Chinesische Firmen sichern deutsche Arbeitsplätze

Zusammenarbeit wagen: Chinesische Investoren erschließen Deutschland neue Chancen.
Zusammenarbeit wagen: Chinesische Investoren erschließen Deutschland neue Chancen. / 对来自远东的投资者的顾虑往往是毫无根据的. Quelle: Thinkstock; © K King Photography

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 2013

Deutschland entwickelt sich zu einem der wichtigsten Länder für chinesische Direktinvestitionen. Nach Berechnungen des Forschungsinstituts Prognos AG werden Unternehmen aus dem Reich der Mitte bis 2020 voraussichtlich 2,1 Mrd. USD investieren – mehr als dreimal so viel wie noch 2012. Im Gegensatz zu Investoren aus westlichen Industrieländern stoßen chinesische Firmen hierzulande allerdings auf Bedenken, die oftmals nicht gerechtfertigt sind.

Loewe: Rettung aus China?

Der jüngste Einstieg eines chinesischen Investors ist erst wenige Tage alt. Der kriselnde TV-Geräte-Hersteller Loewe vereinbarte eine strategische Partnerschaft mit Hisense International, einem weltweit führenden Anbieter von Flachbildschirm-TV-Geräten. Die Traditionsfirma aus Kronach musste Mitte Juli Gläubigerschutz beantragen, um seine Sanierung voranzubringen. Kostensenkungen und der Abbau jeder fünften Stelle sind geplant. Die Partnerschaft mit Hisense sei „ein zentraler Meilenstein in der weiteren Restrukturierung“, sagt Vorstandschef Matthias Harsch. Mit den Chinesen will Loewe künftig bei Einkauf, Produktion, Entwicklung und Vertrieb kooperieren. Dadurch kann Loewe auch günstigere Fernseher anbieten. Bisher kosten sie zwischen 1.000 und 5.000 EUR. Zudem bekommt Loewe dauerhaft Zugang zu neuester Technologie und dem Absatzmarkt China. Hisense erhofft sich von der Partnerschaft mehr Geschäft in Westeuropa, vor allem in den deutschsprachigen Märkten und den Beneluxländern. Zuerst übernehmen die Franken für die Chinesen den Vertrieb zur Einführung neuer Ultra-HD-Technologie im Testmarkt Österreich. Zudem könnte Hisense Zugang zu der von Loewe entwickelten TV-Software bekommen.

Deutschland bei chinesischen Investoren beliebt

Im März 2013 übernahm die chinesische Beteiligungsgesellschaft SGSB Group den Industrienähmaschinen-Hersteller Pfaff. Konkurrent Dürkopp-Adler ist bereits seit 2005 in der Hand von SGSB. Kiekert, Erfinder der Zentralverriegelung und Spezialist für Autoschlösser, gehört seit März 2012 dem staatlichen chinesischen Industriekonzern North Lingyun Industrial aus Peking. Diese Beispiele zeigen, dass immer mehr chinesische Firmen strategische Beteiligungen in Deutschland suchen. Noch ist die Bedeutung chinesischer Investitionen für Deutschland im Vergleich zu Geldgebern aus den USA oder England gering. Sie dürfte allerdings in den nächsten Jahren stark wachen. Laut einer Prognose des Wirtschaftsforschungsunternehmens Prognos AG werden die jährlich aus China nach Deutschland fließenden Direktinvestitionen von etwa 500 Mio. USD 2011 auf den vierfachen Wert von 2,1 Mrd. USD im Jahr 2020 steigen. Deutschland liegt in der Gunst der chinesischen Investoren deutlich vor anderen Ländern der Europäischen Union. Nach einer Umfrage der Europäischen Handelskammer von Januar 2013 gaben 62% der befragten 74 chinesischen Unternehmen an, bereits in Deutschland investiert zu haben.

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