Wie China zum Epizentrum der Pharmaindustrie wird

Wie China zum Epizentrum der Pharmaindustrie wird
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Die Pharmaindustrie in China ist im Wandel. Das Reich der Mitte zählt zu den größten Medikamentenmärken der Welt. Jetzt ist es auf dem besten Weg, zum globalen Innovations-Hub und Technologieführer zu avancieren.

Immer mehr internationale Investoren richten ihren Fokus im Zuge der Corona-Krise auf den Healthcare-Sektor. Die Pandemie hat die Schwachstellen des Gesundheitswesens offengelegt und führt zu einem tiefgreifenden Umdenken der Anleger. Ein Prozess, von dem insbesondere die Gesundheitsindustrie der Emerging Markets profitieren dürften – die gleichzeitig als Absatzmärkte für Medizinprodukte zunehmend wichtiger werden.

Im Zentrum dieser Entwicklung steht Asien, wo der wachsende Wohlstand sich negativ auf Lebensstil und Ernährung auswirkt. Im Ergebnis ist die Gesundheitsversorgung hier zunehmend mit denselben Herausforderungen konfrontiert wie in den Industriestaaten. So steigt mit der schnell wachsenden Zahl übergewichtiger Personen auch die der Diabeteserkrankungen. Schon jetzt kommt fast die Hälfte der weltweit 400 Millionen Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, aus China (ca. 25 %) und den ASEAN-Staaten wie Malaysia oder Thailand (ca. 20 %). Zeitgleich werden die Menschen immer älter. Somit steigt die Zahl der Patienten mit Krebs-, Nerven- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für die nationalen Gesundheitssysteme geht dies mit stetig steigenden Kosten einher. Schließlich müssen immer mehr Menschen Zugang zu einer effizienten und kostengünstigen Behandlung erhalten.

Die in Asien ansässigen Firmen drängen, wie auch schon in der Corona-Krise, nach wie vorn. Nicht nur, dass sie sich mit ihren Lösungsansätzen an erster Stelle positionierten, sie haben zugleich viele positive Daten in anderen Bereichen veröffentlicht und so die Visibilität der Pipelines erhöht. Nicht zuletzt ist auch die Digitalisierung in Asien weiter vorangeschritten als in anderen Weltregionen, während disruptive Technologien kontinuierlich den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern.

Das Silicon Valley der Pharmaindustrie liegt in China

Einer der weltweit größten Medikamentenmärkte ist China. Verglichen mit vielen Industriestaaten liegen dort die Gesundheitskosten noch auf niedrigem Niveau. Zugleich zeigen der Auf- und Ausbau der Forschung und Entwicklung sowie die Herstellung von eigenen Präparaten immer mehr Fortschritte. Dies hilft Peking, einem wachsenden Bevölkerungsteil den Zugang zu bezahlbarer medizinischer Versorgung zu ermöglichen.

Im Rahmen eines langfristig angelegten Plans unterstützt der chinesische Staat über steuerliche Anreize und finanzielle Förderprogramme den Aufbau einer international wettbewerbsfähigen biopharmazeutischen Industrie. Im Mittelpunkt der chinesischen Gesundheitspolitik stehen dabei derzeit die effiziente Versorgung sowie der Ausbau eigener Innovationszentren, die mit finanziellen Anreizen gefördert werden. Zu den tragenden Säulen dieser Politik zählen der Zhangjiang Hi-Tech Park in der Nähe von Shanghai, die BioBay Suzhou und das Innovationszentrum Shenzhen, das wegen seiner Heimat für Weltkonzerne wie Huawei in China als das Silicon Valley der Pharmaindustrie bezeichnet wird.

Beginn eines signifikanten Wachstumsmarktes

In den nächsten Jahren ist eine Vervielfachung der Umsätze bei innovativen Medikamenten im Reich der Mitte zu erwarten. Von 117 Mrd. Yuan in diesem Jahr könnten sie schon 2025 auf 375 Mrd. Yuan steigen. Eine zentrale Rolle in diesem Zusammenhang spielen lokale Biotechfirmen, die von globalen Unternehmen als „Partner of Choice“ für den Markteintritt in China gewählt werden, um dort die Entwicklung, Zulassung und Vermarktung ihrer Präparate voranzubringen. Zudem finden in China selbst entwickelte Medikamente zunehmend international Anerkennung, weshalb Big Pharma sie immer häufiger lizenziert.

Die derzeitige Situation ist vergleichbar mit der in den USA Ende der 80er Jahre, als dort der Biotechboom, vorangetrieben durch wissenschaftliche Durchbrüche, ins Rollen kam. Mit anderen Worten: Chinas Medikamentenmarkt steht heute erst am Beginn eines signifikanten Wachstumsmarktes und ist auf dem Weg von „Me Too“ zu „First in Class“ bzw. „Best in Class“.

Der asiatische Healthcare-Sektor ist aktuell sehr günstig bewertet und hat sich seit dem weltweiten Corona-Crash vor einem Jahr positiv entwickelt. Dieser Aufwärtstrend der asiatischen Gesundheitsmärkte sollte sich auch zukünftig fortsetzen.

Porträt Oliver Kubli
Oliver Kubli

Oliver Kubli ist Lead Portfoliomanager BB Adamant Asia Pacific Healthcare bei Bellevue Asset Management einer unabhängigen, schweizerischen Finanzgruppe, mit Sitz in Zürich. Die Schwestergesellschaft StarCapital ist in Oberursel bei Frankfurt a. M. ansässig.