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AGIC kauft Laserspezialist Fotona

Führender Anbieter: Fotona stellt Laser für medizinische Anwendungen her. Bildquelle: Fotolia; © looking2thesky

AGIC Capital erwirbt alle Anteile des Laserherstellers Fotona. Für das slowenische Unternehmen eröffnet der Eigentümerwechsel neue Marktchancen in Asien und China. Verkäufer ist die US-Beteiligungsgesellschaft The Gores Group. Zum Kaufpreis äußerte sich AGIC nicht. Für die von Henry Cai vor zwei Jahren gegründete chinesisch-deutsche Private-Equity-Gesellschaft ist die Akquisition die dritte Transaktion insgesamt und die zweite als Alleininvestor.

Die 1964 gegründete Fotona hat sich auf Laseranwendungen im medizinischen Bereich spezialisiert und ist auf dem europäischen und dem US-Markt präsent. Für den Ausbau der Position in Asien und China will der neue Eigentümer den Slowenen unter die Arme greifen. Dort steigt der Bedarf insbesondere auf dem Gebiet der Schönheitschirurgie rasant. „China ist jetzt der Markt mit dem schnellsten Wachstum bei Lasern für medizinische und ästhetische Anwendungen, und mit unserer Unterstützung, kann Fotona sich gut positionieren, um eine führende Marke in ganz Asien zu werden“, erklärt Sam Sun, Managing Director und Leiter der Region Greater China bei AGIC in einem Statement zu der Akquisition. Konkret plant die Private-Equity-Gesellschaft die Laserspezialisten beim Marketing, dem Ausbau des Vertriebsnetzes und regulatorischen Fragen in China zur Seite zu stehen. Das existierende Management-Team des Targets soll wie schon bei den vorherigen Beteiligungen an Bord bleiben.

Im Juni vergangenen Jahres übernahm AGIC die Mehrheit an dem italienischen Robotikspezialisten Gimatic. Wenige Monate zuvor hatte die Gesellschaft als Co-Investor bei der 925 Mio. EUR schweren Übernahme des Münchner Maschinenbauers KraussMaffei  durch den Pekinger Staatskonzern ChemChina Aufsehen erregt. Die Private-Equity-Gesellschaft geht auf die Initiative von Henry Cai zurück, der bis Ende 2014 für den Investment Banking-Bereich der Deutschen Bank im Raum Asien Pazifik verantwortlich zeichnete. AGIC verfolgt Buy-and-Build-Strategien und  fokussiert sich auf Investitionen in Hightechindustrien wie Automation und Robotik, neue Materialien, Medizintechnik und Umwelttechnik. Über ihr Netzwerk unterstützt die Gesellschaft die Portfoliounternehmen bei der Expansion in Asien und insbesondere China. Anfang  Februar 2017 meldete AGIC das Final Closing des ersten Fonds mit einem Volumen von über 1 Mrd. EUR.

China-Boom: neues Level statt Game Over

Neue Perspektiven: Wie geht es nach dem Rekordjahr 2016 mit Chinas Outbound-M&A weiter? Bildquelle: Fotolia; © zhu difeng

62 Übernahmen mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 11 Mrd. EUR – 2016 gingen chinesische Zukäufe und Beteiligungen in Deutschland durch die Decke. Der (Übernahme)Fantasie schienen keine Grenzen gesetzt. Im laufenden Jahr stehen nach drei Monaten jedoch gerade einmal eine Handvoll Transaktionen. Der China-Boom am deutschen M&A-Markt ist vorbei, wird deshalb vielerorts bereits geschlussfolgert. Dabei gingen im ersten Quartal auch im Rekordjahr 2016 nur neun Deals über die Bühne. Mit den nackten Zahlen lässt sich die 180-Grad-Wende also nicht erklären.

Richtig ist aber, dass sich das Umfeld verändert hat. Steigende Kapitalverkehrskontrollen der chinesischen Regierung, die jüngste Abwehrhaltung deutscher Politiker sowie der wachsende Reifegrad der chinesischen Wirtschaft sind die wesentlichen Risiken. Exemplarisch dafür steht der Ende 2016 geplatzte Verkauf des Maschinenbauers Aixtron an den chinesischen Investor Grand Chip Investment.

Natürlich war Aixtron ein spezieller Fall, doch Veränderungen im Umfeld  lassen sich nicht wegdiskutieren. Und selbstverständlich werden Transaktionen dadurch nicht unbedingt leichter. Dennoch gehen gemäß einer aktuellen Roland-Berger-Umfrage immer noch 57% der Marktteilnehmer von einem steigenden Wettbewerb durch chinesische Investoren aus. Mit Blick auf den Mittelstand sind es sogar 63%. Das klingt nicht danach, dass wir kurz vor dem „Game over“ stehen. Vielmehr wurde mit den erfolgreichen Transaktionen der Vergangenheit und den damit einhergehenden Lerneffekten ein neues Level erreicht. Und mit jedem Level werden die Anforderungen an die Beteiligten höher, wie jeder Computerspieler weiß. So sind chinesische Käufer weltoffener und erfahrener geworden und kommen längst nicht mehr nur bei Insolvenzfällen zum Zuge, sondern gehen aktiv auf Technologie- und Marktführer zu. Das ist ganz im Interesse Pekings. Im Strategie-Konzept „Made in China 2025“ fordern die Planer, dass sich heimische Unternehmen durch Beteiligungen und Übernahmen Zugang zu fortgeschrittenen Technologien aus dem Ausland verschaffen, um in Schlüsseltechnologien wie Automatisierung, Medizintechnik oder High-end-Maschinenbau den Sprung an die Weltspitze zu schaffen.

Es kommt also auf den Branchenfokus an. In besonders geförderten Bereichen werden die verschärften Bestimmungen für Outbound-Investitionen sicherlich nicht ganz so strikt angewandt. Durch intelligente Strukturen lässt sich die Transaktionssicherheit weiter erhöhen. Beispielsweise wenn vereinbart wird, dass in Deutschland erwirtschaftete Gewinne in den Ausbau der Aktivitäten in China fließen. Dahinter steckt die Logik, dass die chinesischen Behörden einer Transaktion viel eher zustimmen werden, wenn sie davon ausgehen können, dass dem einmaligen Kapitalabfluss aus China nach Deutschland später regelmäßige Rückflüsse folgen. Nicht zum Nachteil der deutschen Unternehmen. Vielmehr können diese Mittel in die notwendige Produktentwicklung und den Ausbau der deutschen Marke in China investiert werden. Der chinesische Partner unterstützt diesen Prozess mit Marktkenntnis und oft genug auch mit weiteren Mitteln. Das ist umso bedeutender, als sich in noch jungen Wachstumsbranchen wie beispielsweise dem Green-Tech-Sektor jetzt der Kampf um die Marktanteile entscheidet. Wollen deutsche Unternehmen ein gutes Stück vom chinesischen Milliardenmarkt abhaben, müssen sie vor Ort Präsenz zeigen. Ohne einen einheimischen Partner finden aber gerade Mittelständler nur schwer Zugang. Und das liegt nicht nur an der zugegeben mangelhaften Öffnung für ausländische Unternehmen in China, sondern vor allem an fehlenden Kapazitäten und fehlender Marktkenntnis der deutschen Firmen. Dieses enorme Synergiepotenzial wird auch durch das im Jahresverlauf erwartete neue Regelwerk der chinesischen Behörden für Outbound-Investitionen nicht kleiner. Folglich werden wir auch 2017 noch zahlreiche Transaktionen sehen. Vielleicht nicht ganz so viele wie im Vorjahr, aber dafür auf einem noch höheren Level.

 

 

Thomas Stewens, BankMThomas Stewens ist Mitbegründer und Leiter der BankM – Repräsentanz der biw AG. Er ist verantwortlich für Strategie und Kommunikation der BankM. Thomas Stewens hat über 18 Jahre Erfahrung bei der Begleitung von Eigenkapitaltransaktionen in verschiedenen Bereichen des Investment Banking (M&A, IPO, SPO, Private Equity, PIPEs). Er war sechs Jahre lang Mitglied des Vorstands einer deutschen börsennotierten Wertpapierhandelsbank mit Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen, verantwortlich für das Corporate-Finance-Geschäft. Zuvor war er mehrere Jahre für eine deutsche Großbank tätig, bei der er die für Zentraleuropa zuständige Investment-Banking-Einheit erfolgreich aufbaute. Thomas Stewens hat in dieser Zeit über 60 Eigenkapitaltransaktionen mit kleinen bis mittleren Volumina (2-120 Mio. EUR) erfolgreich begleitet.

 

Der Beitrag ist in der Ausgabe 5/2017 der M&A Review erschienen.

 

 

Fosun investiert in deutsches Fintech-Start-up

Fosun beteiligt sich in der ersten Finanzierungsrunde an The Naga Group AG (Naga). Das Shanghaier Konglomerat hat Ende März 12,5 Mio. EUR in die Muttergesellschaft des Fintech-Start-ups Swipestox investiert. Mit dem Geld soll die Expansion des Social Trading Netzwerks weiter finanziert werden. Durch den Einstieg von Fosun bieten sich Naga und Swipestox zusätzliche Perspektiven auf dem chinesischen Markt.

Naga ist auf disruptive Trading-Anwendungen im Finanzsektor spezialisiert. Die Gesellschaft hat bisher vier Projekte in diesem Bereich initiiert, von denen Swipestox das größte und bekannteste ist. In den ersten neun Monaten nach dem Start vor einem Jahr wurden nach Angaben von Naga auf der Plattform über 20 Mrd. EUR gehandelt. Hinter Naga und Swipestox steht der ehemalige Leistungssportler Benjamin Bilski. Zusammen mit dem Banker Yasin Sebastian Qureshi entwickelt er die Idee, eine Art Tinder für Aktien zu entwickeln. Ein erstes Investment erhielt das Start-up von einem Business-Angel. Für den Handel von Indizes, Rohstoffen und Devisen lassen sich nach dem Prinzip der erfolgreichen Dating-App Tinder mit einer Wischbewegung Trades von erfolgreichen Börsenhändlern speichern – oder verwerfen.

„Naga hat uns mit der Vision, das Handelsumfeld grundlegend zu verändern, überzeugt – mit einem erfahrenen Team und einem starken Fokus auf Technologie“, erklärt GUO Guangchang, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Fosun, anlässlich der Bekanntgabe des Deals und verweist auf die Perspektiven für das Fintech-Start-up in China. „Wir werden sowohl Naga als auch SwipeStox in das Synergienetzwerk unserer Gruppe aufnehmen, wodurch Naga einen direkten Zugang zu den asiatischen und weltweiten Märkten erhält“, so Guo weiter. Chinas Fintech-Start-up-Szene ist mit ihrer dynamischen Entwicklung und Innovationskraft weltweit tonangebend.

Fosun tritt international als Beteiligungsgesellschaft auf. Das Konglomerat wurde 1992 zunächst als Pharmaunternehmen von Guo Guangchang und einigen seiner Kommilitonen von der Shanghaier Fudan-Universität  gegründet. Guo richtete das Unternehmen dann als versicherungsorientierte Investmentgruppe aus. In Europa übernahm Fosun u.a. die portugiesische Versicherung Fidelidade. In Deutschland erwarb man die Privatbank Hauk & Aufhäuser. Daneben halten die Shanghaier einen Anteil von fast 30% an der Modemarke Tom Tailor. Guo gilt als einer der reichsten Männer Chinas. Sein Vermögen wird von Forbes auf fast 7 Mrd. USD geschätzt.

Das Level Playing Field ist noch fern

Unter der Lupe: Deutsche Unternehmen bemängeln in einer Umfrage das regulatorische Umfeld in China. 放大镜之下:德国企业在微调查中对中国的监管环境表示不满。Bildquelle: Fotolia; © beugdesign

Deutsche Unternehmen bemängeln nach wie vor die Rechtsunsicherheit in China und erkennen seit einigen Jahren kaum Fortschritte in diesem Bereich. Über 85% sieht keine Verbesserungen oder sogar eine Verschlechterung im Hinblick auf das „Level Playing Field“ bzw. die Reziprozität mit lokalen Wettbewerbern bei der Durchsetzung von Rechtsvorschriften. Dies ist das Ergebnis eine Blitzumfrage der Deutschen Handelskammer in China. Die überwiegende Anzahl der befragten Unternehmen war im vergangenen Jahr mit rechtlichen und regulatorischen Hindernissen konfrontiert. Die Hauptprobleme betrafen Zollangelegenheiten, Schutz geistigen Eigentums, Lizensierung von Produkten und Dienstleistungen sowie Marktzugangsbeschränkungen.

Ein aktuelles Hindernis bei der Ausübung der Geschäftstätigkeit in China sind die Einschränkungen beim Kapitalverkehr. Strengere Kontrollen der Devisenüberweisungen sowie intransparente und langwierige Genehmigungsprozesse werden als konkrete Beispiele genannt. Im Rückblick der letzten drei Jahre sehen fast drei Viertel der Befragten keine Verbesserungen der rechtlichen Rahmenbedingungen in China innerhalb der letzten drei Jahre. Branchenübergreifend bemängeln 29% der deutschen Unternehmen eine Verschlechterung des regulatorischen Umfelds.

Zwei Drittel der Befragten hat im vergangenen Jahr Schwierigkeiten mit rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen in China erlebt. In diesem Zusammenhang verweist die Mehrzahl der Unternehmen auf fehlende Transparenz, eine ungleiche Rechtsauslegung sowie bürokratische Hürden. Ein Drittel der Unternehmen, die 2016 auf rechtliche Probleme gestoßen sind, benennt als konkrete Probleme vor allem kurzfristig geänderte Zollvorschriften und -gebühren sowie unklare Einfuhrbestimmungen. Jedes vierte Unternehmen bemängelt außerdem den unzureichenden Schutz geistigen Eigentums. Fast 23% der Befragten bewertet die Lizensierung von Produkten und Dienstleistungen sowie einen beschränkten Marktzugang als problematisch.

Wie hat sich die Rechtssicherheit in China in den letzten drei Jahren aus Ihrer Sicht entwickelt?

Quelle: Deutsche Handelskammer in China

Zum Hintergrund der Umfrage: Im Rahmen der jährlichen Mitgliederumfrage der Deutschen Handelskammer in China im Herbst 2016 hatten die Themen unzureichende Rechtssicherheit und unklare rechtliche Rahmenbedingungen im Vergleich zum Vorjahr an Bedeutung gewonnen und waren in der Liste der größten Herausforderungen deutscher Unternehmen im Chinageschäft von Platz 9 auf Platz 6 vorgerückt.

Um die Gründe für diese Entwicklung besser einzuschätzen zu können befragte die Handelskammer im Rahmen einer Blitzumfrage speziell zum Thema Rechtssicherheit nochmals ihre Mitgliedsunternehmen. An der Befragung nahmen zwischen dem 23. Februar und 6. März insgesamt 117 deutsche Unternehmen in China teil.

HNA bietet für HSH Nordbank

Die HNA Group steigt in das Bieterrennen um die HSH Nordbank mit einem indikativen Angebot ein. Dies meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen. Neben dem Mischkonzern aus Hainan haben demnach vier weitere Unternehmen einen vorläufigen Preis für das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut genannt, darunter die US-Beteiligungsgesellschaft Apollo Global Management. Nach dem Einstieg bei der Deutschen Bank will sich HNA damit zum zweiten Mal bei einem Finanzdienstleister in Deutschland engagieren.

Die Regierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein sowie verschiedene Regulierungsbehörden werden in den kommenden Wochen die Bieter und ihre Angebote bewerten. 2015 verdonnerte die EU-Kommission die beiden Bundesländer dazu, die HSH Nordbank bis Februar 2018 zu verkaufen. Das Institut geriet 2009 im Zug der Finanzkrise in Schieflage. Die Bank hatte in den US-Hypothekenmarkt investiert und wurde zudem vom darauffolgenden Einbruch in der Schifffahrtsindustrie kalt erwischt. In diesem Sektor war die HSH Nordbank mit einem großen Teil des Kreditportfolios engagiert. Daraufhin griffen die beiden Landesregierungen der Bank mit einem Kredit in Höhe von 3 Mrd. EUR und Garantien über weitere 10 Mrd. EUR unter die Arme.

HNA hat in Europa bereits zahlreiche Übernahmen gestemmt, darunter Flugzeug Caterer in Frankreich und der Schweiz. Im Februar dieses Jahres erwarb der südchinesische Konzern einen Minderheitsanteil an der Deutschen Bank, der mittlerweile bei fast 5% liegt. Wie schon bei diesem ersten Investment in den deutschen Finanzdienstleistungsmarkt arbeitet HNA bei dem Angebot für die HSH Nordbank mit der der österreichischen Beteiligungsgesellschaft C-Quadrat zusammen. Nach Angaben von Bloomberg verfügt die Gruppe, die u.a. in den Bereichen Luftfahrt, Infrastruktur, Immobilien, Finanzdienstleistungen, Tourismus und Logistik tätig ist, über ein eigenes Schiffsfinanzierungsgeschäft. Das Heben von Synergien in diesem Bereich sei daher ein wesentliches Motiv für das Angebot. Das Kreditgeschäft der HSH Nordbank im Bereich der Schiffsindustrie belief sich Ende letzten Jahres auf rund 17 Mrd. EUR.

Creat aus Peking will Biotest AG übernehmen

Die Pekinger Beteiligungsgesellschaft Creat Group ist in Gesprächen bezüglich einer Übernahme der Dreieicher Biotest AG. Dies meldete das im S-DAX notierte Unternehmen in einer Ad-hoc-Mitteilung. Die chinesische Investmentgruppe wäre demnach bereit, bis zu 940 Mio. EUR für die Stamm- und Vorzugsaktien des Biotech- und Pharmaspezialisten zu bezahlen. Hinzu kämen weitere 360 Mio. EUR an Nettofinanzverschuldung und Pensionsrückstellungen. Dies entspricht einer Gesamtbewertung in Höhe von 1,3 Mrd. EUR. Die Verhandlungen dauern nach Angaben von Biotest derzeit an, eine endgültige Vereinbarung ist noch nicht sicher. Das Angebot würde der Gründerfamilie einen kräftigen Zuschlag auf den jüngsten Börsenkurs bescheren.

Bis auf über 20,00 EUR waren die Stämme von Biotest in den letzten Tagen vor Bekanntgabe der Gespräche am 29. März nach Börsenschluss geklettert. Für die Stammaktien ist ein Angebot durch Creat in Höhe von 28,50 EUR pro Anteilsschein im Gespräch – ein Aufpreis von fast 43% gegenüber dem vorherigen Kursniveau. Für die Vorzugsaktie will die Beteiligungsgesellschaft lediglich 19,00 EUR bezahlen, was auch nur dem aktuellen Börsenpreis entspricht. Die Vorzüge befinden sich zu 100% in Streubesitz. Von den Stammaktien hält die Gründerfamilie Schleusner über die OGEL GmbH etwas mehr als 50% und würde damit am meisten von dem Angebot profitieren. Weitere 15% gehören der Kreissparkasse Biberach und mehr als 7% liegen bei der LBBW-Tochter BWInvest. Der Rest befindet sich ebenfalls in Streubesitz.

Die geltenden Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge sowie die betriebliche Mitbestimmung soll auch unter dem möglichen neuen Eigentümer Creat ihre Gültigkeit behalten. Aufsichtsrat und Vorstand von Biotest begrüßten die Gespräche. Ein Zusammenschluss mit Creat würde die notwendigen Investitionen in Produkte und Fertigungsanlagen unterstützen.

Biotest beschäftigt weltweit mehr als 2.500 Mitarbeiter. Das Pharma- und Biotherapeutika-Unternehmen ist auf die Anwendungsgebiete Immunologie und Hämatologie spezialisiert. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Dreieicher einen Umsatz von über 610 Mio. EUR. Die Marktkapitalisierung liegt nach dem jüngsten Anstieg der Stammaktien auf einen Kurs von rund 25,00 EUR bei 855 Mio. EUR.

Die 1992 gegründete Creat Group investiert in den Bereichen Finanzdienstleistung, Immobilien, Industrie, Bergbau und Gesundheit. Bisher war die Investmentgruppe vor allem in China aktiv und kontrolliert u.a. Shanghai Raas Blood Product, einen Hersteller von Blut- und Plasmaprodukten sowie dazugehörigen Diagnose- und Testinstrumenten. Im Vereinigten Königreich übernahm Creat im Mai vergangenen Jahres Bio Products Laboratory vom Private Equity Investor Bain Capital.

Norma Group kauft in China zu

Der deutsche Verbindungstechnikspezialist Norma Group übernimmt 80% an Fengfan Fastener aus der Stadt Shaoxing in der Provinz Zhejiang. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen. Norma Group erwartet den Abschluss der Mehrheitsbeteiligung im Laufe des zweiten Quartals. Angaben zum Kaufpreis machte das Unternehmen nicht.

„Mit der Akquisition von Fengfan erweitern wir unser Produktportfolio und bauen unsere Position im chinesischen Markt aus“, kommentiert Werner Deggim, Vorstandsvorsitzender der Norma Group, die Übernahme. Das Unternehmen aus Maintal verfügt über Produktionsstätten und Vertriebsstandorte in Europa, auf dem amerikanischen Kontinent sowie im asiatisch-pazifischen Raum und beschäftigt weltweit rund 6.700 Mitarbeiter. Die Gruppe bietet Verbindungstechnologien für die industrielle Anwendung in den Kategorien Befestigungsschellen, Verbindungselemente und Fluidsysteme an.

Die 1988 von ZHU Jialin gegründete Fengfan ist in der gleichen Branche tätig. Das ostchinesische Privatunternehmen stellt Verbindungsprodukte aus Edelstahl, Nylon und Spezialstoffen her. Mit rund 190 Beschäftigten beliefert Fengfan unter anderem Unternehmen aus der Schiffbau- und Schwerindustrie sowie Hersteller von Transportfahrzeugen in China und im Ausland. Nach vorläufigen Zahlen erzielte Fengfan 2016 einen Umsatz von rund 15 Mio. EUR.

Die Norma Group erwirtschaftete im vergangenen Jahr Verkaufserlöse in Höhe von 895 Mio. EUR. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) belief sich auf 157,5 Mio. EUR. Dies entspricht einer bereinigten EBITA-Marge von 17,6%. Die Börsenkapitalisierung liegt aktuell bei rund 1,4 Mrd. EUR.

Ziemlich beste Freunde

Spannende Podiumsdiskussion: Eingerahmt von den Gastgebern LI Nan und Stefan Geiger berichten Dr. Markus Wittmann, Hubert Becker, Oliver Neubrand, Lawrence Lin und Veronika Frankenberger (v.l.n.r.) über Ihre Erfahrungen bei chinesischen Übernahmen in Deutschland.各位专家在巴伐利亚——中国春节研讨会上各抒己见。

Mehrere hundert Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kunst fanden sich am 16. März in der Alten Kongresshalle in München ein. Dorthin hatte das Chinaforum Bayern wieder zu seinem bewährten Bayerisch-Chinesischen Frühlingsfest geladen. Bayerisches Schuhmacherhandwerk und Bierkrugstemmen, traditionelle Fächermalerei und moderne chinesische Kunst, Fußballartistik und A Capella Gesang – diese bunte Mischung bildete das Rahmen- und Unterhaltungsprogramm des Abends. Aber auch eine spannende Diskussion durfte nicht fehlen. Unter dem Motto „Neue Freunde? Chinesische Firmenübernahmen in Deutschland“ erhielt das Publikum Einblick in die praktischen Erfahrungen mit Investitionen aus dem Reich der Mitte.

In ihrer Keynote berichteten  Oliver Neubrand, CFO von Ledvance, und Lawrence Lin, General Manager bei MLS, von der Anfang März abgeschlossenen Übernahme der Osram-Tochter durch ein Konsortium, zu dem neben dem chinesischen Marktführer im Bereich Leuchtmittel auch der Private-Equity Investor IDG Capital und der Staatsfonds Yiwu angehören. Beide Manager erkennen im jeweiligen Produktportfolio und der Marktpositionierung des Partners großes Synergiepotenzial. „Wir haben sehr schnell gemerkt, dass das sehr gut passen wird, auch auf der menschlichen Ebene“, so Oliver Neubrand. Mit dem Zusammenschluss sehen sich die neuen Partner gut gerüstet für den großen Wandel der Lichtindustrie weg von traditionellen Leuchtmitteln hin zu LED-Produkten und vernetzten Lösungen – Stichwort Smart Home.

In der anschließenden Podiumsdiskussion stießen zu Lin und Neubrand noch die Change Management Beraterin Veronika Frankenberger, Dr. Markus Wittmann, Ministerialdirigent im Bayerischen Wirtschaftsministerium, sowie Hubert Becker, vorsitzender Geschäftsführer von Waldrich Coburg hinzu. Der oberfränkische Werkzeugmaschinenhersteller wurde bereits 2005 vom Staatsunternehmen Beijing No. 1 übernommen. „Das Beste, was uns widerfahren konnte“, fasst Becker seine langjährigen Erfahrungen mit dem chinesischen Investor zusammen. In den Jahren vor der Übernahme durch einen der ältesten staatliche Maschinenbauer Chinas hatte Waldrich Coburg etliche Höhen und Tiefen unter wechselndem Besitz von amerikanischen und deutschen Private-Equity-Investoren durchlaufen müssen. Über die aktuelle Situation zeigt sich Becker mehr als zufrieden. Mit dem Eigentümer Beijing No.1 hat Waldrich Coburg einen kompetenten Partner an der Seite. „Wir können unser Geschäft weiterhin so führen, wie es sich für einen traditionellen deutschen Maschinenbauer gehört.“

HNA erhöht Anteil an der Deutschen Bank

Nach dem Einstieg bei der Deutschen Bank im Februar hat die HNA Group ihren Anteil um weitere 1,72% auf 4,76% erhöht. Das geht aus der jüngsten Stimmrechtsmitteilung des Finanzinstituts hervor. Das Aktienpaket wurde noch vor Beginn der am 20. März angelaufenen Kapitalerhöhung der Deutschen Bank erworben. Damit hat sich der südchinesische Mischkonzern noch die entsprechenden Bezugsrechte gesichert. Wie schon zuvor erfolgte der Erwerb über ein speziell dafür eingerichteten Fonds der österreichischen Investmentgesellschaft C-Quadrat. HNA hatte zuvor bereits angekündigt, künftig bis zu 10% an der Deutschen Bank erwerben zu wollen.

HNA hatte in einem ersten Schritt 3,04% an der Deutschen Bank für geschätzte 750 Mio. EUR erworben und ist seitdem nach der US-Beteiligungsgesellschaft Blackrock und zwei Staatsfonds aus Katar als drittgrößten Gesellschafter des Instituts gerankt. Ausgehend von einem Kurs von rund 18 EUR dürfte die zweite Anteilserhöhung das chinesische Unternehmen nochmals über 425 Mio. EUR gekostet haben. Für die aktuell laufende Kapitalerhöhung hat der Privatkonzern aus Hainan wie alle Aktionäre Bezugsrechte im Verhältnis 2:1 erhalten. Löst HNA diese vollständig ein, könnten für die neuen Aktien bei einem Bezugspreis von 11,65 EUR pro Anteilsschein nochmals fast 378 Mio. EUR fällig werden.

Die Aktivitäten von HNA umfassen die Bereiche Luftfahrt, Infrastruktur, Immobilien, Finanzdienstleistungen, Tourismus und Logistik. Zur Unternehmensgruppe gehören unter anderem mehrere Passagier- und Frachtfluggesellschaften (z.B. Hainan Airlines). 2016 erzielte der Konzern mit seinen weltweit rund 410.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 30 Mrd. USD. Das Unternehmen ist international als Serieninvestor aktiv. In Deutschland steht HNA kurz davor, den Regionalflughafen Frankfurt-Hahn zu erwerben, nachdem vergangenes Jahr ein Übernahmeversuch durch einen anderen chinesischen Investor gescheitert war.

Chinesische Handelskammer eröffnet Büro in München

Feierliche Eröffnung: Verteter aus Deutschland und China nach dem Zerschneiden des Bandes.双方代表出席德国中国商会分会成立仪式。

Die Chinesische Handelskammer in Deutschland lud am 16. März zur feierlichen Eröffnung ihres neuen Vertretungsbüros nach München. Die Zeremonie fand im Bayerischen Wirtschaftsministerium statt. Rund 200 Vertreter von Unternehmen, Verbänden und staatlichen Institutionen nahmen an der Feier teil.

„Wir begrüßen es sehr, dass China offenbar bereit steht, um in der Welt eine größere Verantwortung zu übernehmen.“ Mit diesen Worten hieß Wirtschaftsstaatsekretär Franz Joseph Pschierer die Gäste willkommen. Er warf einen Blick zurück auf die 30 Jahre lange Freundschaft zwischen dem Freistaat und China. Startschuss war seinerzeit das Partnerschaftsabkommen mit der Provinz Shandong 1987. Das Handelsvolumen zwischen China und Bayern beläuft sich mittlerweile auf 30 Mrd. EUR. 2.000 bayerische Unternehmen unterhalten Geschäftsbeziehungen zum Reich der Mitte, rund 300 sind mit eigenen Niederlassungen vor Ort vertreten. Genauso viele chinesische Unternehmen haben bereits im Freistaat investiert. Pschierer stellte die Bereitschaft der bayerischen Wirtschaft heraus, an Zukunftsprojekten, wie „Made in China 2025“ mitzuwirken, betonte aber gleichzeitig das Interesse an einem fairen Marktzugang: „Wir wünschen uns eine Level Playing Field mit gleichen Bedingungen“, so der Staatssekretär.

Die Stärken Bayerns in den Bereichen Automotive, Maschinenbau, ICT, Automation, Sensorik oder auch Medizintechnik, stellen hierfür einen exzellenten Fit für den Modernisierungsbedarf Chinas dar, wie Dr. Wolfgang Hübschle, Leiter der Ansiedlungsagentur Invest in Bavaria, feststellte. Er verwies auf die wirtschaftliche Potenz des süddeutschen Flächenlandes. Für sich genommen wäre Bayern die siebtgrößte Wirtschaftsmacht in Europa.

Die rasante Entwicklung der Chinesischen Handelskammer in Deutschland schilderte deren Präsident CAI Zhengxin. Vor weniger als vier Jahren von 15 Unternehmen in Berlin gegründet, zählt die Vereinigung inzwischen über 180 Mitglieder. Nach Hamburg eröffnet die Kammer in München nunmehr ihre zweites regionales Vertretungsbüro. Unterstützt wird sie dabei von der Bank of China, die seit zwei Jahren eine Zweigstelle in der Landeshauptstadt unterhält. Zu den Aufgaben der Handelskammer gehören Dienstleistungen für chinesische Unternehmen und Kontaktpflege mit verschiedenen Institutionen in Deutschland. Die Bedeutung der Interessenvertretung für die Entwicklung der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen betonte auch WANG Weidong, Gesandter-Botschaftsrat der Wirtschafts- und Handelsabteilung an der chinesischen Botschaft in Berlin. Dazu wünscht er sich, dass künftig noch mehr Partner der Handelskammer beitreten. Wang mahnte aber darüber hinaus auch die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit von China und Deutschland in Zeiten wachsenden Protektionismus und lauter werdender Globalisierungskritik an. In diesem Zusammenhang kritisierte er die deutschen und europäischen Vorstöße zur Beschränkung von außereuropäischen Investoren. Dies würde nicht nur im Einzelfall den Interessen der betroffenen Unternehmen schaden, sondern auch dem Protektionismus Vorschub leisten.

China plant neue Outbound-Regularien

Umfassendes Regelwerk: China plant neue Bestimmungen für Outbound-Investments.中国计划出台境外投资条例。Bildquelle: Fotolia; © destina

Das chinesische Handelsministerium (MofCom) und die Reform- und Entwicklungskommission (NDRC) stehen kurz vor der Fertigstellung eines neuen Regelwerks für Outbound-Investitionen. Die neuen Bestimmungen sollen im Laufe des Jahres offiziell in Kraft gesetzt werden. Das berichtet der zur staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua gehörende Mediendienst „Economic Information Daily“ unter Berufung auf Insider. Mit den neuen Regularien sollen auch Investitionsbeschränkungen festgelegt werden.

Bei den Regularien soll es sich um die ersten umfassenden gesetzlichen Bestimmungen handeln, die alle wesentlichen Aspekte der Auslandsinvestitionen wie Genehmigungsprozess, Entsendung von Mitarbeitern, Finanzierung, Verwendung und Reinvestition von Gewinnen sowie Steuerfragen enthält. Dadurch sollen die bisher bestehenden Einzelmaßnahmen zu einem einheitlichen Regelwerk zusammengefasst werden. Außerdem werden Kategorien definiert, in denen Outbound-Investitionen entweder gefördert oder verboten werden.

Hintergrund ist offensichtlich die Verschärfung der Bestimmungen für Outbound-Investitionen und Geldtransfers ins Ausland, die im November des vergangenen Jahres eingeführt wurden. Ein entscheidendes Motiv hierfür waren die Sorgen der Regierung in Peking um die Stabilität des Renminbi. Die Maßnahmen haben nach wie vor informellen Charakter und führten bisher vor allem zu Unsicherheiten und Verwirrung sowohl bei den zuständigen Behörden als auch bei den betroffenen Investoren, aber auch bei ausländischen Unternehmen in China. Gleichzeitig stellen sie eine Abkehr vom Deregulierungstrend dar, der in den Jahren zuvor vorherrschend war. So hatten MofCom und NDRC 2015 den bürokratischen Aufwand für die Outbound-Investitionen durch den generellen Wechsel von einem Genehmigungs- zu einem Registrierungsverfahren stark vereinfacht.

Fosun-Tochter dementiert Interesse an Stada

Fosun Pharmaceutical dementiert in einem offiziellen Statement die Absicht oder konkrete Pläne für eine Teilnahme am Bieterrennen um Stada. Mehrere Nachrichtenagenturen hatten unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen vergangenen Donnerstag gemeldet, die Pharmatochter des Shanghaier Konglomerats Fosun plane, ein Angebot für den deutschen Generikanabieter vorzulegen – womöglich zusammen mit der Luxemburger Private-Equity-Gesellschaft CVC Capital Partners. Mit einem solchen Vorstoß wäre eine dritte Bietergruppe zu den zwei Konsortien hinzugestoßen, die bereits Interesse angemeldet haben: auf der einen Seite die Beteiligungsgesellschaften Advent und Permira sowie auf der anderen Seite Bain Capital und Cinven.

Stada weist einen Börsenwert von 3,6 Mrd. EUR auf. 2015 erwirtschaftete der Generikaproduzent mit seinen mehr als 10.000 Mitarbeitern einen Umsatz von über 2,1 Mrd. EUR. Das Unternehmen aus Bad Vilbel befindet sich zu zwei Dritteln in Streubesitz. Größte Einzelinvestoren sind der US-Finanzdienstleister BNY Mellon sowie der aktivistische Investor AOC mit einem Anteil von jeweils knapp über 5%.

Fosun tritt weltweit als Beteiligungsgesellschaft auf. Das Konglomerat wurde 1992 zunächst als Pharmaunternehmen von Guo Guangchang und einigen seiner Kommilitonen von der Shanghaier Fudan-Universität  gegründet. Guo richtete das Unternehmen dann als versicherungsorientierte Investmentgruppe aus. In Europa übernahm Fosun u.a. die portugiesische Versicherung Fidelidade. In Deutschland erwarb man die Privatbank Hauk & Aufhäuser. Ein Übernahmeversuch der BHF-Bank scheiterte allerdings. Daneben halten die Shanghaier einen Anteil von fast 30% an der Modemarke Tom Tailor. Guo gilt als einer der reichsten Männer Chinas. Sein Vermögen wird von Forbes auf fast 7 Mrd. USD geschätzt.