Über Gräben hinweg

Hindernisse überwinden: Chinesische und deutsche Investoren bewegen sich immer mehr aufeinander zu.
Gemeinsam Schwierigkeiten überwinden/ 和衷共济 Quelle: Thinkstock; © Godwater

Werden Übernahmeabsichten chinesischer Investoren bekannt, schürt das regelmäßig Vorbehalte: Von einem drohenden Ausverkauf ist dann oft die Rede. Doch auch die chinesische Seite hat gewisse Erwartungen.

Um an Informationen aus erster Hand zu gelangen, hat die Prüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC) die Studie „Erfahrungen deutscher Unternehmen mit chinesischen Investoren“ durchgeführt. Dafür wurden führende Manager von 22 Unternehmen befragt, die zu mindestens 50% von chinesischen Investoren übernommen worden sind. Sie sprechen für rund 15.100 Mitarbeiter und repräsentieren einen Nettojahresumsatz von etwa 4 Mrd. EUR. Es bietet sich an, diese Studienergebnisse mit den Ergebnissen einer im April 2014 durchgeführten unveröffentlichten Befragung von 150 chinesischen Unternehmensvertretern in Guangzhou, Shanghai und Beijing zu vergleichen. Thema waren deren Investitionsabsichten in Deutschland.

Bisher haben die großen Milliardeninvestitionen mit chinesischer Beteiligung nicht in Deutschland stattgefunden, sondern in anderen Teilen der Welt und Europas. In Deutschland ist eher der Mittelstand Ziel chinesischer Übernahmen. Dies wird in der großen Breite auch weiterhin so bleiben, fast niemand der in Shanghai und in Guangzhou befragten chinesischen Manager plant in Deutschland Investitionen über 100 Mio. EUR. Auffällig anders antworteten die Unternehmensvertreter in Beijing, wo eine hohe Anzahl von unter Aufsicht der Zentralregierung stehender Staatsunternehmen ihren Konzernsitz hat: Dort konnte sich jeder Dritte der Befragten eine Investition über 100 Mio. EUR vorstellen.

PwC Grafik M&A-China 1-14

Motive für die Übernahme

Befragt man die deutschen Manager nach den vermuteten strategischen Überlegungen hinter den Transaktionen, lassen sich vor allem folgende Hauptmotive erkennen: Erweiterung der Produktpalette um neue Technologien, Erschließung und Kennenlernen des europäischen und US-amerikanischen Marktes. Befragt man chinesische Unternehmensvertreter direkt, so wird diese Vermutung bestätigt: Für 54% ist der Technologieerwerb das treibende Motiv für die Investition, für 32% ist es die Marke oder der Vertriebskanal des Zielunternehmens. Der Technologieerwerb ist ein primär auf den chinesischen Markt gerichtetes Motiv, während die Marke bzw. der Vertriebskanal auf die Internationalisierung des chinesischen Unternehmens abzielt. Für 84% der befragten chinesischen Manager ist Mergers & Acquisitions die bevorzugte Investitionsform, nur 16% planen auf der grünen Wiese. Dies ist wenig verwunderlich, wenn der Erwerb von Technologie das Hauptmotiv der Investition ist.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch