„Das Ergebnis übertraf bei Weitem die Erwartungen“

Chinesische Start-ups im Bereich Elektromobilität sorgen derzeit auf dem ganzen Globus für Furore. Jüngst konnte die Future Mobility Corp – besser bekannt unter dem Markennamen Byton – in einer Series-B-Finanzierung 500 Mio. USD einsammeln. CVCapital war als weltweit exklusiver Financial Advisor dabei. Ein Gespräch mit John Ma, Managing Partner bei der chinesischen Investmentbank. Interview Stefan Gätzner

Bild: Byton
M&A China/Deutschland: Wie bewerten Sie den Erfolg der Finanzierungsrunde?

John Ma: Ich mir sicher, dass der Erfolg der Series-B-Finanzierung sowohl für Byton als auch für CVCapital von großer Bedeutung ist. Vom Beginn der Zusammenarbeit an waren wir fest davon überzeugt, dass es richtig ist, mit dem Augenmerk auf der strategischen Unternehmensentwicklung die Konzeption des Finanzierungsplans sowie die Kommunikation und Kooperation mit den Investoren anzugehen. Das Ergebnis übertraf am Ende bei Weitem die Erwartungen. Der Einstieg einer großen Bandbreite an strategischen Investoren ist ein Zeichen für den hohen Grad der Anerkennung gegenüber dem Management, der Technologie und den Produkten des Unternehmens. Vor allem verschafft es dem Start-up wichtige Ressourcen für das Wachstum. Für CVCapital lässt sich festhalten, dass wir durch die Finanzierungsrunde mit Byton unseren Blick auf die Branche der New Energy Vehicles (NEV) ausweiten konnten und in unserer Überzeugung gestärkt wurden, diesen Bereich weiter intensiv zu bearbeiten.

© Byton
Wo gab es Herausforderungen?

Zu Beginn der Finanzierungsrunde gab es einige Fragen, in die Investoren keinen direkten oder genauen Einblick hatten. So zum Beispiel, ob Byton eigentlich ein chinesisches oder ein ausländisches Unternehmen ist oder auf welche Weise man am besten deutsches Fertigungs-Know-how und Hightech aus Silicon Valley in den chinesischen Markt einbringen sollte. Bekanntermaßen hat Byton seinen Hauptsitz in Nanjing und unterhält im Silicon Valley und in München Entwicklungszentren. CVCapital hat an diesen drei Standorten eigene Teams, die eng kooperieren konnten. Über den Verlauf der Kapitalrunde hinweg bestritten wir zusammen mit dem Unternehmen so wichtige Meilensteine wie den Launch der Marke Byton, die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas mit der Enthüllung des Konzeptautos sowie die Auto China in Peking. Dadurch gelangten wir zu einem umfassenden, unmittelbaren und eingehenden Verständnis in Bezug auf Aspekte wie die Entwicklungsarbeit, das Management, die Produkte und die Technologie des Unternehmens.

Lead-Investor war der staatliche Autobauer FAW. Mit dabei waren der Batteriehersteller CATL und der Silk Road Funds. Was waren die Gründe für sie, bei Byton einzusteigen?

Zunächst einmal schätzen die Investoren die „DNA“ von Byton, die sich aus der deutschen fertigenden Industrie ableitet. Das deutlichste Beispiel hierfür ist FAW. Dass ein chinesischer OEM wie FAW als Lead-Investor gewonnen werden konnte, ist ein Zeichen für die hohe Anerkennung gegenüber Byton. Die Kernkompetenz eines OEM wie Byton wiederum besteht nicht etwa darin, dass er einfach die verschiedensten Highendteile zusammenmontiert, um so das beste Fahrzeug zu bauen. Denn von der Hardware bis zur Software müssen alle diese Komponenten eines solchen Fahrzeugs aufeinander abgestimmt sein. Die Fähigkeit zur Integration der Komponenten basiert notwendigerweise auf jahrelanger Erfahrung. Ein solcher Prozess benötigt ein entsprechend hohes technisches Know-how und professionelles Können. Das war auch ein Punkt, auf den die Investoren achteten und der ihnen bei Byton gefiel.

Die Kapitalrunde spülte dem chinesischen Elektroauto-Start-up 500 Mio. USD in die Kassen. Was bedeutet dies für die Position von Byton in China und im weltweiten Markt für Elektrofahrzeuge?

Schaut man sich den Markt an, so tut sich gegenwärtig bei der Finanzierung von Elektromobilität in China so einiges. So manch ein Wettbewerber von Byton bemüht sich gerade auch um eine Finanzierung. Denn alle wollen als Nächstes in die Fertigung einsteigen und mit der Massenproduktion beginnen. Bei dieser Finanzierungsrunde von Byton zeigten die Investoren großes Interesse. Es wurden mehr Mittel eingesammelt als ursprünglich geplant. Zum Schluss blieb uns nichts anderes übrig, als bei einigen Investoren den Anteil zu reduzieren. Natürlich ist das auch ein positives Signal, das die außergewöhnliche Anerkennung der Investoren gegenüber Byton zum Ausdruck bringt. Gleichzeitig verschaffte die Finanzierung Byton ausreichend Munition. Dadurch ist es möglich, den nächsten Schritt des Unternehmens in die Massenproduktion problemlos zu gewährleisten. Zudem lässt sich anhand dieser Kapitalrunde erkennen, dass die Positionierung Bytons auf große Akzeptanz am Markt trifft. Das ist eine gute Basis für die folgenden Schritte bei der Finanzierung sowie der Expansion ins Ausland.

In China gibt es zahlreiche Start-ups, die sich im Bereich Elektrofahrzeuge und autonomes Fahren tummeln und die Mobilität von morgen entwickeln wollen. Wodurch hebt sich Byton von den zahlreichen anderen „jungen Wilden“ aus China ab?

Bytons Besonderheit liegt darin, dass das Unternehmen im Bereich von Design und Fertigung so manch anderen Fahrzeugherstellern deutlich überlegen ist. Außerdem fokussiert sich Byton unter den vielen Start-ups in diesem Bereich speziell auf hochwertige SUV. Auch NIO bearbeitet dieses Segment. Aber in China gibt es viele Start-ups im Bereich Elektromobilität. In der gegenwärtigen Anfangsphase stehen nicht unbedingt alle im Wettbewerb miteinander. Manche stellen Kleinwagen her, andere wiederum SUV im unteren Preissegment. Die stellen keine Konkurrenz für Byton dar.

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