Chinas M&A-Aktivitäten in ganz Europa haben im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zählt in einer aktuellen Studie 309 Transaktionen chinesischer Investoren im Jahr 2016, ein Plus von 48% gegenüber 2015. Beim Volumen ist der Zuwachs noch auffälliger: Während 2015 die Summe aller chinesischen M&A-Deals in Europa noch bei 30 Mrd. USD lag, stieg sie letztes Jahr um 187% auf rund 86 Mrd. USD an. Allerdings schwächte sich im zweiten Halbjahr das Wachstum beider Kennzahlen deutlich ab.
In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres registrierten die M&A-Experten von EY 176 Deals, in der zweiten Jahreshälfte waren es nur noch 133. Bei der Transaktionssumme zeigte sich dieser Trend noch stärker: Hier stehen 73 Mrd. USD im ersten rund 13 Mrd. USD im zweiten Halbjahr gegenüber. Ausschlaggebend für das schwächere Volumen zum Ende des Jahres hin ist das Timing der Mega-Deals: Die drei größten Deals wurden vor Ende Juni gemeldet: allen voran die Übernahme des Schweizer Agrarkonzerns Syngenta durch ChemChina für 44 Mrd. USD, der größte Cross-border-Deal eines chinesischen Investors bisher. Auf Platz zwei findet sich der Internetriese Tencent, der den finnischen Spieleentwickler Supercell („Clash of Titans“) für 8,6 Mrd. USD erwarb. An dritter Stelle folgt dann die Akquisition des Augsburger Robotikspezialisten Kuka durch den südchinesischen Haushaltsgerätekonzern Midea für insgesamt 4,7 Mrd. USD.
Industrie im Fokus
Am meisten gesucht waren europäische Targets aus den Sektoren Industrie (72 Transaktionen), Hightech (42) sowie Energie- und Kraftwerkstechnik 29). Die Investoren aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt interessierten sich darüber hinaus auch Anbieter von Materialien (28) und Gesellschaften aus dem Bereich Gesundheitswesen (26). Gleich gefragt waren Unternehmen der drei Bereiche Konsum, Finanzdienstleistungen sowie Medien und Unterhaltung mit jeweils 24 Transaktionen.
M&A in Deutschland
In Deutschland nehmen Investoren aus China einschließlich Hongkong bei der Anzahl der M&A-Deals mit 68 Transaktionen den vierten Platz eins. Spitzenreiter ist nach wie vor die USA (162 Transaktionen), gefolgt von der Schweiz (88) und Frankreich (70). Das gesamte chinesische Deal-Volumen in Deutschland belief sich laut EY auf 12,6 Mrd. USD (11,7 Mrd. EUR). Allerdings ist in dieser Zahl die Übernahme des Ostsee-Windparks Meerwind durch China Three Gorges noch mit 1,9 Mrd. USD eingerechnet, was den Analystenschätzung vor der Bekanntgabe der Akquisition entspricht. Später wurde bekannt, dass der Preis für den deutschen Windenergiebetreiber lediglich bei 630 Mio. EUR (677 Mio. USD) lag.
Die komplette Studie finden Sie hier.
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