Die chinesische Regierung hatte mit der Made-in-China 2025-Strategie das Ziel ausgerufen, in zehn Schlüsselbranchen gegenüber den Industrienationen technologisch aufzuholen, vor allem auch im Biotech Sektor. Ein Weg dafür besteht noch immer im Technologietransfer durch Joint Ventures oder Unternehmensübernahmen. Auf der anderen Seite können einige der neuen Biotech-Unternehmen Chinas aber auch westlichen Partnern den Zugang zum zweitgrößten Biopharmamarkt der Welt bieten. VON GEORG VON STEIN
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Interessante Beispiele dafür aus Investorensicht finden Sie hier erläutert:
- Amgen hält eine 20,5-prozentige Beteiligung an der chinesischen BeiGene.
- JW Therapeutics aus Shanghai wurde von Juno Therapeutics (jetzt Teil von Bristol Myers Squibb) und der Auftragsforschungsorganisation WuXi AppTec mitgegründet, um Immuntherapien für chinesische Patienten zu entwickeln. Bei seinem Börsengang im November 2020 in Hongkong sammelte JW Therapeutics über 335 Mio. USD ein – und gelangte damit fast in die Top Ten der globalen Biotech-Notierungen.
- Im Mai 2020 investierte Pfizer 200 Mio. USD in CStone Pharmaceuticals. Dadurch hat es den Zugang zu dessen Lungenkrebsmedikament Sugemalimab erhalten.
- Im August 2020 zahlte der US Pharmariese Lilly 200 Mio. USD an Innovent Biologics aus Suzhou für die Entwicklung und Vermarktung des Krebsmedikaments Tyvyt (Sintilimab) außerhalb Chinas. Das Medikament haben die Unternehmen gemeinsam in China entwickelt.
- Im September 2020 zahlte AbbVie an I-Mab Biopharma aus Shanghai 180 Mio. USD bereits in der Phase-1 für Lemzoparlimab für Entwicklungs- und Vermarktungsrechte außerhalb des Großraums China. Das Mittel dient dem Einsatz bei verschiedenen Krebserkrankungen.
- Novartis hatte im Februar 2021 an BeiGene 650 Mio. USD im Voraus überwiesen für US-amerikanische, europäische und japanische Rechte an Tislelizumab, einem Medikament zur Therapie von soliden Tumoren.
- Im selben Monat zahlte Coherus BioSciences 150 Mio. USD als Vorabzahlung für das bei Tumoren eingesetzte Toripalimab von Junshi Biosciences aus Shanghai.
Prinzipiell gestalten sich die Wachstumsbedingungen im chinesischen Biotech- und Pharmasektor sehr gut. Viele Biotech-Unternehmer wollen die Arzneimittelindustrie in einem Land umgestalten, das sich zu stark auf Generika von teils nicht optimaler Qualität ausgerichtet hatte. Gegenüber ausländischen Unternehmen besitzen einige Biotechs in China dabei den Vorteil „einer inländischen F&E-Basis, die wettbewerbsfähigere, erschwinglichere Medikamente anbietet“, fasst es Michael Xi zusammen, CFO von Akeso aus Zhongshan. Sein Unternehmen hatte zum IPO in Hongkong im April 2020 ein Kapital 330 Mio. USD beschafft.
Heute ist die Nachfrage nach innovativen Medikamenten groß, die Behandlungsergebnisse nachvollziehbar verbessern. So haben auch die von den chinesischen Behörden erteilten neuen Arzneimittelzulassungen stark zugenommen: Im Jahr 2017 erhielten 42 neue Moleküle die Zulassung auf dem chinesischen Markt, gegenüber sieben im Jahr 2016 -gemäß Daten von GBI Health. In den Jahren 2018 und 2019 waren es schon 60 bzw. 57. Von den sieben neuen Molekülen, die 2016 in China zu Zulassung kamen, wurden drei von einheimischen Firmen entwickelt. Bereits zu 14 bzw. 13 neuen Arzneimittelzulassungen trugen chinesische Biopharmaunternehmen laut GBI Health in 2018 und 2019 bei.
Mehr Erstanträge und Finanzierungen
In 2015 betrug die Gesamtzahl der Erstanträge für klinische Studien von inländischen Unternehmen in China für ein neues Medikament bei niedermolekulare Medikamenten 79 und bei therapeutischen Biologika 20. Am 1. November 2020 betrug die Zahl schon 139 bei chemischen Medikamenten und 77 bei Biologika, so die Daten von GBI Health.
Auch beim Thema Finanzierung schlägt sich die Entwicklung in den Zahlen nieder. Im Jahr 2019 haben chinesische Biopharmaunternehmen insgesamt 81 Finanzierungsrunden registriert. Gar 133 Fundraising-Runden (inkl. Zweitplatzierungen) mit einem angekündigten Wert von rund 12 Mrd. USD (80 Mrd. CNY) fanden laut GBI bis zum 1. November 2020 statt.
Das dominierende Thema unter den chinesischen Biotechs bleibt dabei die Onkologie, ganz im Gegensatz zur therapeutisch vielfältigeren Forschungslandschaft in den USA. Ende 2019 wurde dann das erste in China entwickelte Krebsmedikament, Brukinsa von BeiGene, auch in den Vereinigten Staaten zugelassen. Weitere dürften folgen.
Top 2021 Biotech und Pharma IPOs
From: China at the threshold
Company name | Country | Amount raised ($ millions) (exchange) | Date completed (2021) |
Sana Biotechnology | United States | 676 (Nasdaq) | 3 February |
Recursion Pharmaceuticals | United States | 502 (Nasdaq) | 16 April |
Prestige Biopharma | Singapore | 405 (Korea) | 5 February |
Instil Bio | United States | 368 (Nasdaq) | 18 March |
Shanghai ZJ Bio-Tech | China | 326 (Shanghai) | 5 January |
Immunocore | United Kingdom | 297 (Nasdaq) | 4 February |
Hangzhou AllTest Biotech | China | 277 (Shanghai) | 12 March |
Design Therapeutics | United States | 276 (Nasdaq) | 25 March |
Bolt Biotherapeutics | United States | 264 (Nasdaq) | 4 February |
Suzhou Basecare Medical | China | 259 (Hong Kong) | 5 February |
Talis Biomedical | United States | 254 (Nasdaq) | 11 February |
Cullinan Management | United States | 250 (Nasdaq) | 7 January |
Gracell Biotechnologies | China | 240 (Nasdaq) | 8 January |
Connect Biopharma | China | 220 (Nasdaq) | 18 March |
Source: BioCentury BCIQ
Georg von Stein
Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.