Chancen der Belt and Road Initiative für deutsche Mittelständler

China investiert Milliarden in die Neue Seidenstraße. Bei deutschen Unternehmen kommt davon bislang nur wenig an. Neun von zehn Aufträgen gehen an ­chinesische Unternehmen. Wer zu den verbleibenden 10% gehören möchte, muss sich in die ­Wachstumspläne der Regierung einarbeiten und Baustein der chinesischen ­Wachstumspolitik werden. Von Ziyun WANG

Interessen bündeln

Einige Unternehmen haben sich im Bundesverband Deutsche Seidenstraßen Initiative (BVDSI) zusammengefunden, um ihre Interessen zu koordinieren und Ausschreibungen besser aufzuspüren. Zudem geht es darum, Druck auf die deutsche Politik auszuüben, damit diese sich intensiv mit den Projekten rund um die Neue Seidenstraße auseinandersetzt, um Mittelständlern verstärkt Zugang zu ermöglichen.

Am Ende sind dort, wo ein großes Kraftwerk, eine Bahntrasse oder ein Flughafen entsteht, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch deutsche Teile enthalten. Unabhängig davon muss die deutsche Wirtschaft am Erfolg der Initiative interessiert sein – schließlich ist China für viele Betriebe schon längst der wichtigste Absatzmarkt. Wächst die chinesische Wirtschaft, schlägt sich das auch zwischen Flensburg und Rosenheim in den Zahlen nieder. Die Erhöhung der Transportgeschwindigkeit führt zudem zur Entstehung neuer Wertschöpfungsketten. Unternehmen müssten nicht mehr zwangsläufig eigene Fabriken unterhalten, sondern könnten ihre Kunden aus Deutschland just in time bedienen. So liefert Porsche neuerdings zweimal pro Woche Autos per Güterzug von Bremerhaven in die chinesische Millionenstadt Chongqing, und auch Daimler nutzt den Schienenweg in einem Pilotprojekt. Während ein Frachtschiff fünf Wochen benötigt, dauert der Transport auf der Schiene nur rund 14 Tage.

Ausblick – wozu in die Ferne schweifen?

Über neue Logistikzentren profitieren zahlreiche deutsche Städte und Regionen von der Verbindung – allen ­voran Duisburg. Als Endpunkt der Neuen Seidenstraße ist die Ruhrgebietsmetropole in China bekannter als Berlin. Rund 30% des Handels per Güterzug zwischen Europa und China werden über Duisburg abgewickelt und von dort nach ganz Westeuropa weitergeschickt. Für die vom Strukturwandel gebeutelte Stadt eine große Wachstumschance. Die Zahl der vor Ort ansässigen chinesischen Unternehmen hat sich seit 2011 der erste Zug fuhr auf über 100 verdoppelt. In Hafennähe soll bald ein deutsch-chinesisches Handelszentrum mit 300 Unternehmen entstehen. Etwa 2.000 neue Arbeitsplätze könnten geschaffen werden.

Wenn chinesische Firmen wie der E-Mobilitäts-Anbieter Nio jetzt in Deutschland an intelligenten Antriebssystemen arbeiten, ist ein Hauch der früheren Seidenstraßenmythologie zu spüren. Schließlich wurden schon über die alte Seidenstraße einst bedeutende Techniken wie die Papierherstellung und der Buchdruck oder die Erzeugung von Schwarzpulver aus Asien nach Westen verbreitet.

Ziyun Wang
Ziyun Wang

Ziyun Wang hat in China und Deutschland Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Rechnungswesen und International Economics studiert. Nach Abschluss ihres Studiums sammelte sie Erfahrungen in verschiedenen internationalen Konzernen sowie öffentlichen Institutionen. Seit Oktober 2014 ist sie bei der BankM für den Bereich Business Development Asia zuständig.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch