und Umriss der Vision 2035 sehen klar die „Beschleunigung der digitalen Entwicklung“ und den „Aufbau eines digitalen China“ vor. Derzeit befinden sich auch viele deutsche Unternehmen in der digitalen Transformation, gleichzeitig haben sie es noch nicht geschafft, wirklich davon zu profitieren. Solche Unternehmen haben ihre Geschäftstätigkeit in den Bereichen neue Energiefahrzeuge, Roboter, neue Informationstechnologie, Energieausrüstung, Schienenausrüstung, neue Materialien und andere Industrien. Sie haben Erfahrung in Automatisierung und Digitalisierung. Derzeit klärt China auf Wunsch solcher Unternehmen die digitalen Rahmenbedingungen und gewährt diesen deutschen Unternehmen die gleiche Vorzugsbehandlung wie chinesischen Unternehmen.

Gleichzeitig befinden sich deutsche Unternehmen in einer Zeit, in der die globale Umstellung auf Klimaneutralität heiß diskutiert wird, besonders auf Chinas „Dual Carbon“-Aktivitäten zur Förderung bei der CO2-Emissionsspitze und CO2-Neutralität. Dabei beginnen Chinas Maßnahmen dafür sich bereits positiv auszuwirken. Laut dem Forschungsbericht „Overseas Enterprises Look at China 2021: Double Carbon Opens New Opportunities“ , der von HSBC für den 4. China International Import Expo bereitgestellt wird, glauben fast 80 % (76 %) der ausländischen Unternehmen, dass Chinas Übergang in grünes und kohlenstoffarmes Wirtschaften die Attraktivität des chinesischen Marktes weiter erhöht hat. Sie zeigen sich optimistisch in Bezug auf die Geschäftsmöglichkeiten, die sich aus der Umsetzung von Chinas „Dual Carbon“-Ziel ergeben. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen plant, umweltfreundlichere und nachhaltigere Produkte für den chinesischen Markt bereitzustellen.

https://rmi.org/insight/zero-carbon-investing/

Günstige Logistikbedingungen

Auch die günstigen Logistikbedingungen zwischen China und Deutschland eröffnen attraktive Möglichkeiten für deutsche Unternehmen, in China zu investieren. So hat Im Schienenverkehr beispielsweise DB Cargo Eurasia eine Tochtergesellschaft in Shanghai gegründet, um Kunden dadurch noch schnellere, maßgeschneiderte Logistikdienste zwischen China und Europa anzubieten. DB Cargo ist bisher der einzige Anbieter, der den Verkehr auf der Neuen Seidenstraße an das europäische Güternetz der Deutschen Bahn anbinden kann. Bis Ende Januar 2022 haben die China-Europa-Güterzüge mehr als 50.000 Züge bewegt, mehr als 4,55 Millionen TEU an Gütern transportiert und dabei einen Warenwert von 240 Mrd. USD erreicht. Auf der Seidenstrasse bestehen bereits heute Zugverbindungen zu 180 Städte in 23 europäischen Ländern.

Im Bereich der Seefracht hat COSCO SHIPPING Ports, eine Tochtergesellschaft der staatlichen chinesischen Reedereigruppe, eine 35-prozentige Beteiligung am Containerterminal Tollerort (CTT) vom Hafenbetreiber, der Hamburger Hafen und der Logistik AG, erworben. Der Hamburger Hafen ist die wichtigste Logistikdrehscheibe für den see- und kontinentalen Warentransport zwischen China und Europa. Der Containerterminal Tollerort soll derzeit zwei Fernostrouten, eine Mittelmeerroute und eine Baltische Zubringerroute der COSCO-Gruppe bedienen. Fast ein Drittel der Container, die das Hamburger Terminal passieren, stammen dabei aus China oder sind für den chinesischen Markt bestimmt. Die doppelte Verbesserung der Logistikbedingungen im Schienenverkehr- und in der Schifffahrt wird es mehr deutschen Unternehmen erleichtern, in China zu investieren.

Wer die Chancen nutzen will, sollte sich auch der Herausforderungen bewusst sein, wenn er oder sie das Chinageschäft ausbauen oder in China investieren will. Aktuell sehen wir zwei Herausforderungen besonders im Vordergrund.

Herausforderung 1: kulturelle Unterschiede

Der chinesische Markt ist sehr groß, aber aufgrund der kulturellen Kluft zwischen China und Deutschland müssen deutsche Unternehmen vor dem Eintritt in den chinesischen Markt zuerst verstehen, wie sie ihre Produkte und Dienstleistungen besser an die Bedürfnisse der chinesischen Verbraucher anpassen können. Viele heiß verkaufte Produkte in Europa erfahren beim Eintritt in den chinesischen Markt oft eine Eingewöhnungsphase. Beispielsweise führt eine europäische Automarke den Verkauf in Europa an, hat aber keinen Markt in China. Der Grund ist, dass diese Marke die Bedürfnisse der chinesischen Verbraucher nicht versteht. Diese Marke achtet sehr auf Sicherheit und umweltfreundliche Materialien, daher ist es in Europa sehr beliebt. Aber chinesische Verbraucher achten mehr auf die Leistung des Autos, und der von dieser Marke verwendete 3-Zylinder-Motor wurde wegen seines Wackel-Problems kritisiert.

https://blog.chinatours.de/2015/05/21/kulturunterschiede-deutschland-china

Herausforderung 2: Reisebeschränkungen und langsame grenzüberschreitende Internetgeschwindigkeit

Reisebeschränkungen haben während der Pandemie deutsche Investoren bei der Geschäftstätigkeit in China beeinträchtigt, insbesondere bei Greenfield-Investitionsprojekten, die Besuche vor Ort besonders erfordern. Wir schätzen diese Schwierigkeiten aber nur als vorübergehende ein. Die Pandemie wird vemutlich in absehbarer Zeit abklingenIn der Folge werden die Reisebeschränkungen zwischen China und Deutschland werden schrittweise aufgehoben werden.

Ein anderes Problem kann allerdings nicht so schnell gelöst werden: Viele deutschen Unternehmen haben für sich 2020/21 noch die langsame grenzüberschreitende Internetgeschwindigkeit und Verwaltungshürden als TOP 2 Business Challenges genannt. Solche Probleme bestehen seit langem, und ihre Lösungen müssen sich auf die entsprechende Politik der chinesischen Regierung stützen.

Voller Zuversicht in das Wachstum des chinesischen Marktes

Als Reaktion auf die Anforderungen des Marktes, zunehmende Entkopplungstendenzen sowie weiter anhaltende Reiserestriktionen setzen deutsche Unternehmen zunehmend auf lokale Niederlassungen in China. Nahezu unverändert viele Firmen planen zudem weitere Investitionen in China. Der Schwerpunkt liegt dabei auf neuen Produktionsanlagen, dem Ausbau von Forschung und Entwicklung sowie der Automatisierung und Weiterentwicklung von Produktionsprozessen. Kürzlich zeigten die Ergebnisse einer von AHK Greater China und KPMG veröffentlichten Umfrage, dass deutsche Unternehmen in China weiterhin voller Zuversicht in das Wachstum des chinesischen Marktes sind. Laut Andreas Grenz, Managing Partner von KPMG Deutschland, achten 49 % der befragten deutschen Unternehmen auf den Bau neuer Produktionsstätten in China, 47 % auf die Erhöhung von Investitionen in Forschung und Entwicklung, 37 % auf die weitere Produktionsautomatisierung und 30 % auf die Verstärkung der Digitalisierung. „Rund 71 Prozent der befragten Unternehmen gaben gar an, ihre Investitionen in China weiter auszubauen. Der Anteil der Unternehmen, die Investitionen in F&E ausweiten wollen, stieg im Vergleich zur Vorjahresumfrage um 15%“, so Glunz.

Und so verwundert es nicht, dass China anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und Deutschland Investitionen deutscher Unternehmen begrüßt und sein Bestes tun möchte, um ausländische Investitionen zu erleichtern.

Rüdiger Goll

geschäftsführender Gesellschafter von Industrie Consult. 1991 gründete Rüdiger Goll die Industrie Consult International M&A GmbH und ist seitdem geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. Industrie Consult ist eine national und international tätige, bankenunabhängige Beratungsgesellschaft im Bereich Mergers & Acquisitions und Corporate Finance. Zu den Klienten gehören mehrheitlich mittelständische Familienunternehmen, internationale Konzerne sowie Finanzinvestoren, wie z.B. Private Equity Fonds oder Family Offices.

Rüdiger Goll ist auch Mitbegründer der internationalen euroMerger-Gruppe. Mit mehr als 30 Jahren Berufserfahrung im M&A-Bereich zeichnete sich Rüdiger Goll für den Abschluss einer Vielzahl von nationalen und internationalen Transaktionen verantwortlich. Er bemerkte schon früh die Möglichkeit eines Booms bei M&A zwischen China und Europa und macht jetzt Geschäfte in China über das Büro in Shanghai. Er sieht im chinesischen Markt eine große Chance für deutsche Unternehmen.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch