Chinas zentralstaatlich geführte Unternehmen bekunden ihr Interesse an einer Ausweitung der Zusammenarbeit mit Deutschland. Am 7. November präsentierten sich ausgewählte Vertreter von Chinas größten Staatskonzernen vor rund 50 M&A-Experten in Frankfurt. Ziel war es, die Chancen für Investments auszuloten und ein besseres Verständnis für den deutschen Markt zu gewinnen. Zum Auftakt aber ging es um die jüngsten Spannungen in den Wirtschaftsbeziehungen beider Länder.
Die Veranstaltung fand unter dem Motto „Chinesische zentralstaatliche Unternehmen in Deutschland 2016“ in den Frankfurter Räumen der China International Investment Promotion Agency (Germany). Die offizielle Investmentagentur des chinesischen Handelsministeriums organisierte zusammen mit der Shanghai United Assets and Equity Exchange (SUAEE) den Event.
Börse für Staatsunternehmen
Die SUAEE, die mit dem Zusammenschluss zweier lokaler Börsen in Shanghai im Jahr 2003 ins Leben gerufen wurde, ist der zentrale Handelsplatz für Staatsunternehmen und untersteht der Kommission zur Kontrolle von Staatsvermögen, SASAC. Wie LI Jie, Vizepräsident der SUAEE, und Ren Lizhong, General Manager der internationalen M&A-Abteilung der Börse, in ihren Vorträgen darlegten, müssen alle nicht-börsennotierten Staatsunternehmen Beteiligungen, Akquisitionen und Fusionen über die SUAEE abwickeln. Neben Anteilen können dort sämtliche Staatsunternehmen auch Assets, Schuldtitel und IP-Rechte handeln. Unabdingbar ist die Börse ebenfalls bei Cross-border- M&A-Transaktionen. Ren Lizhong hatte hierzu auch konkrete Outbound-Projekte in den Bereichen Halbleiter, IT-Sicherheit und Verkehrssignalanlagen im Gepäck, die er den deutschen Teilnehmern vorstellte. Neben der SUAEE präsentierten sich auch einige Staatsunternehmen. Chinas Staatskonzerne sind in jüngster Zeit verstärkt auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern in Deutschland und Europa.
Deutsche Kritik zurückgewiesen
Die Rücknahme der Unbedenklichkeitsbescheinigung des deutschen Wirtschaftsministeriums für die Übernahme von Aixtron durch Fujian Grand Chip Investment sowie die Kritik von Vizekanzler Sigmar Gabriel an vermeintlich mangelnder Gleichbehandlung deutscher Investoren durch die chinesischen Behörden hat in jüngster Zeit zu erheblichen Verstimmungen im Verhältnis der beiden Wirtschaftsmächte geführt. Zhu Weige, Konsul und Leiter der Wirtschafts- und Handelsabteilung in der Frankfurter Vertretung der Volksrepublik verwahrte sich deutlich gegen die Kritik aus Deutschland. Er verwies zum einen darauf, dass angesichts des Engagements von 8.000 deutschen Unternehmen in China und weiterhin wachsender Investitionen wohl kaum von einer Behinderung der Aktivitäten deutscher Gesellschaften die Rede sein könne. Hingegen haben sich erst 2.000 Gesellschaften aus der Volksrepublik in Deutschland niedergelassen. Überdies sind im Bereich M&A die chinesischen Beteiligungen im Vergleich zu den Investitionen aus den USA und anderen europäischen Ländern immer noch gering. Zudem hob Konsul Zhu hervor, dass China beständig das regulatorische Umfeld für ausländische Unternehmen verbessert. Ein wesentlicher Schritt dabei war im vergangenen Jahr die Umstellung von einem Genehmigungsprozess auf ein einfacheres Registrierungsverfahren für die meisten Branchen. Zudem wurde die Anzahl der Branchen mit Investitionsbeschränkungen zwischenzeitlich von über 70 auf 38 halbiert.
Vereinbarung unterzeichnet
In den anschließenden Präsentationen berichteten hochrangige Experten der Bank of China sowie von Eurasian Consulting, PwC, Lincoln International und der Staufen AG über Marktbedingungen und Erfolgsfaktoren für chinesische Investitionen und Beteiligungen in Deutschland. Zum Abschluss der Veranstaltung setzten Vertreter der Niederlassung der Bank of China in Frankfurt und die SUAEE feierlich ihre Unterschrift unter eine Kooperationsvereinbarung.
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