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Virtuelle Menschen auf dem Vormarsch

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Source: Baidu AI Cloud

Sogenannte virtuelle Menschen werden in der Welt der Zukunft zunehmend unterschiedliche Rollen bekommen. Sie werden vermehrt in Branchen wie z.B. Einzelhandel, Unterhaltung, Finanzen, Immobilien, und Bildung als Assistenten, Helfer, etc. eingesetzt werden. Der Zeitraum, bis die digitalen Substitute für Menschen stärker zum Einsatz kommen, rückt näher. Laut einem Bericht der International Data Corp. ist der Sektor der digitalen Avatare in diesem Jahr zum heißesten Segment in der KI-Industrie avanciert. In Zukunft soll es gar große Teams digitaler Menschen geben, die mit Menschen im realen Leben und am Arbeitsplatz koexistieren.

„Mit dem Durchbruch bei den auf künstlicher Intelligenz basierenden Algorithmen werden die Produktionskosten „digitaler Menschen“ um das 10- bis 100-fache gesenkt. Die Produktionszeit wird von mehreren Monaten auf nur wenige Stunden verkürzt“, sagte dazu kürzlich der Vizepräsident von Baidu Inc., Yuan Foyu gegenüber China daily. Baidu selbst wird zu der am 21. Juli online stattfinden jährlichen Baidu World Conference auch seine digitale Avatar-Livestreaming-Plattform einführen. Der Markt für digitale KI-Avatare in China soll laut einer Prognose von IDC bereits 2026 ein Volumen von 1,5 Mrd. USD (10,24 Mrd. Yuan) erreichen.

Baidu treibt KI und digitale Avatare voran

Baidu hat denn auch eine digitale Avatar-Plattform namens Xiling gestartet. Auf ihr soll das Entwickeln digitaler Menschen einerseits und die Produktion von Inhalten dafür andererseits miteinander integriert werden. Beispielsweise werden hier Dienstleistungspakete für das Entwickeln und den Betrieb virtueller Hosts, virtueller Prominenter und virtueller Markensprecher angeboten. Genutzt werden sollen die digitalen Hosts von Kunden aus den verschiedensten Bereichen, so z.B. Fernsehen, Internet, Radio, Finanzen und Einzelhandel. Insgesamt sollen immer mehr Branchen „virtuelle Menschen“ nutzen können. Dabei will Baidu seine KI-Kompetenzen auch für das schnell wachsenden Metaversum nutzen.

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https://www.emergenresearch.com/industry-report/digital-human-avatar-market

Wie eine derartige Technologie aussehen kann, zeigt Baidus virtueller Assistent Du Xiaoxiao. Zum Einsatz kommen in ihm multimodale Interaktionstechnologie, digitale 3D-Menschmodellierung, Spracherkennung und die Verarbeitung natürlicher Sprache sowie maschinengetriebene Übersetzung. Vermarktet wird er mit drei Haupteigenschaften: Echtzeit-Interaktivität, „Kameradschaft“ und offene KI-generierte Inhaltsfähigkeit.

Mit der Shanghai Pudong Development Bank, der China Everbright Bank und China Unicom arbeitet Baidu daran, digitale Menschen für den Eins-zu-Eins service-Kontakt zu bauen, aber auch für Kundenservice, Dokumentenprüfung, interne Schulungen bis hin zum Vertrieb. Ziel dieser Entwicklungen ist, die Effizienz zu steigern und Arbeitskosten zu senken.

Während der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022 in Peking kam auch ein KI-Gebärdensprachen-Moderator erstmals zum Einsatz. Erstellt wurde er von der China Media Group und Baidu AI Cloud. Weitere Entwicklungen in dem Feld stammen von Xiaoice, wo man Cui Xiaopan entwickelt hat. Er ist der erste digitale virtuelle Mitarbeiter beim chinesischen Immobilienentwickler Vanke und erinnert Mitarbeiter, damit Rechnungen des Unternehmens pünktlich bezahlt und fällige Rechnungen eingezogen werden.

Teil 2: Versicherungslösungen für M&A-Transaktionen mit China-Bezug

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Fortsetzung von „Teil 1: Versicherungslösungen für M&A-Transaktionen mit China-Bezug„. VON MARK HOKAMP

Due Diligence Anforderungen

Grundsätzlich erwarten Versicherer, dass lokal qualifizierte Mitarbeiter international renommierter Berater mit Präsenz vor Ort die Due Diligence für China durchführen. Ausnahmen hiervon können nur in eng umgrenzten Sonderfällen gemacht werden, wenn z.B. keine Mitarbeiter des Zielunternehmens vor Ort tätig sind oder wenn kein externer Umsatz generiert wird, sondern nur geringfügige Innenumsätze. In diesen Einzelfällen können einige Versicherer dem Konzept einer sogenannten „high level“-Due Diligence oder „common sense“-Due Diligence folgen. D.h. die deutschen Berater prüfen im Hinblick auf die Tochtergesellschaft in China und stellen ihre Ergebnisse ohne spezifische lokale Expertise in deren Due Diligence dar. Das Erfordernis lokaler Due Diligence Expertise dient in erster Linie dazu, sicherzustellen, dass Dokumente in chinesischer Sprache analysiert werden können. Die Due Diligence Berichte als solche müssen allerdings in englischer Sprache produziert werden. Wenn eine W&I-Versicherung in Betracht kommt, muss eingehend geprüft werden, ob und in welchem Umfang lokale Berater für die Risikoprüfung zu engagiersind, um den Anforderungen der W&I-Versicherung Genüge zu tun.

Eine möglichst frühzeitige Einbindung eines qualifizierten Brokers in den Deal ist daher elementar. Nach Durchsicht allgemeiner Informationen zur Zielgesellschaft und dem Umfang der Aktivitäten in China, kann man den vorgeschlagene Prüfungsumfang der Due Diligence plausibilisieren und mögliche Änderungen zu Prüfungsumfang und -tiefe vorschlagen. Auch die frühzeitige Einbindung ausgewählter Versicherer ist ratsam, um Spezifika des Einzelfalls zu verproben.

China-spezifische Ausschlüsse

Unabhängig von Art und Umfang der Due Diligence, kommt kein Versicherer ohne generelle Ausschlüsse aus. Vielmehr werden eine Reihe länderspezifischer Ausschlüsse erwartet, um Deckung für den übrigen Teil anbieten zu können.Im Falle einer Transaktion mit Chinabezug gehören zu diesen Ausschlüssen finanzielle Schäden auf Ebene des Zielunternehmens und/oder beim Erwerber, die aus folgenden Themenfeldern resultieren:

  • Bestechung, Korruption und Geldwäsche in China,
  • fehlerhafte oder nicht-Abführung spezifischer chinesischer Steuern (und die daraus resultierende Nachzahlung und mögliche Strafzahlungen) inkl.
    • der Bulletins 7 [2015], 24 [2011]und Circular No. 698 (steuerliche Behandlung einer indirekten Übertragung von Vermögenswerten durch ein nicht in China ansässiges Unternehmen), und
    • Bulletin 37 [2017] (Quellensteuer auf Einkünfte aus China, die von nicht in China ansässigen Unternehmen erzielt werden)
  • sozialversicherungsrechtlichen Themen inkl. social housing contributions
  • Enteignungen oder nicht-Einhaltung möglicher internationaler Sanktionen

Einige Versicherer arbeiten zudem mit einem grundsätzlichen Ausschluss für sämtliche Steuern sowie Risiken aus Bilanzfehlern oder Bilanzfälschungen für die chinesische Gesellschaft. Individuelle Jahresabschlüsse für die chinesische Gesellschaft können meist nicht versichert werden. Lediglich im Falle konsolidierter und geprüfter Jahresabschlüsse der gesamten Gruppe können diese unter Umständen mitversichert werden. Risiken aus Cyberangriffen und fehlender Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen gelten dabei als Themen, die schon im Allgemeinen schwierig zu versichern sind. Dies gilt im gesteigerten Maße für China.

Sektorspezifische Ausschlüsse

Auch eine Reihe sektorspezifischer Ausschlüsse sind bei der Versicherung von M&A Transaktionen gesetzt. Für China gehören zu den üblicherweise nicht versicherbaren Sektoren hochregulierte bzw. staatsnahe Industrien wie Banken und Versicherungen, Energieproduktion, Kohleförderung und Bergbau im Allgemeinen, sowie Pharma/Medizintechnik/Healthcare. Diese Listung ist nicht abschließend zu verstehen und wird zum Teil von verschiedenen Versicherern auch unterschiedlich streng abgegrenzt. Darüber hinaus greifen auch solche Ausschlüsse für Sektoren, die nicht nur in Bezug auf China als nicht oder schwer versicherbar gelten, beispielsweise die Produktion von Waffen und Kriegsgerät oder Glücksspiel. Bei einem Zielunternehmen in einem dieser Sektoren würden Versicherer grundsätzlich nicht quotieren oder Schäden resultierend aus dem chinesischen Teil der Transaktion ausschließen.

Auswirkungen der Zero-Covid Strategie

Auch die aktuellen nationalen Entwicklungen im Hinblick auf Covid-19 sind zu berücksichtigen. Waren die Auswirkungen der Pandemie und staatlicher Eingriffe auf Geschäftsmodelle der Zielunternehmen seit Ausbruch der Pandemie stets ein Fokus in der Risikoprüfung, haben die Lockdowns in Shanghai dieses Thema aktuell wieder verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Es ist anzunehmen, dass ein Covid-spezifischer Ausschluss in Bezug auf den chinesischen Geschäftsbetrieb derzeit aufgenommen werden dürfte, um dies zu adressieren. In jedem Fall sollten die Auswirkungen der Pandemie insgesamt, und (möglicher) lokaler Lock-Downs im Speziellen, in der Due Diligence vertieft geprüft werden. Auch dies ist in jedem Fall eine Einzelfallentscheidung der Versicherer.

FAZIT

Grundsätzlich stehen zahlreiche Versicherer zu Auswahl, um eine Transaktion mit wesentlicher Präsenz in China zu versichern. Deren spezifische sowie die generellen Ausschlüsse sind allerdings detailliert zu berücksichtigen. Von besonderer Bedeutung für das spätere Ergebnis einer möglichst umfassenden Deckungsposition ist die Auswahl des passenden Versicherers. Um das bereits in einem frühen Stadium zu ermöglichen, ist eine möglichst detaillierte Beschreibung der Aktivitäten des Zielunternehmens in China (Anzahl der Mitarbeiter, Höhe des Umsatzes und Ertrages in China, Höhe des Anlagevermögens in China) zwingend nötig. Je genauer die Aktivitäten des Zielunternehmens in China beschrieben werden können, desto genauer wird die Rückmeldung bzgl. der Versicherbarkeit, spezifischer Ausschlüsse und hinsichtlich der erwarteten Due Diligence-Anforderungen sein. Man sollte dies möglichst frühzeitig im Prozess anzustoßen, um ggf. Anpassungen der Prüfungstiefe vornehmen zu können.

Teil 1: Versicherungslösungen für M&A-Transaktionen mit China-Bezug

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Gewährleistungsversicherungen (Warranty & Indemnity; “W&I”) erfüllen in einer M&A-Transaktion wichtige Funktionen. Eine W&I-Versicherung dient häufig als Katalysator, wenn Verkäufer- und Kaufinteressent im Hinblick auf Garantien und Rechtsfolgen zu weit voneinander entfernt sind. So gelingt es oft, Themen, über die die Parteien im Zweifel lange verhandeln würden, auf die W&I-Police auszulagern. Dazu gehört bei Zielgesellschaften, die weltweit operativ tätig sind, häufig die Risikoverteilung eines Schadens resultierend aus Aktivitäten einer ausländischen Tochtergesellschaft. Bei deutschen Zielunternehmen und gerade im produzierenden Gewerbe zählen dazu regelmäßig Gesellschaften in China. VON MARK HOKAMP

Wie sich der Markt für W&I Versicherungen entwickelt, ist dabei gerade auch für Investitionen zwischen Deutschland und China wichtig. Einen Überblick dazu gibt der Bericht im aktuellen Quartalsupdate von HWF Partners. Die Zahl der Anfragen und abgeschlossenen Policen ist im Vergleich zum Vorquartal leicht zurückgegangen. Was das Interesse an Zukäufen betriff, besteht nach wie vor eine starke Nachfrage nach Unternehmen aus dem Technologiesektor. Gleichzeitig wird im Zuge der Portfoliodiversifikation vermehrt im Bereich des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes erworben. Dabei sind insbesondere Buy-and Build Strategien von Private Equity – Investoren zu beobachten.

HWF Q2 2022 Statistik

Transaktion mit China-Bezug

Für Transaktionsbeteiligte, die bei einer Transaktion mit Chinabezug eine W&I-Versicherung erwägen, ist es wichtig zu verstehen, wie der Versicherungsmarkt grundsätzlich mit chinesischen Niederlassungen umgeht und welchen Schluss man daraus für die Due Diligence, die Auswahl des Versicherers und die Risikoverteilung zwischen der Käufer- und Verkäuferseite zieht. Für die generelle Einordnung der Versicherbarkeit eines Zielunternehmens mit Niederlassung in China und der spezifischen Erwartungen an den käuferseitigen Due Diligence Prozess haben wir 18 Versicherer, die Transaktionen im deutschen Markt versichern, befragt.

Risikomanagement aus Sicht der Versicherer

Als erstes Ergebnis zeigt sich, dass der Markt für Transaktionsversicherungen grundsätzlich offen für Transaktionen mit Chinabezug ist, insbesondere auch, wenn eine chinesische Tochtergesellschaft Teil der Transaktion ist. Lediglich zwei M&A-Versicherer äußerten, keine Transaktionen mit Bezug zu China versichern zu wollen.

Für das eigene Risikomanagement arbeiten Versicherer dabei mit unterschiedlichen Einschränkungen bzw. Ausschlüssen und besonderen Anforderung an die Due Diligence. Sieben Versicherer bedienen sich dabei absoluter Grenzen im Hinblick auf Gesamtbeitrag zum Gruppenumsatz. Die chinesischen Tochterunternehmen können hier bis 20% des Umsatzes erreichen oder auch bis 20% der Mitarbeiter der Gruppe beschäftigen.

Die Mehrzahl der Versicherungsunternehmen verzichtet indes auf strikte Parameter und verlässt sich im jeweiligen Einzelfall auf eine Gesamtschau der Transaktion unter Einbeziehung der chinesischen Einheit. Teil dieser Gesamtschau sind insbesondere folgende Erwägungen:

  • Ist das Management, sowie die letztliche finanzielle Kontrolle des Unternehmens außerhalb Chinas bzw. bei der deutschen Muttergesellschaft ansässig? Dies ist für alle Versicherer Grundvoraussetzung, um die Transaktion versichern zu können.
  • Bestehen besondere Verbindungen zu staatlichen Stellen oder der kommunistischen Partei z.B. in stark regulierten Industrien?Hat im Falle eines Joint Venture der chinesische Partner großen Einfluss auf die operativen Geschäfte? Wird dies bejaht, ist es wahrscheinlich, dass der chinesische Teil der Transaktion nicht versichert wird.
  • Handelt es sich lediglich um eine chinesische Vertriebsniederlassung oder eine größere Unternehmenseinheit- etwa einen Produktions- oder R&D-Standort- und sind für das Gesamtunternehmen bedeutsame Vermögenswerte in China belegen bzw. bilanziert oder IP Rechte registriert? Bei einer Produktionsstätte und wesentlichen Vermögenswerten bzw. IP Rechten in China würde erwartet, dass der Investor die damit verbundenen Risiken (z.B. Zulieferer – und Kundenverträge), Betriebsgenehmigungen, korrekte Buchführung unter chinesischem GAAP oder auch Zustand des Anlage- und Umlaufvermögens in seiner Due Diligence Planung berücksichtigt. Auch die Ergebnisse der Prüfung der Marken- und Patentregister in China sollten für den Versicherer nachvollziehbar in der Due Diligence abgebildet werden.
  • Wurde die chinesische Gesellschaft von der deutschen Mutter gegründet? Ist sie in China organisch gewachsen oder im Zuge einer Akquisition erworben worden? Wurde die Niederlassung im Zuge einer Akquisition erworben, werden die meisten Versicherer dies nicht versichern. Diejenigen Versicherer, die sich dies grundsätzlich anschauen, würden, erwarten, dass auch die operativen Aktivitäten der chinesischen Tochter vor der Zeit des Erwerbs Teil der Due Diligence sind.

Grundsätzlich gilt: Je größer die Präsenz in China und der Anteil des chinesischen Teils am Gesamtunternehmenswert , desto genauer wägen die Versicherer die grundsätzliche Versicherbarkeit ab. Und desto höher sind die Anforderungen an die Due Diligence Grundsätzlich. Insbesondere wenn der chinesische Teil der Transaktion deutlich mehr als 30% am Gesamtunternehmenswert beträgt, sollte die Versicherbarkeit aus Investorensicht im Einzelfall frühzeitig mithilfe eines spezialisierten Brokers am Versicherungsmarkt verprobt werden.

Im zweiten Teil „Teil 2: Versicherungslösungen für M&A-Transaktionen mit China-Bezug“ geht der Autor auf weitere Anforderungen für W&I Versicherungen mit Chinabezug ein – so bei Due Diligence, wichtigen Wirtschaftssektoren, aber auch auf Chinaspezifischen Ausschlüsse bis hin zu Pandemiebezogenen Versicherungsthemen.

Fünfter Digital China Summit findet Ende Juli statt

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Vom 23. bis 24. Juli findet in Fuzhou der fünfte Digital China Summit mit um die 550 Ausstellern statt. Themen sind u.a. digitales Bauwesen, digitale Technologien, 5G-Anwendungen und 6G-Aussichten, Handelsplattformen für digitale Produkte, Cloud-Computing-Ökologie, aber auch die Fachkommunikation zwischen Experten und Unternehmen zur Verbesserung der digitalen Wirtschaft.

In den letzten vier Jahren sollen durch die Konferenz mehr als 1.400 digitale Projekte unterzeichnet bzw. gestartet worden sein, bei einem Investitionswert von über 1 Bio. Yuan (ca. 149 Mrd. USD).

Die digitale Wirtschaft in Fujian erwirtschaftete im Jahr 2021 47 Prozent des dortigen BIP. Für die Zeit des 14. Fünfjahresplans (2021-25) beabsichtigt die Regierung von Fujian nun, fünf Industriecluster der digitalen Wirtschaft mit jeweils über 100 Mrd. Yuan zu fördern. So sollen bis 2025 auch mehr als 120.000 5G-Basisstationen gebaut werden und die Effizienz des Rechenzentrums soll einen Wert von 71 Mrd. Recheneinheiten pro Sekunde erreichen.

Starkes Wachstum der Digitalwirtschaft

Von 2017 bis 2021 ist auch das Volumen der digitalen Wirtschaft Chinas stark angestiegen – von 27 Bio. Yuan auf 45 Bio. Yuan und liegt damit weltweit an zweiter Stelle. Die jährliche durchschnittliche Wachstumsrate soll 13,6 Prozent erreicht haben.

Als Pilotstadt des digitalen Renminbi wird Fuzhou während der Konferenz digitale „rote Pakete“ im Wert von 20 Mio. Yuan ausgeben und offiziell das Fujian Big Data Trading Center einrichten.

Massives Ausbauprogramm in Shanghai

Rasende Entwicklung: Chinas Regierung fördert massiv den Eisenbahnsektor. 高速发展: 中国政府大力建设铁路交通. Bildquelle: Fotolia; © gui yong nian

Shanghai plant den Ausbau in drei prioritären Sektoren besonders zu fördern: kohlenstoffarme Unternehmen, Metaversum und intelligente Geräte. Der Marktwert der drei Sektoren soll in Shanghai bis 2025 auf mehr als 1,5 Bio. Yuan (224 Mrd. USD) gesteigert werden. Neue geschäftliche Möglichkeiten sollen eröffnet und eine Wachstumsdynamik beschleunigt werden, so Wu Jincheng, Direktor der Shanghai Commission of Economy and Informatization.

Die Aktionspläne dafür sind weitreichend. Sie sehen, so Wu, viele Maßnahmen vor bei Organisation, Koordination, finanzieller Unterstützung, Layout, Talentgewinnung, Öffnung und Zusammenarbeit. Um die Ziele bis 2025 zu erreichen, hat Shanghai denn auch seine industrielle Kartierung aktualisiert und mehrere spezialisierte Industrieparks eröffnet. Neue Talente, Experten und innovative Teams sind willkommen. Für den Metaverse-Sektor wurde gar bereits ein Fonds eingerichtet und die Notierung innovativer Unternehmen an der Börse wird ebenfalls unterstützt.

„Bis 2025 sollen grüne und kohlenstoffarme Sektoren ein Volumen von 500 Mrd. Yuan übertreffen. 10 Branchenführer, 100 Unternehmen mit starken Kerntechnologien und 1.000 Firmen mit Fachwissen in bestimmten Nischen sollen dafür geschaffen werden,“ so Wu.

Ehrgeizige Ziele beim Wasserstoff

Gleichzeitig habe die Stadt die nachhaltige Entwicklung der Wasserstoffindustrie als wichtige Lösung zur Erreichung ihrer CO2- Neutralitätsziele im Fokus, betont Qiu Wenjin, stellvertretender Leiter der Shanghaier städtischen Entwicklungs- und Reformkommission. In der Stadt gibt es bereits ein Ökosystem für Brennstoffzellenfahrzeuge, bestehend aus 10 Wasserstofftankstellen und 30 Kilometer langen Wasserstofftransportleitungen. Im mittel- bis langfristigen Plan für die Shanghaier Wasserstoffindustrie wird der Bau von 70 Wasserstofftankstellen und drei bis fünf innovativen Forschungs- und Entwicklungsplattformen von Weltrang empfohlen. Dabei wird ein Ziel von 10.000 Brennstoffzellen-Fahrzeugen angestrebt, konkretisiert Qiu.

Aufbau des Metaverse

Was das Metaverse betrifft, plant die Stadt den Aufbau von 10 Metaverse-Unternehmen mit globaler Wettbewerbsfähigkeit und 100 Unternehmen, die sich auf Metaverse-Nischen spezialisieren. Der Metaverse-Sektor in Shanghai soll, so Wu, bis 2025 ein Volumen 350 Mrd. Yuan erreichen.

Auch bei der Entwicklung intelligenter Terminals will man ein solides Ökosystem schaffen. Der Fokus dafür liegt auf der Entwicklung von intelligenten Geräten und Technologien, also bei vernetzten Fahrzeugen, intelligenten Robotern, virtueller Realität, smarten Haushaltsgeräten und modernen Wearables.

Vermehrte Direktinvestitionen nach China

Compass needle point the counrty China with several other countries in grey around it, focus on the blue word. Concept for business investment or travel destination.

Das Volumen ausländischer Direktinvestitionen in China wächst. Auch der chinesische Außenhandel hat sich leicht erholt. Beides kann man den Zahlen des chinesischen Wirtschaftsministeriums (MOFCOM) für Mai 2022 entnehmen. Das ausländische investierte Kapital erreichte im Zeitraum von Januar bis Mai ein Volumen 87,8 Mrd. USD, was einem Anstieg von 22,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dabei war das Wachstum im Mai allerdings etwas abgeflacht, vermutlich wegen der stärkeren Corona Maßnahmen. Die Analyse der Wachstumszahlen offenbart für Investoren weitere wichtige Gesichtspunkte.

>> Grafik zur Veranschaulichung des Wachstums ausländischer Direktinvestitionen in China

Wenn man die von MOFCOM veröffentlichten Wachstumsraten der ausländischen Direktinvestitionen nach Herkunftsländern betrachtet, zeigt sich, dass ausländische Direktinvestitionen aus Südkorea im Vergleich zu denen aus Deutschland und den USA einen überproportionalen Anteil einnehmen:

  • 21,4 Prozent Wachstum bei den ausländischen Direktinvestitionen aus Deutschland
  • 27,1 Prozent Wachstum der ausländischen Direktinvestitionen aus den USA
  • 52,8 Prozent Wachstum der ausländischen Direktinvestitionen aus Südkorea

China bleibt dabei eines der Top-Investitionsziele für ausländische Unternehmen. Fast 60 Prozent deutscher Unternehmen in China hatten von einer verbesserten Geschäftstätigkeit in 2021 berichtet, so ein Bericht der Deutschen Handelskammer in China und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Demzufolge planten auch 71 Prozent weitere Investitionen in dem Land. Gleichzeitig gibt es wegen der strikten Lockdown-Politik und Rechtsunsicherheiten für ausländische Unternehmen auch kritische Stimmen.

Hightech-Sektor im Fokus

Bei der Betrachtung der Investitionstätigkeit nach Bereichen zeigt sich: Viele Direktinvestitionen fließen in Hightech-Sektoren, wohingegen sich die Wachstumsrate bei ausländischen Direktinvestitionen in den Dienstleistungssektor im Mai verlangsamt hat. Mit 10,8 Prozent bzw. 6,3 Mrd. USD (42,3 Mrd. RMB) fällt sie geringer aus als im Jahr 2021, in dem 16,7 Prozent erreicht wurden.

Quelle: Chinesisches Wirtschaftsministerium

Weitere Öffnung für Auslandsinvestitionen

Dass gleichzeitig die Regierung an vermehrten ausländischen Direktinvestitionen interessiert ist, zeigt sich beispielsweise durch das vom chinesischen Staatsrat am 31. Mai 2022 veröffentlichte “Maßnahmenpaket zur Stabilisierung der Wirtschaft” (mit 33 Maßnahmen). Neben anderen Zielen will man damit große ausländischer Investitionsprojekte fördern und mehr ausländische Investitionen anziehen. So soll der Katalog der für Auslandsinvestitionen geförderten Branchen beschleunigt überarbeitet werden. Die Zahl der geförderten Industrien war bereits im Entwurf des Katalogs für 2022 um 16 Prozent erhöht worden. Auch Premierminister Li Keqiang hat Vorschläge unterbreitet, um mehr ausländische Investitionen anzuziehen, darunter:

  • Den Kommunikationsmechanismus mit ausländisch finanzierten Unternehmen zu verbessern, Probleme zeitnah verstehen und bei angemessenen Bedürfnissen unterstützen
  • Stärkeres regulatorisches Unterstützen beim Verlagern des produzierenden Gewerbes in weniger entwickelte Regionen (Zentral- und Westchina)
  • Erweitern des Katalogs geförderter Branchen für ausländische Investitionen in der verarbeitenden Industrie in den zentralen und westlichen Regionen

FAZIT

Ausländische Direktinvestitionen in China dürften auch 2022 deutlich wachsen. Besonders wird der Hightech Bereich anvisiert. Neue Investitionsmöglichkeiten dürften auch aus dem Katalog der für Auslandsinvestitionen geförderten Branchen für 2022 resultieren. Er soll im Laufe dieses Jahres fertiggestellt werden.

In welchem Maße Investitionen aus der EU und Deutschland im Verhältnis zu asiatischen Ländern wie Südkorea oder den USA kommen, wird sich zeigen. Dabei gilt es zu beobachten, ob sich kritische Stimmen wegen der harten Lockdown-Politik und regulatorischer Einschränkungen für nicht chinesische Unternehmen mehren oder sich die positive Entwicklung von ausländischen Direktinvestitionen sich weiter fortsetzt.

Quellen: mofcom.gov.cn, www.china-briefing.com/news

Stimmungsumschwung auf den chinesischen Aktienmärkten

Börse Hongkong

Bildnachweis: © Daniel Fung – stock.adobe.com..

Chinesische Aktien könnten zwar kurzfristig konsolidieren, die Erholung ist aber seit dem Tiefpunkt im März 2022 weiterhin auf Kurs. Kommentar von MARCUS WEYERER, Franklin Templeton

  • Das Gesamtrisiko bleibt erhöht, wenn man das Potenzial für eine unkontrollierte Regulierung und den kürzlich bekräftigten Null-Covid-Ansatz bedenkt
  • Der makroökonomische Nachrichtenfluss hat jedoch von negativ auf neutral gedreht, einschließlich mehr Unterstützung durch die People’s Bank of China (PBOC)
  • China übertrifft nun die meisten großen Märkte im Jahresvergleich – ein deutlicher Stimmungsumschwung gegenüber den letzten drei Monaten
  • Im Vergleich zu früheren Markterholungen nach starken Einbrüchen scheint es noch Spielraum nach oben zu geben, allerdings bei hoher Volatilität

Erheblicher Stimmungsumschwung in den letzten drei Monaten

Während viele Industrieländermärkte in den letzten Wochen neue Tiefststände erreichten und zunehmend mit Rezessionsängsten zu kämpfen haben, hat China in aller Stille einen Weg zur Erholung eingeschlagen – zumindest vorerst. Untersucht man frühere Rückgänge, stellt man fest, dass die jüngste Episode zwar schwerwiegend, aber auch nicht beispiellos war. In der Zwischenzeit hat der FTSE China 30/18 Capped Net Index angesichts einiger ermutigender Daten, darunter nachlassende Coronasorgen und Hoffnungen auf weitere fiskalische Anreize, um rund 18% zugelegt und übertrifft damit seit Jahresbeginn die globalen, US-amerikanischen, europäischen und breiten Schwellenländermärkte. Dies stellt einen erheblichen Stimmungsumschwung innerhalb der letzten drei Monate dar. Natürlich sind wir noch nicht über den Berg. Kurzfristig gesehen verlangsamt sich die Konjunktur in China immer noch, und die Anleger sehen sich weiterhin mit unsystematischen Risiken konfrontiert, die auf anderen Märkten nicht zu finden sind, vor allem mit unkontrollierter Regulierung und dem Zero-Covid-Ansatz.

Chinesische Aktien haben eine beachtliche Rally hingelegt

Der bisherige Tiefpunkt war am 15. März 2022 erreicht. Von diesem Tag bis heute, dem 28. Juni 2022, haben chinesische Aktien rund 26 % zugelegt. Das ist eine beachtliche Rally und wirft die Frage auf, wie viel Dampf unabhängig von den Fundamentaldaten noch übrig ist? Während der globalen Finanzkrise 2008 verloren chinesische Aktien 75,4 % vom Höchststand bis zum Tiefststand. Um dies wieder auszugleichen, mussten sie also um fast 307 % zulegen. Die Rückgänge in den Jahren 2016 und 2018 betrugen -41,6 % und -31,6 % und erforderten daher Gewinne von 71,2 % bzw. 46,2 %, um die alten Höchststände zu erreichen. Die Zeitrahmen waren sehr unterschiedlich, aber letztendlich wurden diese Höchststände erreicht, und dann übertroffen.

Unter der Annahme, dass die Zukunft die Vergangenheit in irgendeiner Form wiederholen wird, bedeutet dies, dass der Drawdown 2021-2022 einen Anstieg von 110 % gegenüber dem Tiefpunkt erfordert, um ein neues Allzeithoch zu erreichen. Wir befinden uns derzeit am Tag 76 der Erholung (d. h. nach dem Tiefpunkt). Zu diesem Zeitpunkt können wir feststellen, dass chinesische Aktien nur knapp ein Viertel des „erforderlichen“ Weges zurückgelegt haben (26 %/110 % = 24 %). Das ist weniger als nach dem Tief von 2018 (33,5 %), aber mehr als nach den Rückgängen von 2008 und 2016 (18 % bzw. 21 %). Dies deutet darauf hin, dass der Markt zumindest kurzfristig ein wenig Luft holen dürfte, bevor er seine Erholung fortsetzen kann. Etwas weiter in die Zukunft blickend zeigt sich dann aber, dass der Markt während früherer Erholungsphasen ein Jahr bzw. 262 Handelstage nach dem Tiefpunkt jeweils bereits zwischen 40 und 56 % des Weges zurückgelegt hatte.

Markt hat schlechte Nachrichten bereits eingepreist

Wenn das Tief vom 15. März tatsächlich der Tiefpunkt war, kann man sagen, dass die Erholung auf Kurs ist und mit früheren Episoden im Einklang verläuft.. Die gute Nachricht ist, dass die Entwicklungen der letzten drei Monate das Vertrauen gestärkt haben, dass der Markt gerade dabei ist, einen dauerhaften Boden zu bilden. Die Risiken sind nach wie vor hoch und reichen von geopolitischen bis hin zu wirtschaftlichen und gesundheitlichen Unsicherheiten, aber die Bewertungen in China sind weiterhin attraktiv und deuten darauf hin, dass ein gewisses Maß an schlechten Nachrichten bereits eingepreist ist.

Auch wenn der Markt derzeit vielleicht etwas zu schnell gestiegen ist, scheinen die Aussichten angesichts der Lehren aus der Vergangenheit vielversprechend. Wenn die fundamentalen Nachrichten weiterhin von negativ auf neutral und vielleicht sogar positiv umschlagen, könnten die Aussichten für chinesische Portfolios in starkem Kontrast zu den Portfolios der Industrieländer stehen, die zunehmend das Risiko einer US-Rezession einpreisen. China scheint sich an einem ganz anderen Punkt des Zyklus zu befinden.

Expats verlassen China – Risiken und Chancen für deutsche Investoren

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Als klar wird, dass die Covid bedingte Ausnahmesituation in China und die anhaltenden regionalen Lockdowns weit ins Jahr 2022 und vielleicht darüber hinaus hineinwirken werden, erhebt die AHK im Mai mittels eines Flash Surveys unter deutschen Firmen in China ernüchternde Daten. Neben Einblicken in die Auswirkungen der chinesischen Lockdownpolitik auf Lieferkettenprobleme und Produktionseinschränkungen liefert die Umfrage die Datengrundlage für einen unter Chinabeobachtern schon länger gehegten Verdacht: Expats und ausländische Fachkräfte verlassen das Land. 28% der ausländischen Fachkräfte in den befragten Unternehmen planen laut Survey, China aufgrund seiner Covid-19 Politik dieses Jahr den Rücken zuzukehren. VON TASHI GÖTZMANN

Chinas anhaltende harte Covid-19 Politik dürfte der Hauptgrund für die sich drehende Stimmung unter ausländischen Fachkräften und Expats sein. Während die meisten Länder rund um den Globus eine schnelle Öffnung und Rückkehr zu einem Punkt vor der Pandemie anstreben, verfolgt China weiterhin einen strikteren Sonderweg. Dabei stand China noch unter anderem gerade wegen seines Sonderwegs mit Rang 20 im internationalen Vergleich gut da, als letztes Jahr der Expat Insider 2021 veröffentlicht wurde. Dieser Vorteil hat sich in den letzten Monaten ins Gegenteil verkehrt. Die wachsenden Unannehmlichkeiten der strickten Zero-Covid Politik inklusive regionaler Lockdowns und anhaltendem Testen wiegen in China weniger als die Angst vor einem größeren Ausbruch und neuer Virusvarianten.

Für China ein unwillkommener Nebeneffekt

Neben dem Aufbau einer starken Basis nationaler Fachkräfte und Wissenschaftler gehört auch die Etablierung Chinas als ein globaler HUB für internationale Talente zu einem der definierten Ziele des 14ten Fünfjahresplanes (2021-2025). Mit der Verlängerung von Steuervorteilen für ausländische Fachkräfte bis 2023 und der Abschaffung des PU Letters, also staatlich beglaubigten Einladungsbriefen für die Ausstellung von Arbeitsvisa (im Juni 2022 für Z-Visa und seit Anfang Juli auch teilweise für M-Visa) dürfte China dem Trend der fliehenden Expats entgegenwirken wollen. Gerade die Abschaffung der PU Letters, die den Prozess der Beantragung bisher deutlich verlängern konnten, steht für die entschiedene Reduzierung von bürokratischem „Red Tape“ für die Akquisition internationaler Fachkräfte. Schließlich verfolgt die Regierung als zentrales Ziel auch, mehr ausländische Investment (FDIs) nach China zu bringen. Die regelmäßigen Verkürzungen der Negative Lists und die Öffnung neuer Sektoren für ausländische Investoren zeigen, dass China weiterhin an einer tieferen internationalen Vernetzung interessiert ist.

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Die Anzahl von Investmentprojekten von Europa nach China erfuhr durch die Pandemie einen klaren Rückgang. Die Zahlen der gesunkenen Investitionen 2022 offenbaren den deutlich anhaltenden Einfluss der Zero-Covid Einschränkungen in China. Nichtsdestotrotz verkündete MOFCOM im Mai, dass FDIs nach China relativ zu den Vormonaten wieder zugenommen hätten und gibt sich zuversichtlich für die weitere Entwicklung.
An der positiven Langzeit Perspektive für China hat sich für ausländische Investoren und internationale Unternehmen, die in China beteiligen, trotz aktueller Notlage damit wenig geändert China wird weiterhin ein lukratives Ziel für Investments und Expansionen blieben. Die aktuellen Rückschläge und auch der Expat Exodus sind als Teil des Preises zu sehen, den die Regierung im Rahmen des kurzfristigen Kampfes gegen die Pandemie zu zahlen bereit ist.

Expat Exodus birgt Risiken

Dennoch müssen sich deutsche Unternehmen mit den negativen Folgen der schwindenden Zahl ausländischer Fachkräfte in China auseinandersetzen. Zunächst erodiert dadurch die deutsche Chinakompetenz insbesondere auch auf der menschlichen Ebene. Diese Entwicklung zeigt sich seit Jahren auch in der schwindenden Rolle der Sinologie an deutschen Universitäten, aber auch an fehlendem Wissen über China unter deutschen Fachkräften generell. Das versiegende Verständnis für einen der wichtigsten Wirtschaftspartner der Bundesrepublik benachteiligt aber deutsche Unternehmen hierzulande und in China selbst. Ein zweiter Effekt des Exodus ist die Verschärfung des Fach- und Führungskräftemangels an den chinesischen Standorten deutscher Unternehmen. Dort die geeigneten Leute zu finden, kostet immer mehr Zeit und Ressourcen. Und die deutschen Firmen verlieren zusehends den direkten Kontakt und die Kontrolle über ihr Chinageschäft. Im Mai berichtet Thomas Nürnberger, Vertriebschef des deutschen Hidden Champions EBM Papst, von den Einreisestrapazen und Schwierigkeiten vor Ort, die man auf sich nehmen muss, um endlich das Chinageschäft des Unternehmens selbst zu besuchen . Sein Besuch des Werkes in der zentralchinesischen Stadt Xi’an, vor ein paar Jahren noch reine Routine, wurde durch drei Wochen Quarantäne und eine Woche anschließende Isolation sowie strikte Tests und Kontrollen zu einem größeren Kraftakt.

Chancen

Die genannten Herausforderungen bergen auch Chancen für deutsche Unternehmen in China. Dazu folgende Überlegung: Weniger ausländische Fachkräfte haben eine Lokalisierung der Arbeitskräfte zur Folge. Diese Lokalisierung des Talents in internationalen Unternehmen kann dann zu einer Verschärfung der lokalen Chinastrategie führen und in eine bessere Anpassung an die Besonderheiten des chinesischen Marktes münden. Als Zweites kann die Lokalisierung von Talenten zu einer höheren Gewichtung der Ausbildung von chinesischem Nachwuchs direkt im Markt führen. Eine solche Entwicklung würde deutschen Unternehmen mehr Einfluss über die gezielte Ausbildung von neuen Talenten geben kann. Diese potenzielle Anpassung von chinesischen Auszubildenen an die Bedürfnisse deutscher Unternehmen birgt die langfristige Chance auf eine intensivere Integration der Unternehmen in China. Und als Drittes schaffen die aktuellen Schwierigkeiten in China Raum für die Konzentration auf eine übergreifende Asienstrategie. Der gezielte Ausbau von asiatischen Standorten wie zum Bsp. Singapur zu einem regionalen Headquarter kann zu einer umfassenderen Integration des Chinageschäfts in die Asienstrategie internationaler Unternehmen führen.

China langfristig im Auge haben

China setzt durch seinen aktuellen Sonderkurs Jahrzehnte der Internationalisierung aufs Spiel. Der Braindrain von internationalem Talent und die weiteren negativen Effekte von Beijings Politik belasten das Chinageschäft deutscher Unternehmen merklich und wiegen schwer in den Überlegungen zur Zukunft des chinesischen Marktes und seiner Bedeutung für deutsche Investoren. Sie sollten aber eine langfristigere Perspektive einnehmen und mit den Herausforderungen Schritt für Schritt umgehen. Die oben gelisteten Signale aus China zur fortbestehenden strategischen Bedeutung ausländischer Investoren deuten deutlich auf eine Besserung in der Zukunft hin. Bis dahin sollte man mittels verstärkter Lokalisierung des Chinageschäfts, der Förderung von Auszubildenen in China und der Konzentration auf eine allgemeinere Asienstrategie seine Strategie entsprechend anpassen. Diese kurzfristigen Investitionen von Zeit und Ressourcen werden sich langfristig bezahlt machen, sobald China sich von der Fixierung auf die Pandemie lösen kann und seine Stellung in der Weltwirtschaft weiter festigen wird.

Chinas Außenhandel erholt sich

Fortschritt bei Freihandelszonen: Neue Regularien vereinfachen Inbound-Investments in China.自由贸易区进一步发展: 新的申请系统使得外商对中国境内投资更加便捷。Bildquelle: Fotolia; © zhu difeng

Die Handelsdaten der Allgemeinen Zollverwaltung Chinas zeigen für Mai eine Erholung sowohl bei Ein- und Ausfuhren. Die teilweise Aufhebung der strengen COVID-19-Sperren in Teilen des Landes dürfte dafür ein Hauptgrund sein. In den Vormonaten waren die Handelsdaten aufgrund der COVID-19-Beschränkungen und deren Auswirkungen deutlich gesunken. Die harten Lockdowns in diesem Jahr in mehreren Städten – vor allem in Shanghai und Peking- dürften die Aussichten für das Gesamtjahr trüben, die damit verbundene reduzierte Nachfrage dürfte das Handelswachstum eher niedriger halten.

Zusammengenommen stiegen die Importe und Exporte Im Mai im Jahresvergleich um 11,1 Prozent auf 537,7 Mrd. USD. Dabei wuchsen die Exporte mit einem Volumen von 308,2 Mrd. USD im Jahresvergleich um 16,1 Prozent. Im April waren sie noch um 3,9 Prozent zurückgegangen. Die Importe summierten sich auf einen Wert von 229,5 Mrd. USD, was einem Anstieg von 4,1 Prozent entspricht. Im April war hier noch ein Nullwachstum zu registrieren.

Handel verzeichnet positives Wachstum

Dabei zeigte der Handel mit den wichtigsten Handelspartnern Chinas, also den ASEAN-Staaten und der EU, weiterhin ein positives Wachstum. Größter Handelspartner blieben die ASEAN-Staaten mit einem Anteil von 14,8 Prozent, was im Jahresvergleich einem Wachstum von 10,2 Prozent entspricht. Im Zeitraum von Januar bis April waren es noch nur 7,2 Prozent gewesen. Auf die EU, Chinas zweitgrößten Handelspartner, entfielen 13,7 Prozent des Handels. Ihr Anteil wuchs im Jahresvergleich um 8,8 Prozent, verglichen mit 6,8 Prozent im Zeitraum von Januar bis April. Also auch hier ist eine steigende Tendenz zu verzeichnen. Der Handel mit den USA, dem drittgrößten Handelspartner Chinas, wuchs im Zeitraum von Januar bis Mai aber stärker, nämlich um 12,2 Prozent – gegenüber 10,9 Prozent im Zeitraum von Januar bis April.

Die Auslöser für das verbesserte Wachstum dürften darin liegen, dass die Häfen und die Unternehmen in den Logistikketten die Abwicklung der in den Vormonaten erteilten Aufträge nun nachgeholt haben. Ob das Wachstum anhalten wird, wird auch von der Frage abhängen, wieviel Geld werden Verbraucher weltweit für chinesische Importe ausgeben. Denn bei den hohen Inflationen in vielen Industrieländern dürften viele ihre Konsumausgaben senken.

Maßnahmen zur Förderung des Außenhandels

Andererseits hat China selbst viele Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft im Jahr 2022 ergriffen und will insbesondere kleine Unternehmen und Unternehmen in stark betroffenen Branchen unterstützen. So fordert Premierminister Li Keqiang denn auch für die Förderung des Außenhandels Folgendes:

  • Unternehmen mit positiven Exportsteuerrückerstattungskrediten sollen die Steuerrückerstattungen innerhalb von drei Tagen gewährt bekommen.
  • Die Einfuhr von Qualitätsprodukten soll ausgeweitet werden.
  • beim Be- und Entladen von Häfen, beim Umschlag und bei der Zollabfertigung soll die Effizienz gesteigert werden.
  • Freihandelsabkommen wie das Regional Comprehensive Economic Partnership Abkommen (RCEP) sollen umfassender genutzt werden.

FAZIT

Eine Stabilisierung der Logistikketten und die Wiederherstellung der vollen logistischen Kapazitäten der Häfen könnten sich in den kommenden Monaten positiv auf Chinas Außenhandelszahlen auswirken. Die Erleichterung und Beschleunigung von Zollverfahren und die Einrichtung grüner Korridore für bestimmte Waren und die Unterstützung von Handelsunternehmen könnten ebenfalls zu positiven Zahlen beitragen.
Andererseits ist der Nachfragerückgang sowohl auf den Auslands- als auch auf den Inlandsmärkten für China möglicherweise nur schwierig abzumildern, da er von der schwierigen globalen makroökonomischen Lage, aber auch von der COVID-19-Situation in China selbst mit bestimmt ist.

Chinas wirtschaftlicher Aufschwung dürfte sich fortsetzen

Alexander Limbach - Adobe Stock

Bildnachweis: Alexander Limbach – Adobe Stock.

China erholt sich im Juni nach drei Monaten schrumpfender Wirtschaftsleistung. Gründe hierfür sind die Lockerungen bei Coronamaßnahmen in Shanghai und Mobilitätsbeschränkungen in Peking und anderen Großstädten. Der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg auf 50,2 und der PMI für das nicht-verarbeitende Gewerbe erzielte einen Wert von 54,7. Beide Indikatoren liegen erstmals seit Februar über der Marke von 50. Der Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe verzeichnete ebenfalls die größte Expansion seit 13 Monaten und erreichte 51,7, was über den Markterwartungen liegt. Ein Marktkommentar von MARK HAEFELE, DAISY TSENG, CHRISTOPHER SWANN, ANDREW THOMPSON

Die Märkte reagierten positiv nach der Veröffentlichung der offiziellen Daten am 30. Juni, wobei der CSI 300 Index den Tag um 1,4 % höher schloss, was den Gesamtgewinn im Juni auf 9,6 % brachte. Am 4. Juli hielt der CSI 300 diese Gewinne. Der MSCI China Index entwickelte sich im Juni ebenfalls stark und beendete den Monat mit einem Plus von 5,7 %, während globale Aktien im Laufe des Monats um 8,6 % fielen.

Aber ungeachtet der jüngsten starken Performance glauben wir, dass chinesische Aktien in der zweiten Jahreshälfte weiterhin auffallen werden. Wir behalten unser am meisten bevorzugtes Rating für China innerhalb der asiatischen Aktien bei, bevorzugen zyklische Sektoren/Value-Sektoren und die Wiedereröffnung von begünstigten Anteilen in naher Zukunft.

Inflation ist für China kein Problem

Die meisten großen Volkswirtschaften kämpfen mit der Inflation, wobei der US-Verbraucherpreisindex (VPI) im Mai mit 8,6 % ein 40-Jahres-Hoch erreichte und die Inflation in der Eurozone im Juni einen Rekord von 8,6 % aufstellte. Aber Chinas VPI lag im Mai bei nur 2,1 %, während der Kern-VPI nur 0,9 % betrug. Während der Erzeugerpreisindex mit 6,4 % im Mai viel höher war, hat er sich von einem Höchststand von über 10 % im 4Q21 gelöst. Aufgrund von Basiseffekten erwarten wir in den nächsten sechs Monaten eine weitere Abschwächung der Inflation.

China hat Luft zum Atmen, um die Geld- und Fiskalpolitik zu lockern

Da die Inflation kein Problem darstellt, kann Peking in seiner Geld- und Fiskalpolitik entgegenkommend bleiben, während der Rest der Welt anzieht. Um die Wirtschaftstätigkeit zu stützen und die Beschäftigung nach einem sehr schwierigen April aufgrund von Sperrungen im Zusammenhang mit COVID-19 anzukurbeln, hat die chinesische Regierung den Mindestreservesatz (RRR), die Zinsen für mittelfristige Kreditfazilitäten, die Leitzinsen und Steuern gesenkt und Honorare. Es hat auch die Ausgaben für die Infrastruktur erhöht, die Banken angewiesen, mehr Kredite an kleine und mittlere Unternehmen zu vergeben, und die Emission lokaler Staatsanleihen vorgezogen. Wir sehen in den nächsten sechs Monaten neben weiteren Kreditlockerungen weitere 1-2 Kürzungen des RRR.

Chinesische Aktien erholen sich, obwohl der Fortschritt holprig sein könnte

Vor dem Hintergrund der niedrigen Inflation, der Lockerung der Mobilitätsbeschränkungen und der sich verbessernden Einschränkungen in der Lieferkette scheint sich die Stimmung in China zu verbessern, da das regulatorische Durchgreifen scheinbar beendet ist und der Immobilienmarkt möglicherweise seinen Tiefpunkt erreicht hat. Da die Bewertungen im Vergleich zum US-Markt immer noch im Abschlag sind, glauben wir, dass chinesische Aktien in den kommenden Monaten aufholen können. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Erholung des Marktes ein Kinderspiel sein wird. Wir rechnen weiterhin mit Volatilität im Zusammenhang mit kleinen, fortlaufenden Lockdowns und potenziellen negativen Schlagzeilen im Zusammenhang mit ADR-Delistings.

Neben zyklischen und Substanzsektoren bevorzugen wir derzeit Aktien und Branchen, die zu attraktiven Bewertungen gehandelt werden und vor dem Hintergrund des moderaten BIP-Wachstums und der Null-COVID-Politik Chinas ein nachhaltiges, vorhersehbares Gewinnwachstum liefern können. Wir bevorzugen auch Sektoren, die von der Wiedereröffnung profitieren werden. Dazu gehören führende Namen in den Bereichen digitale Wirtschaft, Verbraucherdienstleistungen, Nicht-Basiskonsumgüter und Maschinen sowie Hersteller von Autokomponenten, Akteure in der Lieferkette von Elektrofahrzeugen und Betreiber erneuerbarer Energien.

Zollerleichterungen heben die Stimmung

Asiatische Aktien legten am Dienstag zu (MSCI AxJ +0,5 %), wobei sich die Stimmung nach einem WSJ-Bericht verbesserte, wonach Präsident Biden „erwartungsgemäß einige Zölle auf chinesische Importe bald zurücknehmen wird“. In dem Artikel heißt es, dass einige bestehende Zölle ausgesetzt und ein formeller Rahmen eingeführt werden könnten, der es Importeuren ermöglicht, Zollbefreiungen zu beantragen. Medienberichte deuten darauf hin, dass die Biden-Regierung in Bezug auf die Zollpolitik in Konflikt geraten war, wobei US-Finanzministerin Yellen sie mit der Inflation in Verbindung brachte, und andere wie die Handelsbeauftragte der Vereinigten Staaten (USTR) Katherine Tai sagten, Zollerleichterungen sollten als Hebel für andere Politiken genutzt werden. Außenministerin Yellen und Chinas Vizepremier Liu He sprachen heute in einem Videoanruf miteinander.

Unsere Ansicht: Eine Aufhebung bestehender US-Zölle könnte dem chinesischen Exportwachstum erhebliche Aufwärtspotenziale bieten, obwohl die Auswirkungen davon abhängen werden, in welchem ​​Umfang die Steuern gelockert werden und welche spezifischen Waren in den Anwendungsbereich fallen. Seit die Trump-ra-Maßnahmen zum ersten Mal verhängt wurden, ist Chinas relativer Marktanteil bei den Exporten in die USA in den Kategorien „Liste 3“ und „Liste 4a“ stärker gesunken, die beide stärker von Konsumgütern wie Elektronik, Haushaltsgeräten, Möbeln und Kleidung betroffen sind und Schuhe. Angesichts des Fokus der Biden-Regierung auf die Bekämpfung der US-Verbraucherinflation scheint es wahrscheinlich, dass Zollerleichterungen eintreten werden
auf Konsumgüter. Zollerleichterungen wären ein weiterer Rückenwind für chinesische Aktien, die wir in unserer Asien-Strategie am meisten bevorzugen.

Der PPI der Eurozone gibt im Mai leicht nach

Die Erzeugerpreise der Industrie in der Eurozone stiegen im Mai aufgrund etwas niedrigerer Energiekosten etwas weniger als erwartet. Der Erzeugerpreisindex (PPI) für die 27 Volkswirtschaften der Eurozone stieg im Mai im Monatsvergleich um 0,7 %, nachdem er im Vormonat um 1,2 % im Monatsvergleich gestiegen war, wie aus den am Montag veröffentlichten Eurostat-Daten hervorgeht. Vom Wall Street Journal befragte Ökonomen hatten einen Anstieg um 1,2 % prognostiziert. Während der jüngste PPI der Eurozone auf eine leichte Abschwächung des vorgelagerten Inflationsdrucks hindeuten könnte, hat die jüngste Gesamtinflation der Eurozone, die im Juni einen Rekordwert von 8,6 % erreichte, wenig dazu beigetragen, die Anleger zu beruhigen, dass die Gefahr festgefahrener Preiserhöhungen vorüber ist.

Unsere Ansicht: Wir glauben, dass ein anhaltender Rückgang sowohl der Gesamt- als auch der Kerninflation noch in weiter Ferne liegt und dass die EZB weiterhin vor einer erheblichen Herausforderung steht, die Inflation wieder unter Kontrolle zu bringen. Nach der jüngsten restriktiven Rhetorik erwarten wir eine erste Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Juli, eine Erhöhung um 50 Basispunkte im September und Anstiege um 25 Basispunkte sowohl im Oktober als auch im Dezember. Da die Inflation wahrscheinlich noch einige Zeit hoch bleiben wird und sich das BIP-Wachstum weiter verlangsamen wird, sind wir der Meinung, dass Anleger gut beraten sind, ihre Portfolios zu stützen, indem sie sich auf die defensiven Teile des Aktienmarkts wie das Gesundheitswesen konzentrieren. Value-Sektoren haben in der Vergangenheit auch in Inflationszeiten von über 3 % eine Outperformance erzielt.

Spekulationen um Konjunkturprogramm in China lassen Aktienkurse steigen

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Nachdem die chinesische Regierung ein riesiges Programm zur Ankurbelung der Wirtschaft anzuvisieren scheint, sind die Aktienkurse chinesischer Technologieunternehmen wie Baidu Alibaba oder Bilibili zum Teil deutlich gestiegen. Interessanterweise wirkt die Aussicht auf ein neues Konjunkturprogramm in China auch ins Ausland hinein. Auch Schweizer Luxusgüterwerte wie Richemont oder Lonza könnten dadurch Aufwind bekommen, berichtet moneycab.com dazu von gleichlautenden Stimmen am Markt.

Das Programm soll mit einem Volumen von 220 Mrd. USD der Stützung von Chinas Wirtschaft stützen, deren Wachstum durch die Corona Pandemie und damit verbundene strikte Lockdown Maßnahmen ins Stocken geraten ist. Im Rahmen des Programms sollen lokale Regierungen in China über den Verkauf von Anleihen im Wert von bis zu 1,5 Bio. Yuan bzw. rund 220 Mrd. USD die Möglichkeiten bekommen, um Infrastrukturmaßnahmen vorzunehmen und Unternehmen zu unterstützen.

Nachbericht Investment Dialog: Der chinesische Gesundheitsmarkt und seine Investitionsbedingungen

Axel Lohse, Deputy Director Exportinitiative Gesundheitswirtschaft bei der GTAI, startete den 5. deutsch chinesischen Investment Dialog mit einer Präsentation zum Thema: „Chinas Gesundheitswirtschaft: Chancen entdecken. Risiken kennen.“ Gleich zu Beginn führte er wichtige Zahlen zu Chinas Gesundheitsmarkt an. Etwa dass in China ca. 11 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre oder älter sind, genau gesagt gibt es etwa 156 Mio. ältere Menschen. Eine chronische Erkrankung wurde bei noch viel mehr Menschen diagnostiziert, nämlich bei insgesamt mehr als 300 Mio. Menschen. Nicht übertragbare Krankheiten (Noncommunicable Diseases – NCD) werden bei etwa 20 % der Bevölkerung registriert, wobei die Zahl jährlich um 20 Mio. Erkrankungsfälle zunimmt. Häufigste Todesursache ist Krebs – noch vor Herz- und Gefäßkrankheiten. Entsprechend hoch waren denn auch die Gesamtausgaben für die Gesundheitsversorgung in China im Jahr 2021: Pro Kopf gerechnet ergeben sich 746 EUR, was Gesamtausgaben von 1,080 Billionen EUR bedeutet. Fast alle Chinesen besitzen dabei einen Versicherungsschutz.  Krankenversichert durch die verschiedenen Angebote sind 95 Prozent der Bevölkerung. VON GEORG VON STEIN

Die komplette Veranstaltung mit Podiumsdiskussion als Video

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Mehr Informationen

Wie sehr die Nationale Gesundheitspolitik für die Regierung prioritär im Vordergrund steht, zeigt sich auch im bereits 2016 vom Staatsrat veröffentlichten Strategieplan „Healthy China 2030“. Wichtiges dort aufgeführtes Ziel ist das verbesserte Management öffentlicher Krankenhäuser. Die Regierung fördert sie auf verschiedenen Ebenen: Mit einem Programm zur Verbesserung der Verwaltung öffentlicher Krankenhäuser genauso wie auch mit einem groß angelegten Bauprogramm, um mehr Krankenhäuser auf Kreis- und Gemeindeebene zu in Betrieb zu haben.

>> Zur aktuellen Studie der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

Für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens, so Axel Lohse, findet man aber auch im 14. Fünfjahresplan viele relevante Zielvorgaben. Dazu zählen:

  • mehr Innovation und eine höhere Zahl von „first-in-class“ Medikamenten und Medizinprodukten
  • mehr Biosimilars und Generika zu günstigeren Preisen
  • technologische Durchbrüche bei therapeutischen Antikörpern und zellbasierten Therapien
  • mehr und bessere Rehabilitationsmittel
  • mehr Impfstoffe gegen schwere Infektionskrankheiten
  • bessere und spezifische Arzneimittel zur Behandlung von bösartigen Tumoren sowie von Herz-Kreislauf- und zerebrovaskulären Erkrankungen
  • biobasierte und biomedizinische Materialien sollen bevorzugt zum Einsatz gebracht werden.

Als Forschungsschwerpunkte stehen im Vordergrund:

  • Hirnforschung und neurologische Forschung
  • Genetik und Biotechnologie
  • Klinische Medizin
  • Forschung zur biologischen Sicherheit

Zur Realisierung all dieser Ziele für das Gesundheitssystem plane Chinas Regierung F&E-Anreize durch Steuervergünstigungen zu schaffen. Zusätzlich will man die internationale Zusammenarbeit stärken, Demonstrationsanlagen und öffentliche Datenbanken unterstützen und finanzieren, aber auch die Bildung biopharmazeutischer Lieferketten sowie Verfahren zur hochwertigen, intelligenten und umweltfreundlichen Pharmaproduktion fördern.

Gerade im Pharmasektor hat sich in China seit 2015 viel verändert. So hat man die pharmazeutischen Vorschriften überarbeitet und mehr mit internationalen Standards harmonisiert (vgl. ICH-Beitritt 2017). Gleichzeitig hat man die Prüfung neuer Arzneimittel beschleunigt, indem man 2016 Prioritätsprüfungen initiiert hat (deren Anteil ist mittlerweile auf über 77% gestiegen). Seit 2019 sind auch bedingte Zulassungen möglich, entsprechend sind mittlerweile bereits über 30 bedingte Zulassungen erfolgt. 2020 schließlich wurde ein Kanal für bahnbrechende Therapien eingerichtet (bis Ende 2021 sind hier bereits über 70 Verfahren in Gang gesetzt)

Abb 1: Die zentralen Akteure des chinesischen Gesundheitssystems
Abb. 2: Zulassungsverfahren für Arzneimittel

Verbesserter Zugang zu Kapital

23 chinesische Biotech-Börsengänge entfielen in 2020 auf folgende Börsen: Zwei auf die Nasdaq, 12 auf Hongkonger HKEX und neun auf die Shanghaier STAR. Dabei haben sich, so Axel Lohse, die HKEX und das technologieorientierte STAR-Board in Shanghai in den letzten Jahren zu einem dynamischen Finanzierungskanal für Chinas Biotechs entwickelt. Andererseits tätigen chinesische Unternehmen und Investoren ausländische Direktinvestitionen (FDI) und Outbound M&A oft mit dem Ziel, innovative Produkte, Dienstleistungen und Fachwissen in den heimischen Markt zu bringen. Dabei gewinne Venture-IP-Contracting an Bedeutung, so Lohse.

Abb. 3: Chinas Hotspots für Innovationen

Von der nicht chinesischen Seite schenken multinationale Pharmaunternehmen chinesischen Biotech- Unternehmen insbesondere dann Aufmerksamkeit, wenn es darum geht, lokale F&E-Zentren anzuzapfen und Medikamente auszulizenzieren. Diese Tendenz habe zugenommen, folgerte Axel Lohse.

Abb. 4 Investitionsaktivitäten chinesischer Gesundheitsunternehmen

FAZIT

Zum Schluss zog Axel Lohse sein Resümee. Insgesamt sieht er die Entwicklung des chinesischen Gesundheitswesens für Investoren positiv. Der massive Ausbau des Gesundheitswesens in China biete viele Chancen. Die von der Regierung vorgenommenen Reformen ermöglichten den Akteuren bessere Startbedingungen. Strategisches Handeln werde unabdingbar nötig sein, denn Komplexität und Kosten werden steigen. Andererseits führe Chinas Streben nach Autonomie und Anteilen am Weltmarkt aber auch zu massivem Druck und einem Verdrängungswettbewerb. Auf dem Plan haben sollten Investoren deshalb Chinas Schutzmaßnahmen für die Schlüsselindustrie Gesundheitswirtschaft. Besondere Chancen dürften darin liegen, dass chinesisches Kapital die interessanten Innovationen des Auslands finden möchte, getreu der Devise „Kapital sucht Zukunft“.