IfW Kiel erwartet Exportrückgang für China

IfW Kiel erwartet Exportrückgang für China
Bild: Adobe Stock; © EvrenKalinbacak

Das Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW Kiel) hat einen neuartigen Handelsindikator entwickelt. Dieser prognostiziert für den April einen Exportrückgang in China.

Der Kiel Trade Indicator des ifW Kiel erstellt Prognosen für den internationalen Handel. Als Basis dienen dem Frühindikator Echtzeitdaten von Containerschiffen. Dazu werden ihre Bewegungsdaten in 100 Seeregionen analysiert. Das System wertet auch den Tiefgang aus, um die Auslastung der einzelnen Schiffe zu erfassen. Hinzu kommen Containerumschläge in 500 Häfen, die Teil der erfassten Daten sind. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erfolgt dann die hochfrequente Auswertung durch einen speziell entwickelten Algorithmus.

„Mit dem Kiel Trade Indicator liefert das IfW Kiel einen konjunkturellen Frühindikator von bislang nicht gekannter Qualität und Quantität“, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. „Hochfrequente Daten bieten für uns die große Chance, wirtschaftliche Ausschläge mit sehr geringem Zeitversatz ablesen oder prognostizieren zu können. Wirtschaft und Politik können so beispielsweise sehr viel früher auf sich abzeichnende Verwerfungen reagieren und gegensteuern.“

Der zugrundeliegende Ansatz des maschinellen Lernens, erlaubt es dem Algorithmus sich ständig weiter zu verbessern. Er erkennt Schätzfehler, korrigiert diese und berücksichtigt sie in zukünftigen Prognosen entsprechend.

Der Indikator erfasst nicht den zuletzt stark gewachsenen Güterverkehr auf der Schiene zwischen China und Europa. Allerdings dürfte dieser im Vergleich zur globalen Containerschifffahrt auch weiterhin nicht sonderlich ins Gewicht fallen.

Indikator weist auf Exportrückgang für China hin

Der Kiel Trade Indikator meldet zweimal im Monat seine Prognosen. Zuerst um den 20. des jeweiligen Monats, wenn die Handelsdaten für den laufenden und den folgenden Monat berechnet werden und ein weiteres Mal um den 3. eines jeden Monats, wenn die Daten aktualisiert werden.

Das jüngste Update vom 03.05.2021 zeigt jetzt einen deutlichen Exportrückgang für die Volksrepublik China an. Die Auswertung der Containerschiffdaten hat ergeben, dass die Ausfuhren aus China im April um 8,8 Prozent zurück gegangen sind. Parallel sollten die Importe ein moderates Wachstum um 3,1 Prozent aufweisen.

„Damit zeigen die Containerschiffbewegungen erstmals seit einem Jahr eine Abkehr von Chinas robustem Exportwachstum an. Dies könnte auf Verspätungen von Schiffen, ausgelöst durch die Krise im Suezkanal, zurückzuführen sein. Gleichzeitig ist es denkbar, dass Konsumenten in Europa und den USA aufgrund von steigenden Corona-Impfraten beginnen, weniger Konsumgüter aus China und wieder mehr heimische Dienstleistungen wie Restaurantbesuche nachzufragen”, so Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator.

Es wird interessant sein zu beobachten, inwieweit die chinesischen Wirtschaftszahlen für den April diese Prognose bestätigen.

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