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Shandong Ruyi vor Mehrheitsbeteiligung an SMCP

Shopping in allen Variationen: Chinas kauffreudige Konsumenten sind on- und offline aktiv. Bildquelle: Fotolia; © ChenPG

Shandong Ruyi wird voraussichtlich den französischen Modekonzern SMCP übernehmen. Das ostchinesische Unternehmen wird für den Anteil des Finanzinvestors KKR rund 1,3 Mrd. EUR auf den Tisch legen. Damit fällt ein ursprünglich bereits für April geplantes IPO des Pariser Modekonzerns, der hinter den Marken Sandro, Maje und Claude Pierlot steht, ins Wasser. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf anonyme Quellen.

Die Labels von SMCP sind im unteren Luxus-Segment des Modemarktes angesiedelt. Die Marken sind gefragt ei der wachsenden Mittelklasse in den Schwellenländern, ganz besonders in China. Shandong Ruyi sei laut Reuters schon seit einem halben Jahr in Gesprächen mit dem französischen Textilkonzern gestanden. Doch erst das geplante IPO habe den entscheidenden Druck für den Abschluss eines Deals aufgebaut. Die Gründerinnen Evelyne, Ylan Chetrite und Judith Milgrom, die etwas über 21% an dem Unternehmen halten, hätten demnach einen Börsengang bevorzugt. Doch die Beteiligungsgesellschaft KKR, die 70%  der Anteile besitzt, habe sich mit ihren Vorstellungen eines Trade Sales letztendlich durchgesetzt.

Shandong Ruyi hat auch schon in Deutschland eine Mehrheitsbeteiligung getätigt. Im Januar 2014 übernahm der chinesische Textilkonzern 51% an der Wilhelmshavener Peine GmbH. Das deutsche Unternehmen ist bekannt für die Marken Barutti und Masterhand. Ziel der Akquisition war es, Produkte mit dem Label „Made in Germany“ auf dem chinesischen Markt zu etablieren.  Darüber hinaus ist Shandong Ruyi in Europa unter anderem an Harris Tweed Weber „Carloway Mills“ in Schottland beteiligt. Der Gruppe, die jährlich nach eigenen Angaben über 5 Mrd. USD (3,6 Mrd. Euro) umsetzt und 40.000 Mitarbeiter beschäftigt, gehören mehr als 20 Produktionsbetriebe, angefangen von Spinnereien über Webereien bis hin zu Betrieben zur Veredlung von hochwertiger Wolle und Baumwolle.

Chinas Outbound-M&A auf Rekordkurs

Schon im ersten Quartal 2016 erreicht das chinesische Outbound-M&A-Volumen fast das Niveau des Gesamtjahres 2015. Nach der vorläufigen Statistik des Datenproviders dealogic beläuft sich die Summe der angekündigten Cross-border Deals im bisherigen Jahresverlauf auf 104,3 Mrd. USD. Das Gesamtvolumen aller Outbound-Transaktionen 2015 betrug nur wenig mehr, nämlich laut neuester Berechnung 106,4Mrd. USD. Damit ist klar: 2016 wird ein neues Rekordjahr für die  weltweiten Fusionen und Übernahmen durch Investoren aus China.

Weltweit beläuft sich das Cross-border M&A-Volumen in den ersten drei Monaten des Jahres auf 302,6 Mrd. USD. Somit nehmen chinesische Outbound-Deals über ein Drittel der globalen Gesamtsumme ein. Im Domestic- und Inbound-Geschäft hingegen ist ein rückläufiger Trend zu beobachten:  Die Gesamtsumme der Transaktionen in China fiel von 104,9 Mrd. USD im Vorjahresquartal auf 97,3 Mrd. USD in den ersten drei Monaten 2016.

Unter den Sektoren zeigte sich im ersten Quartal die höchste Aktivität im Technologiebereich mit 100,3 Mrd. USD an grenzüberschreitenden Fusionen und Übernahmen. Der Anteil chinesischer Investoren lag bei 30%. Vor China liegt nur noch die USA mit 39% Marktanteil. Allerdings ist das Transaktionsvolumen bei Cross-border M&A im Technologiesektor durch US-Unternehmen in den letzten Quartalen rückläufig. Der Anteil der Vereinigten Staaten liegt auf dem niedrigsten Niveau seit 2009. China folgt damit auf dem Gebiet der Technologie-M&A den USA immer dichter auf den Fersen.

Targets differenzierter, Investoren vielfältiger

Angeregte Diskussion (v.l.n.r.) : Dr. Michael Krömker (Luther Rechtsanwälte), Dr. Lü Haiying (CIIPAG), Christina Omozokpia und Markus Rieger (GoingPublic Media), Li Qin und Axel Rose (BankM) sowie Tang Zheng (CIIPAG) im Gespräch. 热烈的讨论(从左至右):Michael Krömker博士(Luther律师事务所),吕海英博士(中国国际投资促进中心),GoingPublic Media AG的Christina Omozokpia和Markus Rieger,BankM的李沁和Axel Rose以及汤拯(中国国际投资促进中心)在讨论中。

Chinas Cross-border M&A-Aktivitäten werden immer differenzierter und komplexer. Statt auf Quantität setzen mehr und mehr Investoren aus dem Reich der Mitte auf Qualität. Auch bei den Käufern selbst zeigt sich eine neue Vielfalt. Co-Investments sind im Kommen. Nachholbedarf indes gibt es immer noch bei der Professionalisierung des M&A-Prozesses. Zu diesen Ergebnissen kamen die Teilnehmer des ersten Hintergrundgesprächs der Plattform M&A China/Deutschland.

M&A China / Deutschland hatte Partner der Plattform nach Frankfurt geladen. In exklusiver Runde diskutierten die Vertreter von BankM, China International Investment Promotion Agency Germany (CIIPAG) und Luther Rechtsanwälte über die aktuelle Entwicklung der chinesischen Outbound-Investments in Deutschland. Wichtiger noch warfen sie einen Blick auf die Trends der kommenden Monate.

Neue Branchen im Fokus

Im vergangenen Jahr zeigte sich eine deutliche Differenzierung bei den Branchen, in die chinesische Unternehmen in Deutschland bevorzugt investieren. Neben den klassischen deutschen Vorzeigebranchen Maschinenbau und Automotive finden Käufer aus China auch an Anbieten aus dem Konsumsektor oder dem Gesundheits- und Life Science-Bereich immer mehr Gefallen. Seit einigen Monaten rücken auch deutsche Umwelttechnikspezialisten in den Fokus. Nach Ansicht von Dr. Michael Krömker, Partner bei Luther Rechtsanwälte, ist dies auch eine Folge des Strukturwandels in China. Das Land möchte nicht mehr die Werkbank der Welt sein, sondern zu Qualitätswachstum im Hightech-Bereich kommen. Ähnlich sieht das der stellvertretende Direktor der CIIPAG, TANG Zheng. Seiner Ansicht nach zwingt die „neue Normalität“ die chinesischen Anbieter zu einem Technologie-Upgrade – entweder durch eigenes F&E  oder durch Zukäufe. Tatsächlich sei nur eine relativ kleine Zahl von Konzernen wie beispielsweise Huawei zu umfassenden Eigenentwicklungen in der Lage. Die meisten Unternehmen müssten durch Übernahmen und Beteiligungen ihr Produktportfolio optimieren.

Fortgesetzte Differenzierung

Auch für die Zukunft erwarten die Experten eine Fortsetzung dieses Trends. Aufgrund der Bedeutung der Branchen in Deutschland und in China werden Akquisitionen von deutschen Targets aus Maschinenbau und Automotive aber weiterhin einen großen Anteil an der Gesamtzahl der Transaktionen ausmachen. Hightech werde aber eine immer größere Rolle spielen, meint Axel Rose von der BankM. Investoren aus China nehmen verstärkt Anbieter im Bereich Robotik und Automatisierung, Software, aber auch Umwelttechnik ins Visier. Doch die Deutschen sind längst nicht mehr in allen Belangen der Lehrmeister.  So macht Roses Kollegin von der BankM, LI Qin, die Beobachtung, dass in manchen Bereichen des Maschinenbaus chinesische Anbieter schon führend sind. Bei Werksbesichtigungen in Deutschland stellt sich zuweilen zur Überraschung aller Beteiligten heraus, dass das potenzielle Target dem chinesischen Käufer keine attraktiven Technologien bieten kann.

Co-Investments im Kommen

Nicht nur wächst die Anzahl der Outbound-Deals rasant, chinesische Unternehmen drücken auch bei der Umsetzung deutlich aufs Tempo. Dabei würden Co-Investments von privaten oder staatlichen Unternehmen mit Private Equity Investoren und Staatsfonds immer beliebter, wie Rose feststellt. Krömker betont in diesem Zusammenhang die Rolle der Genehmigungsverfahren. Zwar gab es hier in den letzten Jahren deutliche Vereinfachungen. Doch mit offizieller Unterstützung  – entweder durch das Co-Investment eines Staatsfonds oder durch die Hilfe einer Lokalregierung – seien M&A-Transaktionen doch deutlich leichter umzusetzen.

Professionalisierung tut not

Auch wenn es immer mehr erfolgreiche Serieninvestoren in Deutschland und Europa gibt, so ist doch die zuweilen kritisierte mangelnde Professionalität chinesischer Käufer nach wie vor ein offener Punkt. Wie Dr. LÜ Haiying von der CIIPAG feststellt, kommt es vor, dass chinesische Investoren nach einem beliebigen Target im Ausland suchen, nur um die Investment-Story für Aktienkäufer an ihrer Heimatbörse in Shanghai oder Shenzhen aufzuhübschen. Als weiteren Kritikpunkt sahen die Teilnehmer der Gesprächsrunde das schwierige Verhältnis chinesischer Investoren zu Beratern. Die Käufer aus der Volksrepublik zeigen häufig wenig Wertschätzung für die Arbeit der M&A-Experten. Ein Grund hierfür liegt laut Li in der Konkurrenz der M&A-Berater in China untereinander. Der Wettbewerb sei so hart, dass die Berater weit in Vorleistung gehen, um einen Mandanten zu gewinnen. Retainer sind demnach unüblich. Dies führe dazu, dass chinesische Unternehmen auch bei Outbound-Investments unrealistische Erwartungen an die Berater haben. Hier gibt es für deutsche und europäische M&A Experten noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

BAIC kauft sich in Daimler Joint Venture ein

BAIC Motor Corporation erwirbt 35% an Fujian Benz Automotive, einem Joint Venture der Daimler AG mit Fujian Motor Industry. Nach Angaben von BAIC wurde die Vereinbarung am 14. März unterzeichnet. BAIC kauft die Anteile ausschließlich von Fujian Automotive. Nach Abschluss wird Fujian Motor statt die Hälfte nur noch 15% des Gemeinschaftsunternehmen besitzen. Daimler behält unverändert 50% der Anteile. Zum Kaufpreis äußerten sich die Beteiligten nicht.

Fujian Benz wurde 2007 noch unter dem Namen Fujian Daimler gegründet. Standort des Joint Ventures ist Fuzhou in der südchinesischen Provinz Fujian. Hongkong Daimler Vans Limited und Fujian Motor Industry Group investierten zusammen rund 208 Mio. EUR in das Gemeinschaftsunternehmen und hielten bisher jeweils die Hälfte der Anteile. Fujiian Benz produziert Kleinlaster der Mercedes-Benz-Marken Viano, Vito und Sprinter.

BAIC ist einer der größten Autohersteller in China. Nach Abschluss des Einstiegs bei Fujian Benz arbeitet BAIC nunmehr in drei Joint Ventures mit Daimler zusammen. In dem Gemeinschaftsunternehmen Beijing Benz Automotive wird unter anderem die in China sehr erfolgreiche C-Klasse des Stuttgarter Unternehmens hergestellt. Auch an dem Sattelschlepperhersteller Foton Daimler Automotive ist das Staatsunternehmen beteiligt. Daimler wiederum hält 12% Anteile an der Hongkonger Tochter BAIC Motor. Über einen Einstieg von BAIC Motor bei Daimler verhandeln beide Konzerne seit mehreren Monaten.

Grünes Licht aus Brüssel für ChemChina

Stimmiges Bild: Die Übernahme von KraussMaffei durch ChemChina ist in trockenen Tüchern. 和谐的图景:中国化工对克劳斯玛菲收购案尘埃落定。Bild: KraussMaffei

Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission genehmigen die Übernahme der KraussMaffei Group durch ChemChina. Sie habe keine Bedenken, dass das geplante Zusammengehen dem neuen Unternehmen eine zu große Marktmacht verleihen würde, teilte die Brüsseler Behörde am Donnerstag mit. Erst Anfang Januar wurde der Deal bekannt gegeben: ChemChina erwirbt in einem Konsortium mit der Private Equity-Gesellschaft AGIC und dem Staatsfonds Guoxin International Investment  den deutschen Spezialmaschinenbauer von der kanadischen Beteiligungsgesellschaft Onex. Mit einem Wert von 925 Mio. EUR ist die Transaktion eine der größten Tickets eines chinesischen Investors in Deutschland.

2012 kaufte Onex die KraussMaffei Group GmbH für 568 Mio. EUR auf. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ChemChina Interesse an dem Münchener Unternehmen gezeigt.  ChemChina war in in jüngster Zeit als Serieninvestor immer wieder in den Schlagzeilen.  Vor einigen Wochen gab der Staatskonzern mit der Übernahme des Schweizer Agrarkonzerns Syngenta für 43 Mrd. USD den größten Outbound-Deal eines chinesischen Investors überhaupt bekannt. Bereits im März vergangenen Jahres hatte ChemChina in Europa für Furore gesorgt, als die Pekinger die Übernahme des italienischen Reifenherstellers Pirelli für über 7 Mrd. EUR ankündigten. Das Staatsunternehmen ChemChina wurde 2004 in Beijing gegründet und ist weltweit in 140 Ländern aktiv. 2014 erzielte der Konzern einen Gewinn von 244 Mrd. RMB (36 Mrd. EUR).

KraussMaffei wurde 1839 unter dem Namen Eisenwerk Hirschau gegründet und stellte zunächst Lokomotiven her. Später wurde das Unternehmen als Produzent von Panzern bekannt. Die Rüstungssparte ist aber inzwischen selbständig und in Krauss-Maffei Wegmann (KMW) aufgegangen. Die Produktion von Spritzgießtechnik für Gummi und Plastik wurde 1989 unter dem Namen KraussMaffei Group an Mannesmann verkauft. Nach der Aufspaltung des Düsseldorfer Konzerns gingen die Münchener zunächst an Siemens. 2002 stieg der Finanzinvestor KKR ein, der das Unternehmen später wiederum an den Rivalen Madison verkaufte, bevor schließlich Onex auf den Plan trat. 2014 verzeichnete die KraussMaffei Group  einen Umsatz von 1,1 Mrd. EUR. Aktuell beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 4.500 Mitarbeiter, davon 2.800 in Deutschland.

Große Tickets und hochwertige Targets bevorzugt

Neue Perspektiven: Chinas Outbound-Investoren legen verstärkt Wert auf die Qualität der Targets. 新观点:中国海外投资更注重目标企业质量。Bildquelle: Fotolia; © zhu difeng

Bei den chinesischen Cross-border M&A zeigen sich aktuell drei Trends: Chinas Unternehmen fokussieren sich erstens mehr und mehr auf qualitatives Wachstum. Dies zeigt sich zum einen in steigenden Ticketgrößen. Zum anderen aber werden noch mehr Targets aus Sektoren mit hoher Wertschöpfung ins Visier genommen. Zweitens konzentrieren sich die Investoren aus der Volksrepublik verstärkt auf die entwickelten Märkte. Und drittens spielen Privatunternehmen eine immer aktivere Rolle. Zu diesen Ergebnissen kommt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in ihrer Studie „China Outlook 2016“.

Chinas M&A-Investoren trauen sich an immer größere Tickets heran. Jüngstes Beispiel ist die Ankündigung der Rekordübernahme des Schweizer Agrarspezialisten Syngenta für 43 Mrd. USD durch das Staatsunternehmen ChemChina Anfang Februar. Während das durchschnittliche Transaktionsvolumen steigt, fällt der Blick verstärkt auf Hightech-Branchen mit hoher Wertschöpfung sowie Targets aus dem Konsumbereich. So stieg die Anzahl der weltweiten Beteiligungen und Übernahmen im Sektor Computer und Elektronik von 55 im Jahr 2014 auf 99 vergangenes Jahr, während das Gesamtvolumen in diesem Bereich von 9 auf 11,8 Mrd. USD zulegte. Im Zusammenhang mit diesem Trend stellten die Autoren der Studie gleichzeitig eine verstärkte Fokussierung auf die entwickelten Märkte fest. Mittlerweile werden über 81% der Transaktionen in Europa, den USA oder den hochentwickelten Ländern Asiens wie Japan getätigt.

Wenn auch nicht beim Ticketvolumen so doch bei der Anzahl der Deals haben chinesischen Privatunternehmen mittlerweile die Nase vorn. Mit rund 76% gingen mehr als drei Viertel der Outbound-M&A Transaktionen 2015 auf das Konto nichtstaatlicher Käufer. 2014 waren es lediglich 68% und 2010 erst 55%. Die KPMG erwartet, dass sich dieser Trend auch künftig fortsetzt. Die Privatunternehmen sind vor allem in den modernen Sektoren mit hoher Wertschöpfung aktiv, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung im Cross-border M&A-Geschäft gewonnen haben. Darüber hinaus sehen die Autoren eine wachsende Bedeutung von Finanzinvestoren wie Versicherungen, Staatsfonds, Banken sowie Private Equity- und Venture Capital-Fonds.

In der Studie analysierte KPMG 502 Outbound M&A-Deals chinesischer Investoren in einem Gesamtwert von 87,7 Mrd. USD im vergangenen Jahr. Basis war die statistische Erfassung sämtlicher Outbound-Transkationen aus China durch den Datenprovider dealogic. Nicht berücksichtigt wurden Transaktionen in den Zielgebieten Hongkong, den Britischen Virgin Inseln und den Cayman Inseln. Die Studie „China Outlook 2016“ (Englisch) kann hier heruntergeladen werden.

Haier mit besten Chancen auf WMF

Begehrtes Besteck: In China sind die Produkte von WMF äußerst beliebt. 最受欢迎的餐具:WMF的厨房用品在中国倍受青睐。Bildquelle: Fotolia; © ungermedien

Noch bis zum 21. März können Gebote vorgelegt werden. Dann entscheidet die US-Beteiligungsgesellschaft KKR, wer den Zuschlag für den schwäbischen Küchenspezialisten WMF erhält. Das momentan beste Angebot soll Haier vorgelegt haben. Entsprechend gilt der Haushaltsgerätekonzern aus Qingdao als Favorit im Bieterprozess. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Finanzkreise.

Der Kaufpreis könnte demnach zwischen 1,2 bis 1,8 Mrd. EUR liegen. Der Abschluss der Transaktion wird für das zweite Quartal erwartet. Für WMF sollen etwa 30 strategische und Finanzinvestoren Interesse angemeldet haben, allerdings gelte nur eine Handvoll als ernsthafte Bieter. Das Angebot von Haier sei nicht nur finanziell attraktiv, sondern der Konzern aus der ostchinesischen Provinz Shandong könne darüber hinaus auch mit dem riesigen Potenzial des chinesischen Marktes punkten.

Die Produkte von WMF sind bei der aufstrebenden chinesischen Mittelschicht in den Großstädten äußerst begehrt. 2010 wurde ein Teil der Produktion nach China verlagert. 2012 übernahm KKR die Mehrheit an dem 1853 gegründeten Traditionsunternehmen Der US-Finanzinvestor zog ein hartes Sparprogramm durch und nahm WMF von der Börse. 2014 erwirtschaftete der Hersteller von Küchen- und Haushaltswaren mit rund 6.000 Mitarbeitern einen Umsatz von über 1 Mrd. EUR.

Haier ist seit seiner Gründung im Jahr 1984 zum Weltmarktführer für Haushaltsgeräte aufgestiegen. 2014 verbuchten das Unternehmen einen Umsatz von 32,6 Mrd. USD. Erst im Januar dieses Jahres sorgte der Konzern mit der Übernahme von GE Appliances für Aufsehen. Haier legte 5,4 Mrd. USD für die Haushaltsgerätesparte des US-Mischkonzerns General Electric auf den Tisch.

Burckhardt kauft Mehrheit an Shenyang Yuanda

Großkunden: Shenyang Yuanda Compressors liefert an Konzerne aus dem Öl- und Gassektor. 大客户:沈阳远大压缩机集团是油气行业大型央企的供应商。Bildquelle: Fotolia; © ed danilow

Burckhardt Compression AG erwirbt 60% der Anteile an Shenyang Yuanda Compressor Co. Ltd. Verkäufer ist der Gründer und Mehrheitsaktionär Ren Xiwen. Eine Vereinbarung zu der Mehrheitsbeteiligung wurde am 10. März unterzeichnet. Geplant ist, dass die Transaktion im April, spätestens Mai abgeschlossen sein wird. Die Marke Shenyang Yuanda soll als Teil der Bruckhardt Compression Gruppe bestehen bleiben. Zum Kaufpreis und weiteren Einzelheiten haben die beteiligten Parteien Stillschweigen vereinbart.

Laut eigenen Angaben zielt Burckhardt mit der Kontrolle des Shenyanger Unternehmens auf eine größere Marktnähe sowie auf Zugang zu dessen Lieferkette und Produktportfolio. „Die beabsichtigte Akquisition stärkt unsere Position in China, weil sie unsere dort bereits gut positionierten Produktlinien um lokale Marktsegmente wie Raffinerie und Kohlechemie ergänzt“, erklärt CEO Marcel Pawlicek in einer Mitteilung. „Außerdem erhalten wir Zugang zu einer etablierten Lieferantenbasis und einem lokalen, vertikal integrierten Hersteller mit eigener Gießerei.“

Shenyang Yuanda Compression wurde 1997 gegründet und ist auf die Entwicklung und Produktion von Kolbenkompressoren spezialisiert. Zu den Kunden zählen unter anderem die großen chinesischen Ölkonzerne Sinopec, CNPC und CNOOC. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen mit seinen 650 Mitarbeitern einen Umsatz in Höhe von rund 100 Mio. EUR.

Burckhardt Compression aus Winterthur existiert bereits seit 1844. Mit seinen rund 1.400 Mitarbeitern sind die Schweizer in 80 Ländern präsent. 2014 beliefen sich die Erlöse des Unternehmens auf 474 Mio. CHF (umgerechnet rund 432 Mio. EUR).

China als globaler Treiber von M&A im Chemiesektor

Startschuss in Italien: Mit Pirelli begann ChemChina seine Einkaufstour in Europa.从意大利启程:买下倍耐力,中国化工开启其欧洲采购之旅。Bild: Pirelli

Chinas Chemieindustrie weist die zweithöchste M&A-Aktivität der Branche weltweit auf. Während das Land vor zehn Jahren noch ein unbedeutender Player war, entfielen im vergangenen Jahr 21% der Deals auf Unternehmen aus dem Reich der Mitte. Als größter Markt liegen die USA nur noch mit einem Prozentpunkt vor den chinesischen Investoren. Weit abgeschlagen folgt Japan mit 12% auf Platz drei. Deutschland liegt mit 4% auf dem fünften Rang hinter Südkorea (6%). Diese Zahlen legt die Unternehmensberatung A. T. Kearney in ihrer Studie „Chemicals Executive M&A Review“ vor.

Das Jahr 2015 zeichnete sich nach Ansicht der Autoren vor allem durch die hohe Gesamtsumme der Transaktionen aus: Der Wert der abgeschlossenen M&A-Deals in der Chemieindustrie stieg im Vergleich zu 2014 um 30% auf 110 Mrd. USD. Ausschlaggebend für den Zuwachs sind Mega-Deals wie Mercks Übernahme von Sigma Aldrich – mit 17 Mrd. USD, aber auch ChemChinas Akquisition von Pirelli in Höhe von 9 Mrd. USD. Werden die angekündigte Fusion von DowChemical und DuPont und ChemChinas-Übernahme von Syngenta umgesetzt, die zusammen einen Wert von 173 Mrd. Dollar haben, könnte sich 2016 das Volumen des vergangenen Jahres verdoppeln. Außerdem prognostiziert A.T. Kearney für die gesamte globale Chemiebranche im laufenden Jahr eine weitere Konsolidierung. Dabei werden in der Studie folgende Haupttreiber für die starke Deal-Aktivität benannt: zunehmende Optimierung des Geschäftsportfolios, der steigende Druck durch aktivistische Investoren, die begrenzte Renditeerwartung aus organischem Wachstum, sowie die niedrigen Rohstoff- und Ölpreise.

Für die Cross-border M&A-Aktivitäten chinesischer Chemiekonzerne hingegen sehen die Autoren der Studie andere Motive als auschlaggebend an: Zum einen sind viele Unternehmen darauf aus, im Ausland weiteres Know-how zu erwerben. Zum anderen suchen die Investoren aus China angesichts der Abkühlung zuhause außerhalb des Heimatmarkts nach Kaufgelegenheiten. „Unterbewertete Ziele in reifen Märkten wie in Europa sind attraktive Übernahmeziele“, meint Dr. Joachim von Hoyningen-Huene, Partner bei A.T. Kearney und Co-Autor der Studie. Die verstärkten Aktivitäten der Großinvestoren aus der Volksrepublik haben globale Folgen. „Chinas Einfluss auf dem weltweiten M&A-Markt wird 2016 weiter zunehmen“, prognostiziert Hoyningen-Huene und verweist nochmals auf die besondere Rolle von ChemChina: „Erst Pirelli, dann KraussMaffei und nun Syngenta – diese Transaktionsserie von ChemChina verdeutlicht, mit welcher Entschiedenheit chinesische Unternehmen ihre strategischen Ziele verfolgen.“

Für den fünften Chemicals Executive M&A Review wurden die weltweiten Transaktionen im Chemiesektor von 2001 bis Ende 2015 untersucht und Führungskräfte von Chemiekonzernen und Investmentbanken zu ihren Einschätzungen für 2016 befragt. Eine Zusammenfassung der Studie kann hier heruntergeladen werden.

„Chinas weltweite Einkaufstour hat gerade erst begonnen“

Perspektiven zurechtgerückt: Chinakorrespondent Felix Lee bei seiner Keynote zur Wirtschaftsentwicklung in China. 中国通讯员Felix Lee就中国经济发展作主题讲

Die derzeitige Berichterstattung über die wirtschaftliche Lage in China ist weitaus negativer als die Situation vor Ort selbst. Das betont Felix Lee, Chinakorrespondent von Zeit Online, TAZ und der NZZ Mediengruppe auf dem Bayerisch-Chinesischen Frühlingsfest. Der Keynote-Speaker der jährlichen Veranstaltung des Chinaforum Bayern warnt vor Panikmache und rückt die Abkühlung der Konjunktur in die Gesamtperspektive der Entwicklung des Landes. Nach über zwanzig Jahren zweistelligen Wachstums sind – teils schmerzhafte – Anpassungsprozesse des Wirtschaftsmodells unvermeidlich geworden. Dieser Ansicht schlossen sich auch die Teilnehmer der darauf folgenden Panel-Diskussion an.

Am 3. März 2016 feierten rund 600 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Bayerns und Chinas unter der Schirmherrschaft der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner den Beginn des Affenjahres in München. Eingebettet in einen fesselnden Showteil und ein buntes Rahmenprogrammmit mit folkloristischen Darbietungen aus dem Freistaat und dem Reich der Mitte kamen aktuelle ökonomische Fragen im zentralen Teil des Events zur Sprache. Felix Lee führte dem Publikum in seinem Vortrag ganz plastisch vor Augen, wie weit westliche Berichterstattung und die Realität vor Ort oft auseinanderklaffen. „In letzter Zeit erhalte ich immer wieder Anfragen, das Elend, das sich seit dem Absturz in China breitmacht, zu beschreiben. Ich schaue dann aus dem Fenster, sehe viele Baustellen, glitzernde Hochhäuser sowie Mittelklasse- und Oberklassewagen, und denke: Natürlich findet sich irgendwo in der 20 Millionen-Metropole Beijing auch Armut. Doch das spiegelt nicht wirklich die derzeitige Situation Chinas wider“, führt der Chinakorrespondent aus. Er sieht daher insgesamt keinen Grund zum Pessimismus. „Die Chinastory geht weiter“, so Lee. Auch für Chinas Investitionen im Ausland stehen seiner Meinung nach die Ampeln auf Grün: „Chinas weltweite Einkaufstour hat gerade erst begonnen.“

Auch in der Podiumsdiskussion des Abends mit Vertretern des bayerischen Wirtschaftsministeriums, der Landeshauptstadt München, Invest in Bavaria, dem Chinesischen Generalkonsulat, dem Chinaforum Bayern und dem Hauptsponsor Huawei wurde deutlich, dass China ein wichtiger Wirtschaftspartner Deutschland und Bayerns ist und auch bleiben wird. Ministerialrat Ulrich Konstantin Rieger bewertete aus Sicht des Wirtschaftsministeriums des Freistaats die chinesischen Investitionen positiv und sprach von „Outbound als Win Win“ für deutsche und chinesische Unternehmen. Besonders deutlich wurde dieser Aspekt, als Walter Haas, CTO von Huawei Technologies Deutschland, das Commitment des chinesischen Technikkonzerns in Deutschland erläuterte. Das Unternehmen investiert in München massiv in Forschung und Entwicklung. Ein Schwerpunkt hierbei ist die 5G-Mobilfunktechnologie. Sie wird nicht nur in Zukunft von Anwendungen und Multimediainhalten für mobile Endgeräte der Verbraucher neu bestimmen sondern vor allem auch im Bereich der Produktion die Vernetzung von Maschinen in einem viel größerem Umfang ermöglichen. Dadurch wird das Thema Industrie 4.0 in eine völlig neue Dimension vorstoßen.

Der Höhepunkt des Abends im Unterhaltungsprogramm war neben zwei Breakdance-Darbietungen der Dancefloor Destruction Crew das Kurzkonzert der chinesischen Band Nova Heart. Mit ihrer Mischung aus achtziger Jahre New Wave, Dancefloor Music und Independent Rock strahlen die Musiker um Sängerin Helen Feng mittlerweile weit über Ihre Heimat hinaus und sorgen international ebenfalls für Furore. Auch das Publikum in der Alten Kongresshalle in München war von dem Auftritt begeistert.

Das „Bayerisch-Chinesische Frühlingsfest“ fand 2016 bereits zum fünften Mal statt. Veranstaltet wird das Frühlingsfest vom Chinaforum Bayern e.V. in Kooperation mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, der Landeshauptstadt München, Invest in Bavaria und dem Chinesischen Generalkonsulat in München.

MofCom will Inbound-Investitionen erleichtern

Beijing ist eine der Stationen auf der Delegationsreise des BVMW. Bildquelle: Fotolia; © Eagle

Das chinesische Handelsministerium plant Maßnahmen zur Erleichterung von ausländischen Direktinvestitionen. Dazu sollen Genehmigungsverfahren vereinfacht und Investitionen in ausgewählten Branchen gezielt gefördert werden. Hierzu zählen: Hochtechnologie, grüne Industrie und Umwelttechnologien sowie der moderne Dienstleistungssektor. Mit Blick auf die Reform von Staatsbetrieben sollen Inbound-M&A mehr Raum eingeräumt werden. Dies gab laut der offiziellen Nachrichtenagentur Xinhua ein Sprecher des Ministry of Commerce (MofCom) auf einer Pressekonferenz am 2. März bekannt.

„In diesem Jahr wird das Handelsministerium sich vermehrt um eine erweiterte und verbesserte Nutzung ausländischen Kapitals Gedanken machen und mehr Kraft darauf verwenden“, so MofCom-Sprecher Shen Danyang. Neben einer generellen Verbesserung des Investitionsumfelds und vertrauensbildenden Maßnahmen plant das Handelsministerium demnach die Vorlage eines umfassenden Gesetzes zu Auslandsinvestitionen als Reform der bestehenden einzelnen Gesetze. Außerdem strebt das MofCom eine weitere Reduzierung der Beschränkungen für ausländische Investitionen an.

Shen merkte an, dass nach Angaben der Vereinten Nationen der Anteil von M&A an den weltweiten Cross-border Direktinvestitionen mittlerweile auf 38% angestiegen ist. Von den 126,3 Mrd. USD an Foreign Direct Investments (FDI), die China im vergangenen Jahr registrierte, waren lediglich 17,8 Mrd. USD oder 14% der Kategorie M&A zuzuordnen. Trotz einer steigenden Tendenz könne mit Blick auf diesen relativ kleinen Anteil nicht von einer Inbound-M&A-Welle gesprochen werden. Shen hob hervor, dass eine Beteiligung ausländischen Kapitals an der Reform von Staatsbetrieben in Form von Fusionen und Übernahmen unterstützt werden solle. Die Förderung von Inbound M&A sei vorteilhalft für die Aktivierung von Kapazitäten auf der Angebotsseite, beschleunige die Transformation und das Upgrade von Industrien und schaffe Zugang zu führendem internationalen Management Know-how.

Technologie: China dominiert globales M&A-Geschäft

Nase vorn: China ist vor den USA der weltweit größteTechnologiekäufer. 取得领先:中国超美国成为全球最大技术投资者。Bildquelle: Fotolia; © gilbertc

In den ersten zwei Monaten des Jahres 2016 belegt China weltweit Platz eins beim Volumen der M&A-Transaktionen im Technologiesektor. Mit 34,7 Mrd. USD oder 49% der Summe der globalen Fusionen und Übernahmen dominiert das Schwellenland den Sektor noch vor den USA (21,2 Mrd. USD bzw. 30%). Dabei liegt das weltweite M&A-Volumen mit 71,4 Mrd. USD seit Jahresanfang auf dem höchsten Niveaus seit der Jahrtausendwende und gleichzeitig 53% höher als in den ersten zwei Monaten des vergangenen Jahres. Das geht aus einer Auswertung des Datenproviders dealogic hervor.

Der Kaufrausch im Technologiesektor setzt sich somit fort. Bereits 2015 ging mit einem globalen Gesamtvolumen von 718,2 Mrd. USD bei 9.537 Deals als Rekordjahr in die Geschichtsbücher ein. Dabei steigt China zum wichtigsten Player auf. Allerdings: Im Januar und Februar 2016 hatten die USA immer noch bei der Anzahl der Transaktionen mit 493 Deals die Nase vorn. China wies mit 222 gemeldeten Abschlüssen weniger als die Hälfte der Aktivität auf. Hingegen war dort das durchschnittliche Dealvolumen wesentlich höher als in den USA: Mit 156 Mio. USD gaben chinesischer Käufer im Mittel mehr als das Dreieinhalbfache amerikanischer Investoren aus, die durchschnittlich 43 Mio. USD für eine Akquisition oder Beteiligung aufwendeten.

Auch bei Cross-border M&A zeigt sich in den ersten Wochen des Jahres ein ähnliches Bild: Während die Vereinigten Staaten mit 82 Transaktionen (China: 29) die höhere Deal-Frequenz aufweisen, liegt das Reich der Mitte mit 10,7 Mrd. USD. (USA: 3,1 Mrd. USD) beim Gesamtvolumen vorne. Die durchschnittliche Transaktionssumme ist mit Mio. 369 Mio. USD (USA: 38 Mio. USD) sogar fast zehnmal so hoch. Grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen machen bei chinesischen Käufern über 30% des Gesamtvolumens aus, bei Amerikanern weniger als 15%. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Chinas Unternehmen bevorzugt im Ausland auf der Suche nach Schlüsseltechnologien sind.