Wie chinesische Unternehmen ihren Standort in Deutschland finden

Beispiel Phicomm: Entscheidung für München

Als der Shanghaier Telekommunikations- und Elektronikkonzern Phicomm nach einem geeigneten Standort für seine Europazentrale suchte, sprachen viele Punkte für die bayerische Landeshauptstadt: München verfügt über eine ausgezeichnete und ausgereifte Infrastruktur. Unternehmen aus den verschiedensten Branchen lassen sich hier nieder. Sieben der 30 DAX-Unternehmen haben ihre Zentrale in München – darunter internationale Konzerne wie Allianz, BMW, Linde, Munich Re und Siemens. Die beiden Hochschulen zählen zur Handvoll von Eliteuniversitäten in Deutschland. In der Stadt befinden sich das Max-Planck- und das Fraunhofer-Institut, beides berühmte Forschungseinrichtungen, sowie das Europäische Patentamt. Die Auswahl an Fachkräften ist sehr gut. Die Landeshauptstadt wird fortlaufend als die Region mit der höchsten Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland bewertet.

Phicomm European Center in der Planung

2012 wurde schließlich Unterhaching im Großraum München als Standort für Phicomm Europe gewählt. Zuvor hatte das Unternehmen eine Standortanalyse mit Untersuchungen vor Ort und anschließender Bewertung vorgenommen. Neu geplant ist das Phicomm European Center, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Infineon Technologie „Campeons“ und der Niederlassung von Intel Mobile Communications mit seiner Entwicklung von Chipsätzen für u.a. Smartphones befinden wird. Der Standort in Unterhaching verfügt über eine günstige Verkehrsanbindung und ein optimales Umfeld. Sowohl die lokale Verwaltung als auch die Einwohner stehen ausländischen Investoren und Mitarbeitern wohlwollend gegenüber, auch gibt es keine Fremdenfeindlichkeit. Die örtliche Verwaltung hieß die Niederlassung von Phicomm aufs Herzlichste willkommen. Sie bot während der Niederlassungsphase zu jeder Zeit praktische Unterstützung und hilfreiche Services an. München war früher der Standort von Nokia Siemens Networks. Hier herrscht kein Mangel an Telekommunikationsfachleuten. Damit ist eine solide Basis für die Personalgewinnung vorhanden, die der Forschung und Entwicklung der Kerntechnologien von Phicomm zugute kommt. Man kann hier durchaus von einmaligen Voraussetzungen sprechen. Für einen hoffnungsvollen Newcomer in der Telekommunikationsbranche bedeutet die Gründung der Phicomm Europe GmbH einen ersten Schritt hin zu einem internationalen Unternehmen. Dementsprechend stellt die Umsetzung der weiteren Pläne für das European Center einen wichtigen Abschnitt auf dem Weg zu einem globalisierten Unternehmen dar, das international konkurrenzfähig ist und zu den besten der Welt zählt.

Fazit

In Zukunft werden Unternehmen aus China das Gewicht ihrer Investitionen noch mehr auf die Hightech-Branchen verlagern. Insofern ist Deutschland, das über einen hoch entwickelten Fertigungssektor verfügt und gerade ins Zeitalter der „Industrie 4.0“ eintritt, ein ideales Zielland für sie. Die Investitionsformen werden sich allmählich von Greenfield-Investments hin zu Akquisitionen in Verbindung mit eigenständiger Forschung und Entwicklung verlagern. Dabei gilt es, die Spezialisierung und die Fachkenntnis der Arbeitskräfte vor Ort für den Aufbau einer lokalisierten Belegschaft zu nutzen und dabei die auf Perfektion ausgerichtete deutsche Managementkultur zu übernehmen. Von besonderer Bedeutung ist auch, auf Führungsebene das richtige Managementpersonal am Standort auszuwählen. Die chinesischen Entscheider müssen sich mit den deutschen Gesetzen und Bestimmungen auskennen und komplexe interkulturelle Managementaufgaben übernehmen können. So gewinnt das Unternehmen an Anpassungs- und Wettbewerbsfähigkeit auf dem deutschen Markt. Zwar steckt der deutsche Markt voller Herausforderungen, aber als Lokomotive der europäischen Wirtschaft ist er auch ein Barometer für viele andere Länder des Kontinents. Wenn ein chinesisches Unternehmen mit seiner Investition hier erfolgreich ist, spielt das eine wichtige Rolle für die Strategie zur Eroberung weiterer europäischer Märkte.

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Dr. Jie LIN aus Shanghai gehörte zu den ersten staatlichen Stipendiaten aus China, die zu Beginn der chinesischen Öffnungspolitik Gelegenheit hatten, in Deutschland zu studieren. Er erlangte hier das Ingenieursdiplom, anschließend den Doktortitel und war lange Jahre für bekannte internationale Unternehmen in leitenden Positionen im Marketing tätig. Seit 2013 ist er der Europa-Geschäftsführer der Shanghai Feixun Communication Co., Ltd., die unter der Marke Phicomm vor allem Smartphones und WLAN-Router herstellt und vertreibt. www.phicomm.com/de

 

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