Duisburg: Innovationsbrücke nach China

2014 besuchte der chinesische Staatspräsident, Xi Jinping, die Ruhrmetropole Duisburg. Den damals ankommenden Seidenstraßen-Frachtzug nahm er höchstpersönlich in Empfang. Für die Stadt war es ein „einschneidendes Ereignis“, konstatiert der Duisburger Chinabeauftragte und ehemalige Bundestagsabgeordnete Johannes Pflug: Denn als europäischen Knotenpunkt der neuen Seidenstraße besitzt Duisburg heute eine exponierte Stellung, die der Stadt viel Wachstum verschafft. In wenigen Jahren hat sich die Stadt an Rhein und Ruhr zum größten Logistikstandort im deutschen Binnenland entwickelt.

Container aus China in Duisburg
Foto: Yang Lu

Bereits 1982 hatten Duisburg und Wuhan die erste chinesisch-deutsche Städtepartnerschaft geschlossen. Selbst in der Corona-Krise unterlag die Partnerschaft keinem „Lockdown“. Duisburg führte als erste deutsche Stadt eine Spendenaktion für Wuhan durch und schon kurz nach Beendigung des dortigen Ausnahmezustands kommen seit dem 14. April Züge aus der einstigen Krisenregion wieder in Duisburg an, u.a. mit medizinischen Hilfsgütern. Zunächst war es zu einem deutlichen Rückgang in der Sektion Güterverkehr aus Asien, insbesondere China gekommen. Mittlerweile normalisiert sich die Lage mehr und mehr; es verkehren wieder rund 40 Züge wöchentlich zwischen Duisburg und verschiedenen Städten Chinas. Sie transportieren Güter doppelt so schnell wie auf dem Seeweg, aber nur halb so teuer wie Luftfracht. Diese Verbindung, der weltgrößte Binnenhafen und das große Einzugsgebiet von Duisburg im Herzen Europas wecken das Interesse chinesischer Unternehmen.

Container aus China werden in Duisburg auf ein Frachtschiff verladen.
Duisburger Innenhafen: Containerumschlag 2019 von ca. 4,0 Mio. TEU; Foto: Yang Lu

Duisburg-China nach Fahrplan

Diese Punkte führten auch dazu, dass sich die China Railway Container Transport Corp. Ltd. (CRCT) in Duisburg ansiedelte. Dabei waren verschiedene Institutionen behilflich, vor allem die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Duisburg (GFW Duisburg). Deren Geschäftsführer, Ralf Meurer, erläutert: „Mit der Ansiedlung dieses Schlüsselunternehmens hat Duisburg gute Karten, weitere chinesische Zulieferer und Kunden an den Standort zu binden. Inzwischen haben sich etwa 100 chinesische Unternehmen, Verbände und Institutionen in Duisburg angesiedelt.“ Die chinesischen Ansiedlungen in Duisburg findet aktuell in den unterschiedlichsten Branchen statt; besonders beliebte Themen sind E-Commerce, Logistik oder der Bereich Digitalisierung.

Frau Kai Yu, die zuständige Mitarbeiterin der GFW Duisburg für China seit 2017, hat mittlerweile rund 40 chinesische Unternehmen erfolgreich angesiedelt. Sie war es auch, die CRCT von Anfang an begleitet hat. „Wir nehmen den Kontakt zu den Unternehmen auf und geben ihnen die notwendige Unterstützung bei der Ansiedlung, besonders bei der Immobilienvermittlung oder bei ausländerrechtlichen Angelegenheiten und relevanten Behördengängen“, schildert sie ihre Aufgaben. „Und wir bleiben der Ansprechpartner für alle weiteren Fragen. Im Fall von CRCT konnten wir die Büros im Volksbank-Gebäude vermitteln. So haben wir ein fünftes chinesisches Unternehmen am Standort Innenhafen.“

Bereits 2015 war hier das erste chinesische Unternehmen angesiedelt worden: NGC, ein Global Player für Getriebe- und Antriebstechnik. Es bleibt die bisher größte chinesische Direktinvestition in Duisburg. Mit dem Plateno 7 Days Premium Hotel befindet sich im Innenhafen noch ein weiteres großes chinesisches Immobilienprojekt. Zukünftige chinesische Investoren finden denn auch die Unterstützung der Wirtschaftsförderung bei deren Grundstücks- und Immobilienmesse Duisburg (GIMDU) mit einem eigenen chinesischsprachigen Programmteil.

Container Richtung China werden in Duisburg auf Güterzüge verladen.
Knotenpukt Duisburg: Vom Duisport verkehren mittlerweile teils bis zu 50 Züge pro Woche nach China; Foto: Yang Lu

China Business Network Duisburg

Ebenfalls im Innenhafen erfolgte im Jahr 2016 die Gründungsversammlung des China Business Network Duisburg (CBND). Gegründet wurde damals in den Räumlichkeiten der Kanzlei PKF Fasselt Schlage, eines der Hauptinitiatoren des Vereins. „CBND hat die Aufgabe, die Chinaaktivitäten der Stadt Duisburg strategisch und nachhaltig zu entwickeln und eine Brückenfunktion für Unternehmer aus China zu bieten“, erklärt Johannes Pflug, Mitbegründer und Vorsitzender des CBND. „Unsere Aufgabe ist, chinesische Unternehmen passgenaue Dienstleistungen für deren Bedürfnisse in Duisburg anzubieten“, führt er aus. Wer die maßgeblichen Chinaakteure in Duisburg treffen will, findet sie beim CBND gebündelt. Neben Repräsentanten der Stadt Duisburg sind die Wirtschaftsförderung Duisburg, die Stadtwerke Duisburg, die Niederrheinische IHK Duisburg-Wesel-Kleve, das Konfuzius-Institut Metropole Ruhr genauso vertreten wie auch lokale Unternehmen – z.B. die Sparkasse Duisburg und die Volksbank Rhein-Ruhr. Als Geschäftsführerin des CBND agiert ebenfalls Frau Kai Yu von der Wirtschaftsförderung Duisburg.

Duisburg und China planen für die Zukunft

Wer neben organisatorischer Unterstützung auch finanzielle Förderungen sucht, wird in Duisburg ebenfalls fündig. So gibt es beispielsweise ein Welcome Package NRW für Nicht-EU-Unternehmen in Höhe von 3.000 EUR. Möglich sind auch Investitionszuschüsse bis zu 20% – in Abhängigkeit von Investitionssumme, neuen Arbeitsplätzen und Unternehmensgegenstand. Wer sich einen Überblick über die Unterstützungen von staatlicher Seite verschaffen will, kann sich auch an Wirtschaftsdezernent Andree Haack wenden. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität und wichtigen Chinaakteuren entwickelt er aktuell eine Chinastrategie für Duisburg.

Teil derselben könnte das Projekt Smart City sein. Seit drei Jahren kooperieren hier die Stadt Duisburg, die Stadtwerke Duisburg, Vertreter der Universität Duisburg-Essen und Huawei für ein klares Ziel: Man will in Duisburg die Digitalisierung möglichst vielzähliger Dienstleistungen voranbringen. Oberbürgermeister Sören Link hebt dabei die Rolle von Huawei hervor: „Huawei hat sich als verlässlicher und effektiver Partner erwiesen.“ Es bestehe aber keine einseitige Abhängigkeit von dem Telekommunikationsausrüster. Die neue Telefonanlage für das Duisburger Rathaus liefere beispielsweise ein anderer Anbieter, ergänzt Duisburger Stadtdirektor und Projektleiter Martin Murrack. Das Interesse und die Offenheit für China werden auf andere Weise gepflegt: So ging es im Herbst 2019 in der offiziellen Delegation des Oberbürgermeisters für Vertreter von Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft bereits zum fünften Mal nach China.

Unterstützung von Gründungen wird groß geschrieben

Auch wurde vor nunmehr drei Jahren unter dem Namen ESCID ein eigenes Existenzgründungsprogramm für chinesische Gründungsinteressierte ins Leben gerufen; immerhin sind an der Universität Duisburg-Essen etwa 2.200 Studenten aus China eingeschrieben. Impulse einholen und Kontakte knüpfen können Gründer aber auch auf anderen Veranstaltungen.

Duisburger Drachenbootregatta:Das Boot mit dem Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (vorne) im Duell mit dem des chinesischen Generalkonsuls Haiyang Feng; © Hudong Xu

Zum Beispiel dem Business and Investors Forum China von Landesregierung und Wirtschaftsförderung NRW. Dieses findet mit einem anschließenden großen Chinafest im jährlichen Wechsel in einer der drei großen Niederrheinstädte Köln, Düsseldorf und Duisburg statt. Zu wichtigen steuerlichen und rechtlichen Aspekten kann man sich in chinesischer Sprache auf der regelmäßig stattfindenden Veranstaltungsreihe „PKF China Talk“ informieren. Eine ganz besondere Möglichkeit zum Austausch bietet überdies das jährliche Chinesische Frühlingsfest in Duisburg. Bei der traditionellen Drachenbootregatta im Duisburger Innenhafen sieht man die chinesischen Investoren mittlerweile mit einem eigenen Boot vertreten – angeführt vom chinesischen Generalkonsul. All diese Initiativen zeigen: Duisburg entwickelt sich immer mehr zur Chinastadt Deutschlands.


 

Zur Person

Porträt Johannes PflugJohannes Pflug ist Chinabeauftragter der Stadt Duisburg, Mitbegründer sowie Vorsitzender des China Business Network Duisburg (CBND), Vorsitzender des Kuratoriums der Ostasienwissenschaften beim Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Duisburg-Essen, Ehrenmitglied im Konfuzius-Institut sowie stellvertretender Vorsitzender in zwei bundesweit tätigen deutsch-chinesischen Dachorganisationen.
Er agierte 15 Jahre als Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch