„Die größte Herausforderung ist und bleibt die schiere Fülle an Regularien“

Insgesamt rechne ich jedoch kurzfristig nicht mit substanziellen Veränderungen bzw. Verbesserungen in den bürokratischen Strukturen. China wird auch für deutsche Unternehmen weiterhin ein im Hinblick auf die Regulierung anspruchsvoller Markt bleiben. Die Einbeziehung von strategischen Partnern, die den chinesischen Markt und seine Herausforderungen kennen, bleibt folglich ein Erfolgsfaktor, gerade für mittelständische Unternehmen.

Unternehmeredition: Wie wichtig sind Investitionen in chinesische Unternehmen für deutsche Firmen? Wie bewerten Sie die jüngsten Entwicklungen auf diesem Gebiet?

Weymayr: Der Enthusiasmus, mit dem deutsche Firmen in den vergangenen zwei Jahrzehnten in chinesische Unternehmen investiert hatten, hat sich aus meiner Perspektive in den vergangenen Monaten etwas abgekühlt. Dies zeigt sich beispielsweise in dem erstmaligen Rückgang der deutschen Direktinvestitionen in China seit über eineinhalb Jahren sowie auch in den Ergebnissen der jüngsten Umfrage der EU-Außenhandelskammer in Beijing, nach denen die Bereitschaft deutscher Unternehmen, in China zu investieren, von 86% auf 57% gesunken ist.

Die Ursachen liegen in der abgeschwächten gesamtwirtschaftlichen Dynamik Chinas sowie in der gestiegenen Standortattraktivität anderer Märkte in der Region, allen voran ASEAN, die mit kostengünstigeren Produktionsfaktoren locken. Darüber hinaus haben erste Liberalisierungsbemühungen in China dazu geführt, dass Investitionen oder Partnerschaften mit chinesischen Unternehmen kein zwingendes Erfordernis für Unternehmen bestimmter Branchen mehr sind, um in China tätig sein zu dürfen. In anderen Branchen bleiben die bürokratischen Hürden jedoch hoch und hemmen weiterhin stärkere Beteiligungen.