Lockerung in Sicht

Container ship leaving the port,aerial view.

Der strikte Lockdown in Shanghai soll weiter zurückgefahren werden. Damit soll die chinesische Wirtschaft wieder positive Impulse bekommen. Für Investoren könnte das eine gute Nachricht sein.

In Shanghai aber auch in anderen chinesischen Städten waren die Umsätze in Industrie und Einzelhandel nach den jüngsten Lockdowns eingebrochen. Auch die Arbeitslosenquote in China rangiert mittlerweile auf dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Diesen Entwicklungen will man nun mit Lockerungen entgegenwirken und so die Wirtschaft bei der Erholung unterstützen. Diese Maßnahmen können auch der der deutschen Konjunktur zu Gute kommen, hat auch sie unter den Folgen der chinesische Null-Covid-Strategie und dem daraus resultierenden Schiffstransportstau zu leiden. Bei der Londoner Schifffahrtsberatung Drewry schätzt man, dass in Shanghai, immerhin dem größten Hafen der Welt, allein im April 260.000 für den Export bestimmte Container nicht verladen wurden. Und auch China selbst spürt die Auswirkungen zu, so z.B. bei den Produktionszahlen wichtiger Petrochemikalien. Im Vergleich zum Vormonat waren im April die Produktionen in China von Ethylen um 7,9 %, von Basiskunststoffen um 9,2 % und von Chemiefasern um 15,1 % gefallen.

Quelle: https://www.ikb-blog.de/zero-covid-in-china-auswirkungen-auf-die-chemische-industrie/

Belebung der Wirtschaft

Entsprechend hatte der chinesische Premierminister Li Keqiang nun eine Krisen-Videokonferenz gestartet mit dem Ziel, die Wirtschaftsaktivitäten der Städte und Provinzen zu beleben. Mit seiner Initiative geht er dabei einen etwas anderen Weg als Staats- und Parteichef Xi Jinping, der weiter auf eine strikte Null-Covid-Strategie setzt und mit Lockdowns, Massentests und Reisebeschränkungen die Fallzahlen wieder auf Null bringen möchte. Gemäß offiziellen Angaben sind die Zahlen denn auch vom Höchststand von fast 30.000 Neuinfektionen pro Tag Mitte April auf zuletzt auf etwas mehr als 100 Fälle gefallen. In der Folge wurden in Peking Corona-Maßnahmen wieder zurückgenommen. Theater, Museen, Bibliotheken aber auch Fitnessstudios sind zum Teil mit begrenzter Personenzahl wieder für BesucherInnen geöffnet. Auch durfte zum ersten Mal ein großes Einkaufszentrum, das nicht nur Dinge des täglichen Bedarfs, sondern z.B. auch Luxusmarken verkauft, wieder aufmachen. In Shanghai öffnen Banken und Kinder sollen zumindest teilweise wieder in die Schule gehen dürfen.

Auswirkungen abwarten

Dennoch dürften die Auswirkungen der vergangenen Lockdown-Politik für deutsche Unternehmen und Investoren auch in der nächsten Zeit spürbar bleiben. So importieren deutsche Unternehmen viele Industriekomponenten aus China, z.B. elektronische Bauteile und Computer aller Art. Für Deutschland bestehe dabei das Risiko starker Abhängigkeit von China als Exporteur und Verarbeiter von Schlüsselrohstoffen, vor allem in der Automobilindustrie, wie Merics-Analyst Jacob Gunter in einem Interview mit der dpa ausführt. Zu solchen Schlüsselrohstoffen gehörten beispielsweise Kobalt und Lithium für die Herstellung von Elektroauto-Batterien. Wie stark die Auswirkungen in den einzelnen Branchen sein werden, werden die nächsten Monate zeigen. Sie werden auch stark davon abhängen, ob China vom Lockdown nun dauerhaft zu Lockerungen übergeht oder ob man in der nächsten Zeit doch wieder an einer strikten Zero Covid Politik festhalten wird.

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.