Die aktuellen Werte des chinesischen Einkaufsmanagerindexes (PMI) für Juli 2022 (bzw. den Verlauf für das Jahr zuvor) zeigen eine eher rückläufige Entwicklung teils aber auch etwas Wachstum. Der Index wird über eine monatliche Umfrage unter den Einkaufsmanagern von Unternehmen zusammengestellt. In ihm werden fast alle Unternehmensbereiche abgedeckt, einschließlich Einkauf, Produktion, Logistik, etc. Dabei werden normalerweise 50 Prozent als Schwellenwert des PMI für sinkende oder steigende Wirtschaftsleistung verwendet. Liegt der PMI über 50 Prozent, spiegelt dies eine Expansion der Wirtschaft wider, liegt er unter 50 Prozent, eher eine Schrumpfung. Hier nun die Entwicklungen im Einzelnen. Von GEORG VON STEIN
Index des verarbeitenden Gewerbes gesunken
Mit 49,0 Prozent lag der Einkaufsmanagerindex (PMI) der chinesischen Fertigungsindustrie im Juli um 1,2 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat und unter dem Schwellenwert von 50. Das Niveau in der Fertigungsindustrie ist damit etwas gesunken.
Schaut man sich die Ergebnisse unterteilt nach der Unternehmensgröße an, ergibt sich folgendes Bild: Bei großen Unternehmen hat der PMI weniger eingebüßt, hier lag er bei 49,8 also 0,4 Prozentpunkten geringer als im Vormonat. Auch bei kleinen Unternehmen lag der Abfall mit von 0,7 Prozentpunkten auf 47,9 nicht sehr hoch. Bei mittleren Unternehmen allerdings war die Absenkung mit 2,8 gegenüber dem Vormonat auf 48,5 Prozent doch merklich höher.
Der Einkaufsmanagerindex wird im Weiteren dann aufgeteilt und für das verarbeitende Gewerbe auf die Bereiche Produktion, Auftragseingang, Rohstoffinventar, Beschäftigung und Lieferantenlieferzeit heruntergebrochen. Bei diesen Subindizes zeigten sich folgende Entwicklungen:
- Produktion: Bei ihr gab es mit einem Rückgang von 3,0 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat auf 49,8 Prozent die größte Absenkung. Dies dürfte noch den Corona-Maßnahmen und Lieferengpässen geschuldet sein und sollte sich wieder bereinigen, sobald sich die Lage diesbezüglich gebessert hat.
- Neue Aufträge: Möglicherweise als Folge der gleichen Entwicklungen fiel auch der Index für neue Aufträge um 1,9 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat auf 48,5 Prozent zurück. Die Marktnachfrage der Fertigungsindustrie ist ebenfalls etwas gesunken.
- Rohstoffe und Beschäftigung: Praktisch keine Rückgänge gegenüber dem Vormonat waren beim Rohstoffbestandsindex und beim Beschäftigungsindex (-0,1%/) zu verzeichnen. Hier zeigt sich ein konstanteres Bild.
- Weitere: Auch der Produktionsindex, der Index für neue Bestellungen, der Rohstoffbestandsindex und der Mitarbeiterindex lagen alle unterhalb der Wachstumsschwelle.
Interessant ist hingegen, dass der Index der Lieferantenlieferzeit 1,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat auf 50,1 Prozent zurückging. Denn in diesem Fall bedeutet das nämlich, dass die Lieferzeit der Rohstofflieferanten in der Fertigungsindustrie etwas schneller war als im Vormonat.
Chinas PMI für das verarbeitende Gewerbe (saisonbereinigt) | ||||||
Einheit: % | ||||||
PMI | ||||||
Produk-tion-sindex | Auftrags-eingangs-index | Rohstoff-inventa-rindex | Beschäfti-gungs-index | Lieferanten-lieferzeitindex | ||
2021- Juli | 50.4 | 51.0 | 50.9 | 47.7 | 49.6 | 48.9 |
August | 50.1 | 50.9 | 49.6 | 47.7 | 49.6 | 48.0 |
September | 49.6 | 49.5 | 49.3 | 48.2 | 49.0 | 48.1 |
Oktober | 49.2 | 48.4 | 48.8 | 47.0 | 48.8 | 46.7 |
November | 50.1 | 52,0 | 49.4 | 47.7 | 48.9 | 48.2 |
Dezember | 50.3 | 51.4 | 49.7 | 49.2 | 49.1 | 48.3 |
2022-Januar | 50.1 | 50.9 | 49.3 | 49.1 | 48.9 | 47.6 |
Februar | 50.2 | 50.4 | 50.7 | 48.1 | 49.2 | 48.2 |
März | 49.5 | 49.5 | 48.8 | 47.3 | 48.6 | 46.5 |
April | 47.4 | 44.4 | 42.6 | 46.5 | 47.2 | 37.2 |
Mai | 49.6 | 49.7 | 48.2 | 47.9 | 47.6 | 44.1 |
Juni | 50.2 | 52.8 | 50.4 | 48.1 | 48.7 | 51.3 |
Juli | 49.0 | 49.8 | 48.5 | 47.9 | 48.6 | 50.1 |
Quelle: Nationales Statistikamt China
Zugehörige Indikatoren des chinesischen PMI für das verarbeitende Gewerbe (saisonbereinigt) | ||||||||
Einheit: % | ||||||||
Index der neuen Export-aufträge | Index Im-porte | Kauf-mengen-index | Einkaufs-index für Roh-stoffe | Erzeu-ger-preis-index | Bestands-index für Fertig-waren | Index für offene Aufträge |
Index für Produktions- und Geschäfts-tätigkeits-erwartung |
|
2021- Juli | 47.7 | 49.4 | 50.8 | 62.9 | 53.8 | 47.6 | 46.1 | 57.8 |
August | 46.7 | 48.3 | 50.3 | 61.3 | 53.4 | 47.7 | 45.9 | 57.5 |
September | 46.2 | 46.8 | 49.7 | 63.5 | 56.4 | 47.2 | 45.6 | 56.4 |
Oktober | 46.6 | 47.5 | 48.9 | 72.1 | 61.1 | 46.3 | 45.0 | 53.6 |
November
Dezember |
48.5 | 48.1 | 50.2 | 52.9 | 48.9 | 47.9 | 45.7 | 53.8 |
48.1 | 48.2 | 50.8 | 48.1 | 45.5 | 48.5 | 45.6 | 54.3 | |
2022-Januar | 48.4 | 47.2 | 50.2 | 56.4 | 50.9 | 48.0 | 45.8 | 57.5 |
Februar | 49.0 | 48.6 | 50.9 | 60,0 | 54.1 | 47.3 | 45.2 | 58.7 |
März | 47.2 | 46.9 | 48.7 | 66.1 | 56.7 | 48.9 | 46.1 | 55.7 |
April | 41.6 | 42.9 | 43.5 | 64.2 | 54.4 | 50.3 | 46.0 | 53.3 |
Mai | 46.2 | 45.1 | 48.4 | 55.8 | 49.5 | 49.3 | 45.0 | 53.9 |
Juni | 49.5 | 49.2 | 51.1 | 52,0 | 46.3 | 48.6 | 44.2 | 55.2 |
Juli | 47.4 | 46.9 | 48.9 | 40.4 | 40.1 | 48.0 | 42.6 | 52,0 |
Einkaufsindex für Rohstoffe: Main Raw Material Purchase Price Index. Quelle: Nationales Statistikamt China
In Teil 2 werden wir die Ergebnisse für das nicht verarbeitende Gewerbe erläutern
Zur Erhebungsmethode des Nationales Statistikamts China:
Die Erhebung umfasst 31 Abteilungen des verarbeitenden Gewerbes in der „Industrial Classification for National Economic Activities“ (GB/T4754-2017) und 3000 Stichproben sowie 43 Abteilungen der nicht-verarbeitenden Industrie und 4200 Stichproben.
Die Stichprobenmethode PPS (Probability Proportional to Size) wurde in der Umfrage der Einkaufsleiter übernommen. Bei verarbeitendem Gewerbe und nicht-verarbeitendem Gewerbe ist die Stichprobengröße jedes Bereichs proportional zu seinem Anteil der Wertschöpfung an der Gesamtwertschöpfung des Bereichs. Innerhalb der Schicht werden die Stichproben nach den Wahrscheinlichkeiten ausgewählt, die proportional zu den Hauptgeschäftseinnahmen der Unternehmen sind.
Die Umfrage wurde von Mitarbeitern der Umfragebüros organisiert und durchgeführt, monatlich über das Online-Berichtssystem der NBS, indem Umfragefragebögen an die Einkaufsleiter der ausgewählten Unternehmen gesendet wurden.
Georg von Stein
Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.