Marktpotenziale mit „Made in Germany“

Entscheidend sei darüber hinaus, ob es bei dem Target um ein gut laufendes Unternehmen oder einen Restrukturierungsfall geht. Einfacher dagegen wird es, wenn der chinesische Investor bereits über Auslandstöchter verfügt. Schenck verweist auf die Sany Group, die nach dem Kauf des Betonpumpenherstellers Putzmeister einen Teil ihrer Akquisitionsstrategie über diese Tochter umgesetzt hat. Die derzeit laufenden Bemühungen um eine Lockerung der Genehmigungsverfahren werden für zusätzliche Erleichterungen sorgen. „Es soll effizienter werden, zum Beispiel indem die Entscheidungen von der Regierungsebene auf die regionale und kommunale Ebene nach unten delegiert werden“, sagt Schenck.

M&A-Trend dürfte anhalten

Jens-Peter Otto/PwC
Jens-Peter Otto, Leiter der China Business Group von PwC Deutschland

Einen zusätzlichen Motivationsschub erhalten chinesische Investoren nach Einschätzung von Deloitte durch das Vertrauen in wieder bessere Perspektiven der westlichen Wirtschaft. Mit rund 74% zeigten sich 2013 deutlich mehr befragte Marktexperten in China von steigenden M&A-Aktivitäten überzeugt als im Vorjahr. Dabei seien zunehmend auch mittelständische Firmen unter den Käufern. Der Kauf erprobter Technologien wird in der Deloitte-Studie als wichtigster Deal-Treiber genannt. Ebenso eindeutig gelten andererseits die unterschiedlichen Managementkulturen und die mangelnde Bereitschaft potenzieller Verkäufer als größte Barrieren. Besonders
hinderlich in Deutschland sind zudem das komplexe Steuersystem und die starke Regulierung. Nimmt man die Erfahrungen deutscher Unternehmen zum Maßstab, lohnt sich das Überwinden von Hindernissen allemal. So konnten die Firmen einer Studie von PwC zufolge nach einer Übernahme nicht nur ihre Unabhängigkeit in einem erstaunlich hohen Maß bewahren, sondern von einem leichteren Zugang zu den asiatischen Märkten profitieren. Selbst eine Produktionsverlagerung nach China wirkt sich positiv aus, wenn das deutsche Unternehmen danach zu wettbewerbsfähigen Kosten produzieren kann. „In der Regel verbessern sich die Zukunftsaussichten nach einer Übernahme durch einen chinesischen Investor und in Deutschland können dadurch sogar neue Arbeitsplätze entstehen“, sagt Jens-Peter Otto, Leiter der China Business Group von PwC Deutschland.

Keinen Zweifel hegen Marktbeobachter daran, dass chinesische Investoren sehr genau auf den Preis achten. Das gilt mit Blick auf den Firmenwert ebenso wie für die Beraterhonorare. „Auch die Verhandlungen sind von einem recht starken Kontrollbedürfnis geprägt“, so Michael Wiehl von Rödl & Partner. Hinzu kommt eine gewisse Portion Skepsis, zumal chinesische Unternehmer es eher nicht gewohnt sind, ihren Betrieb zu verkaufen. „Hier muss man Vertrauen schaffen und erklären, dass der Grund für die Verkaufsambitionen beispielsweise in einem Strategiewechsel oder bei Veränderungen in der Gesellschafterstruktur liegt“, sagt KPMG-Experte Schenck.

 

 

 

Norbert Hofmann ist Gastautor.

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