Volkswagen Anhui: Erstes Fahrzeug soll bald vom Band rollen

Volkswagen Anhui: Erstes Fahrzeug soll bald vom Band rollen
Quelle: Adobe Stock © Björn Wylezich

Auf einer Fläche von rund 500.000 Quadratmetern steht das Werk von Volkswagen Anhui kurz vor der Fertigstellung. Das erste Vorserienfahrzeug soll demnächst vom Band rollen. Die neue Produktionsstätte ist ein weiterer Meilenstein dafür, wie gut die investiven Strategien von Volkswagen für den Automarkt China aufgehen. Und auch dafür, ob China immer mehr Basis für die Bearbeitung des Weltmarkts wird. Von Georg von Stein

Die Volkswagen (Anhui) Automotive Company Limited kam 2017 als Joint Venture zwischen der Volkswagen Group und der JAC Automobile Group zustande und lief zunächst unter dem Namen JAC Volkswagen Automotive Co., Ltd. Nachdem der Volkswagen Konzern seinen Anteil auf 75 % erhöht hatte, wurde das Joint Venture im Dezember 2020 in Volkswagen (Anhui) Automotive Company Limited umbenannt. Seinen Sitz hat Volkswagen Anhui in Hefei, Hauptstadt der Provinz Anhui. Produziert werden sollen in Hebei reine Elektrofahrzeuge auf Basis der MEB-Plattform des Wolfsburger Konzerns. MEB steht für ein Baukastensystem für Elektroautos, das Volkswagen seit 2015 entwickelt. Neben der Herstellung von Elektrofahrzeugen (NEVs) ist man in Hefei auch auf die Forschung und Entwicklung fokussiert.

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https://merics.org/de/studie/bumpy-road-ahead-china-germanys-carmakers

Bezogen auf das neue Werk in Anhui sagte Erwin Gabardi, CEO von Volkswagen Anhui, vor kurzem gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua: „Die Massenproduktion von Elektrofahrzeugen ist für 2023 geplant. Unsere lokale Forschung und Entwicklung konzentriert sich hauptsächlich auf die Hardware- und Softwareentwicklung und das Testen für NEVs sowie die Entwicklung von China-spezifischen Modulen und Plattformen“, und fügt hinzu, dass die Zahl der Mitarbeiter in Volkswagen Anhui bis 2023 voraussichtlich 3.500 überschreiten wird. 1.300 davon werden F&E-Ingenieure sein. Damit reiht sich das Projekt in andere F&E Projekte des VW Konzerns ein. So hatte Volkswagen-Konzerntochter Audi 2018 ein neues F&E- und Testzentrum in Wuxi in der Provinz Jiangsu angekündigt, da die dortigen Bedingungen für Tests zum autonomen Fahren günstig sind. Audi ist nun eng in das Technologie-Ökosystem von Wuxi eingebunden und arbeitet mit dem Ministerium für öffentliche Sicherheit der Provinz, der Polizei von Wuxi, Huawei, Horizon Robotics und China Mobile.19 zusammen.

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Das Werk von Volkswagen Anhui soll auch voll auf die globalen Synergien des Konzerns ausgerichtet werden und zum Erreichen der Klimaneutralitätsziele bis 2050 beitragen. Vor allem solle es intensiv zur E-Mobilitätsstrategie in China beitragen. Bei Volkswagen spricht man von China teilweise sogar als zweitem Heimatmarkt.

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Immerhin schneidet Volkswagen, mit einem Anteil von 3,7 Prozent am chinesischen EV-Markt bei Elektroautos besser ab als die deutsche Konkurrenz. Verglichen mit 11,3 Prozent am Weltgesamtmarkt ist der China-Anteil allerdings noch vergleichsweise niedrig. In China wird Volkswagen also gegenüber den starken chinesischen Wettbewerbern punkten müssen.

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https://cnevpost.com/2022/11/03/china-passenger-nev-wholesale-680000-oct-cpca/
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Denn Chinas ist letztlich zum weltweit führenden Markt für Elektrofahrzeuge aufgestiegen. Über 55 Prozent aller Elektrofahrzeuge fahren auf chinesischen Straßen, jeder vierte in China verkaufte Neuwagen wird von einer elektrischen Batterie angetrieben. Gleichzeitig konzentrieren sich die Kapitalspritzen der deutschen Autobauer nun vor allem auf die Produktion und Entwicklung von Elektrofahrzeugen.

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Für seine Wettbewerbsfähigkeit hat der Volkswagen Konzern auch in den chinesischen Batteriezellenhersteller Gotion in Milliardenhöhe investiert und in Hefei ein digitales Vertriebs- und Dienstleistungsunternehmen gegründet, „Von den 260 Produktionslieferanten von Volkswagen Anhui, die bereits an Bord sind, haben 16 ihren Sitz in Anhui, während 37 Lieferanten mit uns nach Anhui gezogen sind und vor Ort investiert haben“, sagt Gabardi.

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Inspiriert vom deutschen Berufsbildungssystem haben die Volkswagen Group China, Volkswagen Anhui und die Universität Hefei gemeinsam das Dazhong College gegründet und wollen so qualifiziertere Talente für die Bedürfnisse der Unternehmen heranbilden.

All das kann unter einer Leitlinie gesehen werden, wie man sie beim Merics Institut zusammenfasst: Deutsche Autohersteller bewegen sich weg von einer „in China, für China“-F&E-Strategie hin zu einer Strategie, die „in China, für die Welt“ werden könnte. Sie verstärken ihre Produktentwicklungs- und Forschungsaktivitäten in China nicht nur für den lokalen Markt, sondern auch für den globalen. Im Umfeld dieser Strategie liegen dann auch die Chancen für Investoren.

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.