Geely steigt bei Daimler für über 7 Mrd. EUR ein

Die Geely Group hat 9,69% an der Daimler AG erworben. Dies gaben Daimler und Geely am 24. Februar nach Börsenschluss bekannt. Die Beteiligung hat einen Börsenwert von 7,26 Mrd. EUR auf Basis des Vortagsschlusskurses. In einer Unternehmensmeldung begrüßen die Stuttgarter ausdrücklich den Einstieg von Geely-Gründer und CEO LI Shufu als neuen langfristig orientierten Investor. Geely ist nunmehr vor dem Staatsfond Kuwait, der 6,8% hält, größter Aktionär von Daimler. Mit der Milliardeninvestition stellt Geely gleich zwei Rekorde für grenzüberschreitende Investitionen chinesischer Unternehmen auf: das wertvollste Investment in Deutschland und der weltweit größte Anteilserwerb an einem Automobilhersteller.

Das Privatunternehmen aus Hangzhou hat die Anteile an dem Stuttgarter Autobauer regulär an der Börse erworben. Wie Geely-CFO LI Donghui im chinesischen Fernsehen erläuterte, hat der Autobauer das Geld für die Beteiligung durch eine Kombination aus Krediten, Eigenkapital und Finanzinstrumenten aufgebracht. Die tatsächlichen Kosten lägen unterhalb des Börsenwertes, erklärte Li, ohne Details zu nennen. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte laut unbestätigten Medienberichten Geely mit Daimler über den Einstieg mittels einer Wandelanleihe verhandelt, allerdings ohne zu einer Einigung mit den Stuttgartern erzielt zu haben

Neue Allianzen

Nach Angaben von Geely plant man derzeit keine weiteren Zukäufe von Daimler-Anteilen. Das Unternehmen sieht sich als langfristigen Investor, das gemeinsam mit Daimler die Zukunftsthemen der Automobilindustrie angehen möchte. „Ich freue mich besonders darauf, Daimler auf seinen Weg zum weltweit führenden Anbieter für Elektromobilität zu begleiten“, erläutert Li Shufu in einer Meldung zu dem Anteilserwerb. Die Herausforderer sieht Li in branchenfremden Unternehmen wie Apple und Google, die in den Markt für autonomes Fahren und Elektromobilität vordringen. „Die Wettwerber, die auf technologischer Ebene die globale Autoindustrie herausfordern, zählen heute noch nicht zur Branche“, so Li. „Keiner der jetzigen Player in der Autoindustrie wird auf sich allein gestellt die Schlacht gegen die Eindringlinge gewinnen können.“  Daher seien Partnerschaften und Allianzen sowie ein neue Denkansätze hinsichtlich der Zusammenarbeit und des Teilens von Know-how notwendig. „Meine Investition in Daimler spiegelt diese strategische Vision wider“, stellt Li fest.

Aufsteigender Player

Erst im Dezember vergangenen Jahres stieg Geely zum größten Aktionär bei Volvo AB, dem zweitgrößten LKW-Anbieter weltweit, auf. Bereits 2010 hatte Li Shufu für 1,4 Mrd. EUR die schwedische PKW-Premiummarke Volvo von Ford Motors übernommen. Damit schaffte der Autobauer aus der Provinz Zhejiang den Sprung nach Europa. Ursprünglich als Kühlschrankhersteller von Li 1986 gegründet, produziert das Unternehmen seit 1997 Autos. Die Zukunftspläne sind ambitioniert: So soll sich der Traditionshersteller Volvo künftig auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb konzentrieren. Gleichzeitig plant Geely mit einer eigenen neuen Marke, Lynk & Co, ab 2019 weltweit aufzutreten. Auf dem Heimatmarkt verkaufte das Unternehmen 2017 rund 1,25 Millionen Autos. 2018 sollen 1,58 Mio. Fahrzeuge abgesetzt werden. Die an der Börse Hongkong notierte Gesellschaft hat aktuell einen Marktwert von umgerechnet 24 Mrd. EUR.

Erfolgreich in China

Für Daimler war China 2017 abermals der wichtigste Einzelmarkt weltweit. Dort setzte der an der Börse derzeit mit 75 Mrd. EUR bewertete Autokonzern 615.000 Fahrzeuge ab. 70% davon wurden lokal produziert. Hauptpartner ist das Staatsunternehmen BAIC, mit dem Daimler das Joint Venture Beijing Benz Automotive Co. Ltd. (BBAC)  betreibt. Am 26. Februar gaben die Stuttgarter bekannt, für die Herstellung von Premiumfahrzeugen zusammen mit BAIC weitere 1,5 Mrd. EUR investieren zu wollen, um das bestehende BAIC-Werk in Shunyi bei Peking zu einem gemeinsamen Standort auszubauen. Ein weiterer Partner ist BYD. Gemeinsam mit dem Anbieter aus Shenzhen arbeitet Daimler an der Entwicklung von Elektrofahrzeugen.

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