Start Blog Seite 74

Medizintechnik-Deal: Aohua kauft WISAP

Deal unter Spezialisten für Medizintechnik: Aohua übernimmt WISAP. 医疗技术领域专家的交易:澳华收购WISAP公司。Bildquelle: Adobe Stock; © Robert Przybysz

Aohua Photoelectric Neikuijing übernimmt 100% der Anteile an der WISAP Medical Technology GmbH. Verkäufer ist die Münchener Industrieholding Blue Cap AG. WISAP ist Anbieter von Geräten für minimalinvasive Chirurgie und schon langjährig in China aktiv. Aohua aus Shanghai produziert und vermarktet flexible Endoskope und plant mit der Akquisition seine Marktpräsenz in Europa auszubauen. Zum Kaufpreis und weiteren Einzelheiten der Transaktion äußerten sich die beteiligten Parteien nicht.

Die in Hofolding bei München ansässige WISAP wurde in  den sechziger Jahren gegründet und entwickelt als Nischenanbieter minimalinvasive Geräte und Instrumente für den Bereich der Bauchspiegelung in der Gynäkologie. Das Unternehmen selbst sieht in der Übernahme die Chance, mithilfe des neuen Gesellschafters das eigene Wachstum zu beschleunigen. „Mit Aohua haben wir einen strategischen und gut vernetzten Partner gefunden“, erklärt WISAP-Geschäftsführer Stefan Hilgers in einer Mitteilung zur Transaktion. „Zusätzlich erhalten wir durch unseren neuen Gesellschafter die Möglichkeit, neue Technologien zur endoskopischen Medizin zu entwickeln und weitere Märkte zu erschließen“, so Hilger weiter.

Die 1994 gegründete Aohua aus Shanghai bietet Endoskope für human- und veterinärmedizinische Zwecke, aber auch für industrielle Anwendungen an. Die Produkte werden in über 10.000 Krankenhäusern in mehr als 80 Ländern – vorwiegend in Asien, Lateinamerika und Osteuropa – eingesetzt. Nach der Übernahme des britischen Gesellschaft Vesco ist der Erwerb von WISAP der zweite größere Schritt des Shanghaier Unternehmens auf dem westeuropäischen Markt.

Die börsennotierte Industrieholding Blue CAP AG investiert seit 2006 in Mittelständler mit einer Umsatzbandbreite von 10 bis 100 Mio. EUR. Im Portfolio der Münchner befinden sich gegenwärtig Unternehmen aus den Bereichen Klebstoff, Sondermaschinenbau, Medizin- und Messtechnik sowie Edelmetalle.

„Wir haben uns von Anfang an sehr gut aufgehoben gefühlt“

Ein Technologieführer investiert: Dr. Christian Gläser von DSI schildert die Zusammenarbeit des Windkraftspezialisten mit Behörden und Unternehmen in Guangxi. 一位科技领军者在广西投资:DSI公司全球重大项目总裁Christian Gläser博士讲述了风力发电专家与广西当局和企业的合作。

Für viele deutsche und europäische Investoren ist China gleichbedeutend mit Metropolen wie Peking, Shanghai oder Guangzhou. Gelegenheiten bieten sich aber auch abseits der Megacities. So stellte sich die Autonome Region Guangxi am 8. Juni in München vor. Vertreter der Provinzregierung präsentierten vor den mehr als 150 Gästen die besonderen Vorzüge des Standorts. Ein deutscher Technologieführer berichtete von seinen Erfahrungen bei seinen ersten Investitionen dort.

Die Autonome Region Guangxi kann neben einer attraktiven Förderpolitik auch mit einer ausgereiften Infrastruktur punkten. Denn von dieser Provinz nimmt die Südroute der Neuen Seidenstraße ihren Ausgang. Ran CHEN, Leiter des China Desk bei Ebner Stolz, skizzierte hierzu das Gesamtkonzept der Belt-and-Road-Initiative (BRI). Mehr als nur eine Aneinanderreihung von Verkehrs-, Energie- und Bauprojekten ist für Chen der Kontinente umspannende Entwicklungsplan Pekings eine Plattform für den Austausch von Waren und Kulturen. Der Berater sieht darin die Entwicklung eines Netzwerks, in dem Länder und Unternehmen ihre jeweiligen Stärken und Vorteile zur Entfaltung bringen können. Als ein Beispiel aus dem M&A-Kontext verwies Chen auf die Ningbo Huaxiang Group, die 2011 und 2013 die Autozulieferer Sellner und HIB Trim Parts übernommen hat. Mit dieser Basis in Deutschland und bestärkt durch die intensive Zusammenarbeit zwischen China und Osteuropa bei BRI-Projekten gründete das chinesische Unternehmen im vergangenen Jahr in Rumänien neue Fabriken und schafft so vor Ort neue Arbeitsplätze.

Vorteilhafte Lage, niedrige Kosten

Die Vorzüge seiner Heimat hinsichtlich Verkehr und Transport betonte auch LIANG Yiguang, der stellvertretende Leiter der Handelsabteilung der Autonomen Region Guangxi. Die ganz im Süden Chinas gelegene Provinz hat auf dem Seeweg eine der kürzesten Verbindungen des Riesenreichs nach Europa. Von hier steuern Schiffe den Hamburger Hafen an. Hinzu kommen die Land- und Schienenwege. Güterzüge aus der Provinzhauptstadt Nanning erreichen über Chongqing die Rhein- und Ruhrmetropole Duisburg. Die geografische Nähe zu Vietnam und den anderen ASEAN-Staaten macht die Region mit ihren 58 Millionen Einwohner zur Drehscheibe des Handels mit Südostasien. Als zentraler Knotenpunkt der Seidenstraßeninitiative greift die Zentralregierung in Peking der Autonomen Region gezielt unter die Arme. Laut Liang profitieren ausländische Investoren dort von der besten Präferenzpolitik in ganz China. Besonders geförderte Sektoren sind die Elektronik, die Automobilindustrie sowie der Chemiebranche und der Bereich Life Sciences. Hinzu kommt, dass in Guangxi das Lohnniveau und die Grundstückspreise relativ niedrig sind. Insgesamt können Investoren dort mit einer um bis zu 40% günstigeren Kostenstruktur als in den Ostprovinzen des Landes rechnen.

Deutscher Technologieführer in Guangxi

Für so manchen Investor ist Guangxi noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Doch sind dort schon eine Reihe von deutschen Unternehmen aktiv. Dr. Christian Gläser, der bei der DYWIDAG-Systems International GmbH (DSI) der Global Mega Project Business Group vorsteht, schilderte auf der Investmentkonferenz die ersten Schritte des Windkraftanlagenzulieferers in China. Der weltweite Technologieführer für Spannglieder, die in den Rotortürmen für die nötige Festigkeit der Anlagen sorgen, hat für den Markteintritt ganz bewusst die Autonome Region Guangxi gewählt. Dort ist auch der Joint-Venture-Partner OVM Machinery ansässig, an dessen Standort Liuzhou in einem neuen gemeinsamen Werk ab Dezember Spannglieder für den chinesischen Markt produziert werden. „Ich bin sehr positiv gestimmt und überzeugt, dass es ein großer Erfolg wird“, meint Gläser. Dabei lobte er die Unterstützung durch den Partner und die lokalen Behörden. „Wir haben uns von Anfang an sehr gut aufgehoben gefühlt“, betonte der DSI-Manager. Und so bekräftigte Gläser das Bekenntnis des Unternehmens zur neuen Investition: „Speziell die Wahl des Standorts Guangxi war richtig“, so Gläser.

„Beeindruckend, wie stark man Investoren entgegenkommt“

Standortvorteile: Parteisekretär Chen Qiufa erläutert die Stärken der Industrieprovinz Liaoning.区位优势:陈求发书记介绍工业大省辽宁的优势。

Liaoning wirbt um deutsche Investoren. Die nordostchinesische Provinz mit ihren fast 44 Mio. Einwohnern kann mit zahlreichen Pluspunkten aufwarten: eine moderne Infrastruktur, ein umfassendes Angebot an industriellen Dienstleistungen sowie eine gezielte Förderpolitik für Branchen wie Elektromobilität, Telekommunikation oder Medizintechnik. Auf der Investmentkonferenz am 6. Juni im Münchner Hotel Vierjahreszeiten Kempinski präsentierte eine hochrangige Delegation vor rund 250 Gästen die Vorzüge des Standorts. Seine praktischen Erfahrungen bei Großprojekten vor Ort stellte der Autobauer BMW vor.

In seiner Eröffnungsrede ging Florian von Tucher auf die Gesamtperspektiven der chinesischen Wirtschaftsentwicklung in ein. Der Vorstandsvorsitzende der European Technology Chamber (EUTECC) identifiziert drei Faktoren, die in den kommenden Jahren weiterhin das Wachstum des Riesenreichs antreiben werden: die nach wie vor anhaltende Industrialisierung und Urbanisierung sowie den Aufstieg der der Mittelschicht. Gerade die rasch wachsende Mittelschicht werde in den kommenden Jahren mit ihren steigenden Ansprüchen an Konsum und Lebensqualität die Entwicklungsrichtung des Landes wesentlich bestimmen.

Anknüpfungspunkte für Deutschland

Als traditionelles Zentrum der Schwerindustrie und des Maschinenbaus finden sich viele Anknüpfungspunkte  für deutsche Unternehmen in Liaoning. Dies betonten CHEN Qiufa, Parteisekretär der Provinz Liaoning, und SONG Yanlin, Direktor der Handelsabteilung der Provinz, und verwiesen auf die Zahlen: Mit 5 Mrd. EUR an Warenverkehr ist Deutschland für Liaoning der wichtigste Handelspartner in Europa. Über 450 deutsche Unternehmen haben sich dort niedergelassen, während rund 70 Unternehmen aus der Nordostprovinz hierzulande investiert sind. Die Bedeutung des Partners Deutschlands wird durch ein besonderes Projekt unterstrichen: den Deutsch-Chinesischen Industriepark für Maschinen- und Anlagenbau im Bezirk Tiexi. Dieser wurde vor drei Jahren direkt von der Zentralregierung bewilligt. 60 deutsche Unternehmen sind dort tätig. Der Star darunter ist BMW mit seinen topmodernen und hochgradig automatisierten Produktionsanlagen.

Vorzeigepartner BMW

Welche Bedeutung der chinesische Markt mittlerweile für den bayerischen Autobauer hat, erläuterte Bernd Riedel, der bei BMW für die China-Strategie verantwortlich zeichnet. Von 2,5 Mio. Fahrzeugen, die der Konzern im vergangenen Jahr weltweit absetzte, wurden 670.000 im Reich der Mitte verkauft. Davon wurden wiederum 70% im Land selbst hergestellt. Als die Münchner 1994 ihr erstes chinesisches Büro eröffneten, war dieser Erfolg noch nicht abzusehen. Damals ging es lediglich um den Import von ein paar hundert Fahrzeugen pro Jahr. Den Durchbruch stellte laut Riedel die Gründung des Joint Ventures mit Brilliance im Jahr 2003 dar. Danach ging es steil bergauf. Inzwischen produziert BMW in drei Werken in China, zwei in Shenyang und eines Dandong, alle in der Provinz Liaoning.

Erfolgsfaktoren

Riedel wies auf eine Reihe von Faktoren hin, die für den Erfolg von BMW in China entscheidend sind. An erster Stelle betonte er die Unterstützung die der deutsche Premiumhersteller sowohl von seinem Joint-Ventur-Partner als auch von den lokalen Behörden erfuhr. „Es ist beeindruckend, wie stark man den Investoren entgegenkommt“, erklärte Riedel. Hinzu kommt, dass man an den Produktionsstätten ein solides Netzwerk an Lieferanten aufgebaut hat, die den Qualitätsanforderungen der Bayern entsprechen. Auch findet der Autobauer genügend qualifiziertes Personal vor Ort. BMW beschäftigt in China mittlerweile 19.000 Mitarbeiter. Langfristig entscheidend aber ist für Riedel die strategische Vorreiterrolle, die das Land spielt: Dort werden die neuen Themen mit Blick auf Elektromobilität und vernetztes Fahren gesetzt. Damit wird China nach Ansicht des Chefstrategen künftig die Rolle eines Key-leaders im weltweiten Automarkt einnehmen.

Jifeng steuert Übernahme von Grammer an

Chinesische Investition in Amberg: Jifeng strebt jetzt die Mehrheit an Grammer an. 中国在安贝格的投资:继峰现在拟收购格拉默多数股份。Bild: Grammer AG

Ningbo Jifeng wird für Grammer ein öffentliches Übernahmeangebot für Grammer vorlegen und pro Aktie 60 EUR zahlen. Hinzu kommen 1,25 Euro Dividende für das Jahr 2017. Dazu haben der deutsche Automobilzulieferer und sein chinesischer Partner am 29. Mai eine Investorenvereinbarung unterzeichnet. Diese umfasst langjährige Garantien für das Amberger Unternehmen und seine 13.000 Mitarbeiter. Jifeng hält bisher 25,5% an Grammer. Für die restlichen rund drei Viertel der Anteilsscheine bietet das Unternehmen aus der ostchinesischen Provinz Zhejiang laut dem Angebotspreis mehr als 563 Mio. EUR, wobei die Gesamtbewertung bei über 756 Mio. EUR liegt. Das Übernahmeangebot enthält einen Aufschlag von mehr als 19% auf den Schlusskurs am Tag vor Bekanntgabe der Vereinbarung. Die bosnische Investorenfamilie Hastor, ein weiterer Großinvestor von Grammer, lehnt das Angebot als zu niedrig ab.

Das Tauziehen um Grammer geht in eine neue Runde. Nachdem Grammer mithilfe von Jifeng auf der Hauptversammlung im Mai 2017 den Versuch der Kontrollübernahme der Hastor-Familie abwehren konnte, haben der bayerische Fahrzeugsitzhersteller und sein chinesischer Ankerinvestor mit der Investorenvereinbarung ihre Zusammenarbeit jetzt in rechtlich verbindlicher Form langfristig zementiert. Jifeng verpflichtet sich, den Stammsitz und alle Standorte zu erhalten sowie keinen Beherrschungsvertrag anzustreben. Die einzelnen Zusagen gelten für einen Zeitraum für bis zu siebeneinhalb Jahre. Außerdem soll Grammer weiterhin an der Börse gelistet bleiben.

Kampf um Kontrolle

Wie Grammer ist Jifeng im Bereich der Innenausstattung von Fahrzeugen tätig, allerdings vorwiegend in preisgünstigeren Segmenten. Die börsennotierte Gesellschaft aus Ningbo war Anfang 2017 über eine Wandelanleihe bei den Ambergern eingestiegen, um die Hastors abzuwehren. Diese hatten über die Vehikel Halog und Cascade einen Minderheitsanteil erworben und hielten zeitweise über 22% an Grammer. Die Bosnier hatte 2016 für Furore gesorgt, als der von ihnen kontrollierte Automobilzulieferer Prevent einen Konflikt mit Volkswagen um Preise eskalieren ließ. Prevent stoppte zeitweilig seine Lieferungen und sorgte für einen kostspieligen Produktionsausfall beim Wolfsburger Konzern. Dementsprechend wurde auch die Beteiligung der Hastors an Grammer von der Branche mit Misstrauen betrachtet. Tatsächlich mussten die Amberger in der Folge mit massiven Auftragsausfällen kämpfen.

Ziel in greifbarer Nähe

Laut Medienberichten lehnen die Hastors das aktuelle Angebot von 60 EUR pro Anteilsschein als zu niedrig ab. Wie die Bosnier verlauten ließen, sei ein Preis von 85 EUR, wenn nicht gar von 100 EUR angemessen. Dies entspräche einer Gesamtbewertung von Grammer zwischen knapp 1,1 und 1,26 Mrd. EUR. Doch die Übernahme wird die Investorenfamilie letztlich nicht verhindern können. Jifeng hat eine Mindestannahmequote von 50% plus eine Aktie festgelegt – einschließlich des Anteils von 25,5%, über den die Chinesen bereits verfügen. Derzeit besitzen Halog und Cascade zusammen rund 19,2% der Aktien.

Eine Nummer größer

Grammer erwirtschaftete im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von fast 1,8 Mrd. EUR ein Vorsteuerergebnis (EBIT) von 66,5 Mio. EUR. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei 842 Mio. EUR. Jifengs Börsenwert liegt bei umgerechnet rund 1,05 Mrd. EUR etwas höher als der von Grammer. Allerdings rangiert man beim Umsatz deutlich hinter dem deutschen Partner. 2017 erzielte der Autozulieferer aus Ningbo Verkaufslöse in Höhe von rund 250 Mio. EUR.

 

Neue Managementkompetenzen für eine neue Zeit

Die See wird rauer: Chinas Investoren müssen sich auf politischen Gegenwind im Ausland einstellen. 波涛汹涌:中国投资者必须在海外应对政治阻力。Bildquelle: Adobe Stock; © Yiucheung

Chinesische Investoren haben in der Vergangenheit von einer offenen Weltwirtschaft profitiert. Daher standen bei Auslandsübernahmen im Heimatland übernommener Firmen häufig geschäftliche Aspekte im Vordergrund. Allerdings erfordern neue Realitäten in der Weltwirtschaft neue politische Managementkompetenzen.

Trotz Widerständen gegen einzelne Deals haben chinesische Investoren insgesamt von einer offenen Weltwirtschaftsordnung und offenen Märkten für Unternehmensübernahmen profitiert. Nach Jahren dieser Schönwettersegelei geraten chinesische Auslandsinvestitionen allerdings zunehmend in schweres Wetter. Derzeitig droht ein Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China. Gleichzeitig nehmen zwischen Europa und China wirtschaftspolitische Spannungen zu. Auf Unternehmensebene werden weltweite Deals zunehmend kritisch durch die US-Behörde für Auslandsinvestitionen (CFIUS) geprüft und Stimmen für eine europäische Übernahmeschutzregelung werden immer lauter. Chinesische Investoren wären wohlberaten, den politischen Anforderungen dieser neuen Zeit gerecht zu werden und ihre Managementkompetenzen entsprechend weiterzuentwickeln.

Alter Managementansatz

Chinesische Genehmigungsverfahren für Auslandsinvestitionen sind nach wie vor vielschichtig und erfordern die Abstimmung mit verschiedenen Regierungsstellen, die häufig durch gegenläufige Interessen geprägt sind. Aufgrund dieser Verfahrenskomplexität und der häufig politischen Dimension von chinesischen Auslandsinvestitionen zeichnen sich erfolgreiche chinesische Käufer ausländischer Unternehmen aus durch die Fähigkeit, politische Klippen in China gut erkennen und umschiffen zu können.

Im Gegensatz zu dieser politischen Orientierung im eigenen Heimatmarkt priorisieren chinesische Unternehmen im Ausland oft geschäftliche Aspekte. Chinesische Investoren konzentrieren sich daher während der Vorbereitungs-, Transaktions- und Integrationsphasen oft auf strategische, finanztechnische und operative Aspekte eines Deals. Politische Vorbereitung und Flankierung werden dabei häufig vernachlässigt. Im Rahmen dieses Ansatzes binden viele chinesische Käufer Dienstleistungsunternehmen anders ein, als dies die Norm im Falle vergleichbarer internationaler Transaktionen ist. Chinesische Investoren nehmen Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, und PR- und Kommunikationsagenturen oft nur minimal in Anspruch und nutzen deren Know-how eher zur handwerklichen Abarbeitung von spezifischen geschäftlichen Details als zur umfassenden strategischen und politischen Beratung und Unterstützung.

Angesichts des politischen Gespürs chinesischer Firmen im eigenen Heimatmarkt ist die stiefmütterliche Behandlung von politischen Aspekten im Falle vieler internationaler M&A-Deals dann doch überraschend.

Neue Managementkompetenzen

In der neuen Zeit, in der geschäftliche und politische Aspekte eines Deals gleichermaßen wichtig werden können, wären chinesische Investoren wohlberaten, ihre politischen Managementkompetenzen auf- bzw. auszubauen, um für schweres politisches Wetter in internationalen Märkten besser gerüstet zu sein. Dabei bieten sich drei Resourcen an:

Internationale Dienstleister: Wie erwähnt nutzen viele chinesische Investoren Dienstleister wie internationale Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater sowie PR- und Kommunikationsagenturen eher minimalistisch. Häufig schrecken chinesische Firmen dabei auch vor international üblichen Tagessätzen zurück. Dies gilt insbesondere für staatseigene Betriebe. Chinesische Firmen sollten sich von diesen vermeintlich hohen Kosten nicht abschrecken lassen. Stattdessen sollten – ähnlich wie von führenden und erfahrenen chinesischen Investoren bereits praktiziert – internationale Dienstleister als strategische Partner zur politischen Vorbereitung und Flankierung eines Deals verstanden und während aller Dealphasen entsprechend in das Dealkernteam integriert werden.

Manager übernommener Firmen: Viele chinesische Unternehmen sind mittlerweile Serienkäufer ausländischer Firmen. Im Rahmen dieser Deals werden oft erfahrene Manager übernommen, die nach erfolgten Übernahmen an Bord bleiben. Diese sind in den lokalen Märkten politisch gut vernetzt und verfügen über navigatorische Fähigkeiten, die im chinesischen Mutterhaus nur eingeschränkt vorhanden sind. Diese wertvollen Resourcen werden allerdings häufig „nur“ zur betrieblichen Führung der übernommenen Firmen eingesetzt. Chinesische Unternehmen sollten ausländische Mitglieder ihrer Führungsteams neben spezifischen geschäftlichen Führungsaufgaben auch zur allgemeinen politischen Beratung des chinesischen Mutterhauses nutzen und sie dabei als strategische Multiplikatoren in den jeweiligen Heimatmärkten einsetzen.

Ausländische Board-Mitglieder: Trotz des schnellen Wachstums von Auslandsinvestitionen bestehen die Aufsichtsgremien vieler chinesischer Unternehmen nur aus chinesischen Mitgliedern. Einige wenige führende Konzerne wie zum Beispiel Lenovo haben mittlerweile auch prominente ausländische Board-Mitglieder, die beträchtliche internationale geschäftliche und politische Expertise beisteuern können. International aktive chinesische Investoren sollten sorgfältig prüfen, ob und wie die Zusammensetzung ihrer Aufsichts- und Beiratsgremien die vorhandene geschäftliche und politische Kompetenzbasis des Unternehmens optimal ergänzt.

Wichtigkeit für ausländische Unternehmen

Die Fähigkeit zur politischen Schlechtwettersegelei ist nicht nur für chinesische Investoren wichtig. Auch für nicht-chinesische Unternehmen und insbesondere deren Arbeitnehmer/-innen gilt, dass keine Partei Interesse an durch eine fehlgeschlagene Übernahme öffentlich beschädigten oder gescheiterten Unternehmen hat. In schwerem Wetter zu bestehen ist erheblich einfacher mit ortskundigen Kapitänen oder zumindest mit guten Lotsen auf der Brücke.

 

ZUR PERSON

Dr. Marc Szepan ist Lecturer in International Business an der University of Oxford Saïd Business School, wo er auch promoviert wurde. Davor nahm er verschiedene Managementfunktionen bei Lufthansa wahr, zuletzt als Senior Vice President, Airline Operations Solutions, bei Lufthansa Systems. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin.

www.sbs.ox.ac.uk

Neues Segment in China erschlossen

Gabelstapler für die Welt: Die Kion-Gruppe vereinigt mehrere Lagerlogistikmarken unter ihrem Dach, darunter Dematic in den USA und Still in Deutschland. 面向全球的叉车:凯傲集团旗下整合了多个仓储物流品牌,包括在美国的德马泰克和在德国的STILL。Bild: KION Group AG

Der deutsche Gabelstaplerhersteller Kion beteiligt sich am chinesischen Lagertechnikspezialisten EP Equipment, um mit ihm zusammen Marktchancen in Asien und weltweit zu nutzen. Die strategische Partnerschaft zeigt, wie Inbound-Transaktionen allen Beteiligten Mehrwert bieten können.

Ein Segment nach dem anderen, und das Ganze immer wieder ein Stück weit nach oben heben. So arbeiten Gabelstapler, das Stammprodukt der Kion Group. Ähnliches lässt sich über die internationale Wachstumsstrategie des Lagerlogistikausrüsters sagen. Eine besondere Rolle spielt dabei der chinesische Markt mit seinem riesigen Potenzial. Ein Vierteljahrhundert schon ist dort die Kion-Marke Linde Material Handling präsent, die heute klarer Marktführer unter den ausländischen Anbietern in China ist. Der Name erinnert an den Konzern, aus dem das heutige MDAX-Unternehmen einst hervorgegangen ist. Längst ist mehr dazu gekommen. Im Jahr 2009 hat unter dem Namen Baoli die Produktion von Gabelstaplern für das Economy-Segment in Jingjiang nahe Shanghai den Betrieb aufgenommen. Es war zunächst als Joint Venture gestartet, mittlerweile ist Kion alleiniger Eigentümer. Jetzt bauen die Frankfurter durch eine Minderheitsbeteiligung an dem ostchinesischen Lagertechnikspezialisten EP Equipment ihre Präsenz in Asien weiter aus. Beide Unternehmen begründen gleichzeitig eine exklusive strategische Partnerschaft zur Entwicklung neuer Produkte und zur Anhebung von Synergieeffekten. Eine solche Inbound-Transaktion mit deutscher Beteiligung hat zwar eher Seltenheitswert. Aus Sicht von Kion ist sie aber so überraschend nicht. „China ist Teil unserer Unternehmens-DNA“, wie Vorstandschef Gordon Riske sagt.

Mit dem Partner das Produktangebot erweitern

Das hat auch mit dem größten Anteilseigner der Hessen zu tun. Seit 2012 ist der börsennotierte Dieselmotorenhersteller Weichai Power, der heute 43% der Anteile hält, zentraler Ankerinvestor. Dies hat der Kion Group zusätzliche Marktzugänge in China eröffnet. Weichai hat vor zwei Jahren auch die Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme des US-Lagerlogistikspezialisten Dematic unterstützt. Dank dieser Akquisition ist Kion zum globalen Marktführer bei Supply Chain Solutions aufgestiegen, bei denen es um die Automatisierung von Lagerketten geht. Größter Hersteller von Flurförderzeugen in Europa, weltweit die Nummer zwei und zugleich profitabelster Anbieter seiner Branche darf sich Kion schon jetzt nennen. Mit der Präsenz auf sechs Kontinenten ist das Fundament für das weitere globale Wachstum gelegt. Die Partnerschaft mit EP Equipment ermöglicht Kion die Erweiterung des Produktangebots im Einstiegssegment leichter Lagertechnikgeräte. „Durch die Minderheitsbeteiligung und die strategische Partnerschaft werden wir unsere schon länger bestehende Geschäftsbeziehung zu EP Equipment vertiefen und unser Angebot im Bereich der Lagertechnikgeräte nach unten abrunden“, erläutert Kion-Sprecher Michael Hauger.

Besserer Marktzugang

EP entwickelt und produziert elektrisch betriebene Flurförderzeuge mit Werken in China und den USA. Dabei geht es um eher kleine Lagerstapler zum Handling von Paletten, wie man sie vor allem in Lebensmittelmärkten, aber auch bei Produktionsfirmen und Logistikern sieht. Es sind vor allem preiswerte Geräte mit relativ wenig technischen Finessen, die von den Kunden als Standardprodukte nachgefragt werden. Das von dem Gründer He Jinhui zu internationaler Größe geführte Privatunternehmen ist auf jährliche Wachstumsraten von mindestens 20% in den letzten acht Jahren ebenso stolz wie auf seine Innovationskraft. Die will Kion durch die nun engere Anbindung für sich nutzen. „Wir definieren die Produkte, die EP Equipment für uns produziert und die wir dann verkaufen“, sagt Hauger. Gefragt sei das in China, aber auch in anderen Teilen der Welt. Für EP wiederum eröffnet die Zusammenarbeit ebenfalls Wachstumsperspektiven. „Das Unternehmen bekommt über uns einen deutlich besseren Zugang zu Märkten außerhalb Chinas“, sagt Hauger.

China investiert in Lagertechnik

Für Kion ist die Partnerschaft gleichzeitig ein weiterer Schritt, das Wachstum in Fernost voranzutreiben. „Die Partnerschaft mit EP Equipment ermöglicht Kion nicht nur eine gute Ergänzung des Produktangebots, sondern ist auch ein interessanter weiterer Schritt in den chinesischen Markt, der in den letzten Jahren extrem stark gewachsen ist“, sagt Gordon Schönell, Analyst beim Bankhaus Lampe. Schon heute ist der Konzern der größte ausländische Hersteller von Flurförderzeugen in China mit 4.000 Mitarbeitern vor Ort. Zur Präsenz gehören ein eigenes Werk und eine eigene Entwicklung ebenso wie eigene Verkaufs- und Serviceteams. Dass das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft ist, zeigen die jüngsten Wachstumszahlen des chinesischen Markts für Flurförderzeuge. Er ist 2017 um 39% gewachsen, während die Raten etwa in Nordamerika lediglich bei 11% und in Deutschland gerade mal bei 7% lagen. Gleichzeitig setzt sich der Trend zu lagertechnischen Geräten und damit zu einem Bereich, in dem EP Equipment immer neue Kunden gewinnt, fort. In Europa ist der Anteil dieses Produktsegments am gesamten Flurförderzugvolumen in den letzten zehn Jahren von 52% auf 62% gestiegen, in Nordamerika von 40% auf 48%. Das Besondere in China: Hier entwickelt sich der Trend ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. Das Segment hat dort aktuell erst einen Anteil von 23% erreicht. Entsprechend hoch ist das Nachholpotenzial. „China will die von modernen lagertechnischen Fahrzeugen geprägten Strukturen, wie wir sie seit vielen Jahren schon am europäischen Markt sehen, jetzt auch“, sagt Schönell. Das gehe einher mit der Abkehr von den verbrennungsmotorischen Gegengewichtsstaplern. Diese auch als „Arbeitspferde mit Dieselmotoren“ bezeichneten Stapler nehmen in China noch fast zwei Drittel des Marktes ein, in Europa nur noch 15%. Außer Frage steht, dass allein schon mit Blick auf die Umwelt und die höhere Effizienz nun auch in China der Trend hin zu batteriebetriebenen Fahrzeugen gehen wird.

FAZIT

Die Firmengeschichte von Kion ist schon immer stark von M&A-Aktivitäten geprägt. Hierdurch konnte das Unternehmen wiederholt seine technologische Position ausbauen oder den Zugang zu einem Markt verbessern. Die Minderheitsbeteiligung an EP Equipment passt in diese Strategie und hilft beiden Partnern, ihre Position im boomenden Markt der Lagertechnik weiter zu stärken.

 

KURZPROFILE

KION GROUP AG

Gründungsjahr: 2006

Branche: Nutzfahrzeuge und Lieferkettenlösungen

Standort: Frankfurt

Mitarbeiter: über 31.000

Umsatz 2017: 7,7 Mrd. EUR

www.kiongroup.com

 

EP Equipment

Gründungsjahr: 1999

Branche: Flurförderzeuge und Lagertechnikgeräte

Konzernsitz: Anji

Mitarbeiter: mehr als 1.000

Umsatz 2017: k.A.

www.ep-ep.com

Lesen Sie weitere Fallstudien und Beiträge in der

Chinas Venture-Capital-Markt nähert sich US-Niveau an

Im vergangenen Jahr erreichten die chinesischen Venture-Capital-Investments laut dem Datenprovider Dow Jones ein Gesamtvolumen in Höhe von 58 Mrd. USD. Das sind 79% der Summe, die in den USA in Start-ups investiert wurde (73 Mrd. USD). 2015 betrug das chinesische Wagniskapitalvolumen erst 65% des US-Marktes.

Damit hat sich China weiter als zweitgrößter Venture-Capital-Markt weltweit etabliert. Zum Vergleich: In Europa verzeichneten Jungunternehmen 2017 lediglich 14 Mrd. USD an Mittelzuflüssen. Das ist ein Fünftel des US-Volumens. 2017 verharrte der Markt in Europa weiterhin auf dem Niveau von 2015. In den USA lag er um 6% niedriger als zwei Jahre zuvor. In China überschritten hingegen im letzten Jahr die Wagniskapitalinvestitionen die Summe von 2015 um fast 15%. Die Aktivität ist allerdings auf dem US-Markt nach wie vor deutlich höher. Dort zählte Dow Jones vergangenes Jahr rund 4.260 Finanzierungen, in China lediglich 2.450. Bei der durchschnittlichen Dealgröße liegt das Reich der Mitte damit aber auch deutlich vor den USA. In China beliefen sich die Finanzierungsrunden 2017 im Durchschnitt auf knapp 24 Mio. USD, in den Vereinigten Staaten auf etwas über 17 Mio. USD. Europa ist auch hier mit 6,4 Mio. USD weit abgeschlagen.

Prüfung ausländischer Direktinvestitionen in Deutschland

Labyrinth für Investoren: Chinesische Unternehmenskäufer müssen neue gesetzliche Vorgaben beachten. 投资者的迷宫:中国收购方必须重视新的法律规定。Bildquelle: Adobe Stock; © bluedesign

Der sächsische Flugzeugzulieferer Cotesa darf von einer chinesischen Investorengruppe um den Pekinger High-Tech-Konzern Advanced Technology & Materials (AT&M) übernommen werden. Dies ist möglich, nachdem das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) am 16. April 2018 formell bescheinigt hat, dass dem Erwerb „keine Bedenken im Hinblick auf die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland entgegen“ stehen.

So schaffen Unternehmer den neuen Datenschutz

EU und Datenschutz: Die neue DSGVO tritt am 25. Mai in Kraft. 欧盟和数据保护:新的通用数据保护条例于5月25日生效。Bildquelle: Adobe Stock; © Stockwer Fotodesign

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) regelt den Umgang mit personenbezogenen Daten neu – und bringt wichtige Veränderungen für in Deutschland tätige Unternehmer. Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu 20 Mio. Euro oder 4% des weltweiten Jahresumsatzes. Das Problem: Nicht zu einem Datensünder zu werden ist gar nicht so einfach. Die DSGVO ist allgemein gehalten. Was für die einen gilt, können andere ignorieren. Zehn Dinge, auf die Sie in jedem Fall achten sollten.

1. Fühlen Sie sich in der Pflicht
Die DSGVO ist bewusst weit gefasst. Unter personenbezogene Daten fallen unter anderem Kundenadressen, Einzelgesprächsnachweise oder Gesundheitsakten. Selbst Kindergärten und Vereine sind deshalb von der DSGVO betroffen.

2. Stellen Sie sich drei Fragen
Experten empfehlen, sich drei Fragen zu stellen: Welche personenbezogenen Daten erhebt meine Firma? Wo werden sie verarbeitet? Und wie? Ein besonderes Augenmerk sollte man auf die Bereiche Personal, IT, Vertrieb, Marketing und Buchhaltung richten.

3. Dokumentieren Sie Ihren Umgang mit Daten
Ein Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten (VvV) legt fest, wie mit Daten umgegangen wird. Das Führen eines VvV ist auch dann nötig, wenn personenbezogene Daten nur gelegentlich verarbeitet werden – unabhängig von der Größe des Betriebs.

4. Ernennen Sie einen Datenschutzbeauftragten
Das wird zur Pflicht, wenn mehr als zehn Mitarbeiter mit „personenbezogener Datenverarbeitung“ beschäftigt sind. Die Ernennung ist vergleichsweise einfach. Der Datenschutzbeauftragte trägt bei Verletzungen des Datenschutzes keine Haftung und unterliegt einem besonderen Kündigungsschutz.

5. Sie brauchen eine gute Datenschutzerklärung
Die Datenschutzerklärung auf der Firmen-Website ist für jeden Internetnutzer frei einsehbar: Entsprechend einfach können Abmahnbüros schlechte Erklärungen beanstanden. Wann eine Erklärung nicht schlecht ist? Wenn sie schnell erreichbar, vollständig und verständlich formuliert ist.

6. Denken Sie an Opt-outs
Was künftig im Internet erlaubt ist, hängt stark davon ab, wie die Website gebaut ist. Der Graubereich ist groß. So erheben einige Social Media Plug-ins automatisch Daten und leiten diese an Facebook, Twitter und Co. weiter – sogar dann, wenn der User sie nicht aktiv anklickt. Auch Analyse-Tools wie Google Analytics sind kritisch. Um unerwünschtes Tracking beim Surfen zu vermeiden, sollten Opt-outs eingerichtet werden.

7. Beziehen Sie Dienstleister und Zulieferer mit ein
Wer personenbezogene Daten an Dienstleister weitergibt, sollte regeln, wie sie diese verarbeiten. Ein Auftragsdatenverarbeitungsvertrag (AVV) kann zum Beispiel nötig werden, wenn Speditionen Ware ausliefern – und daher die Kundenadresse kennen müssen. Auch für Firmenwebsites auf externen Servern empfiehlt sich ein AVV.

8. Sie brauchen einen Notfallplan
Die DSGVO verpflichtet, eine Folgeabschätzung durchzuführen: Wie hoch ist das Risiko, dass ich aus Versehen sensible Daten veröffentliche? Ohnehin schadet es nicht, einen Notfallplan zu haben. Denn bei einem Daten-GAU bleiben nur 72 Stunden, ihn den Aufsichtsbehörden zu melden. Kleinere Pannen können auch begründet ad acta gelegt werden – ohne Meldung.

9. Räumen Sie Datenbanken regelmäßig auf
Manche Daten ändern sich, etwa Adressen. Andere werden überflüssig, so die von Kunden, die seit Jahren nichts mehr gekauft haben. Darum stehen Unternehmer in der Verantwortung, ihre Datenbanken regelmäßig zu aktualisieren. Eine Faustregel sagt: Unbenutzte Daten werden nach fünf Jahren gelöscht. Dies gilt natürlich nicht für Daten, die laut Gesetz länger aufbewahrt werden müssen – zum Beispiel Steuerdaten.

10. Machen Sie Datenschutz zum Wettbewerbsvorteil
Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist ein Grundrecht. Wahrscheinlich werden die Aufsichtsbehörden bei Verstößen hart durchgreifen, um Exempel zu statuieren. Allerdings sind viele Details der DSGVO noch nicht geregelt. Kommentare und Gerichtsurteile könnten Unternehmer in den nächsten Jahren immer wieder zu Veränderungen ihrer Datenschutzrichtlinien zwingen. Das kann ein Wettbewerbsvorteil sein: Wer seine Firma stets an den neusten Vorgaben ausrichtet, hat gegenüber der Konkurrenz die Nase vorn.

Weblinks

Mustervorlage für die VvV
Alles Wichtige zum Datenschutzbeauftragten
Musterdatenschutzerklärung

 

W&I Insurance als Transaktionsbeschleuniger für Chinas Investoren

Quelle: Adobe Stock; © Rawpixel.com

Bei einer Transaktion wurde der deutsche Verkäufer eines Mittelstandsunternehmens im Bereich Automation zur Abgabe umfangreicher Garantien im Kaufvertrag (SPA, Sales and Purchase Agreement) vom chinesischen Käufer aufgefordert, während der Verkäufer auf einen begrenzten Umfang der Garantien bestand. Die Parteien konnten sich zudem nicht auf den Betrag des zur Garantieabsicherung auf einem Treuhandkonto zu hinterlegenden Kaufpreisanteils einigen. Die Verhandlung kam zum Stillstand. Durch den Abschluss einer Buy-Side-W&I-Versicherung auf Initiative des Käufers hin kamen die Verhandlungen wieder in Gang und das gegenseitige Vertrauen wurde nachhaltig gefördert.

Vorteile

Chinesische Investoren haben naturgemäß andere Vorstellungen im Hinblick auf den Umfang des im SPA enthaltenen Garantiekatalogs als deutsche Verkäufer. Im oben genannten Fall stellte die W&I-Versicherung den Schlüssel dafür dar, die kontroversen Interessen der Parteien zu überbrücken und somit den Abschluss des Kaufvertrags sicherzustellen. Da der Versicherer bei einem Garantieverletzungsfall im Rahmen der Police als Anspruchsgegner auftritt, bietet er einerseits einen „Clean Exit“ für den Verkäufer und entkräftet auf der anderen Seite Sorgen des Käufers hinsichtlich der Zahlungsunfähigkeit des Verkäufers. Auch außerhalb strukturierter Verkaufsverfahren, bei denen die W&I-Versicherung ohnehin mittlerweile zum Standardrepertoire gehört, können chinesische Investoren durch eine W&I-Versicherung dem Verkäufer eine zusätzliche Sicherheit anbieten.

Verfahren

Eine W&I-Versicherung kann seitens des Verkäufers wie auch des Käufers in den Verkaufsprozess eingeführt werden. Dementsprechend variiert der Zeitpunkt, in dem ein Versicherer oder ein Broker kontaktiert wird. In Bieterverfahren werden Broker häufig durch den Verkäufer schon vor dem Start der käuferseitigen Due Diligence eingebunden. Eine sogenannte Non-Binding-Indication finden die Bieter dann bereits im Datenraum. Hier wird der Abschluss einer Versicherung mithin vorausgesetzt, wobei der Verkäufer nicht der Versicherungsnehmer, sondern allein der Initiator ist, da die Police mit dem Bieter abgeschlossen wird (sog. Seller-flip-over-Buyer-Police). Die Initiative zum Abschluss einer Buy-Side-W&I-Versicherung kann auch vom Käufer kommen, Gründe dafür sind neben der Hoffnung, sich Vorteile gegenüber anderen Bietern zu verschaffen (sog. sugar-your-bid), insbesondere die (finanzielle) Absicherung von Gewährleistungsansprüchen und die Vereinfachung von Verhandlungen.

Garantieumfang

Auf Basis einer zwischen dem Versicherer und dem Käufer zu unterzeichnenden Vertraulichkeitsvereinbarung werden den in Betracht kommenden Versicherern die Due-Diligence-Berichte und der Entwurf des SPA zur Verfügung gestellt. Einer umfassenden Due Diligence, die ohnehin als Best Practice verstanden wird, kommt bei versicherten Transaktionen eine besondere Bedeutung zu, da ohne einen professionellen Due-Diligence-Report eine entsprechende Police nicht erlangt werden kann. Als Basis für den Umfang der Police dient sodann der Garantiekatalog des SPA. Durch die Entwicklung des Versicherungsprodukts sowie die Akzeptanz und Nachfrage, die diese Art der Versicherung im Markt gefunden hat, sind die Versicherer nunmehr auch in der Lage, die Police nicht nur auf nahezu jede Garantieerklärung zu erstrecken, sondern auch auf Freistellungsverpflichtungen, etwa für Steuerverbindlichkeiten oder Umweltschäden.

Vertragsgestaltung

Nach Prüfung der zur Verfügung gestellten Unterlagen erfolgt ein sogenannter Underwriting Call, an dem der Käufer und dessen Berater, gegebenenfalls auch der Verkäufer und Vertreter der Zielgesellschaft teilnehmen. Hier werden offene Fragen aus der Due Diligence und Risiken aus der Transaktion näher besprochen. Das Ergebnis fließt in das verbindliche Angebot des Versicherers ein. Die Unterzeichnung des Versicherungsvertrags erfolgt in zeitlichem Zusammenhang mit der Unterzeichnung des SPA, die Wirksamkeit ist aber auf den Vollzug der Transaktion bedingt.

Kostenverteilung

Die Versicherungsprämie beläuft sich üblicherweise auf 0,5% bis 2% der Deckungssumme. Besondere Bestandteile der Police wie etwa ein geringerer Selbstbehalt oder die Versicherung bereits bekannter, aber noch nicht materialisierter Schäden erhöhen die Prämie entsprechend. Die Kosten trägt in der Regel der Versicherungsnehmer, wobei dies ggf. weiter im Kaufpreis berücksichtigt wird.

Fazit

Die Versicherung von Schäden aus ­Garantieverletzungen aus Unternehmenskaufverträgen ist ein Instrument, das für die Investoren aus dem Reich der Mitte zunehmend interessant wird. Die W&I-Versicherung ist nicht nur Mittel zur Begrenzung von finanziellen Risiken, sondern signalisiert dem Verkäufer auch Bereitschaft, diesen Trend zu berücksichtigen und durch entsprechende Gestaltung der Transaktion dem Verkäufer Risiken zu nehmen oder abzumildern. Trotz der bis dahin bestehenden Zurückhaltung chinesischer Investoren beim Abschluss von W&I-Policen haben führende internationale Versicherer bereits spezielle Produkte entwickelt, um den Bedarf chinesischer Kunden zu bedienen. Auch die chinesische Regierung hat seit Anfang des Jahres 2017 wiederholt die Bedeutung von Instrumenten zur Begrenzung finanzieller Risiken im Zusammenhang mit Auslandsinvestitionen hervorgehoben und die Staatsunternehmen der Zentralregierung zu einer entsprechenden Berücksichtigung im Trans­aktionsprozess aufgefordert.

Dieser Beitrag erschien in Printausgabe 2-2018 der Investment Plattform China/Deutschland.

Nature Home schnappt sich Wellmann Küchen

Aus der Insolvenz nach China: Nature Home übernimmt die Küchenmarke Wellmann. 脱离破产走向中国:大自然家居收购德国橱柜品牌威尔曼。Bildquelle: Adobe Stock; © Sebastien

Nature Home übernimmt die zur Alno-Gruppe gehörende Küchenmarke Wellmann. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens der Alno AG waren die Mitarbeiter von Wellmann bereits im Oktober vergangenen Jahres freigestellt und danach das Anlagevermögen verkauft worden. Zum Preis für die Marke Wellmann und weiteren Einzelheiten der Transaktion äußerten sich die beteiligten Parteien nicht. Die Unternehmen kooperieren schon jahrelang miteinander und seit 2015 hält Nature Home auch einen Minderheitsanteil an Alno. Mit dem Verkauf von Wellmann an das Wohnspezialisten aus Foshan geht innerhalb von wenigen Monaten eine weitere deutsche Küchenmarke an einen strategischen Käufer aus China.

Das Interesse chinesischer Investoren an deutschen Möbel- und Küchenmarken reißt nicht ab. Erst im Oktober 2017 hatte Nison aus Suzhou den Premiumküchenhersteller Siematic erworben. Im März dieses Jahres folgte dann mit Rolf Benz ein Anbieter von Designsofas. Der süddeutsche Edelmöbelanbieter ging an Jason Furniture aus Hangzhou. Wie bei diesen beiden vorhergehenden Transaktionen plant der chinesische Käufer die deutsche Marke auf seinem Heimatmarkt weiter zu etablieren und damit die wachsende Schicht an Konsumenten mit mittleren Einkommen anzusprechen.

Langjährige Partner

Im Gegensatz zu Nison und Jason Furniture bestanden bei Nature Home und Wellmann zwischen Käufer und Target vor der Übernahme bereits intensive Geschäftsbeziehungen. Der Wohnausstatter aus Foshan ist seit Jahren in China exklusiver Kooperations- und Vertriebspartner für Wellmann-Produkte. Außerdem hält Nature Home eine Minderheit an der Mutter Alno. Im Frühjahr 2015 hatten die Südchinesen einen Anteil von 9,09% an der Gruppe aus Pfullendorf am Bodensee erworben. Im März dieses Jahres reduzierte Nature Home allerdings die Beteiligung auf 4,99%.

Mutter mit bewegter Geschichte

Die Alno AG ist seit Juli letzten Jahres im Insolvenzverfahren. Laut einer Ad-hoc-Meldung von Ende April kommt ein vom Insolvenzverwalter in Auftrag gegebenes Gutachten zu dem Schluss, dass die Gesellschaft bereits im Jahr 2013 zahlungsunfähig war und eigentlich schon damals Gläubigerschutz hätte beantragen müssen. Tatsächlich kämpfte der Küchenspezialist seit seinem Börsengang 1995 häufig mit Schwierigkeiten und es gab seitdem immer wieder Insolvenzgerüchte. 2016 stieg die bosnische Investorenfamilie Hastor bei Alno ein. Diese sorgte im selben Jahr für Wirbel durch einen Streit mit Volkswagen und 2017 durch den missglückten Versuch der Kontrollübernahme des Amberger Autozulieferers Grammer.

Investor aus Foshan

Nature Home ist auf Möbel, Türen und Bodenbeläge aus Holz spezialisiert. Das Unternehmen mit Sitz in Foshan in der südchinesischen Provinz Guangdong ist an der benachbarten Hongkonger Börse notiert. Das Unternehmen weist derzeit einen Marktwert von 2,16 Mrd. HKD (230 Mio. EUR) auf.

Planung auf den Punkt: Erfolgsfaktor Zeit bei Übernahmen

Quelle: Adobe Stock; © yiucheung

Gerade in einem verkäuferfreundlichen Umfeld, insbesondere bei Bieterverfahren, wird der Faktor Zeit für chinesische Kaufinteressenten regelmäßig zum Stolperstein. Das muss aber nicht sein. Mit einer guten Prozess- und Zeitplanung können chinesische Käufer zeitliche Nachteile gering halten oder sogar ausschließen.

Zugriff auf Beraterexpertise

In der Praxis zeigt sich noch immer, dass chinesische Investoren eher später als früher anwaltliche und steuerliche Berater an Bord holen. Hierdurch wird häufig Zeit und Energie verschwendet, insbesondere wenn die Mandatierung der Berater über einen längeren Zeitraum kurz vor Ablauf einer Deadline verhandelt wird. Es ist daher zu empfehlen, spätestens mit der Entscheidung über den Einstieg in Verkaufsgespräche und -verhandlungen die erforderlichen Berater zu mandatieren. So ist sichergestellt, dass der Verkaufsprozess auf Käuferseite effektiv betrieben wird, insbesondere die übliche Due Diligence frühzeitig ohne Zeitverlust gegenüber anderen Kaufinteressenten betrieben und alle weiteren Schritte eingeleitet werden. Die Unterstützung durch Berater von Anfang an kostet in der Gesamtschau nicht mehr Geld, sichert aber einen professionellen und schnelleren Ablauf der Transaktion. Nebenbei stärkt es auch auf Verkäuferseite das Vertrauen in den Kaufinteressenten.

Investitionsprüfung in Deutschland

Die jüngsten Änderungen der Investitionsprüfung nach der Außenwirtschaftsverordnung bürden Investoren aus Nicht-EU- bzw. Nicht-EFTA-Staaten eine größere Last in Sachen Dauer des Verkaufsprozesses auf. Anders als in der Vergangenheit unterliegen Übernahmen von Unternehmen, die Betreiber einer kritischen Infrastruktur sind, der Meldepflicht. Es wird daher häufiger zu Investitionsprüfungen kommen. Aber auch die Dauer des Prüfverfahrens und der zeitliche Rahmen für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), um „unkritische“ Transaktionen initiativ zu prüfen, wurden ausgedehnt. Es bleibt abzuwarten, ob die Transaktionssicherheit in der Praxis leidet, in jedem Fall ist bei der Ablaufplanung des Erwerbs die längere zulässige Bearbeitungszeit des BMWi zu berücksichtigen. Investoren ist daher zu empfehlen, eine freiwillige oder aufgrund einer Meldepflicht notwendige Prüfung möglichst frühzeitig einzuleiten. So lassen sich zeitliche Nachteile gering halten.

Neue Bestimmung in China

Am 1. März 2018 ist in China die neue Bestimmung zu Auslandsinvestitionen in Kraft getreten. Unter anderem haben sich der Zeitpunkt der Einholung der Genehmigung bzw. der Meldung sowie die Dauer des Genehmigungsverfahrens geändert. Auch wenn nunmehr die Meldebestätigung oder Genehmigung erst vor Vollzug des Investitionsvorhabens vorliegen muss (nicht mehr wie bis dahin bereits vor Vertragsschluss), sollte der Antrag frühzeitig gestellt werden. Insbesondere bei genehmigungspflichtigen Vorhaben können im Falle der Bewertung durch Dritte das Bewertungsverfahren und damit das Genehmigungsverfahren länger dauern als bisher. In der Praxis empfiehlt es sich, schon im Vorfeld des Vertragsabschlusses mit dem Verkäufer die Meldung bzw. den Antrag auf Genehmigung einzureichen.

Finanzierung

Die Klärung und Umsetzung der Finanzierung der geplanten Transaktion ist ebenfalls zeitintensiv. In der Praxis war in jüngerer Zeit zu sehen, dass Finanzierungen nicht nur in Form von Bankdarlehen erfolgt sind, sondern auch Co-Investoren Beteiligungskapital zur Verfügung gestellt haben. Die Themen Finanzierung und Finanzierungssicherheit sind für Käufer bzw. Verkäufer von größter Relevanz, sodass die konkrete Ausgestaltung der Finanzierung frühzeitig in Angriff genommen werden sollte.

Manpower und Entscheidungsträger

Nicht selten verlieren chinesische Investoren vermeidbar Zeit, wenn während der Verkaufsverhandlungen der geplanten Transaktion nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wichtig ist, dass ein Projektteam zur Verfügung steht, das mit ausreichender Zahl von Teammitgliedern sowie möglichst mit Entscheidungsträgern besetzt ist, die entweder selbst gleich Entscheidungen treffen dürfen oder zumindest den maßgeblichen Entscheidern auf Käuferseite unmittelbar und laufend berichten. Insbesondere während Vertragsverhandlungen sind diverse Entscheidungen u.a. über den Inhalt des Kaufvertrags zu treffen. Hier sollten Entscheidungen verbindlich und kurzfristig erfolgen, um die Dauer der Verhandlungen nicht unnötig in die Länge zu ziehen und das Vertrauen der Verkäuferseite nicht zu verspielen. Wenn diese Grundsätze berücksichtigt werden, kann ein Zeitverlust vermieden werden.

Fazit

In der Praxis sieht man, dass bestimmte Themen, die im Verkaufsprozess zu lösen sind, nur nacheinander, aber nicht zeitgleich angegangen werden. Hintergrund ist häufig, dass nur dann weitere Aufwendungen und Zeit investiert werden, wenn der jeweils vorangegangene Prüfungsschritt erfolgreich war. Zur Vermeidung von (Berater-)Kosten mag das vordergründig verständlich sein. Jedoch wird in solchen Fällen regelmäßig viel Zeit aufgrund einer – in der Gesamtschau der Investitionen – zu vernachlässigenden Kostengröße verloren. Es ist empfehlenswert, die erforderlichen Genehmigungen frühzeitig und parallel einzuholen und alle weiteren relevanten Punkte gleichzeitig zu verfolgen und zu klären. Bei einem geplanten Unternehmenskauf sollte zur Vermeidung von Zeitverlusten parallel an den Schwierigkeiten und den zu klärenden Fragen im Projektteam zusammen mit den Beratern gearbeitet werden.