„Die größte Herausforderung ist und bleibt die schiere Fülle an Regularien“

Unternehmeredition: In den vergangenen Jahren gab es so manche Erfolgsgeschichte bei deutsch-chinesischen M&A-Transaktionen. Werden chinesische Investoren jetzt eher willkommen geheißen oder treffen sie immer noch auf Misstrauen?

Rock: Der Mittelstand hat traditionell eine besonders konservative Einstellung. Die zunehmende Zahl von Erfolgsgeschichten, verbunden mit chinesischen Übernahmen in Deutschland, fördert den Aufbau einer glaubwürdigen Erfolgsbilanz, in der die Käufer immer geschickter Akquisitionen mit Win-win-Ergebnissen integrieren.

In der Vergangenheit wurden chinesische Akquisitionen in Deutschland vor allem durch den Zugang zur Technologie angetrieben. Mittlerweile werden zunehmend auch strategische Investitionen im Bereich regionale Produktionsanlagen getätigt und die Kundenbasis weiter diversifiziert. Mit dem lokalen Netzwerk und dem Know-how eines chinesischen Partners kann der Absatz in asiatischen Märkten wachsen oder sich die Möglichkeit für zusätzliche Kapazitäten eröffnen.

So überwiegen langfristige Vorteile gegenüber potenziellen Zweifeln. Ein Aufbau von Beziehungen mit chinesischen Partnern kann eine nachhaltigere Zukunft schaffen, die Arbeitsplätze sichert und die Wachstumsaussichten verbessert.

Unternehmeredition: Die Prognosen für den deutsch-chinesischen M&A-Markt in den nächsten Jahren erscheinen recht optimistisch. Können wir in naher Zukunft im Bereich Inbound und Outbound Größenordnungen von 50 Transaktionen pro Jahr erwarten?

Rock: Die Aussichten für die grenzüberschreitenden M&A-Aktivitäten sind sehr optimistisch, da wir keinen Grund sehen, weshalb sich die positive Entwicklung nicht fortsetzen sollte. Europa ist gegenüber Investitionen relativ aufgeschlossen und die wirtschaftliche Erholung setzt sich fort. Die Reform in China ermutigt zu Globalisierung und ausländischen Direktinvestitionen. Wir erwarten, dass M&A-Aktivitäten generell vielfältiger werden und nicht mehr nur traditionelle Produktions- und Technikunternehmen einschließen, sondern beispielsweise auch in den Branchen Gesundheitswesen, Nahrungsmittelversorgung und erneuerbare Energien zunehmend Akquisitionen erfolgen werden. Wenn keine unvorhersehbaren Rezessionen oder Veränderungen in Politik bzw. Investitionsregularien auftreten, ist bei der heutigen Wachstumsrate daher eine steigende Anzahl an Transaktionen in den kommenden Jahren zu erwarten.