2. Investment Dialog – China-Geschäft 2022: „New Normal“ in Zeiten von Corona?

Der Nachbericht zum Event

Am 30. November 2021 lud die Investment Plattform China/Deutschland zum 2. Investment Dialog ein, dieses Mal unter dem Motto „China-Geschäft 2022: „New Normal“ in Zeiten von Corona?“. 

Mit dabei waren Vertreter von Lincoln InternationalWTSSINOSERV (Shanghai) M&E Tech. Co., Ltd. und Frechem GmbH & Co. KG. In der eineinhalbstündigen Onlineveranstaltung diskutierten die Teilnehmer das China-Geschäft 2022 und stellten sich den Fragen der  Zuschauer. Wie zum Auftakt der Veranstaltungsreihe im August führte auch dieses Mal Markus Rieger, Vorstand der GoingPublic Media AG und Geschäftsführer der China Investment Media GmbH, die Teilnehmer durch das Programm. 

„Im Moment boomt der inländische M&A-Markt in China.“

Dr. Michael Drill, Vorstandsvorsitzender von Lincoln International, eröffnete die Impulsvortragsreihe mit einer kurzen Präsentation über das aktuelle Cross-Border-M&A Geschehen und gab einen Ausblick auf 2022. Dr. Drill zufolge gilt Deutschland für Chinesen klar als M&A Target-Nation Nr.1. Derzeit sei die M&A-Aktivität noch gering. Jedoch gäbe es im laufenden Jahr 2021 immerhin sieben Übernahmen. Deutsche Firmen zählten in China zu den größten Investoren. Seit 2000 seien etwa 100 Mrd. Euro in Direktinvestitionen geflossen. “Im Moment boomt insbesondere der inländische M&A-Markt in China. Allein im 1.Halbjahr 2021 gab es einen Rekordwert von 6.200 Deals”, so Dr. Drill. Im Anschluss gab Dr. Drill einen Ausblick für die künftige M&A-Tätigkeit zwischen Deutschland und China. Zudem erläuterte der Vorstandsvorsitzende die Erfolgsfaktoren bei einem Verkauf an chinesische Investoren sowie bei einer Akquisition in China. 

Xiaolun Heijenga, Partnerin bei WTS und erfahrene Aufsichtsrätin, erklärte in ihrem Impulsvortrag die Post-Merger-Integration aus chinesischer (Käufer-)Sicht. Dafür nannte Heijenga drei Schlüsselkriterien, die für eine erfolgreiche Post-Merger-Integration ausschlaggebend sind. Dazu gehörten ein klar definiertes Post-Merger-Integrationskonzept, die richtige Managementbesetzung sowie eine gute Kommunikation. Ähnlich wie Dr. Michael Drill glaubt auch Xiaolun Heijenga daran, dass in Zukunft das Geschäft auf längerer Sicht wieder zurückkomme und sich die Anzahl an Transaktionen erhöhen werde. 

Keine Stagnation bei deutschen Maschinenbauern

Aus Shanghai zugeschaltet war Torsten SchermerSINOSERV (Shanghai) M&E Tech. Co., Ltd., der aus seiner Praxis auf den deutschen Maschinenbau schaute. SINOSERV ist ein deutsch-chinesischer Dienstleister in Shanghai, China. Das Unternehmen erbringt Dienstleistungen rund um die Installation, Verlagerung, Wartung und Reparatur von Industrieanlagen und -maschinen. Schermer gab dabei Einblicke als Gründer, der sein Geschäft in China mit chinesischer Beteiligung aufgebaut hat. „Ich glaube, dass es keine große Stagnation gibt bei deutschen Maschinenbauern, da diese auch angewiesen sind auf den chinesischen Markt“, berichtete Schermer über die derzeitige Situation.  

Abschließend erläuterte Harry Unruh, Asia Sales Director bei der Frechem GmbH & CoKG, warum gerade jetzt eine Produktion in China für sein Unternehmen sinnvoll erscheine. So hätte sein Unternehmen vor der Pandemie die Fertigung und Freigabe von Produkten bereits in Deutschland abgeschlossen und diese dann anschließend nach China exportiert. Im Zuge der Reise- Lieferbeschränkungen durch die COVID-19-Pandemie sei es allerdings zu einem Umdenken bei Frechem gekommen, erzählte Unruh. So würden mittlerweile lediglich die Vorprodukte in der Bundesrepublik angefertigt, die Endfertigung und die auch die Freigabe durch lokale Ingenieure finde neuerdings in China statt. Chancen sieht Frechen dabei durch die Minimierung des Lieferverzugs sowie Just-In-Time Lieferungen durch vorgefertigte Produkte. 

 

Rückkehr zur Normalität

In der anschließenden Diskussion beim zweiten Investment Dialog tauschten sich die Teilnehmer über die Auswirkung der derzeitigen Reiserestriktionen, den Stellenwert von Video-Calls im Vergleich zu persönlichen Meetings, die Investitionstätigkeit innerhalb Chinas sowie mögliche Veränderungen durch die neue Bundesregierung aus. Zum Abschluss der Veranstaltung waren die Teilnehmer gebeten, einen kurzen Wunsch für die Zukunft zu äußern. Die „Rückkehr zur Normalität“ war der Wunsch von Harry Unruh, dem besonders der persönliche Kontakt zu den Geschäftspartnern fehle. „Ich vermisse Deutschland und würde gerne mal wieder in die Heimat“, sagte Torsten Schermer. Dr. Michael Drill wünschte sich, “dass die Investitionstätigkeit von chinesischen Unternehmen in Deutschland wieder ansteigt und dass dafür Transaktionen und Beteiligungen von den zuständigen Behörden schneller freigegeben werden”. Xiaolun Heijenga beteuerte den Stellenwert vom gegenseitigen Vertrauen in allen Formen.