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Die Private Equity-Strategie von China 2.0

Patrick Zhong (r.), Fosun Group, und Markus Rieger (l.), GoingPublic Media AG, am 22.10.2014 auf dem Financial Forum in London

“Wir nehmen keine internationalen Marken vom Markt, sondern machen sie über ihre Präsenz in China noch wertvoller“, so Patrick Zhong, Senior Managing Director der Fosun Group, beim International Financial Forum in London. Eindrucksvoll zeigte er den rund 300 Teilnehmern auf, wie die Investmentstrategie der Fosun Private Equity-Aktivitäten in diesen Tagen ihre Umsetzung findet. Grundlage, so Zhong, seien die gänzlich veränderten Konsumgewohnheiten in einem „China 2.0“, auf das wir in großen Schritten zusteuern. Treiber werden seiner Ansicht nach steigende Einkommen, exponentiell wachsende Internet-Nutzerzahlen, stetig verbesserte Englischkenntnisse und die große Reiselust der Chinesen sein. Der Mischkonzern Fosun als bekanntester chinesischer Auslandsinvestor verfügt inzwischen über ein Portfolio mit mehr als 30 Marken aus 10 verschiedenen Sektoren, darunter Healthcare, Luxusgüter, Bekleidung, Reisen und Banking. Bekannte Fälle jüngster Zeit waren die Einstiege bzw. Übernahmen von Club Med, Tom Tailor und BHF Bank.

Zur Person: Neben seiner Rolle als Managing Director bei Fosun, hier verantwortlich für die globale Investmentstrategie, ist Patrick Zhong Präsident des China Momentum Fund und im Beirat des Fosun-Carlyle Equity Investment Fund. Daneben ist er Vorsitzender von Forbes China und der Fosun Media Group.

Zur Veranstaltung: Ausgerichtet vom Leadership-Service-Anbieter „The M&A Advisor“ fand das International Financial Forum, benannt nach seinem jährlichen Pendant in New York, am 22. Oktober 2014 erstmals in London statt (mehr Information: www.maadvisor.com).

 

Der Retter kommt aus China

Firmensitz der S.A.G Solartstrom AG in Freiburg / S.A.G.太阳能电力股份公司在德国弗赖堡的办公生产场所

Der Sturm in der deutschen Solarbranche brachte auch einen der Pioniere zum Kentern: Ende 2013 musste die S.A.G. Solarstrom AG Insolvenz anmelden. Mit der Übernahme durch die chinesische Shunfeng-Gruppe soll zumindest das operative Geschäft des Freiburger Unternehmens mit 170 Mitarbeitern erhalten bleiben. Weniger heiter sind die Aussichten für die Aktionäre und Anleihengläubiger: Sie werden auf einen Großteil ihrer Ansprüche verzichten müssen.

Die S.A.G. kann auf eine stolze Geschichte zurückblicken. Das 1998 gegründete Unternehmen machte erstmals in Deutschland Solaraktien populär, um mit dem an der Börse gesammelten Geld Module der Freiburger Solarfabrik zu verbauen. Beide Firmen gingen später getrennte Wege. Heute plant, vermarktet und betreibt S.A.G. Photovoltaik-Anlagen in allen Größen für Kunden im In- und Ausland. Mit eigenen Solarstromanlagen tritt man zudem als Stromproduzent auf. Daneben bietet das Unternehmen Dienstleistungen „rund um den gesamten Lebenszyklus von Photovoltaik-Anlagen“ an.

Doch die Krise bei den deutschen Solarherstellern verschonte auch S.A.G. nicht. Im Dezember 2013 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Ausstehende Zahlungen von Kunden sowie Projektverzögerungen hatten eine Lücke in die Liquidität gerissen, die die Banken nicht stopfen wollten (siehe Interview). Zusammen mit dem Insolvenzverwalter machte sich das Management auf die Suche nach Investoren, um zumindest das Kerngeschäft zu retten. „Suntech gehörte zu unseren Lieferanten, deshalb hatten wir auch zur Shunfeng-Gruppe Kontakt, als Suntech von Shunfeng übernommen wurde“, erläutert Karl Kuhlmann, CEO der S.A.G. Solarstrom AG. „Während des Investorenprozesses bekundete die Shunfeng-Gruppe ihr Interesse und stieg in den Bieterprozess ein.“ Das Interesse kommt nicht von ungefähr: Shunfeng Photovoltaic International plant nach eigenen Angaben, noch in diesem Jahr einer der weltweit größten Hersteller von Solaranlagen zu werden. Nach der Übernahme des chinesischen Photovoltaikriesen Suntech im April 2014 folgte dann im Mai der Aufkauf der Marke und eines Teils des Geschäftes von Sunways AG, einem weiteren Pionier der Solarbranche hierzulande, der in die Insolvenz gerutscht war.

Britische Weir Group übernimmt Trio aus Shanghai

Der Maschinenbaukonzern Weir Group aus London erwirbt von den Private Equity-Gesellschaften Navis Capital Partner und MES Industrial Holdings 100% der Anteile des Minenausrüsters Trio Engineered Products. Der Wert der Anteile beträgt 220 Mio. USD (172 Mio. EUR). Die Transaktion soll bis Ende Oktober abgeschlossen werden.

Bei dem Exit stand Business Development Asia (BDA) als Berater Navis und MES zur Seite. Mit einem Gesamtvolumen von 238 Mio. USD (186 Mio. EUR) ist die Transaktion der größte Exit von Private Equity Gesellschaften mit einer Mehrheitsbeteiligung in China bisher in diesem Jahr.

Die 1998 gegründete Trio produziert hauptsächlich für den chinesischen und amerikanischen Markt Maschinen und Ausrüstung im Bergbausektor. Das Unternehmen hat rund 700 Mitarbeiter, der Umsatz belief sich 2013 auf 108 Mio. USD (84 Mio. EUR). Die britische Weir Group ist mit Ihren mehr als 15.000 Beschäftigten, 200 Standorten weltweit und einem Jahresumsatz von 2,4 Mrd. GBP (rund 3 Mrd. EUR) im Jahr 2013 eines der international führenden Maschinen und Anlagenbauunternehmen. Der bereits 1871 gegründete Konzern stellt Ausrüstung für die Bereiche Bergbau, Öl- und Gasförderung sowie Kraftwerkstechnik her. Der Konzern ist an der Londoner Stock Exchange notiert und Mitglied des Leitindex FTSE 100. Die Marktkapitalisierung liegt bei rund 5,8 Mrd. EUR. Laut Mike Burke, dem CEO von Trio, erhofft sich der Minenausrüster strategische Synergieeffekte vor allem durch den Zugang zum Service-Netzwerk von Weir. Der britische Maschinenbaukonzern indes sieht in den Produkten von Trio, insbesondere bei den Zerkleinerungsmaschinen, eine wertvolle Ergänzung zum eigenen Produktportfolio im Bergbausektor.

„Die größte Herausforderung ist und bleibt die schiere Fülle an Regularien“

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 03/2014:

Mit eigenen Niederlassungen in China begleiten Banken aus Deutschland Unternehmensakquisitionen sowohl Inbound als auch Outbound. Im Interview erläutern Edith Weymayr und Martin Rock von der Commerzbank, wo für deutsche Unternehmen in China nach wie vor Hindernisse liegen und wie sich chinesische Investoren in Deutschland mittlerweile schlagen.

Unternehmeredition: Insbesondere der deutsche Mittelstand investiert verstärkt in China und baut seine Produktion dort aus. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung Chinas als „Werkbank der Welt“?

Weymayr: Die zukünftig erwarteten Wachstumsraten des chinesischen Marktes mit 6,5% jährlicher Steigerung des Bruttoinlandsprodukts sind weiterhin enorm, trotz der festzustellenden leichten Abschwächung der Dynamik im Vergleich zu vergangenen Jahren. Besonders für deutsche mittelständische Unternehmen, die derzeit unter der konjunkturellen Abkühlung Europas, aber auch durch auferlegte Sanktionen seitens Russlands oder den USA leiden, bietet der chinesische Markt ein hohes Wachstumspotenzial.

Allerdings erleben wir aus meiner Sicht eine bedeutsame Veränderung der Erfolgsfaktoren des Standorts: Während die Attraktivität der Volksrepublik noch bis vor wenigen Jahren in geringen Lohnstückkosten begründet war, sehen wir seit 2011, dass sich die Lohnspreizung zwischen westlichen Märkten und China zu schließen begonnen hat. Andere Märkte wie z.B. Vietnam, Kambodscha oder Myanmar verfügen mittlerweile über weitaus geringere Lohnkosten als Mainland China.

Darüber hinaus steigen das Pro-Kopf-Vermögen der chinesischen Bevölkerung und der Binnenkonsum weiter an; bereits 2013 hat China Japan als zweitgrößte Konsummacht der Welt hinter den USA abgelöst und zeigt weiterhin Wachstumsraten in diesem Bereich, die keine Abschwächung in den kommenden Jahren erwarten lassen.

„Die größte Herausforderung ist und bleibt die schiere Fülle an Regularien“

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 03/2014:

Mit eigenen Niederlassungen in China begleiten Banken aus Deutschland Unternehmensakquisitionen sowohl Inbound als auch Outbound. Im Interview erläutern Edith Weymayr und Martin Rock von der Commerzbank, wo für deutsche Unternehmen in China nach wie vor Hindernisse liegen und wie sich chinesische Investoren in Deutschland mittlerweile schlagen.

Unternehmeredition: Insbesondere der deutsche Mittelstand investiert verstärkt in China und baut seine Produktion dort aus. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung Chinas als „Werkbank der Welt“?

Weymayr: Die zukünftig erwarteten Wachstumsraten des chinesischen Marktes mit 6,5% jährlicher Steigerung des Bruttoinlandsprodukts sind weiterhin enorm, trotz der festzustellenden leichten Abschwächung der Dynamik im Vergleich zu vergangenen Jahren. Besonders für deutsche mittelständische Unternehmen, die derzeit unter der konjunkturellen Abkühlung Europas, aber auch durch auferlegte Sanktionen seitens Russlands oder den USA leiden, bietet der chinesische Markt ein hohes Wachstumspotenzial.

Allerdings erleben wir aus meiner Sicht eine bedeutsame Veränderung der Erfolgsfaktoren des Standorts: Während die Attraktivität der Volksrepublik noch bis vor wenigen Jahren in geringen Lohnstückkosten begründet war, sehen wir seit 2011, dass sich die Lohnspreizung zwischen westlichen Märkten und China zu schließen begonnen hat. Andere Märkte wie z.B. Vietnam, Kambodscha oder Myanmar verfügen mittlerweile über weitaus geringere Lohnkosten als Mainland China.

Darüber hinaus steigen das Pro-Kopf-Vermögen der chinesischen Bevölkerung und der Binnenkonsum weiter an; bereits 2013 hat China Japan als zweitgrößte Konsummacht der Welt hinter den USA abgelöst und zeigt weiterhin Wachstumsraten in diesem Bereich, die keine Abschwächung in den kommenden Jahren erwarten lassen.

Chinas Premier zu Gast beim „Hamburg Summit“

Am 10. und 11. Oktober fand zum sechsten Mal die Hamburg Summit statt. Eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und chinesische Investitionen in Europa standen im Mittelpunkt des China-Gipfels: „China meets Europe“. Die Abschlussrede auf der international besetzten Konferenz hielt der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang, der mit seiner rund 150 Mitglieder zählenden Delegation erstmals in der Hansestadt zu Gast war.
Mehr als 600 Teilnehmer nahmen am bisher größten Summit teil.  Im Panel „More Chinese Investment in Europe – Challenge and Opportunity“ wurde zudem das Thema M&A sowie FDIs aus China heiß diskutiert.

ShangGong stockt Beteiligung an Dürkopp Adler auf

ShangGong hat den Anteil von ZOJE Europe am industriellen Nähmaschinenhersteller Dürkopp Adler wieder aufgekauft. Die Tochtergesellschaft der chinesischen ZOJE Sewing Machine hatte fünf Jahre nach der Übernahme des deutschen Traditionsunternehmens durch ShangGong 29% der Aktien erworben.

Über die Tochtergesellschaft ShangGong (Europe) Holding Corp. GmbH ist die Shang Gong Group Co., Ltd.  bereits seit 2005 Mehrheitsgesellschafterin der Dürkopp Adler AG. Damals erwarb ShangGong einen Anteil von 94,9%. 2010 kaufte dann ZOJE Europe GmbH eine Minderheitsanteil von 29% an Dürkopp Adler auf.

Die Shang Gong Group zählt zu den führenden Produzenten von Industrienähmaschinen. 2013 weitete die Gruppe ihre deutschen Geschäftsaktivitäten in diesem Bereich durch den Erwerb der Pfaff Industriesysteme und Maschinen GmbH sowie der KSL Keilmann Sondermaschinenbau GmbH deutlich aus. Bei der neuerlichen Aufstockung des Anteils an Dürkopp Adler wurde ShangGong (Europe) von der Kanzlei Schulz Noack Bärwinkel beraten.

Private Equity aus China nimmt Europa ins Visier

Erst investierten Chinas staatseigene Fonds und Konzerne in Europa, dann folgten Privatunternehmen. Hinzu kommen nun chinesische Private Equity-Gesellschaften. Laut corpfina liegt die Aktivität von chinesischen Finanzinvestoren im ersten Halbjahr 2014 mit 14 M&A-Deals bereits jetzt über der des gesamten Jahres 2013 (11 Transaktionen).

Auch qualitativ vollzieht sich ein Wandel: Bis vor kurzem agierten staatliche Fonds und Private Equity Gesellschaften aus China häufig an der Seite von strategischen Investoren. So unterstützte etwa die zur staatlichen CITIC Gruppe gehörende CITIC PE seinerzeit Sany bei der Übernahme des schwäbischen Betonpumpenherstellers Putzmeister. In letzter Zeit jedoch agieren die chinesischen Finanzinvestoren verstärkt auf eigene Rechnung. Beispielsweise erwarb Fosun über seine portugiesische Tochter Caixa Seguros e Saude im August dieses Jahre rund ein Viertel der Aktien der deutsche Mode-Handelskette Tom Tailor. Seit Jahresanfang hat Fosun bereits fünf Übernahmen in Europa gestemmt und dabei über 1 Mrd. EUR investiert. Neben Fosun sind zum Beispiel auch Hony Capital und Mandarin Capital auf dem europäischen Markt engagiert.

Experten zu den Hintergründen

Im Rahmen eines Roundtables der Corporate Finance Association (corpfina) in Frankfurt erläuterten eine Reihe von Experten für den chinesischen M&A Markt die Hintergründe. So ist Huanping ZHANG, Geschäftsführer von Eurasian Consulting, der Ansicht, dass chinesische Finanzinvestoren auf der Suche nach attraktiven und niedrig bewerteten Unternehmen Europa vermehrt in Visier nehmen, da Zukäufe in ihrem Heimatmarkt zu teuer sind. Seiner persönlichen Erfahrung aus Gesprächen mit chinesischen Privat Equity Gesellschaften nach steht dabei vor allem Deutschland als Zielmarkt im Fokus.

Nach Meinung von Wei WANG aus dem Hause KPMG indes sind die chinesischen Private Equity Investoren nicht einfach auf Schnäppchenjagd im krisengeschüttelten Europa unterwegs. Sondern ihr Interesse gilt ganz gezielt wachstums- und renditestarken Unternehmen. Dabei kommen den Finanzinvestoren aus dem Reich der Mitte gegenüber Industrieunternehmen auch regulatorische Vorteile zugute. Wenn sie bereits Assets im Ausland hätten, bräuchten sie keine Genehmigungen der Reformkommission NDRC und der Währungsbehörde SAFE mehr, so Wang. Als mögliche Exit-Strategie der Private Equity Investments sieht der KPMG-Experte vor allem den Aktienmarkt in China, da dort die Bewertungsniveaus höher seien.

Gemeinsam Märkte erobern

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 02/2014

Der Kauf des Autozulieferers KOKI durch den Pekinger Staatskonzern AVICEM zeigt, dass die Chinesen bei Übernahmen in Deutschland immer professioneller vorgehen. Was haben sie jetzt mit dem Mittelständler vor? 

Unterschiedlicher könnten die Partner dieser M&A-Transaktion nicht sein. Der Käufer: AVICEM, ein staatliches Industriekonglomerat mit Sitz in der chinesischen Hauptstadt Peking, 70.000 Mitarbeitern und 5 Mrd. EUR Umsatz. Das Zielunternehmen: KOKI, ein hoch spezialisierter mittelständischer Autozulieferer aus dem beschaulichen Niederwürschnitz in Sachsen mit 750 Mitarbeitern und 115 Mio. EUR Umsatz. Der chinesische Staatskonzern erwirbt die KOKI-Anteile von zwei Finanzinvestoren, über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Hinter AVICEM steht indes ein noch größerer Gigant, der staatlich kontrollierte Rüstungs- und Luftfahrtkonzern AVIC mit geschätzt mehr als einer halben Million Mitarbeitern und 25 Mrd. USD Umsatz.

Auch wenn Käufe deutscher Unternehmen durch chinesische Investoren längst keine Seltenheit mehr sind, kann die KOKI-Übernahme als Vorbild für deutsch-chinesische M&A-Projekte gelten. Für Praktiker und Entscheider sind dabei vor allem folgende Fragen interessant: Warum wurde KOKI ausgerechnet nach China verkauft? Wie lief die Transaktion ab? Und was hat der Luftfahrt- und Autozulieferriese AVICEM jetzt mit dem deutschen Unternehmen vor?

Klare Strategie hinter der Transaktion

„Der chinesische Investor wusste von Anfang an, was er wollte“, sagt KOKI-Chef Ralph Rumberg, der erst seit Januar 2014 im Unternehmen ist, die Übernahme aus Managementsicht aber von Anfang an begleitet hat. „Die AVIC-Gruppe will ihre Kompetenz als Autozulieferer mit Produkten rund um Schaltgetriebe ergänzen. KOKI ist ein angesehener Spezialist auf diesem Gebiet und liegt daher als Übernahmeziel auf der Hand.“

Auch die Chinesen haben klar kommuniziert, was sie vorhaben. AVICEM-Chef Jian Wang will mit KOKI die Position seines Konzerns bei der Fahrzeugantriebstechnik stärken und so das Produktangebot deutlich erweitern. Mehr noch: AVICEM soll langfristig Weltmarktführer bei den wichtigen Zulieferteilen für Auto-Gangschaltungen werden. KOKI ist in der Branche für seine ausgefeilte Technik bekannt, die das manuelle Schalten für den Fahrer leicht und flüssig macht, und hat sich damit als Lieferant für die internationale Autoindustrie etabliert.

„Die meisten Investitionen sind mit einer langfristigen Strategie verbunden“

Dr. Philipp Sandner ist aktuell an einer Studie über Direktinvestitionen chinesischer Unternehmen in Deutschland beteiligt, welche voraussichtlich im November diesen Jahres veröffentlicht wird.

Unternehmeredition: Herr Dr. Sandner, welche Varianten von Investments chinesischer Unternehmen in Deutschland werden in Ihrer Studie untersucht und welches Gewicht haben darunter M&A Transaktionen?

Dr. Philipp Sandner: Nach den vorläufigen Ergebnissen unserer Studie existieren folgende zwei Haupttypen: Erstens, chinesischen Firmen erwerben deutsche Firmen im Rahmen von M&A-Transaktionen. Entweder findet ein vollständiger Kauf der deutschen Firma statt oder nur eine Beteiligung. Zweitens, sie gründen in Deutschland eine oder mehrere Tochtergesellschaften, zu denen auch deren Vertriebsniederlassungen zählen können. Je nach Unternehmensstrategie können Marketingaktivitäten, Vertriebsaktivitäten oder auch Forschungs- und Produktentwicklungsaktivitäten dazugehören.

Von den chinesischen Investitionen, die wir in unserer Studie analysieren, sind ungefähr vier Fünftel davon sind M&A-Transaktionen. Im Vergleich zu allen chinesischen Investitionen in Deutschland ist dieser Anteil aber überproportional.

Unternehmeredition: Wie viele chinesische Unternehmen nehmen an der Studie teil und welche Größenordnung und Eigentumsstrukturen weisen sie auf?

Dr. Philipp Sandner: Wir untersuchen in unserer Studie insgesamt 53 verschiedene Investitionen von chinesischen Unternehmen. Davon wurden im Jahr 2013 circa zwei Dutzend Investitionen von chinesischen Unternehmen in Deutschland getätigt. Das Volumen dieser Investitionen beträgt ungefähr 1,5 Mrd. Dollar. Knapp zehn Investitionen davon sind komplette Unternehmensverkäufe von deutschen Firmen an chinesische Investoren.

Ultrasonic: Erneuter Imageschaden einer deutschen China-Aktie

Der Schuhhersteller Ultrasonic hat seinen Hauptsitz in der Provinz Fujian im Südosten Chinas. Die BankM hat Ultrasonic 2011 an die Frankfurter Börse gebracht.

Unternehmeredition: Wie sehen Sie die aktuelle Situation bei der Ultrasonic AG?

Thomas Stewens: Zunächst ist das bittere Ergebnis, dass unsere Anstrengungen der letzten Jahre, transparenz- und vertrauensfördernder Maßnahmen umzusetzen, nicht von Erfolg gekrönt waren. Schlimmer noch ist, dass viele Anleger bei Ultrasonic hohe Verluste hinnehmen mussten. Die Schuld hierfür liegt zwar bei den handelnden Personen in China, aber das Ergebnis belastet uns natürlich trotzdem massiv. Jetzt müssen wir überlegen, durch welche weitergehenden Maßnahmen ähnliche Fälle wirkungsvoll verhindert werden können. Hier spielen Überlegungen zur Rolle des schwer in der Machtfülle zu begrenzenden chinesischen CEO und „Legal Representative“ eine wesentliche Rolle, sowie auch die Verankerung der deutschen Compliance-Vorschriften bei den chinesischen Banken. Hier werden wir auch die Unterstützung deutscher und chinesischer Behörden benötigen, um verbesserte Prozesse bei in Deutschland gelisteten chinesischen Unternehmen verbindlich durchsetzen zu können.  Aufgrund der Dramatik dieses Falles sowie der bestehenden Antikorruptionskampagne in China könnte heute der Zeitpunkt sein, eine Anpassung dieser Prozesse auf internationaler Ebene mit einer gewissen Aussicht auf Erfolg einzufordern.

Automobilzulieferer Xingyu übernimmt I&T GmbH

Der chinesische Autoscheinwerferhersteller Changzhou Xingyu Automotive Lighting Systems ist beim Automobilzulieferer I&T eingestiegen. Bei dem österreichischen Unternehmen war im April ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eröffnet worden.

Im Rahmen der Transaktion hat I&T den operativen Betrieb in die neu gegründete I&T GmbH, eine Tochter der gleichnamigen I&T GmbH, eingebracht. Xingyu hält nun als Mehrheitseigentümer 70% der Anteile an der sogenannten neuen I&T.

Xingyu ist seit Februar 2011 an der Börse Schanghai gelistet und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 200 Mio. EUR. Der Hauptsitz des Unternehmens liegt in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Das Unternehmen beliefert unter anderem VW in China.

Beide Seiten erhoffen sich durch die strategische Partnerschaft neue Marktchancen. I&T will in China Fuß fassen und Xingyu möchte sich im Gegenzug ein Tor zum europäischen und amerikanischen Markt erschließen.