Der Flughafen Frankfurt-Hahn wechselt endgültig in chinesische Hände. Laut Medienberichten hat Investor HNA bereits die Kaufsumme für den Anteil von 82,5% des Landes Rheinland-Pfalz überwiesen. Der Preis beträgt nominal 15,1 Mio. EUR, dürfte aber aufgrund von Sonderposten tatsächlich niedriger ausfallen. Im Konsortium mit HNA erwirbt die ADC GmbH die restlichen 17,5% vom Land Hessen für einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag. Damit ist die Voraussetzung für die Unterzeichnung des Vertrags gegeben. Nach dem Scheitern des Verkaufs an Shanghai Yiqian Trading vergangenes Jahr verlangte die Landesregierung von Rheinland-Pfalz, dass HNA und ADC zunächst die volle Kaufsumme auf ein Treuhandkonto überweisen.
Im Juni 2016 war die Transaktion mit Shanghai Yiqian an Zahlungsschwierigkeiten des Käufers gescheitert. Bereits zu dieser Zeit hatten HNA und ADC ein Angebot vorgelegt, wurden am Ende aber nicht berücksichtigt. Seinerzeit sah das Angebot nur einen symbolischen Kaufpreis von 1 EUR vor – allerdings in Verbindung mit folgenden Investitionen in die Infrastruktur des Flughafens in Höhe von 50 Mio. EUR. Der Flughafen Hahn liegt im Hunsrück, 110 Kilometer südwestlich von Frankfurt und dient in erster Linie als Drehscheibe für Cargo-Transporte und Billig-Fluglinien wie die irische Ryanair. Der ehemalige Militärflugplatz schrieb in den vergangenen Jahren rote Zahlen. 2015 meldete man einen Verlust von 16 Mio. EUR.
Bestens vernetzt
Die ADC GmbH ist ein Immobilien- und Projektentwickler. Geschäftsführer Siegfried Englert war von 2006 bis 2011 Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium. Der Professor für Sinologie mit Lehrstuhl an der Hochschule Ludwigshafen gilt als bestens vernetzt in China.
Aufstieg eines Konzerns
1993 von CHEN Feng als Luftfahrtunternehmen gegründet, hat sich die HNA Group rasch zu einem Mischkonzern entwickelt. Neben zahlreichen chinesischen Fluglinien mit einer Gesamtflotte von über 1250 Flugzeugen betreibt die Gruppe derzeit 13 Flughäfen. Mittlerweile umfassen die Aktivitäten auch Bereiche wie Logistik, Infrastruktur Immobilien, Finanzdienstleistungen, Einzelhandel, Tourismus und Entertainment. HNA beschäftigt weltweit insgesamt 410.000 Mitarbeiter. 2016 erzielte der Konzern einen Umsatz von rund 30 Mrd. USD.
Spektakuläre Transaktionen
Seit einigen Jahren sorgt die Gruppe als hochaktiver Outbound-Investor mit zahlreichen spektakulären Deals für Furore. So meldete HNA nach einer 30%-Beteiligung an der Hotelkette NH Hotels in Spanien und der Übernahme von Carlson Hotels in den USA im Oktober vergangenen Jahres den Einstieg bei dem amerikanischen Hospitality-Riesen Hilton. Für einen Anteil von 25% wird das Privatunternehmen aus Hainan demnach rund 6,5 Mrd. USD hinblättern. Neben Beteiligungen an Fluggesellschaften auf Frankreich, Brasilien und Ghana zählt auch der Bodenabfertiger Swissport zum Portfolio der Südchinesen. Gleichfalls aus der Schweiz stammt der Caterer Gategroup, den HNA vergangenes Jahr ebenso übernahm wie dessen französischen Wettbewerber Servair. Zuletzt gab der Konzern den Erwerb eines Minderheitsanteils von rund 3% an der Deutschen Bank für geschätzte 750 Mio. EUR bekannt.
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