Inmitten einer wachsenden Reisemobilkultur und der zunehmenden Integration von Campingplätzen und Aussichtspunkten boomt der Wohnmobilmarkt in China. Auch für Investoren ergeben sich Möglichkeiten. Von Georg von Stein
Die China Automobile Dealers Association verzeichnete für Chinas Wohnmobilmarkt ein stabiles Wachstum, insbesondere vor dem Hintergrund der Konsumbelebung und der anhaltenden Pandemie im Jahr 2021. Daten aus dem von der CADA veröffentlichten Jahresbericht 2021 zeigen, dass sich Wohnmobile in entwickelten Provinzen wie Jiangsu, Shandong und Zhejiang nach Regionen gut verkaufen. Jiangsu hielt mit über 10 Prozent den höchsten Marktanteil. Die Städte Peking und Suzhou verkauften im Jahr 2021 über 500 Wohnmobile, gefolgt von Shanghai und Chengdu.
Im Allgemeinen stieg die Marktnachfrage im Frühjahr, Sommer und zum Jahresende, was auf eine relativ ungleichmäßige Entwicklung hindeutet. Nach Typen unterteilt sich der chinesische Wohnmobilmarkt in Reisemobile (deren Verkäufe in China im Jahr 2021 12.582 Einheiten betrugen, ein Anstieg von 43,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und ziehbare Wohnmobilen (deren Verkäufe 3.543 Einheiten erreichten). Derartige Wohnwägen hingegen werden im Markt kurzfristig keine dominante Position erreichen, aber Vorteile wie niedrigere Preise, Geräumigkeit und Praktikabilität machen sie zunehmend auch für den chinesischen Markt attraktiv.
Bis 2018 war der Anteil der self-propelled recreational vehicles (RV) Modellen in China noch rückläufig gewesen
Die Klasse der Wohnmobile wiederum wird in drei Typen unterteilt: die größte ist die Klasse A, die mittelgroße Klasse C und die Mini Klasse B, die nur Platz für zwei bis drei Personen bietet.
In 2021 wurden 8.991 Bestellungen von Klasse C mit Koje über Fahrerhaus und 3.493 Bestellungen von Klasse B getätigt. Diese Zahlen stehen im Gegensatz zu denen aus 2018, als noch Klasse B die anderen übertraf. Für die nächsten fünf Jahre erwartet man vonseiten der CADA, dass Reisemobile der Klasse C am meisten nachgefragt sein werden.
Bei SAIC Maxus Automotive Co Ltd, dem größtem Anbieter von Wohnmobilen in China und Asien, heißt es dazu: „Klasse C und B sind die Hauptprodukte auf dem Markt. Wohnmobile der Klasse B haben bei uns den Marktanteil in den ersten beiden Monaten dieses Jahres übertroffen“. Im Jahr 2021 verkaufte Maxus 1.362 Wohnmobile und lag damit an erster Stelle, gefolgt von der Yutong Group Co Ltd, sie veräußerte 1.311 Wohnmobile.
Da der Wohnmobilmarkt in China noch sehr jung und noch wenig bearbeitet ist, könnte er bei entsprechender BIP-Zunahme ein schnelles Wachstum erfahren. Umso mehr als die Tourismusbranche in China als großer Motor gilt, der auch Beschäftigung und Steuereinnahmen ankurbelt.
Klar ist allerdings auch, dass bei Wohnmobilen immer noch eine Lücke zwischen dem heimischen und dem westlichen Markt besteht. Laut Global Market Insight überstieg der globale Wohnmobilmarkt im Jahr 2021 die Marke 70 Mrd. USD. Dominiert wird er von Nordamerika und Europa.
Als Top-Player erwirtschaftete der nordamerikanische Wohnmobilmarkt im Jahr 2021 mit über 600.000 verkauften Wohnmobileinheiten einen Umsatz von 25 Mrd. USD. Europa belegte den zweiten Platz, wobei man in Deutschland im vergangenen Jahr mit 106.138 die meisten Einheiten verkaufte, so die European Caravan Federation. Noch 2020 deckten beide Märkte 90 Prozent des weltweiten Absatzes (20-24 Mio. Einheiten) ab, wie man bei der Pekinger Intelligence Research Group feststellt. Der Wohnmobilbesitz pro tausend Einwohner in Nordamerika und Europa liegt bei etwa 30 bzw. 15, während er in China weniger als 0,2 beträgt, hier liegt also ein erhebliches Marktwachstumspotenzial.
Viele Förderungen im Blick
Laut Maxus gehören zu den Herausforderungen Chinas die vielfältigen Landschaften, Umgebungen und Klimazonen, die größere Anforderungen an die Leistung von Wohnmobilen stellen. Ein unausgereiftes After-Sales-Service-System und eine unzureichende Campingplatzinfrastruktur müssen ebenfalls angegangen werden.
Zu den Verbesserungsvorschlägen gehören die Integration von Campingplätzen mit malerischen Orten, die Diversifizierung von Produkten und der Bau von mehr Einzelhandelsgeschäften. Auch bei Verkehrsbeschränkungen auf der Grundlage von Nummernschildern und Höhenbeschränkungen könnte man positive Entwicklungen anstoßen. Im 14. Fünfjahresplan (2021-25) werden selbstfahrende Reisen mehrmals erwähnt. Man fordert die Branche auf, in verschiedenen Facetten voranzukommen: Beispielsweise, indem man eine umfassende auf Recreational Vehicles-zentrierte Tourismusindustrieketten schafft, neue Campingplätze baut, Touristenzentren optimiert und verwandte Fertigungstechnologien verbessert. Auch das Ministerium für nationale Ressourcen und das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie sollen die Einrichtung von Campingplätzen bzw. die Produktion von Einrichtungen unterstützen. Die Ampeln für den Wohnmobilmarkt sollten also auf grün geschaltet sein.
Georg von Stein
Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.