„Bei Automotive und im Maschinenbau ist der Höhepunkt erreicht“

M&A Dialogue: Bei den chinesischen Outbound-Investitionen kamen zunächst Staatsfonds und Staatsunternehmen, dann Privatunternehmen und Private Equity-Investoren nach Deutschland und Europa. Sehen Sie hier einen Trend?

Löhnert: Es ist ein ganz klarer Trend, dass chinesische Privatunternehmen vermehrt Outbound-Akquisitionen in Deutschland und Europa tätigen. Das ist auch so gewollt. Einerseits aufgrund zunehmenden Wirtschaftskraft der Privatunternehmen, andererseits aufgrund der jüngst gelockerten Genehmigungsverfahren. Die Schwelle, ab dem Genehmigungen für eine Investition eingeholt werden müssen, wurde angehoben. Damit wird alles etwas einfacher. Es kommt hinzu, dass chinesische Investoren mit den Spielregeln hier am Markt und bei M&A-Transaktionen immer vertrauter werden. Sie entwickeln auch immer mehr internationale Management-Kapazität – angefangen von Sprachkenntnissen bis hin zur fachlichen Ausbildung der Mitarbeiter. Das ermöglicht es ihnen, sich hier auf dem deutschen Markt entsprechend zu bewegen. Abhängig vom Sektor müssen einige Privatunternehmen hier in Europa konkurrieren, da der chinesische Markt in ihren Segmenten bereits aufgeteilt ist.

M&A Dialogue: Wie sieht es bei Private Equity-Equity Investoren aus? Hier in Deutschland ist vor allem Fosun mit seinen Investitionen in die BHF-Bank und Tom Tailor in Erscheinung getreten.

Löhnert: Das Private Equity Business ist im ersten Halbjahr 2014 quasi explodiert. Das Transaktionsvolumen lag bei über 2,5 Mrd. USD. In den ersten drei Quartalen hat ein Vielfaches der Vorjahre an Transaktionen stattgefunden. Man muss da natürlich auch unterscheiden: Ist ein Unternehmen wie Fosun tatsächlich als Finanzinvestor zu sehen? Wenn man sich anschaut, was es tut, könnte man sagen: ja, dem ist so. Man könnte es aber auch als einen strategischen Investor, als ein Konglomerat, bezeichnen. Es ist nicht genau definiert, ob Unternehmen wie Fosun zu den Finanzinvestoren gehören oder nicht. Aber auch wenn man sie nicht dazu zählte und sich die reinen Finanzinvestoren ansieht, dann bleibt nach wie vor festzustellen, dass die Transaktionsvolumina explodiert sind.

M&A Dialogue: Welche Rolle spielen IPOs als Exit für Private Equity-Gesellschaften in China?

Löhnert: Mit dem 13-monatigen IPO-Freeze bis Anfang des Jahres, hatten die reinen Private Equity-Investoren ein Problem, Anlagemöglichkeiten zu finden. Denn die Pre-IPO-Investmentstrategie war eine der wesentlichen, wenn nicht sogar die wesentliche Strategie. Das heißt, diese Straße war dicht, sodass man sich zunehmend auf Outbound-Geschäfte orientiert hat, indem man mit einem Privat- oder Staatsunternehmen zusammenarbeitete, das im Ausland investierte.

M&A Dialogue: Nach der Aufhebung der IPO-Sperre im Frühjahr steht den Finanzinvestoren der Exit-Weg über IPOs wieder offen. Das dürfte auch ein Grund für den starken Anstieg bei den Private Equity Transaktionen im chinesischen Markt in diesem Jahr sein?

Löhnert: Ja genau. Und es gibt ein unglaubliches Volumen an Dry Powder [ungenutzte Barmittel – die Red.], das davor nicht investiert werden konnte und dringend nach Anlagemöglichkeiten suchte.

M&A Dialogue: Herr Dr. Löhnert, herzlichen Dank für das Interview.

 

Dr. Peter G. LoehnertDr. Peter Löhnert verfügt über eine 20-jährige Erfahrung im Investment Banking und in der Unternehmensberatung und war bereits in Frankfurt, London, New York, Zürich und München tätig.

 

 

 

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