„Wir verspüren keinen Druck“

Bildquelle: www.silver.org.cn

Im Gegensatz zu den westlichen Zentralbanken, die wieder verstärkt auf monetäre Stimuli und Zinssenkungen setzen, sieht die PBoC trotz gewisser Risiken keinen Handlungsbedarf.

 „Die wirtschaftlichen Bedingungen Chinas sind innerhalb eines vernünftigen Rahmens“, stellt der Vorsitzende der chinesischen Zentralbank (PBoC) Gang Yi fest und versprach, dass die chinesische Geldpolitik weiterhin „umsichtig und stimmig“ sein werde. Die PBoC verspüre dabei – anders als die westlichen Zentralbanken – keinen Druck, für monetäre Erleichterung zu sorgen, so der oberste chinesische Währungshüter weiter. Damit beurteilt Yi die Situation anders als seine Kollegen im Westen.

Der scheidende Chef der europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, beispielsweise senkte zum Abschied noch einmal die Einlagezinsen auf ein Rekordniveau von -0,5% und kündigte die Wiederaufnahme der umstrittenen EZB-Ankaufprogramme für Staatsanleihen an. Die Leitzinsen liegen in der Eurozone bereits seit dreieinhalb Jahren auf Null. Sein Kollege auf dem Chefsessel der US-amerikanischen Notenbank Fed, Jerome Powell, senkte eine Woche später den Leitzins um 25 Basispunkte. Dieser bewegt sich nun innerhalb einer Spanne von 1,75 – 2,0%. Powell nahm damit bereits die zweite Zinssenkung innerhalb weniger Monate vor. Dem US-Präsidenten Donald Trump gingen die Maßnahmen seines obersten Währungshüters dabei nicht einmal weit genug. Er erhoffte sich im Hinblick auf die im nächsten Jahr anstehende US-Präsidentenwahl einen noch stärkeren Stimulus für Wirtschaft.

Sowohl die EZB als auch die Fed sahen aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung und des an den Märkten herrschenden Abwärtsdrucks die geldpolitischen Maßnahmen als notwendig an. Nicht so Yi, der zwar auch eine gewisse wirtschaftliche Abschwächung verspürt und deshalb in diesem Jahr insgesamt dreimal einer Verringerung der Mindestreserve der Geschäftsbanken zustimmte sowie eine Absenkung des Leitzinses für Ein-Jahres-Kredite von 4,25% auf 4,20% vornahm, ansonsten aber auf aggressivere Maßnahmen verzichtete. Sicher dürfte dabei die Sorge eine Rolle spielen, die nach wie vor virulente Immobilienblase im Reich der Mitte nicht weiter bzw. nicht wieder aufzupumpen.

Noch wichtiger aber könnte die Überlegung gewesen sein, sich für den Fall einer echten Krise einen größtmöglichen Spielraum für geldpolitische Maßnahmen zu erhalten. Sowohl die Leit- als auch die Einlagezinsen sowie die Mindestreserven der Banken liegen in China auf deutlich höherem Niveau als im Westen, insbesondere im Vergleich zur Eurozone. Dort haben die Währungshüter bis auf einen immer aggressiveren, direkten Aufkauf von Staatsanleihen, der enormes Inflationspotenzial und moral hazard Risiken birgt, alle geldpolitischen Mittel ausgeschöpft. Nicht zuletzt aus dieser Perspektive ist es bemerkenswert, wenn die South China Morning Post Yi mit folgenden Worten zitiert: „Ich wage die Voraussage, dass in einigen Jahren eine große Volkswirtschaft, die eine normale Geldpolitik beibehält, aus der globalen Wirtschaft herausragen und von den anderen Märkten beneidet werden wird.“

Link zum Artikel der SCMP (englisch)

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