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SASAC verordnet Profitabilität von Outbound-Investments

Bildquelle: Adobe Stock; © zjk

Die chinesische „State-owned Assets Supervision and Administration Commission“ (SASAC) beaufsichtigt über 100 Unternehmen im Besitz der chinesischen Zentralregierung. Damit ist die SASAC auch für die Prüfung von Auslandsinvestitionen dieser SOEs zuständig. Insbesondere kontrolliert sie, ob die Investitionen in den grundsätzlichen Investmentfokus des chinesischen Staates passen. Der aktuelle 13. Fünfjahresplan schreibt bekanntermaßen vor, dass die chinesische Wirtschaft in bestimmten Schlüsselindustrien weltweiter Technologieführer werden soll, darunter umweltfreundliche Autos, neue Energiequellen, Energieeffizienz, die Entwicklung neuer Materialien, Biotechnologie und Informationstechnologie. Die Strategie „Made in China 2025“ zielt ergänzend auf ein umfassendes Upgrade der chinesischen Industrie. Auslandsinvestitionen chinesischer Staatsunternehmen in diesen Branchen sind also besonders erwünscht.

Profitabilität gefordert

Im Schatten dieser von offizieller Seite verordneten Strategien hat die SASAC vor einigen Monaten den SOEs unter ihrer Kontrolle eine ergänzende Vorgabe für Auslandsinvestitionen gemacht: Diese müssen ab sofort profitabel sein. Damit reagiert die SASAC auf den Umstand, dass Outbound-Investitionen im Westen in der Vergangenheit sehr oft auf Technologie, starke Marken und Marktzugang ausgerichtet waren, das Thema Profitabilität aber nicht in besonderem Fokus stand. Im Gegenteil: So war es in den vergangenen Jahren nicht unüblich, in Bieterverfahren mit hohen Kaufpreisen und umfangreichen Standort- und Beschäftigungsgarantien das Rennen zu machen.

Dies mit gutem Grund: Denn es war in der letzten Dekade für chinesische Investoren wichtig, den Ruf des „Technologieräubers“ abzuschütteln, der ein Unternehmen im Westen billig kauft, die Fertigung nach China verlagert und hier die Belegschaft entlässt. Dies ist mittlerweile gelungen. Chinesische Investoren haben sich den Ruf erarbeitet, verlässliche Investoren zu sein, die bei ihren ausländischen Beteiligungen nur behutsam Eingriffe vornehmen und dem lokalen Management viel Freiraum lassen.

Verluste addiert

Betriebswirtschaftlich war diese Vorgehensweise mitunter desaströs. So führten insbesondere die umfangreichen Beschäftigungs- und Standortgarantien dazu, dass oftmals dringend notwendige Umstrukturierungen bei den Zielgesellschaften jahrelang verschoben werden mussten. Über die Jahre addierten sich bei einzelnen Übernahmen die Verluste zu dreistelligen Euro-Millionenbeträgen.

Neue Vorgaben

Damit soll jetzt Schluss sein. Was heißt die Vorgabe der SASAC konkret? Die Beteiligungen müssen in der Lage sein, kurz-, mittel- und langfristig positive Erträge zu generieren. Die Betrachtung bleibt dabei nicht bei der obersten Gesellschaft des Targets stehen, sondern bezieht sich auch auf alle Tochtergesellschaften eines erworbenen Konzerns. Für Outbound-M&A-Aktivitäten der von der SASAC kontrollierten SOEs wird daher neben Technologie, Marke und Marktzugang zunehmend auch die tatsächliche Ertragskraft des Targets in den Fokus rücken und nicht nur die während des M&A-Prozesses versprochene Profitabilität.

Frage der Umsetzung

Für Bestandsbeteiligungen heißt das, dass diese umzustrukturieren sind, wenn die vorstehend genannten Voraussetzungen nicht erfüllt sind. In der Wahl der Mittel ist der Staatsbetrieb dabei frei. Das heißt, dass die SASAC nicht in die unternehmerischen Entscheidungen der SOEs eingreift, sondern lediglich das Ziel vorgibt. In Betracht kommen also klassische Kostensenkungsprogramme wie zum Beispiel die Zusammenlegung von Standorten und/oder Personalabbau ebenso wie gesellschaftsrechtliche Maßnahmen, beispielsweise die Verschmelzung einer unprofitablen Konzerngesellschaft mit einer profitablen. Sollten die Maßnahmen nicht greifen, sind die betroffenen Gesellschaften in letzter Konsequenz zu verkaufen oder zu liquidieren.

Weiter reichende Auswirkungen

Was gilt für private chinesische Outbound-Investments und für solche von Staatsunternehmen, die beispielsweise im Besitz von Provinzregierungen stehen? Für diese hat die neue Vorgabe der SASAC zunächst keine unmittelbaren Folgen, denn die Zuständigkeit der SASAC beschränkt sich auf Unternehmen im Besitz der chinesischen Zentralregierung. Allerdings manifestiert sich in neuen Vorgaben dieser Art in der Regel ein grundsätzlicher Wille der chinesischen Staatsregierung. Daher ist davon auszugehen, dass diese Bestimmung jedenfalls reflexiv auch Auswirkungen auf die Entscheidungspraxis der National Development and Reform Commission (NDRC) und der State Administration for Foreign Exchange (SAFE) im Rahmen ihrer M&A-Prüfungsprozesse haben werden. Auch die großen Staatsbanken werden die neue Entscheidungspraxis der SASAC bei der Vergabe von Akquisitionskrediten im Hinterkopf haben.

Fazit

Insgesamt zeigt die neue Vorgabe der SASAC zweierlei. Zum einen ist sie Ausdruck einer – wenngleich angeordneten – Professionalisierung des Beteiligungsmanagements der SOEs. Auch westliche Konzerne würden nicht in nachhaltige Verlustbringer investieren, ohne unmittelbar nach Erwerb oft einschneidende Restrukturierungsmaßnahmen zu ergreifen. Zum anderen dürfte sich durch diese Maßnahme ein Trend verstetigen, der ohnehin schon im Markt zu beobachten war: Chinesische Käufer sind nicht mehr die geborenen Investoren für Distressed M&A Opportunities.

Dieser Beitrag erschien in der Printausgabe 3-2018 der Investment Plattform China/Deutschland.

„Das Ergebnis übertraf bei Weitem die Erwartungen“

Chinesische Start-ups im Bereich Elektromobilität sorgen derzeit auf dem ganzen Globus für Furore. Jüngst konnte die Future Mobility Corp – besser bekannt unter dem Markennamen Byton – in einer Series-B-Finanzierung 500 Mio. USD einsammeln. CVCapital war als weltweit exklusiver Financial Advisor dabei. Ein Gespräch mit John Ma, Managing Partner bei der chinesischen Investmentbank.

M&A China/Deutschland: Wie bewerten Sie den Erfolg der Finanzierungsrunde?

John Ma: Ich mir sicher, dass der Erfolg der Series-B-Finanzierung sowohl für Byton als auch für CVCapital von großer Bedeutung ist. Vom Beginn der Zusammenarbeit an waren wir fest davon überzeugt, dass es richtig ist, mit dem Augenmerk auf der strategischen Unternehmensentwicklung die Konzeption des Finanzierungsplans sowie die Kommunikation und Kooperation mit den Investoren anzugehen. Das Ergebnis übertraf am Ende bei Weitem die Erwartungen. Der Einstieg einer großen Bandbreite an strategischen Investoren ist ein Zeichen für den hohen Grad der Anerkennung gegenüber dem Management, der Technologie und den Produkten des Unternehmens. Vor allem verschafft es dem Start-up wichtige Ressourcen für das Wachstum. Für CVCapital lässt sich festhalten, dass wir durch die Finanzierungsrunde mit Byton unseren Blick auf die Branche der New Energy Vehicles (NEV) ausweiten konnten und in unserer Überzeugung gestärkt wurden, weiter diesen Bereich intensiv zu bearbeiten.

Wo gab es Herausforderungen?

Zu Beginn der Finanzierungsrunde gab es einige Fragen, in die Investoren keinen direkten oder genauen Einblick hatten. So zum Beispiel, ob Byton eigentlich ein chinesisches oder ein ausländisches Unternehmen ist oder auf welche Weise man am besten deutsches Fertigungs-Know-how und Hightech aus Silicon Valley in den chinesischen Markt einbringen sollte. Bekanntermaßen hat Byton seinen Hauptsitz in Nanjing und unterhält im Silicon Valley und in München Entwicklungszentren. CVCapital hat an diesen drei Standorten eigene Teams, die eng kooperieren konnten. Über den Verlauf der Kapitalrunde hinweg bestritten wir zusammen mit dem Unternehmen so wichtige Meilensteine wie den Launch der Marke Byton, die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas mit der Enthüllung des Konzeptautos sowie die Auto China in Peking. Dadurch gelangten wir zu einem umfassenden, unmittelbaren und eingehenden Verständnis in Bezug auf Aspekte wie die Entwicklungsarbeit, das Management, die Produkte und die Technologie des Unternehmens.

Lead-Investor war der staatliche Autobauer FAW. Mit dabei waren der Batteriehersteller CATL und der Silk Road Funds. Was waren die Gründe für sie, bei Byton einzusteigen?

Zunächst einmal schätzen die Investoren die „DNA“ von Byton, die sich aus der deutschen fertigenden Industrie ableitet. Das deutlichste Beispiel hierfür ist FAW. Dass ein chinesischer OEM wie FAW als Lead-Investor gewonnen werden konnte, ist ein Zeichen für die hohe Anerkennung gegenüber Byton. Die Kernkompetenz eines OEM wie Byton wiederum besteht nicht etwa darin, dass er einfach die verschiedensten Highendteile zusammenmontiert, um so das beste Fahrzeug zu bauen. Denn von der Hardware bis zur Software müssen alle diese Komponenten eines solchen Fahrzeugs aufeinander abgestimmt sein. Die Fähigkeit zur Integration der Komponenten basiert notwendigerweise auf jahrelanger Erfahrung. Ein solcher Prozess benötigt ein entsprechend hohes technisches Know-how und professionelles Können. Das war auch ein Punkt, auf den die Investoren achteten und der ihnen bei Byton gefiel.

Die Kapitalrunde spülte dem chinesischen Elektroauto-Start-up 500 Mio. USD in die Kassen. Was bedeutet dies für die Position von Byton in China und im weltweiten Markt für Elektrofahrzeuge?

Schaut man sich den Markt an, so tut sich gegenwärtig bei der Finanzierung von Elektromobilität in China so einiges. So manch ein Wettbewerber von Byton bemüht sich gerade auch um eine Finanzierung. Denn alle wollen als Nächstes in die Fertigung einsteigen und mit der Massenproduktion beginnen. Bei dieser Finanzierungsrunde von Byton zeigten die Investoren großes Interesse. Es wurden mehr Mittel eingesammelt als ursprünglich geplant. Zum Schluss blieb uns nichts anderes übrig, als bei einigen Investoren den Anteil zu reduzieren. Natürlich ist das auch ein positives Signal, das die außergewöhnliche Anerkennung der Investoren gegenüber Byton zum Ausdruck bringt. Gleichzeitig verschaffte die Finanzierung Byton ausreichend Munition. Dadurch ist es möglich, den nächsten Schritt des Unternehmens in die Massenproduktion problemlos zu gewährleisten. Zudem lässt sich anhand dieser Kapitalrunde erkennen, dass die Positionierung Bytons auf große Akzeptanz am Markt trifft. Das ist eine gute Basis für die folgenden Schritte bei der Finanzierung sowie der Expansion ins Ausland.

In China gibt es zahlreiche Start-ups, die sich im Bereich Elektrofahrzeuge und autonomes Fahren tummeln und die Mobilität von morgen entwickeln wollen. Wodurch hebt sich Byton von den zahlreichen anderen „jungen Wilden“ aus China ab?

Bytons Besonderheit liegt darin, dass das Unternehmen im Bereich von Design und Fertigung so manch anderen Fahrzeugherstellern deutlich überlegen ist. Außerdem fokussiert sich Byton unter den vielen Start-ups in diesem Bereich speziell auf hochwertige SUV. Auch NIO bearbeitet dieses Segment. Aber in China gibt es viele Start-ups im Bereich Elektromobilität. In der gegenwärtigen Anfangsphase stehen nicht unbedingt alle im Wettbewerb miteinander. Manche stellen Kleinwagen her, andere wiederum SUV im unteren Preissegment. Die stellen keine Konkurrenz für Byton dar.

Wird CVCapital künftig bei weiteren Finanzierungsrunden und Transaktionen in den Bereichen E-Mobility und autonomes Fahren aktiv werden?

Zunächst einmal schenken wir dem Bereich Elektrofahrzeuge und den Möglichkeiten des neuen Zeitalters der Mobilität äußerst hohe Beachtung. Daher fokussieren wir uns nicht nur auf die Elektroautos selbst, sondern auf die ganze mit den Fahrzeugen zusammenhängende moderne Produktionskette. Das umfasst Technologien wie Batterien, Lidar-Systeme, autonomes Fahren oder Präzisionskartensysteme. In diesen Bereichen arbeiten wir derzeit sowohl für US-amerikanische als auch europäische und chinesische Klienten.

Wie ist CVCapital insgesamt positioniert?

Erstens: In Bezug auf Branchen positioniert sich CVCapital insbesondere in den Sektoren Advanced Manufacturing, Healthcare, Consumer Goods und TMT. Der Bereich Advanced Manufacturing umfasst dabei auch klassische Industrien wie Automotive und Maschinenbau. Zweitens unsere Positionierung in Bezug auf die globale Präsenz: Es gibt nur sehr wenige chinesische Investmentbanken, die wie wir nicht nur in Festlandchina und Hongkong, sondern auch mit München in Deutschland bzw. Europa und mit dem Silicon Valley in den USA vertreten sind. Darüber hinaus sind wir noch in Israel aktiv. Vor dem Hintergrund, dass die internationalen Finanzmärkte auch mit Blick auf die Finanzierung von jungen Unternehmen immer mehr zusammenwachsen, ist unsere globale Präsenz ein Alleinstellungsmerkmal und ein Vorteil. Natürlich kann ich nur sagen, dass wir gegenwärtig in Hinsicht auf die globale Präsenz eine führende Position einnehmen. Schließlich haben wir noch einen langen Weg vor uns.

Welche Bedeutung hat der deutsche Markt für CVCapital als eine chinesische Investmentbank? Was sind die Pläne und Ziele für die Zukunft?

Der europäische und insbesondere der deutsche Markt ist für CVCapital von außerordentlich hoher Bedeutung. Denn im Bereich hochentwickelter Fertigungstechnologien ist Deutschland ein ganz wichtiges Land mit einer mächtigen industriellen Basis. Dementsprechend weist das Geschäft in Deutschland zu dem in China zahlreiche Synergien auf. Viele deutsche Unternehmen denken auch gerade darüber nach, wie sie ihr Chinageschäft entwickeln können. In dieser Situation kann CVCapital Unterstützung bieten. Das heißt, wir können sie mit strategischen Kooperationspartnern in China in Verbindung bringen. Oder, wenn ein deutsches Unternehmen als Investor oder in einem Joint Venture in China einen Standort aufbauen möchte, so können wir Kontakte knüpfen und Brücken zu den Lokalregierungen bauen.

Herr Ma, vielen Dank für das Gespräch.

 

Zur Person

John Ma ist Managing Partner bei der chinesischen Investmentbank CVCapital. Sein Spezialgebiet sind Privatplatzierungen und M&A in den Bereichen Telekommunikation, Medien und Technologie sowie im Konsumsektor. Er arbeitete mehr als 20 Jahre an der Wall Street und sammelte dort reiche Erfahrung bei der Beratung von M&A-Deals, IPOs, Folgeemissionen, PIPE-Transaktionen und Privatplatzierungen. Vor seinem Einstieg bei CVCapital 2012 war John Ma Chinarepräsentant für Roth Capital Partners. Zuvor war er für AIG und die Bank of America tätig. Die Investmentbank CVCapital mit Hauptsitz in Shanghai hat bereits Transaktionen mit einem Volumen von mehr als 12 Mrd. USD abgeschlossen. Seit Anfang 2017 ist CVCapital mit einem eigenen Büro in München vertreten. Dr. Ernst Ludes leitet von dort aus das europäische Team.
www.cvcapital.com

 

Byton – ein deutsch-chinesisches Start-up

Weltpremiere: Byton-Gründer Daniel Kirchert (l.) und Carsten Breitfeld stellen auf der CES in Las Vergas ein Konzept-SUV vor (©Bild: Byton).

Als vor zwei Jahren die beiden Ex-BMW-Manager Carsten Breitfeld und Daniel Kirchert zusammen die Future Mobility Corporation mir ihrer Elektroauto-Marke Byton ins Leben riefen, kündigte sich Großes an. Denn Breitfeld, Entwickler des Elektro-Hybrids BMW i8, und Kirchert, ehemaliger Verkaufschef des Münchner Premiumautobauers n China, erhielten bald Unterstützung durch den Internetriesen Tencent und den taiwanischen Auftragshersteller Foxconn. Nach einer ersten Kapitalrunde im August 2017 über 200 Mio. USD folgte im Juni dieses Jahres die Series-B-Finanzierung über 500 Mio. USD, die die chinesische Investmentbank CVCapital als weltweiter exklusiver Financial Advisor begleitete. Die Namen der Beteiligten ließen aufhorchen: Lead-Investor war der staatliche Autohersteller und Volkswagen-Partner FAW, der sich mit 260 Mio. USD beteiligte. Hinzu kam der Batteriespezialist CATL. Mit dabei waren unter anderem auch Tus-Holdings, China Merchants Capital sowie der Belt-and-Road-Funds der Provinz Jiangsu. Die eingesammelten Mittel sollen in die weitere Produktentwicklung und die Massenherstellung fließen.

 

Durchstarten nach langem Warten

Mit der Herstellung von Leichtbauteilen aus Kohlefasern ist das sächsische Unternehmen Cotesa ein gefragter Zulieferer der Luftfahrt- und Automobilindustrie. Nach dem gelungenen Einstieg des chinesischen Konzerns AT&M als Mehrheitseigentümer steht nun die weitere Expansion an. Zuvor wurde die Übernahme einer aufwändigen Prüfung durch das Bundeswirtschaftsministerium unterzogen. Ein Verfahren, das viel Zeit und Nerven kostete.

Als der US-Flugzeughersteller Boeing im vergangenen Jahr die Cotesa GmbH mit der Herstellung von Bauteilen für einen Transporthubschrauber beauftragte, war das nicht nur ein Beleg dafür, dass Luftfahrtprodukte aus Deutschland weltweit gefragt sind. „Kooperationen wie diese ermöglichen es deutschen Zulieferern auch, ihren Kundenkreis international zu diversifizieren, um Wachstumsmärkte zu erschließen“, lobte die damalige Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Wenige Monate später sollte das Ministerium selbst eine wichtige Rolle bei der Expansion von Cotesa spielen. Denn der Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen durch Investoren um den chinesischen Konzern Advanced Technology & Materials (AT&M), der Cotesa zusätzliche Wachstumsperspektiven eröffnet, wurde erst nach einem mehrmonatigen Prüfverfahren der Bundesregierung möglich. „Die Genehmigung für den Einstieg des Investors, der uns jetzt langfristige Stabilität garantiert, kam erst zwölf Stunden vor Ablauf der gesetzlichen Frist“, erinnert sich Geschäftsführer Jörg Hüsken an die nervenaufreibende Zeit des Wartens.

Vom Start-up zum Wachstumsunternehmen

Cotesa ist ein Hersteller von Hochleistungskomponenten aus Faserverbundwerkstoffen vor allem für die Luftfahrtindustrie. Neben Boeing gehört Airbus zu den größten Kunden. Ein zweites Standbein ist bei einem Umsatzanteil von 25% das Automobilgeschäft. Begleitet wurde das Wachstum der einstigen Garagenfirma durch private und öffentliche Finanzinvestoren, wobei sich der Umsatz in der Ägide von HPE Growth Capital und Schroder Adveq seit 2012 verdreifacht hat. Da sich diese nach der für Finanzinvestoren üblichen Zeitspanne von ihren Anteilen trennen wollten, wurde vor zwei Jahren ein Verkaufsprozess gestartet, bei dem rund 30 potenzielle Käufer aus USA, Japan und China Interesse bekundeten.

Chinesischer Investor mit strategischer Perspektive

Auf Anhieb beeindruckt war das Management von den strategischen Chancen, die AT&M aufzeigte. Der Konzern, dessen Fokus auf der Anwendung von Spezialmetallen in neuen Technologien liegt, bot Cotesa die Gelegenheit, bei zwei Flugzeugentwicklungsprogrammen als Zulieferer dabei zu sein und mit dem Fortschreiten dieser Projekte selbst zu wachsen. Nicht minder wichtig: AT&M ist nicht exitgetrieben, sondern ein strategischer Investor mit langfristigem Horizont. Gleichzeitig soll die Firma aus Sachsen samt Markennamen erhalten bleiben. „Wir haben uns für die beste Strategie entschieden, mit der wir die internationale Expansion vorantreiben können“, sagt Hüsken.

Außenwirtschaftliche Investitionsprüfung

Erwerber der Cotesa-Mehrheitsanteile ist der Werkstofffonds QFAT Composite Material mit der börsennotierten AT&M als Ankerinvestor. Hinter ihr wiederum steht als Muttergesellschaft der Staatskonzern Chinese Iron & Steel Research Group. AT&M hatte bereits im September 2017 mit Cotesa den Erwerb einer Kontrollbeteiligung vereinbart. Der raschen Umsetzung aber stand das Risiko eines Verbots durch die Bundesregierung im Weg, die insbesondere mit Blick auf chinesische Investitionen in Deutschland im Juli 2017 die Außenwirtschaftsverordnung (AWV) novelliert hatte. Sie ist nun geprägt durch längere Prüffristen und neue Meldepflichten. Möglich sind sektorspezifische Verfahren, die etwa auf den Rüstungsbereich oder sensible Infrastruktur abstellen. Diesen Verfahren müssen sich alle ausländischen Investoren – auch aus EU-Ländern – unterziehen. Ein zweiter Verfahrensweg ist die sektorübergreifende Prüfung bei Unternehmensbeteiligungen mit Käufern aus Nicht-EU-Ländern, die sich mit 25% oder mehr an Stimmrechten beteiligen. Diese Prüfung kann alle Wirtschaftsbereiche betreffen, wenn Sicherheitsinteressen Deutschlands berührt sind. Im Falle von Cotesa waren die Verbindung zur Luftfahrtindustrie und der mögliche Abfluss von Know-how kritische Aspekte.

Zähe Schritte

Zwar ist die sektorübergreifende Prüfung freiwillig. Der Erwerb muss also nicht gemeldet werden. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) kann jedoch innerhalb von fünf Jahren von sich aus prüfen und den Erwerb im negativen Fall nachträglich untersagen. „Angesichts dieses Risikos sollten die Transaktionspartner genau abwägen und im Zweifel lieber von sich aus eine Unbedenklichkeitserklärung des Ministeriums beantragen“, sagt Dr. Till Steinvorth, Partner bei der Kanzlei Orrick, Herrington & Sutcliffe, die bei der Transaktion die Käuferseite beraten hat. Der vom Investor eingereichte Antrag wurde vom BMWi nach der Frist von zwei Monaten erst einmal abgewiesen. Für die weitere Prüfung waren zunächst Unterlagen einzureichen und Fragen eines mehrseitigen Katalogs sowie fallspezifische Aspekte zu beantworten. „Erst wenn alle Antworten komplett vorliegen, beginnt die Viermonatsfrist für diese zweite Phase“, erläutert Steinvorth.

Chinesische Investoren bleiben gelassen

Insgesamt zog sich die Prüfung rund sieben Monate hin. „Es ist ein sehr intransparentes Verfahren, in das neben dem koordinierenden BMWi auch Verteidigungs- und Außenministerium, Bundeskanzleramt und wohl auch der Nachrichtendienst involviert sind“, sagt Steinvorth. Den Unternehmen bleibe nicht viel mehr übrig, als schon im Vorfeld auf kritische Aspekte zu achten und das Gespräch mit dem BMWi zu suchen. Chinesische Investoren geben sich dennoch erstaunlich gelassen. „Unseren Erfahrungen nach rechnen sie damit und sehen den Verfahren sehr abgeklärt entgegen“, so Steinvorth. Deutschen Unternehmern kann der Prüfprozess zusätzliche Risiken bringen. „Ein siebenmonatiges Verfahren ohne Einblick in den Stand der Diskussion ist für ein Unternehmen wie uns, das auch in dieser Zeit der Ungewissheit große Aufträge ein halbes Jahr vorfinanzieren muss, eine gewaltige Belastung“, ärgert sich Hüsken.

Ausblick: neues Werk in China

Letztlich geht es um die Frage, ob öffentliche Ordnung und Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland juristisch nachweisbar gefährdet sind. Bei Cotesa war das nicht der Fall. Seit dem 16. Mai 2018 ist der Vertrag mit dem Investor unter Dach und Fach. Die Firmengründer Udo Berthold und Jörg Hüsken bleiben mit einer Sperrminorität von 25,1% der Anteile beteiligt. Der Käufer hat Investitionen in die deutschen Standorte zugesichert und bietet finanziellen Rückhalt, der für Vertrauen bei den Bestandskunden sorgt. „Die Luftfahrtindustrie ist langfristig orientiert und wünscht sich, dass ein Zulieferer auch noch in 25 Jahren am Markt ist“, erläutert Hüsken. Vor allem sollen schon bald neue Produktionskapazitäten in China neue Perspektiven bieten. Innerhalb der nächsten drei Monate beginnt auf ca. 20.000 m² Fläche der Bau eines Werks nahe Shanghai, wo in den nächsten fünf Jahren eine Belegschaft von 500 Mitarbeitern entstehen soll. Das weckt zusätzliches Interesse bei Boeing und Airbus, die sich für ihre Fertigung in China Zulieferer vor Ort wünschen. AT&M ermöglicht gleichzeitig einen besseren Marktzugang. „ Erste Gespräche mit chinesischen Flugzeugherstellern laufen bereits“, freut sich Hüsken.

KURZPROFILE

Cotesa GmbH

Gründungsjahr: 2002
Branche: Hochleistungsfaserverbundstrukturen
Unternehmenssitz: Mittweida
Umsatz 2017: ca. 65 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: ca. 800
www.cotesa.de


Advanced Technology & Materials Co., Ltd. (AT&M)

Gründungsjahr: 1995
Branche: Spezialmetalle in Spitzentechnologien
Unternehmenssitz: Peking
Umsatz 2016: 3,9 Mrd. RMB (500 Mio. EUR)
Marktkapitalisierung: 6,1 Mrd. RMB (790 Mio. EUR)
Mitarbeiterzahl: 950
www.atmcn.com

Annahmeschwelle bei Grammer-Angebot erreicht

Erfolgreiche Offerte: Jifeng erwirbt rund 46% am Amberger Zulieferer Grammer. 交易成功:继峰购得德国汽车内饰供应商格拉默近46%股份。Bild: Grammer AG

Ningbo Jifeng hat die jüngst herabgesetzte Annahmeschwelle seines öffentlichen Übernahmeangebots für Grammer deutlich übertroffen. Bis einen Tag vor Ablauf des Angebots am 6. August um 24:00 Uhr wurden rund 20% der Anteile von den Grammer-Aktionären zum Umtausch eingereicht. Da Jifeng bereits 25,5% an dem Amberger Automobilzulieferer hält, verfügt das ostchinesische Privatunternehmen nunmehr über knapp 45,6% der Aktien. Damit wurde das Mindestziel von 36% deutlich übertroffen. Dennoch dürfte die Käuferfamilie Wang, die hinter Jifeng steht, nicht vollkommen zufrieden sein. Ursprünglich hatte man eine Mehrheitsübernahme angestrebt.

Bei der Bekanntgabe des Angebots Ende Juni hatte die Familie Wang noch eine Mindestannahmequote von 50% plus einer Aktie festgelegt. Wenige Tage vor Ablauf der Offerte am 23. Juli senkte dann Jifeng die Schwelle auf 36%. Gleichzeitig wurde die Frist um zwei Wochen verlängert. Die Ursache für die zunächst lauwarme Reaktion der Grammer-Aktionäre dürfte der Preis gewesen sein: Die gebotenen 60 EUR pro Anteilsschein lagen um einiges unter den Höchstkursen in den Wochen vor der Bekanntmachung des öffentlichen Übernahmeangebots. Anfang Juni hatte der Kurs ein Allzeithoch von 68,45 EUR erreicht. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass Jifeng eine Offerte vorlegen würde. Offensichtlich spekulierten viele Aktionäre auf einen höheren Preis oder erwarteten ein Gegenangebot durch einen anderen Investor. Anlass dafür gab es: Die bosnische Investorenfamilie Hastor kritisierte den Angebotspreis als zu niedrig und gab gleichzeitig einen Wert von bis zu 100 EUR pro Anteilsschein als angemessen an. Doch legten die Bosnier selbst keine eigene Offerte vor.

Jifeng war Anfang 2017 dem bayerischen Zulieferer beigesprungen, um einen Kontrollversuch der Hastors abzuwehren. Damit hatte erstmals ein chinesischer Investor die Rolle eines Weißen Ritters gegenüber einem deutschen Unternehmen eingenommen. Das nun abgelaufene öffentliche Übernahmeangebot wurde durch den Grammer-Vorstand ausdrücklich unterstützt. Die an der Börse Shanghai notierte Gesellschaft hatte zuvor in  einer Investorenvereinbarung weitreichende Standort- und Arbeitsplatzgarantien abgegeben.

Sachsen-Anhalt: Investieren an der Wiege deutscher Ingenieurskunst

Map and flag of Saxony-Anhalt (Sachsen-Anhalt), German federal state, on wooden background, 3D illustration.
Map and flag of Saxony-Anhalt (Sachsen-Anhalt), German federal state, on wooden background, 3D illustration.

Sachsen-Anhalt als Kernland deutscher Geschichte ist Teil der stärksten Volkswirtschaft in Europa. Chinesische Investoren legen sehr großen Wert auf Deutschlands weltweit führende Technik und die Qualifikation seiner Ingenieure. Dieses Potenzial ist ein ­Hauptgrund, warum das Bundesland Sachsen-Anhalt als Standort ausgesucht wird und Unternehmen aus China hier gerne Geschäfte machen. Von THOMAS EINSFELDER

Ingenieursleistungen aus Sachsen-Anhalt sind nach der deutschen Wiedervereinigung wieder weltweit präsent – sogar auf dem Mond. Dafür sorgt beispielsweise die Firma Krebs & Aulich GmbH. Tatsächlich sind die ­Motoren, die in der Kleinstadt Wernigerode am Fuße des Harzes entwickelt werden, echte Exoten unter den Antrieben. Manche von ihnen werden in der Tat für eine Reise zum Mond gebaut. Ein kleiner Motor zum Beispiel soll in wenigen Jahren ein Bohrgerät antreiben, das die Zusammensetzung des Mondgesteins erforschen wird.

Garant für ingenieurtechnische ­Spitzenleistungen

Ein anderes Beispiel ist die INKOMA Maschinenbau GmbH. Das global agierende Traditionsunternehmen entwickelte und fertigte den Elevationsantrieb für das weltweit größte in Bau befindliche Radioteleskop, das Square Kilometre Array (SKA), das in Südafrika installiert wird. An der Organisation des Projektes sind die Mitgliedstaaten Australien, Kanada, China, Italien, Neuseeland, Südafrika, Schweden, die Niederlande, Indien und das Vereinigte Königreich beteiligt. Der Teleskopantrieb ist ein Paradebeispiel für die ingenieurtechnischen Spitzenleistungen aus dem deutschen Hightechland Sachsen-Anhalt und zeigt gleichzeitig die erfolgreiche Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft, die das Land für Investoren aus China immer ­interessanter werden lässt.

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Im Herzen Europas: Sachsen-Anhalt bietet chinesischen Investoren ideale Standortbedingungen
Illustration © Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH

Lange Tradition im Maschinenbau

Sachsen-Anhalt blickt auf 150 Jahre Know-how im Maschinen- und Anlagenbau zurück, der sich besonders in und um die Landeshauptstadt Magdeburg zu einem tragenden Industriezweig entwickelt hat. Das Land ist die Wiege deutscher Ingenieurskunst: Die Gründung des Vereins Deutscher ­Ingenieure (VDI) erfolgte 1865 in ­Alexisbad. Otto von Guericke, Entdecker der Vakuumtechnik, und Hugo Junkers, Erfinder des ersten Ganzmetallflugzeugs, stammen aus Sachsen-Anhalt.

Wirtschaftspartner China

Wirtschaftliche Verbindungen Sachsen-
Anhalts bestehen zu Unternehmen aus aller Welt, auch zu China. Das Reich der Mitte ist drittwichtigster Handelspartner Sachsen-Anhalts. 2017 betrugen die Importe aus China fast 1,5 Mrd. EUR, die Exporte in die Gegenrichtung beliefen sich auf rund 780 Mio. EUR. Mehr als 50 Unternehmen aus der Volksrepublik China haben sich mit einem Investitionsvolumen von 350 Mio. EUR in Sachsen-Anhalt angesiedelt. Die positiven Standortfaktoren tragen dazu bei: Die starke Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, kurze Verkehrswege, politische und gesetzliche Stabilität, schnelle Genehmigungs- und Projektzeiten bei Ansiedlungen und Investitionen, eine hohe Arbeitsloyalität und der hohe Ausbildungsgrad der Arbeitnehmer sprechen ebenso für den Investitionsstandort wie moderate Produktions-, Grundstücks- und Immobilienkosten.

Investitionen aus dem Reich der Mitte

Ein Beispiel für eine äußerst erfolgreiche Ansiedlung chinesischer Unternehmen ist der Verpackungshersteller Greatview Aseptic Packaging, der in der zweitgrößten Stadt des Bundeslandes, Halle (Saale), seinen ersten Standort außerhalb Chinas eröffnet und kürzlich sein Werk erweitert hat, in dem jetzt mehr als vier Milliarden Getränkeverpackungen pro Jahr produziert werden. Auch M&A-Investitionen aus China gibt es: so bei KSM Castings in Wernigerode, der CST GmbH in Ilsenburg, der Solibro GmbH, Teil der Hanergy Group, in Bitterfeld-Wolfen oder der Shanghai Zemag Mindac Machinery Equipment Co. Ltd. Das chinesische Unternehmen Bohai Automotive Systems hat Ende vergangenen Jahres die Mehrheit des Aluminiumspezialisten Trimet gekauft, der Automobilhersteller mit Leichtbaukomponenten beliefert.

Duale Ausbildung für Shenyang

Dabei beschränkt sich das Interesse Chinas am Know-how hiesiger Unternehmen nicht auf Produktionsstandorte. Ein Konsortium aus Industrieunternehmen in Shenyang hat vor zwei Jahren die Teutloff Schulung und Schweißtechnische Bildung gemeinnützige GmbH gekauft. An deren Sitz in Schönebeck werden Ausbilder geschult, die ihr Wissen wiederum an einer Berufsakademie im deutsch-chinesischen Industriepark in Shenyang weitergeben. Dort wird die Ausbildung chinesischer Facharbeiter nach dem dualen Berufsausbildungssystem der Bundesrepublik erfolgen. Die Verbindung zwischen China und Sachsen-Anhalt wird auch kontinuierlich belebt durch zahlreiche Städtepartnerschaften, beispielsweise zwischen der Landeshauptstadt Magdeburg und Harbin oder der Stadt Halle mit Jiaxing.

Forschungskooperationen

Ihre erfolgreiche Entwicklung verdanken etliche der Unternehmen auch ihrer engen Zusammenarbeit mit den sieben Hochschulen des Landes und wissenschaftlichen Einrichtungen wie denen des Fraunhofer Instituts für Werkstoffmechanik (IMWS) oder des Max-Planck-Instituts. Sachsen-Anhalt fördert die Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft strategisch, etwa mit den 15 Forschungskooperationen mit China. Unter anderem arbeitet die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mit der Beijing Normal University oder der Jiangsu Teachers University of Technology zusammen, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kooperiert unter anderem mit der Süd-West-Universität für Politik und Rechtswissenschaft in Chongqing, die Hochschule Magdeburg-Stendal mit der Hebei University of Technology in Tianjin. Auch bei Studenten aus China ist Sachsen-Anhalt sehr beliebt. Etwa 1.700 junge Chinesen studieren, in der Regel dreisprachig, an den Universitäten und Fachhochschulen des Landes.

Bayern: Kraftzentrum im Süden

Standorte Bayern Industrie 4.0 Kuka AG
Industrie aus Bayern für China: Der Augsburger Robotikspezialist Kuka gehört mittlerweile zum Midea-Konzern Quelle & ©: Kuka AG

Im Süden finden sich die Zugpferde der deutschen Wirtschaft. Zusammen mit Baden-Württemberg erwirtschaftet Bayern ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ganz Deutschlands. Die Wirtschaftsleistung des Freistaats übertrifft für sich genommen 21 der 28 EU-Mitgliedsländer. Die Basis der Erfolgsstory sind ein hoher Bildungsstandard und eine ausgezeichnete Infrastruktur. Beides sind Voraussetzungen für den starken Industriesektor, in dem Mittelständler und Großkonzerne ein dynamisches Spannungsfeld bilden.

Mittelständische Struktur

Der Mittelstand ist der eigentliche Motor der bayerischen Wirtschaft. Die kleinen und mittleren Unternehmen erbringen rund 40% des BIP und 50% der Investitionen. Mit seiner Innovationskraft prägt der Mittelstand die Wirtschaftsstruktur der Region. Viele der Unternehmen sind als Hidden Champions zu Marktführern in ihrem Segment aufgestiegen. Über die Hälfte der Beschäftigten in der bayerischen Industrie arbeitet im Hightechbereich. Der Sektor stellt besonders hohe Anforderungen an Forschung und Entwicklung (F&E), in die mehr als 3% der Wirtschaftsleistung investiert werden. Damit erreicht das Bundesland internationale Spitzenwerte.

Entwicklung in Bayern

Bayern Kraftzentrum im Süden
Illustration: © K.C. – stock.adobe.com, Daten: Bayerisches Landesamt für Statistik

Auch Weltkonzerne haben Bayern als Standort auserkoren. Neben einheimischen Großunternehmen wie adidas, Audi, Allianz, BMW, Munich Re oder Siemens haben sich internationale Namen wie Airbus, General Electric, Google, Microsoft hier niedergelassen. Mit Huawei ist auch einer der größten chinesischen Konzerne im Freistaat vertreten. Der Telekommunikationsausrüster aus Shenzhen betreibt in Nürnberg ein eigenes Entwicklungszentrum. Zudem haben einige chinesische Start-ups aus dem Bereich E-Mobility in München ihre zweite Heimat. Die beiden Elektroautopioniere Byton und NIO betreiben in der Landeshauptstadt ihre Designzentren. Sie können dabei auf das große Angebot an exzellent ausgebildeten und hoch spezialisierten Fachkräften zurückgreifen.

Attraktive Hightechbranche

Bayerns Hightechunternehmen sind natürlich auch für Chinas Investoren interessant. Das Spitzenniveau hier in den Bereichen Automotive, Maschinenbau, Automation, Sensorik, Informations- und Kommunikationstechnik oder Medizintechnik übt eine große Anziehungskraft aus. Denn diese Branchen stehen bei den staatlichen Modernisierungsplänen Chinas besonders im Fokus. Folglich schauen sich Unternehmenskäufer aus dem Reich der Mitte im Süden Deutschlands besonders gerne um. So zählen der Erwerb des Münchner Maschinenbauers KraussMaffei durch den Staatskonzern ChemChina für knapp 1 Mrd. EUR und die öffentliche Übernahme des Augsburger Robotikspezialisten Kuka durch das Privatunternehmen Midea aus Foshan für 4,5 Mrd. EUR zu den spektakulärsten M&A-Deals der vergangenen Jahre in Deutschland.


Mittlerweile sind über 400 Unternehmen  im Freistaat aktiv


Unterstützung für Investoren

Mittlerweise sind rund 300 Unternehmen aus China im Freistaat aktiv. 2.000 bayerische Unternehmen unterhalten Geschäftsbeziehungen zum Reich der Mitte. Das Handelsvolumen zwischen China und Bayern beläuft sich auf 30 Mrd. EUR. Die guten Wirtschaftsbeziehungen des Bundeslandes zum Reich der Mitte reichen bis in die 1970er-Jahre zurück, als der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß Peking besuchte. 1987 unterschrieben die Provinz Shandong und Bayern ein Partnerschaftsabkommen. Zehn Jahre später schlossen Shenzhen und Nürnberg eine erste Städtepartnerschaft, der noch viele folgen sollten. Die Landesregierung fördert weiterhin aktiv den Wirtschaftsaustausch: Nach Qingdao und Shenzhen wird der Freistaat im Sommer 2018 eine weitere Repräsentanz in Chengdu eröffnen. Umgekehrt unterstützt zusätzlich zur Ansiedlungsförderungsagentur Invest in Bavaria seit 2015 das China Zentrum Bayern in Ingolstadt ganz gezielt chinesische Investoren.

Yantai Taihai zieht sich von Leifeld-Übernahme zurück

Berlin blockiert: Leifeld-Käufer Yantai Taihai kommt dem Veto der Bundesregierung zuvor und zieht sich zurück. 德国政府进行干涉:莱菲尔德的收购者烟台台海在联邦政府宣布否决前行动,撤回了收购计划。Bildquelle: Adobe Stock; © cameris

Die Yantai Taihai Corporation gibt ihre Pläne auf, den Ahlener Spezialmaschinenbauer Leifeld Metal Spinning AG zu übernehmen. Von dem Rückzug des chinesischen Investors erfuhr das Bundeskabinett erst kurz vor seiner Sitzung am Mittwoch, auf der ein Verbot der Transaktion beschlossen werden sollte. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hatte nach eingehender Prüfung ein staatliches Veto empfohlen. Laut Regierungsgaben werde geprüft, ob die Rücknahme des Übernahmeangebots wirksam ist. Dabei behalte die Regierung das Recht vor, notfalls die Transaktion noch formell zu untersagen.

Mit dem Rückzug von Yantai Taihai wird zumindest vorläufig verhindert, dass die Bundesregierung erstmals eine Übernahme eines deutschen Unternehmens durch einen Nicht-EU-Investor untersagt. Das gesetzliche Instrumentarium war 2004 geschaffen und erst vor einem Jahr nochmals verschärft worden – offensichtlich gerade auch mit Blick auf chinesische Käufer deutscher Hightech-Unternehmen. Nach eigenen Angaben hat das BMWi seit Juni 2017 rund 80 Transaktionen geprüft. Bei gut einem Drittel davon kam der Investor aus China.

Härteste Materialien

Schon in der Vorwoche war bekannt geworden, dass das Wirtschaftsministerium dem Bundeskabinett ein Verbot der Übernahme empfehlen würde. Die mit einem Jahresumsatz von 40 Mio. EUR mittelständisch geprägte Gesellschaft Leifeld gilt als Technologieführer bei Spezialwerkzeugmaschinen für hochfesten Materialien für die Luft- und Raumfahrt. So können die Maschinen des 1891 gegründeten Unternehmens sogar Titanstahl umformen. Die Produkte werden darüber hinaus auch im Nuklearbereich verwendet. Vor allem Letzteres hat offenbar zu sicherheitspolitischen Bedenken auf Seiten der Bundesregierung geführt.

Anwendung in der Nukleartechnik

Wie Leifeld-Haupteigentümer Georg Kofler gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte, fürchtete die deutsche Politik wohl, dass von einer Übernahme von Leifeld nicht nur die zivile, sondern auch die militärische chinesische Nuklearwirtschaft profitieren würde. Yantai Taihai gelang es demnach nicht, die Bedenken zu entkräften. Daraufhin hätte sich der Kaufinteressent zurückgezogen. “Das Vorhaben ist damit beendet,“ zitiert die Nachrichteagentur Kofler. Als Alternative solle der Ahlener Maschinenbauer nun an die Börse gebracht werden.

Mehrere Übernahmen in Europa

Über das nicht börsennotierte Unternehmen Yanhai Taihai aus der ostchinesischen Provinz Shandong ist recht wenig bekannt. Den Erwerb von Leifeld hätte die Tochter Taihai Manoir Nuclear Equipment abwickeln sollen. Im Gegensatz zur Mutter ist Tahai Manoir gelistet und wird am Aktienmarkt in Shenzhen gehandelt. Die Gesellschaft mit einem derzeitigen Börsenwert von 11,1 Mrd. RMB (1,4 Mrd. EUR) war 2012 aus der Übernahme der französischen Manoir Industries entstanden. Ende vergangenen Jahres erwarb Tahai Manoir die Duisburg Tubes Production AG aus der Insolvenz.

Berlin verhindert SGCC-Beteiligung an 50Hertz

Es hat eingeschlagen: Die Bundesregierung verhindert den Einstieg von SGCC bei 50Hertz. 已成定局:德国政府阻止中国国家电网入股50Hertz。Bildquelle: Adobe Stock; © Christopher Boswell

Auch im zweiten Anlauf ist die State Grid Corporation of China (SGCC) bei dem Versuch gescheitert, eine Minderheitsbeteiligung an der 50Hertz Transmission GmbH zu erwerben. Grund hierfür ist eine Intervention des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi), das Sicherheitsbedenken gegenüber der Transaktion hat. Wie das BMWi bekanntgab, wird die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vorläufig den zum Verkauf stehenden Anteil von 20% übernehmen. Dazu wird wie schon Anfang des Jahres beim ersten Einstiegsversuch von SGCC die belgische Netzgesellschaft Elia abermals von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen. Danach wird Elia allerdings die Beteiligung an die KfW weiterreichen. Der Preis des Pakets dürfte wie beim ersten Teilverkauf von ebenfalls 20% der Anteile bei rund 1 Mrd. EUR liegen.

Aus Gründen der Sicherheit stand Berlin von Anfang an der Beteiligung durch den staatlichen Netzwerkbetreiber ablehnend gegenüber. „Die Bundesregierung hat aus sicherheitspolitischen Erwägungen ein hohes Interesse am Schutz kritischer Energieinfrastrukturen“, heißt es in der Erklärung des BMWi anlässlich des vorläufigen Anteilserwerbs durch die KfW. „Bevölkerung und Wirtschaft erwarten eine zuverlässige Energieversorgung.“

Zweimal gescheitert

Bei beiden Anläufen versuchte SGCC einen Anteil von 20% zu kaufen. Damit blieb der Staatskonzern aus Peking stets unter der Schwelle von 25%, ab der das BMWi von sich aus die Prüfung eines Erwerbs durch ausländische Unternehmen nach der Außenwirtschaftsverordnung einleiten und ggf. untersagen kann. Daher musste die Bundesregierung auf indirektem Weg intervenieren: Schon beim ersten Einstiegsversuch hatte das BMWi offensichtlich auf Elia eingewirkt, das Vorkaufsrecht zu nutzen, um den Anteilserwerb durch den staatlichen chinesischen Investor abzublocken. Die Belgier erwarben kurz vor Ablauf der Frist Ende März den Anteil.  Dieses Mal waren sie aber wohl nicht mehr bereit, die restlichen 20% auf eigene Rechnung zu übernehmen. Daher sprang die KfW ein, bei der der Anteil jetzt geparkt wird, um ihn künftig wieder zu veräußern. Verkäufer war bei beiden Transaktionen die australische Beteiligungsgesellschaft IFM Investors. Ursprünglich hielten die Australier ein Paket von 40% an 50Hertz, die Mehrheit von 60% gehörte zuvor schon Elia.

Spezielles Know-how

50Hertz war 2010 von Vattenfall für 810 Mio. EUR an Elia und IFM verkauft worden. Der vorwiegend in den ostdeutschen Bundesländern tätige Hochspannungsnetzbetreiber besitzt spezielle Expertise zum stabilen Betrieb von Netzen, in die zusätzlich zu Strom aus konventionellen Kraftwerken auch solcher aus erneuerbaren Energiequellen eingespeist wird. Letzter ist hohen Output-Schwankungen unterworfen. Angesichts des auch in China steigenden Anteils von Wind- und Solarenergie dürfte dieses Know-how auch ein Grund für das Interesse von SGCC gewesen sein. SGCC ist mit 1,72 Mio. Mitarbeitern und einem Grundkapital von 536,3 Mrd. RMB (68,7 Mrd. EUR) eines der größten Unternehmen der Welt.

Doppelter Rückschlag

Das Scheitern des Einstiegs von SGCC bei 50Hertzs ist der zweite schere Rückschlag innerhalb weniger Tage für einen chinesischen Investor durch eine Intervention der deutschen Regierung. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass nach Prüfung durch das BMWi auf Grundlage der vor einem Jahr verschärften Außenwirtschaftsverordnung die Übernahme des Spezialmaschinenbauers Leifeld Metal Spinning durch Yantai Taihai Corporation untersagt wird.

Bundesregierung verbietet Verkauf von Leifeld

Die Strenge des Gesetzes: Die Bundesregierurng untersagt die Übernahme von Leifeld. Bildquelle: Adobe Stock; © Zerbor

Bereits vor Monaten gab es erste Hinweise, nun ist es tatsächlich passiert: Zum ersten Mal verbietet die Bundesregierung die Übernahme eines deutschen Unternehmens durch einen chinesischen Investor. Laut einer Online-Meldung der „Wirtschaftswoche“ will das Kabinett am 1. August nach Prüfung durch das Wirtschaftsministerium den Beschluss fassen, dass Leifeld Metal Spinning AG nicht an die Yantai Taihai Corporation verkauft werden darf. Die beteiligten Unternehmen selbst haben sich bisher nicht dazu geäußert.

Leifeld beschäftigt rund 200 Mitarbeiter und weist einen Jahresumsatz von rund 40 Mio. EUR vor. Der 1891 gegründete Mittelständler aus Ahlen ist stark spezialisiert und Technologieführer bei hochfesten Materialien für die Luft- und Raumfahrt. Die Produkte werden darüber hinaus auch im Nuklearbereich verwendet. Die leistungsfähigen Maschinen von Leifeld können sogar Titanstahl umformen.

Schon Ende Mai gab es Medienberichte, wonach das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) es bei seiner Prüfung der Transaktion mit einem komplizierten Sachverhalt zu tun habe und ein negativer Bescheid denkbar sei. Konkret dürfte es angesichts der Branche und Produktpalette wohl vor allem um Sicherheitsinteressen Deutschlands gegangen sein. Bei dem Interessenten Yantai Taihai handelt es sich um ein staatliches Unternehmen auf Ebene der Lokalregierung der Stadt Yantai in der Provinz Shandong. Über die 2006 gegründete Gesellschaft, die nicht börsennotiert ist, ist nur wenig bekannt. So stellt Yantai Taihai Komponenten für Kernkraftwerke her.

Im Juli 2017 hatte die Bundesregierung die Außenwirtschaftsverordnung verschärft, nachdem ein Jahr zuvor der Verkauf des Augsburger Robotikspezialisten Kuka an Midea aus Foshan für großen Wirbel in Politik und Medien gesorgt hatte. Damals war von einem angeblichen Technologieausverkauf die Rede. Erst vor wenigen Monaten hatte Cotesa aus Mittweida eine siebenmonatige Prüfung durch das BMWi über sich ergehen lassen müssen. Danach durfte das chinesische Staatsunternehmen AT&M Verbundfaserspezialisten, der ebenfalls in der Flugzeug- und Automobilbranche tätig ist, übernehmen.

China Western Power erwirbt Mehrheit an Goslar

Radioaktivität unter Kontrolle: Die Goslar GmbH stellt u.a. Strahlenschutzbehälter her. 控制放射性:Goslar 有限公司生产辐射防护容器及其他特殊产品。Bildquelle: Adobe Stock; © rcx

China Western Power erwirbt für 6,503 Mio. EUR eine Mehrheitsbeteiligung von 51% an der Goslar GmbH. Das niedersächsische Unternehmen produziert vorwiegend Behältnisse für radioaktive Abfälle. Verkäufer der Anteile sind die Münchner Investmentgesellschaften Endurance Capital AG und die Pro Consult Plus UG, die jeweils 40,8% bzw. 10,2% abgeben. Der Käufer aus der südwestchinesischen Provinz Sichuan möchte mit Blick auf den wachsenden Bedarf für die Behandlung von radioaktiven Materialien in China mit dem Einstieg bei Goslar Zugang zu internationaler Spitzentechnologie erhalten und diesen Geschäftsbereich aufbauen.

Die Goslar GmbH kann Ihre Wurzeln bis auf das Jahr 1906 zurückverfolgen. Der Standort in der gleichnamigen niedersächsischen Stadt ist seit rund 1000 Jahren für den Abbau von Bleierzen bekannt. Das Unternehmen ist heute in der Produktion von Bleianoden, dem Bau von Reaktions-, Gefahrgutcontainern und anderen Apparaten aus Blei und Stahl sowie der Herstellung von Transportbehältern für radioaktive Stoffe im Bereich Strahlenschutz tätig. Die Produkte werden in der Kerntechnik, in Forschungseinrichtungen und Werkstoffprüfungen, in der Medizintechnik sowie  in der Röntgentechnologie und Strahlentherapie eingesetzt. Mit seinen rund 200 Mitarbeitern erwirtschaftete die Gesellschaft 2017 einen Reingewinn von 3,6 Mio. EUR bei einem Umsatz von 32,5 Mio. EUR.

Die 1983 gegründete China Western Power ist seit 2011 an der Börse in Shenzhen notiert. Bisher ist das Unternehmen in der Produktion von umweltschonenden Technologien für konventionelle Kraftwerke und alternative Energieerzeuger aktiv. 2017 erzielte das Unternehmen Verkaufserlöse in Höhe von über 4,1 Mrd. RMB (522 Mio. EUR) und einen Reingewinn von 192 Mio. RMB (24 Mio. EUR). Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei mehr als 7,9 Mrd. RMB (1 Mrd. EUR).

 

Jifeng senkt Annahmeschwelle für Grammer-Angebot

Handbremse gelockert: Jifeng senkt die Bedingungen des öffentlichen Übernahmeangebots für Grammer. 放松手刹:继峰降低了对格拉默公开收购要约中的条件。Bildquelle: Adobe Stock; © Avantgarde

Das öffentliche Übernahmeangebot von Ningbo Jifeng für die Grammer AG verfehlt offensichtlich bisher die Erwartungen: Jifeng setzt die Mindestannahmeschwelle für bereits laufende Offerte von 50% plus einer Aktie auf 36% herab. Gleichzeitig soll die Annahmefrist erst am 6. August auslaufen und nicht wie ursprünglich geplant am 23. Juli. Den Preis hebt der chinesische Investor nicht an. Die weitreichenden Standort- und Arbeitsplatzgarantien, die in einer Investitionsvereinbarung im Vorfeld vereinbart wurden, bleiben unangetastet.

Die von Jifeng gebotenen 60 EUR pro Aktie lagen deutlich unter den Höchstkursen zum Zeitpunkt der Bekanntmachung der Offerte Ende Juni. Der Preis dürfte auch der Grund sein, warum das Übernahmeangebot nur schleppenden Zuspruch findet. Jifeng selbst erklärt, der Preis sei attraktiv. Der Bieter aus Ningbo führt darüber hinaus in einer Erklärung zu der aktuellen Senkung der Annahmeschwelle aus, dass die anfänglichen Kursschwankungen auf Spekulationen über eine konkurrierende Offerte oder eine spätere Erhöhung des gebotenen Preises zurückzuführen seien. Wie M&A Dialogue berichtete, hatte damals die bosnische Investorenfamilie Hastor den Preis als zu niedrig kritisiert und bis zu 100 EUR pro Anteilsschein gefordert. Allerdings kam ein alternatives Angebot bisher nicht zustande.

Jifeng warnte in der Veröffentlichung gleichzeitig, dass nach Ablauf des Angebots man womöglich keine weiteren Aktien mehr zukaufe, auch wenn das jetzt gesenkte Mindestziel von 36% nicht erreicht würde. Dies könnte nach Ansicht des chinesischen Unternehmens zu einem starken Kursverfall führen. Der Automobilzulieferer aus Zhejiang warnte auch, dass man sich in diesem Fall aus dem Engagement bei dem Ambergern zurückziehen könnte. Bisher halten die Chinesen 25,5% an Grammer. Jifeng war Anfang 2017 dem deutschen Zulieferer als weißer Ritter beigesprungen, um einen Kontrollversuch der Hastors abzuwehren.

China Hour in Munich

Dr. Ximeng Wang 王茜梦博士

The Germany China Desk of Bird & Bird in Munich recently held the seventeenth edition of its ‘China Hour’ lecture series. This event, titled ‘Tips and tricks for separation in the employment relationship – Best Practice Report’, drew wide attention from Chinese companies in Bavaria and attracted approximately 25 attendees, including high-ranking representatives from the Consulate General China in Munich, CUB and Chinaforum Bayern. Senior representatives from Air China, Autefa Solutions, Suntech Power, CCTC Group, Amazilia Aerospace and Going Public Media AG were also present.