Interview mit Silas Chu, Regionaldirektor beim HKTDC in Frankfurt

Interview mit Silas Chu, neuer Regional Director Europe, Central Asia and Israel des HKTDC in Frankfurt.
Quelle: Adobe Stock; © pigprox

Seit Februar 2021 ist Silas Chu der neue Regionaldirektor für Europa, Zentralasien und Israel im Frankfurter Büro des Hong Kong Trade Development Council (HKTDC).

In der Funktion des Regionaldirektors für Europa Zentralasien und Israel leitet Silas Chu von Frankfurt aus insgesamt 13 Büros des HKTDC. Diese Büros dienen der Förderung von Geschäftsbeziehungen zwischen Hongkong und den jeweiligen Ländern, in denen sie sich befinden. Er folgt auf William Chui, der diese Position seit November 2016 innehatte.

Die Position als Regionaldirektor für Europa, Zentralasien und Israel in Frankfurt ist nicht die erste Aufgabe, die Silas Chu beim HKTDC übernimmt. Er ist bereits seit 1997 für das HKTDC tätig und verfügt über umfangreiche Erfahrung in Überseemärkten. Zuletzt war er ab 2017 als Direktor Japan des HKTDC für die Büros in Tokio und Osaka zuständig. Zu seinen früheren Stationen gehörten die Leitung des HKTDC Büros in Taiwan sowie Tätigkeiten in Beijing, Shanghai und Guangzhou. Er verfügt über einen MBA und ein Bachelor Degree (First-Class) der Hong Kong University of Science & Technology.

Jetzt, nachdem er seine neue Position in Frankfurt angetreten hat, hat Silas Chu hat sich freundlicherweise zu einem Interview bereit erklärt. Er spricht über seine bisherigen Erfahrungen beim HKTDC, welche Unterschiede es zwischen den einzelnen Ländern gibt, in denen er bisher tätig war, und wo er jetzt die größten Herausforderungen sieht.

Interview mit Silas Chu, neuer Regional Director Europe, Central Asia and Israel des HKTDC in Frankfurt.
Silas Chu ist der neue Regional Director Europe, Central Asia and Israel des HKTDC in Frankfurt. Foto: HKTDC

 

Fragen an Silas Chu, Regional Director Europe, Central Asia and Israel, HKTDC

Wo sehen Sie derzeit die größten Herausforderungen?

Die COVID-19-Pandemie in Verbindung mit dem zunehmenden Protektionismus im Handel bis hin zu Finanzen und Technologie hat der globalen Unternehmenslandschaft beispiellose Unsicherheiten hervorgerufen. Trotz der schrittweisen Einführung des Impfstoffs ist die Welt noch nicht aus dem Gröbsten heraus, das Impftempo ist langsamer als erwartet. Die Pandemie hat auch die Abwicklung von Geschäften transformiert und disruptive Veränderungen gebracht.

Es gibt jedoch einige Lichtblicke, nämlich im ASEAN Raum und auf dem chinesischen Festland, die internationalen Unternehmen Chancen für eine schnelle Erholung bieten.

Die größten Herausforderungen, die ich aus Sicht von HKTDC als Handelsförderungsagentur sehe, sind die zeitgerechte Unterstützung und das Schaffen von dringend benötigten, neuen Geschäftsmöglichkeiten für KMUs, von denen einige bereits ums Überleben kämpfen.

Darüber hinaus hat die COVID-19-Krise Unternehmen auf die Notwendigkeit der Diversifizierung von Märkten und Produktionsstandorten aufmerksam gemacht. Hongkong unterhält bilaterale Geschäftskooperationen mit dem chinesischen Festland wie CEPA und mit ASEAN etwa das FTA Freihandelsabkommen und das IA Investitionsabkommen. Die meisten Unternehmen in Hongkong verfügen über internationale Geschäfts- und Expansionserfahrung und daher wird Hongkong weiterhin als Super-Konnektor fungieren und Marktdiversifizierung und Cross-Border-Investitionen vorantreiben. So kann die die Metropole Unternehmen aus Übersee bei der Expansion auf das chinesische Festland unterstützen, besonders in die Greater Bay Area mit ihrem enormen Potenzial. Hier bietet die Partnerschaft mit Firmen in Hongkong viele Vorteile.

Die Auswirkungen der Pandemie haben auch die Suche nach finanziellen Mitteln stärker in den Fokus gerückt. Hongkong als führender Finanz-, Fundraising- und Investment-Hub bietet eine ideale Plattform, um internationale Investoren und Projekteigner miteinander zu verbinden. Das vom HKTDC organisierte Asia Financial Forum (AFF), das jährlich im Januar in Hongkong stattfindet, ist eine führende Plattform, um grenzüberschreitende Investitionen zwischen großen Volkswirtschaften auf der ganzen Welt über Hongkong zu ermöglichen. Am 24. November 2021 wird es auch erstmals einen „Asia Summit on Global Health“ geben.

Wie arbeitet das HKTDC in Pandemiezeiten?

Das HKTDC passt seine Messen, Konferenzen und Werbeaktionen an die neue Situation an, indem wir Online-/Offline-Angebote zur Verfügung stellen, die es Unternehmen aus der ganzen Welt ermöglichen, während der Reiserestriktionen miteinander in Kontakt zu treten und Geschäftsmöglichkeiten zu eruieren. Eines unserer Angebote für Aussteller und Einkäufer ist die HKTDC International Sourcing Show |Online (17. bis 31. März), die 11 Branchen umfasst. Weitere Informationen dazu gibt es unter: https://isshow.hktdc.com/online/en/index.html.

Ein solches Online-Format hat sich bereits als erfolgreich erwiesen: Während der HKTDC Autumn Sourcing Week | Online im November, die von über 150 HKTDC-Mitarbeitern aus unseren 50 Niederlassungen weltweit unterstützt wurde, fanden mehr als 9.000 Online-Meetings zwischen 2.600 Herstellern und 27.000 Einkäufern aus 132 Ländern und Regionen rund um den Globus statt.

Das HKTDC hat zudem seine Multi-Plattform hktdc.com Sourcing aufgewertet, um den Übergang zu digitalen Beschaffungsmodellen und Geschäftsmöglichkeiten in China und der asiatischen Region nach der Pandemie zu unterstützen.

Würden Sie etwas über Ihre Erfahrungen in den verschiedenen Positionen bei HKTDC mit uns teilen?

Zunächst möchte ich betonen, dass ich während meiner mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Arbeit an vorderster Front bei der Förderung von Hongkong nie einen langweiligen Tag erlebt habe, da es jeden Tag neue Herausforderungen gab. Es ist eine Erfüllung, in der Lage zu sein, Geschäftsmöglichkeiten nicht nur im Handel, sondern auch bei Investitionen und Kooperationen zu schaffen.

Im Falle Japans ist Hongkong der weltweit größte Exportmarkt für japanische Lebensmittel. Jedes Jahr hat das HKTDC hunderten von japanischen Exportunternehmen dabei geholfen, über die HKTDC Food Expo neue Geschäftschancen zu eruieren. Dazu gehörte auch der bisher größte nationale Pavillon Japans auf der führenden Messe dieser Art in Asien.

Während meiner Jahre in Taiwan hat mein Büro über 22.000 taiwanesische Qualitätsunternehmen dabei unterstützt, ihr Exportgeschäft durch die Teilnahme an verschiedenen HKTDC-Geschäftsplattformen auszubauen.

Gibt es Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen Ländern?

Sicher sind die Standorte unterschiedlich, aber egal ob in Taiwan, Japan und den Städten auf dem chinesischen Festland, Hongkong wurde immer als vertrauenswürdiger Partner und bevorzugte Plattform gesehen. Davon abgesehen hat sich die Rolle von Hong Kong kontinuierlich weiterentwickelt.

Seit der Rückkehr zu China im Jahr 1997 ist aus Hongkong etwas anderes geworden als früher. Wurde Hongkong als Tor nach China gegründet, hat es sich immer mehr zu einem Sprungbrett aus China heraus entwickelt. Heute nutzen chinesische Firmen auf dem Festland Hongkong zunehmend als Basis für die Expansion nach Übersee. Die Hongkonger Kapitalmärkte unterstützen sie dabei, das für die Expansion erforderliche Kapital aufzubringen und von dort aus auch ihre Auslandsaktivitäten zu verwalten und zu betreiben.

Die Geschäftswelt hat überall großes Interesse an dem Marketing-Mix des HKTDC gezeigt, darunter Angebote für KMUs, Startup-Förderung und -Programme, Informationsmaterial zu internationalen Markttrends, Online-Sourcing und physische Messen sowie der Teilnahme an internationalen Delegationen.

Worauf freuen Sie sich jetzt besonders?

Das von mir betreute Portfolio umfasst 55 Länder mit unterschiedlichen kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Ich freue mich jetzt auf die Öffnung der Grenzen, um Partner und Kollegen persönlich zu treffen und all die aufregenden neuen Möglichkeiten zu teilen, die Hongkong zu bieten hat.