Marktpotenziale mit „Made in Germany“

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 01/2014

Immer häufiger kaufen sich seit einigen Jahren chinesische Investoren bei europäischen und insbesondere bei deutschen Unternehmen ein. Sie errichten so wichtige Standorte für ihre internationale Expansion oder nutzen angesehene Marken und Know-how für eine bessere Positionierung im Heimatmarkt. 

Als Chinas Staatspräsident Xi Jinping im Frühjahr zu Besuch in Deutschland weilte, brachte er einige bemerkenswerte Fakten zur Sprache. So will sein Land bis zum Jahr 2020 das Bruttosozialprodukt gegenüber 2010 glatt verdoppeln. Die Weltwirtschaft soll diese Entwicklung forcieren und gleichermaßen davon profitieren. „In den nächsten fünf Jahren wird China Güter im Wert von ungefähr zehn Billionen US-Dollar importieren sowie 500 Mrd. Dollar im Ausland investieren“, sagte Xi Jinping. Dass damit auch deutsche Firmen gemeint sind, wurde anlässlich der Unterzeichnung diverser Abkommen rund um den Besuch Xi Jinpings deutlich. Dazu gehörte beispielsweise auch die Unterschrift unter den Verkauf des Geschäftsfelds Gummi & Kunststoff von ZF Friedrichshafen an den chinesischen Erwerber Times New Material Technology (s. Interview S. 26).

Deutschland gehört zu den beliebtesten Zielmärkten

Die Transaktion des drittgrößten deutschen Automobilzulieferers ZF ist eine von insgesamt 120 Unternehmenskäufen oder -beteiligungen, die laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY im vergangenen Jahr in Europa festgezurrt wurden. Die Zahl Tabelle Übernahmensolcher Deals hat sich damit gegenüber dem Vorkrisenjahr 2007 glatt verdoppelt und in Deutschland sogar verfünffacht. Kein Wunder ist es da, dass die Bundesrepublik zusammen mit Großbritannien bei jeweils 25 Transaktionen mittlerweile zu den beliebtesten Zielmärkten chinesischer Investoren gehört. Klare Schwerpunkte gibt es auch bei der Branchenausrichtung. „Chinas Autobranche drängt auf den Weltmarkt und braucht dafür Know-how, Mitarbeiter und Netzwerke insbesondere deutscher Unternehmen“, sagt Yi Sun, Partnerin bei EY Deutschland und Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz.

Generell interessieren sich chinesische Käufer in Deutschland für Industrieunternehmen und insbesondere für den Maschinenbausektor. So hat in 2013 ZWZ, der größte chinesische Anbieter von Kugellagern, die Anteile der BWK Unternehmensbeteiligungsgesellschaft an der KRW Kugel und Rollenlagerwerk Leipzig übernommen. Die frühere Beteiligung des Finanzinvestors Perusa an Buderus Feinguss wiederum gehört jetzt der chinesischen Feingussgruppe Impro Precisions Industries. Die Fokussierung auf den Industriesektor spiegelt sich auch in regionalen Schwerpunkten wider. So entfällt nach Recherchen der Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.INVEST von den insgesamt 78 in der Zeit von 2000 bis 2013 von chinesischen Investoren übernommenen deutschen Unternehmen ein gutes Viertel auf Nordrhein-Westfalen. Eines der jüngsten Beispiele ist der Erwerb des Werkzeugherstellers Gölz durch dessen langjährigen Geschäftspartner Eastern Sea.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch