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WeChat statt Pferdestärken – Wie Kommunikation den Automarkt in China bestimmt

Cars For Sale, Automotive Industry, Cars Dealership Parking Lot.

Auch wenn der Automobilabsatz zuletzt Corona bedingt stagnierte, wird bereits heute rund jedes dritte Auto von deutschen Autoherstellern wie BMW, Mercedes-Benz oder Volkswagen in China verkauft. Aber chinesische Unternehmen holen auf und gewinnen Marktanteile. Auch sie können die stark anwachsende Nachfrage nach Elektroautos gut bedienen. Die Karten werden also neu gemischt – technologisch, aber auch in der Kommunikation. In einer umfangreichen Studie wertete das Media-Intelligence Unternehmen UNICEPTA im ersten Quartal 2022 über 10 Millionen mediale Erwähnungen über Automarken in China aus. Und kam zu teilweise überraschenden Ergebnissen. Von Dr. EVELYN ENGESSER / UNICEPTA

Wenn es um Popularität geht, liegen westliche Automarken in China seit Jahren klar in der Käufergunst. Im Februar 2022 – noch vor dem langen und strengen Lockdown in Shanghai – wurden laut der China Passenger Car Association rund 550.000 ausländische Fahrzeuge verkauft. Entsprechend häufig wird gerade über die deutschen Automarken berichtet. Dabei landete Mercedes in einem Vergleich der medialen Sichtbarkeit von 15 in China populären Marken auf dem ersten Rang. Allein im ersten Quartal 2022 gibt es knapp 2,2 Mio. Erwähnungen der Marke mit dem Stern in Online-Medien, im Twitter ähnlichen Weibo und auf der multifunktionalen Messenger- und Service-App WeChat. Viel Beachtung fanden neben der Umbenennung in Mercedes-Benz Group AG auch die starken Bilanzzahlen für 2021.

Platz zwei besetzt Audi unter anderen mit der Eröffnung des „House of Progress“ in Shanghai als größter Audi Store weltweit und die Integration der Marke Bentley in den Audi-Konzern.

Der dritte Platz geht an BMW. Der Münchner Hersteller stellte auf der CES in Las Vegas innovative Technologien zur digitalen Individualisierung vor, die große Beachtung fanden. Für positive Schlagzeilen sorgten auch die Verkaufszahlen: BMW hat in China 2021 mehr Autos verkauft als jede andere deutsche Luxusmarke.

Die Analyse von UNICEPTA zeigt, dass ein beachtlicher Teil der Kommunikation bei den drei Spitzenreitern auf Weibo und WeChat entfällt. Bei Mercedes-Benz ist es fast jede zweite Nennung, bei Audi und BMW jede dritte.

Nach den drei deutschen Spitzenreitern folgt mit deutlichem Abstand das 2003 gegründete Unternehmen BYD, der größte chinesische Hersteller von Elektroautos. BYD – ein Akronym für Build Your Dreams – trat mit der Ankündigung höherer Preise, der Vorstellung neuer Modelle und einem neuen Firmenlogo in Erscheinung. Knapp dahinter folgt NIO, hier bestimmte der Börsengang am 10. März in Hong Kong die Berichterstattung.

Neue Social-Media-Wege von Mercedes-Benz, Audi und BMW

Die Kommunikation westlicher Automobilmarken kann also als deutlicher Erfolg gewertet werden. Das liegt wohl vor allen Dingen an einer gelungenen Anpassung an die chinesische Medienlandschaft. Sie ist ein weitgehend autarkes System, geprägt von jungen Apps und Plattformen, die im Rekordtempo Reichweiten und Marktmacht aufgebaut haben.

Präsenz_AutomobilmarkenEine wichtige Rolle spielt deshalb die Kommunikation über China-eigene Social Media-Kanäle. Twitter, Facebook, Instagram, YouTube und seit 2021 auch LinkedIn sind in China nicht nutzbar und wären wohl selbst bei Verfügbarkeit wenig relevant.

An ihrer Stelle stehen extrem populäre Plattformen wie Weibo, WeChat, Douyin (außerhalb Chinas bekannt als TikTok), Bilibili oder Xiaohongshu. Da diese jedoch in ihren Funktionen und im Nutzerverhalten mit westlichen Kanälen nur bedingt vergleichbar sind, müssen ausländische Hersteller umdenken. Und das gelingt immer besser. Alle durch UNICEPTA analysierten Autofirmen sind auf diesen Kanälen aktiv. Die Social-Commerce-Plattform Xiaohongshu wird – mit Ausnahme von BMW und dem chinesischen Hersteller Changan – von allen Automobilunternehmen eingesetzt.

Die Q&A-Plattform Zhihu wird von allen analysierten Unternehmen bis auf Porsche und Li Auto genutzt. Besonders aktiv ist hier die Marke Audi, und zwar mit Beiträgen, die auf den ersten Blick nichts mit der eigenen Marke zu tun haben, um dann doch noch einen Schwenk zum eigenen Produkt zu finden. So wird etwa in einer Frage zu berühmten Science-Fiction-Verfilmungen zunächst der DeLorean in Back to the Future erwähnt, dann der Audi RSQ, der in der Verfilmung des Isaac Asimov Romans ‚I Robot‘ mit Will Smith eine Rolle spielt, und letztlich die futuristischen Konzeptfahrzeuge Grandsphere und Skysphere. Mit dieser Storytelling-Strategie hat Audi bereits deutlich mehr Follower als BMW und Mercedes-Benz gewonnen. Auf Zhihu beteiligen sie sich wenig am kanalspezifischen Beantworten von Fragen, sondern posten vorrangig Bilder ihrer Autos.

Die Regeln von Chinas größtem Microblogging-Dienst Weibo beherrscht dagegen BMW perfekt. Beispiel dafür ist der „BMW Green Friday“. Seit über einem Jahr beleuchten BMWs Weibo-Posts jeden Freitag neue Nachhaltigkeitsthemen. Die meisten Posts beziehen sich direkt auf BMW, es gibt aber auch übergeordnete Themen wie „sustainable lifestyle“. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Im September 2021 hat die chinesische Staatsführung Klimaneutralität bis 2060 zum Ziel ausgerufen.

Chinesische CEOs in der Berichterstattung vorn

Konnten deutsche Fahrzeughersteller ihre Produktinnovationen und Nachhaltigkeitsthemen besonders erfolgreich platzieren, so abgeschlagen sind sie bei der Positionierung ihres Top-Managements. Bei der CEO-Kommunikation dominieren klar die chinesischen Unternehmenslenker, allen voran die Gründer der chinesischen New Energy Brands NIO, Li Auto, BYD und XPeng.

Präsenz_CEOsNIO-Chef William Li führt das UNICEPTA Sichtbarkeitsranking mit großem Abstand an. In den Medien wird er gern als chinesischer Elon Musk oder als „godfather of mobility“ bezeichnet. Im ersten Quartal 2022 machte er vor allem durch NIOs Börsengang in Hong Kong von sich reden, sein vierter IPO.

Namensvetter Li Xiang, Gründer von Chinas größter Autoplattform Autohome und der Automarke Li steht auf Platz zwei im CEO-Ranking. Anfang 2022 berichteten Medien vielfach über die Einführung von Lis neuem Luxus-SUV L9.

XPeng-Gründer He Xiaopeng verantwortete Alibabas Mobil- und Gaming-Sparten, kaufte sich als einer der ersten in China einen Tesla. Dann wollte er selbst Elektrofahrzeuge bauen und gründete 2015 XPeng. Im ersten Quartal 2022 warnte He vor dem aktuellen Chipmangel und kündigte die Massenproduktion des fliegenden Autos X2 für 2024 an.

Auf Platz drei rangiert BYD-Chef Wang Chuanfu. Spätestens seit 2009 ist er einem breiten Publikum bekannt – in dem Jahr führte er die Liste der reichsten Chinesen an. Im Vorjahr hatte Warren Buffet in BYD investiert. Die Firma BYD produzierte Batterien und Akkus, bevor sie 2003 in den Automarkt einstieg.

Alle vier chinesischen CEOs sind sowohl online als auch in sozialen Medien stark vertreten. Die Berichterstattung über ihre Marken ist dabei viel stärker personalisiert als bei anderen Herstellern. Die Gründer teilen dabei ganz bewusst ihre Strategien und Visionen über die Medien, CEO und Marke sind ähnlich wie bei Elon Musk und Tesla eng miteinander verknüpft.

Den deutschen Herstellern fällt das deutlich schwerer. Wohl auch, weil hier schon geschichtlich bedingt kein Unternehmensleiter etwas mit der Gründungsgeschichte seiner Marke zu tun hat. Einzig der ehemalige Volkswagen-Chef Herbert Diess wurde in chinesischen Social Media Kanälen häufiger erwähnt.

Erfolgreiche Kommunikation durch richtiges Zuhören

Im Kampf um die Kundengunst setzen die deutschen Hersteller gekonnt ihre Markenattribute ein und nutzen die sozialen Medien in China dabei sehr gut. Aber im Bereich CEO-Kommunikation gehen die vorderen Ränge klar an die chinesischen Unternehmenslenker. Der Kommunikationskraft deutscher Hersteller tut dies bislang wenig weh und sie haben sich auf den zentral wichtigen Social Media gut positioniert. Nur wem es als Unternehmen weiterhin gelingt, durch das Zuhören an richtiger Stelle wertvolle Informationen zu erhalten, wird mit den richtigen Themen und Botschaften auch in Zukunft bei den chinesischen Kunden glaubwürdig punkten können.

Anleihemarkt – wie Phönix aus der Asche?

Rendite für chinesische Staatsanleihen normalisiert sich
Quelle: Adobe Stock; © czchampz

Von Robert Tipp, Chief Investment Strategist and Head of Global Bonds bei PGIM Fixed Income

Der Anleihemarkt ist sprichwörtlich in Flammen aufgegangen, nachdem sich ein Jahrzehnt sinkender Renditen innerhalb weniger Wochen umkehrte. Die Ausgangslage mit niedrigen Renditen, engen Spreads und hohen Aktienmultiplikatoren führte durch die veränderten Fundamentaldaten – insbesondere die hohe Inflation – zu einer umfassenden Neubewertung der Märkte. Das Ergebnis: Die Renditen für Anleihen und Aktien waren im ersten Halbjahr so schlecht wie seit den 1970er Jahren nicht mehr, als Inflation und Unsicherheit ähnlich hoch waren. Die Mythologie rund um den „Phönix“ deutet auf eine Renaissance des Anleihemarktes hin, was jedoch noch verfrüht wäre.

Auch wenn man die Zinsentwicklung des ersten Halbjahres als extrem rückläufig zusammenfassen könnte, würde dies zwei wichtige Aspekte außer Acht lassen. Erstens muss die Ursache dieser Entwicklung noch einmal verdeutlicht werden. Für viele DM-Volkswirtschaften sind die hohen Wachstumsraten, die in diesem Jahr erreicht werden sollten, und die rasant ansteigende Inflation nicht nur hoch – sie übertreffen alles, was in den letzten 30 Jahren zu beobachten war, um Längen. Zudem lösten das starke Beschäftigungswachstum und die hohe Inflation im ersten Quartal eine umfassende Neubewertung der Marktniveaus aus, die sich bis Mai fortsetzte.

Der zweite wichtige Punkt ist das hohe Maß an Volatilität: Nicht nur die Nettobewegungen des Quartals waren beachtlich, sie waren es umso mehr angesichts der bemerkenswerten Umkehr von steigenden und fallenden Zinsen während der letzten Quartalswochen. Je nach Markt und Kurvenpunkt stiegen und fielen die Zinssätze um 50 bis 100 Basispunkte, als die zukunftsgerichteten Wachstumsindikatoren schließlich abflauten und der PCE-Kernindex, der bevorzugte Inflationsindikator der Fed, auf einem schockierend niedrigen Niveau notierte. Darüber hinaus änderte sich die Haltung der Fed gegenüber den finanziellen Bedingungen.

Der rasche Umschwung könnte auch darauf hindeuten, dass der Zinsmarkt ein Plateau erreicht haben könnte. Zudem haben die meisten DM-Anleihemärkte erhebliche Zinserhöhungen bereits eingepreist. Im Großen und Ganzen wäre dies ein geeigneter Punkt, an dem sich die Renditen in einer bestimmten Spanne bewegen und darauf warten, dass entweder die Zentralbanken mit der Kurve gleichziehen oder dass es zwingende Anzeichen für eine Änderung der Aussichten gibt, die neue Zinssätze erforderlich machen würden.

Ausnahme 1: Die Bank of Japan hält durch

Wenngleich in den Industrieländern und in den Schwellenländern ähnliche Pfade steigender Marktzinsen als Reaktion auf die erhöhte Inflation und die Straffung durch die Zentralbank die Regel waren, gab es doch zwei wichtige Ausnahmen. Erstens sieht die Bank of Japan (BoJ) die hohen Wachstums- und Inflationsraten des aktuellen Zyklus‘ in Japan als Chance, die tatsächliche Inflation und die Inflationserwartungen ein für alle Mal näher an ihren Zielwert heranzuführen. In diesem Bestreben hat sie einen unglaublichen Kampf gegen die weltweit steigenden Zinssätze geführt, um ihre Handelsspanne von +/- 25 Basispunkten für die 10-jährigen japanischen Staatsanleihen (JGB) aufrechtzuerhalten, die sich de facto zu einer Verteidigung einer Renditeobergrenze von 25 Basispunkten entwickelte. Zu den ständigen Vorstößen in diesem Ringen gehörten nicht nur unbegrenzte Angebote zum Kauf 10-jähriger JGB zu 25 Basispunkten, sondern auch Ad-hoc-Käufe an allen Punkten der Renditekurve, die nicht mit einer 25-Bp-Rendite für 10-jährige Anleihen vereinbar sind. Da sich der Renditeabstand zwischen Japan und anderen Märkten vergrößerte, rutschte der Yen ab. Auch wenn die Umstände ein anderes Ergebnis diktieren könnten, dürfte die BoJ diesen Weg bis zum Ende der Amtszeit von Zentralbankchef Haruhiko Kuroda fortsetzen. Danach könnte der kurzfristige Zinssatz leicht aus dem negativen Bereich geführt werden und die Spanne für die Zehnjahresrendite auf ein höheres, aber immer noch zweistelliges Basispunktniveau angepasst werden.

Ausnahme 2: China sorgt für Diversifizierung

Chinas Bemühungen, das Phänomen des „Moral Hazard“, Ungleichheit und Covid-19 in den Griff zu bekommen, haben dazu geführt, dass das Land unter anderem seine Tech-Champions und Immobilienentwickler zusammenstutzte und Städte abriegelte. Chinas wirtschaftliche Größe und sein spezielles, von Marktkräften und Befehls- und Kontrollmechanismen geprägtes System hat der weltweiten Anlegerszene etwas Seltenes beschert: eine mögliche Quelle der Diversifizierung. Chinesische Aktien sind von globalen Trends abgewichen während chinesische Anleihen sich in den letzten anderthalb Jahren mehr oder weniger gegen den weltweiten Bärenmarkttrend wehren konnten. In einer Welt, in der hohe Korrelationen zwischen den Anleihe- und Aktienmärkten die Norm sind, könnte China tatsächlich eine einzigartige Wirtschaft mit einer speziellen Politik und Größe sein, die zu Geschäfts- und Marktzyklen führt, die nicht vollständig mit dem Rest der Welt korrelieren. Langfristig dürfte dies länderübergreifende relative Wertsteigerungsmöglichkeiten schaffen und gleichzeitig die Gesamtmarktvolatilität dämpfen, sofern die chinesischen Märkte weiterhin schnell wachsen und die länderübergreifende Korrelation niedrig bleibt.

Wird es eine Renaissance der Anleihen geben?

Nachdem die Renditen mehrerer Jahre ausradiert wurden, die realen Renditen nach wie vor extrem niedrig sind und die Kreditmärkte von einer harten Landung bedroht sind, braucht es nicht viel, um ein wenig Verzweiflung über den Zustand des Anleihemarktes zu wecken. Freilich ist nicht abzusehen, wann die derzeitige Phase vorbei sein dürfte. Auf mittel- bis längerfristige Sicht könnte Hoffnungslosigkeit jedoch die falsche Reaktion sein. Ist es möglich, dass sich der derzeitige Ausverkauf bei den Zinssätzen und Spreads als positiv erweisen könnte, als eine Art „Mini-Reset“ der 1980er Jahre? So unwahrscheinlich das derzeit auch erscheinen mag, Tatsache ist, dass die übergreifenden Trends der demografischen Alterung, der hohen Schuldenlast und anderer Faktoren, die jahrzehntelang die Gleichgewichtszinsen nach unten drückten, eher in den Winterschlaf fallen als sich umzukehren. Und wenn sie ein Comeback feiern sollten, nachdem der Enthusiasmus für die Wiedereröffnung und die Lieferkettenproblematik vorüber sind, wird die Inflation wahrscheinlich wieder auf – oder vielleicht sogar unter – den Zielwerten liegen, während Anleihen auf dem besten Weg zu einer längeren Periode solider Erträge wären. Doch bevor es zu diesem Happy End kommen kann, müssen wir erst einmal das Ende der russischen Gas-Saga und den Großteil der Zinserhöhungen der DM-Zentralbanken hinter uns bringen. Der beste Ansatz für die Zwischenzeit wird sein, sich auf die Mikro-Alpha-Chancen innerhalb und zwischen den Sektoren zu konzentrieren.

Tencent investiert 1,5 Mrd. USD in Forschung von Mathematik und Biomedizin

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© Tencent

Das Internet-Unternehmen Tencent will in den nächsten zehn Jahren 1,48 Mrd. USD (10 Mrd. Yuan) investieren, um ausgewählte Wissenschaftler bei Durchbrüchen in ihrer Forschung zu unterstützen. Sein New Cornerstone Investigator Program fokussiert dabei vor allem auf die Grundlagenforschung in Mathematik/Naturwissenschaften sowie Biologie/Biomedizin. Tencent ist damit Vorreiter einer Entwicklung, denn die Rahmenbedingungen in China für Grundlagenforschung verändern sich gerade. Von GEORG VON STEIN

Im Rahmen des neuen Programms sollen Wissenschaftler bis zu max. 725.000 EUR (5 Mio. Yuan) pro Jahr zur Verfügung gestellt bekommen. Dadurch sollen sie ihre Forschung fortsetzen können, ohne sich Gedanken über das Veröffentlichen von vielen Artikeln oder das Einhalten von Forschungszielen und -fristen machen zu müssen. Das Programm ist insofern ein ungewöhnlicher Schritt, als der Großteil der Mittel für die Grundlagenwissenschaften in China bisher von der Zentralregierung kam – anders als in entwickelten Ländern, wo nichtstaatliche Quellen eine wesentliche Rolle bei der Förderung der Grundlagenwissenschaften spielen. Mit einem neu geändertem Wissenschafts- und Technologiefortschrittsgesetz, das dieses Jahr in Kraft trat, will China nun aber auch Unternehmen und die Gesellschaft ermutigen, Grundlagenforschungsvorhaben zu unterstützen.

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Quelle: http://www.stats.gov.cn/english/PressRelease/202201/W020220127334192394472.jpg

Das New Cornerstone Investigator Program wird von Wissenschaftlern geleitet, von Tencent finanziert und von der China Association for Science and Technology überwacht. Bewerbungen für das Programm werden vom 1. Juli bis 30. September entgegengenommen. Die Kandidaten werden von einem Komitee namhafter Wissenschaftler geprüft. Das Programm zielt darauf ab, dieses Jahr 60 geeignete Wissenschaftler dafür zu identifizieren, insgesamt sollen sich die Zahl noch auf 200 bis 300 erhöhen. Die Liste der berücksichtigten Wissenschaftler soll Anfang nächsten Jahres veröffentlicht werden.

Einkaufsmanagerindex Teil 2 – Nicht verarbeitendes Gewerbe: Viele Sektoren bleiben im Wachstumsbereich

perspective view of containers at containers yard with forklift and truck

Zwar war der Index der Geschäftstätigkeit des nicht-verarbeitenden Gewerbes um 0,9 Prozentpunkte ebenfalls gesunken, mit 53,8 % befindet er sich aber immer noch im Bereich des Wachstums. Von GEORG VON STEIN

>> Lesen Sie hier den ersten Teil: Einkaufsmanagerindex registriert Rückgänge

Quelle: Nationales Statistikamt China

Wenn man den Konjunkturindex dann nach Branchen analysiert, ergibt sich folgendes Bild:

  • Bauwirtschaft: Sie lag trotz der Evergrande Krise im Index sogar um 2,6 Prozentpunkte höher als im Vormonat und liegt 59,2 Prozent klar über der Wachstumsschwelle von 50%.
  • Dienstleistungsgewerbe: Auch Dienstleistungen sind mit 52,8 Prozent immer noch im Wachstum, gegenüber Vormonat ist dieses Wachstum allerdings um 1,5 Prozentpunkte abgeflacht.
  • Der Geschäftstätigkeitsindex von Bahnverkehr, Luftverkehr, Beherbergung, Gastronomie, Telekommunikation, Rundfunk- und Fernseh- und Satellitenübertragungsdienste, Umweltschutz und Verwaltung öffentlicher Einrichtungen, Kultur, Sport und Unterhaltung lag mit über 55,0 Prozent ebenfalls klar im Wachstumsbereich;
  • Unterhalb der Wachstumsschwelle lag hingegen der Geschäftstätigkeitsindex für Kapitalmarktdienstleistungen, Versicherungen, Immobilien, Leasing und Unternehmensdienstleistungen.
Quelle: Nationales Statistikamt China
Quelle: Nationales Statistikamt China

Der Index für neue Aufträge lag bei einem Rückgang von 3,5 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat bei 49,7 Prozent. Das Absinken zeigt die Verlangsamung der Nachfrage auf dem nicht-verarbeitenden Sektor auf. Nach Branchen betrachtet lag der Auftragseingangsindex der Bauwirtschaft bei 51,1 Prozent (0,3 Prozentpunkte höher als im Vormonat); der Index der Auftragseingänge im Dienstleistungsgewerbe lag bei 49,5 Prozent (4,2 Prozentpunkte weniger als im Vormonat).

Der Inputpreisindex lag mit einem Rückgang von 4,0 Prozentpunkten bei 48,6 Prozent und damit unter dem Schwellenwert entspricht. Das Gesamtniveau der Inputpreise für Aufträge von nicht-verarbeitenden Unternehmen ist damit zurückgegangen. Damit kann günstiger eingekauft werden. Aufgeschlüsselt nach Branchen betrug der Inputpreisindex für die Bauindustrie 45,0 Prozent (= Rückgang von 3,7 Prozentpunkten); der Preisindex der Vorleistungen der Dienstleistungsindustrie lag bei 49,2 Prozent (= Rückgang um 4,1 Prozentpunkte).

Der Verkaufspreisindex ist einem Rückgang um 2,2 Prozentpunkten auf 47,4 Prozent etwas weniger gesunken. Das Sinken der Verkaufspreise im nicht-verarbeitenden Gewerbes drückt dann natürlich etwas auf die Profitabilität. Nach Branchen betrachtet lag der Verkaufspreisindex des Baugewerbes mit 50,2 Prozent (Senkung nur um 0,1 Prozentpunkte); der Verkaufspreisindex des Dienstleistungsgewerbes lag um 2,6 Prozentpunkte geringer und damit bei 46,9 Prozent.

Der Beschäftigungsindex ist mit 0,2 Prozentpunkten minimal gesunken und lag bei 46,7 Prozent. Bezogen auf die Branchen lag der Beschäftigungsindex der Bauwirtschaft mit 47,7 Prozent um 0,6 Prozentpunkte unter dem Wert des Vormonats; der Index der Beschäftigten im Dienstleistungsgewerbe lag unverändert zum Vormonat bei 46,6 Prozent.

Der Erwartungsindex für Geschäftsaktivitäten betrug 59,1 Prozent. Das ist zwar ein Rückgang um 2,2 Prozentpunkten. Aber letztlich sind die Unternehmen im nicht-verarbeitenden Gewerbe nach wie vor sehr optimistisch in Bezug auf die Markterholung und -entwicklung. Im Baugewerbe ist die optimistische Haltung mit 61,0 Prozent noch höher (allerding 2,1 Prozentpunkte weniger als im Vormonat); In der Dienstleistungsbranche war der Wert mit 58,8 Prozent etwas geringer (2,2 Prozentpunkte weniger als im Vormonat), aber immer noch recht positiv.

 Hauptindizes von Chinas PMI für das nicht-verarbeitende Gewerbe (saisonbereinigt)
Einheit: %
  Geschäfts-tätigkeits-index Auftrags-eingangs-index Inputpreis-index Verkaufs-preis-index Beschäfti-gungs-index Erwartungs-index für Geschäft-saktivitäten
             
2021- Juli 53.3 49.7 53.5 51.3 48.2 60.7
August 47.5 42.2 51.3 49.3 47.0 57.4
September 53.2 49.0 53.5 50.5 47.8 59.1
Oktober 52.4 49.0 57.8 52.7 47.5 58.8
November 52.3 48.9 50.8 50.1 47.3 58.2
Dezember 52.7 48.4 49.3 48.1 47.6 57.3
2022-Januar 51.1 47.8 52.1 51.0 46.9 57.9
Februar 51.6 47.6 53.9 49.8 48.0 60.5
März 48.4 45.7 55.9 51.1 47.1 54.6
April 41.9 37.4 53.7 48.9 45.4 53.6
Mai 47.8 44.1 52.5 49.4 45.3 55.6
Juni 54.7 53.2 52.6 49.6 46.9 61.3
Juli 53.8 49.7 48.6 47.4 46.7 59.1
             

Quelle: Nationales Statistikamt China

Weiter Indizes von Chinas PMI für das nicht-verarbeitende Gewerbe (saisonbereinigt)
Einheit: %
  Index der ausländischen Auftragseingänge Offener Auftrags-Index Stock-Index Index der Lieferantenlieferzeit
         
2021- Juli 47.7 44.8 47.3 51.3
August 43.9 42.9 45.9 49.2
September 46.4 44.2 45.9 50.4
Oktober 47.5 44.3 45.5 49.7
November 47.5 43.9 45.6 50.1
Dezember 47.7 43.4 46.4 49.6
2022-Januar 46.0 43.9 47.0 49.2
Februar 48.1 44.1 46.6 49.8
März 45.8 42.8 45.9 45.2
April 42.7 41.2 43.9 42.8
Mai 42.8 43.2 45.2 45.3
Juni 50.1 44.5 46.8 50.8
Juli 45.1 43.4 47.1 50.7
         

Quelle: Nationales Statistikamt China

Composite PMI-Output-Index ebenfalls mit Rückgang

Der Composite PMI Output Index spiegelt die Veränderungen des Outputs in der aktuellen Periode der gesamten Industrie (verarbeitendes und nicht-verarbeitendes Gewerbe) wider. Er lag im Juli bei 52,5 Prozent, was zwar einem Rückgang von 1,6 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat entspricht, aber er liegt damit aber immer noch im Wachstumsbereich über dem Schwellenwert von 50. Das ist vor allem der immer noch guten Stimmung im nicht-verarbeitenden Gewerbe zuzuschreiben. In Summe genommen sind Gesamtproduktion und Dienstleistungsbetrieb chinesischer Unternehmen damit weiterhin eher auf Expansionsniveau.

Quelle: Nationales Statistikamt China

>> Lesen Sie hier den ersten Teil: Einkaufsmanagerindex registriert Rückgänge

Zur Erhebungsmethode:

Die Erhebung umfasst 31 Abteilungen des verarbeitenden Gewerbes in der „Industrial Classification for National Economic Activities“ (GB/T4754-2017) und 3000 Stichproben sowie 43 Abteilungen der nicht-verarbeitenden Industrie und 4200 Stichproben.

Die Stichprobenmethode PPS (Probability Proportional to Size) wurde in der Umfrage der Einkaufsleiter übernommen. Unter Verwendung der Bereiche des verarbeitenden Gewerbes oder des nicht-verarbeitenden Gewerbes als Auswahlschicht ist die Stichprobengröße jedes Bereichs proportional zu seinem Anteil der Wertschöpfung des Bereichs an der Gesamtwertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes oder des nicht-verarbeitenden Gewerbes. Innerhalb der Schicht werden die Stichproben nach den Wahrscheinlichkeiten ausgewählt, die proportional zu ihren Hauptgeschäftseinnahmen der Unternehmen sind.

Die Umfrage wurde von Mitarbeitern der Umfragebüros organisiert und durchgeführt, monatlich über das Online-Berichtssystem der NBS, indem Umfragefragebögen an die Einkaufsleiter der ausgewählten Unternehmen gesendet wurden.

 

 

China und die Entwicklungen an den Märkten

China und die Entwicklungen an den Märkten
Bild; Adobe Stock; © ipopba

Die Reise der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi nach Taiwan hat Peking verärgert, das in den Gewässern um die selbstverwaltete Insel scharfe Schießübungen abhält und Sanktionen gegen Pelosi und ihre engsten Angehörigen verhängte. Die Aktien chinesischer Chiphersteller stiegen sprunghaft an. Händler setzten darauf, dass die Regierung die Unterstützung für die heimische Halbleiterindustrie verstärken würde. Dies zu einem Zeitpunkt, wo die USA wiederum ihre Bemühungen intensivieren, Chinas Aufstieg in der Chipherstellung zu bremsen. In der Vorwoche hatte der US-Kongress den CHIPS and Science Act verabschiedet, der die US-Halbleiterindustrie stützen soll und Beschränkungen für Chipfirmen vorsieht, die eine Expansion in China erwägen.

Was die Wirtschaft betrifft, so fiel der offizielle PMI für das verarbeitende Gewerbe im Juli auf 49,0 (Juni: 50,2) und damit unter die 50-Punkte-Marke, die Schrumpfung von Wachstum trennt. Der Index für die Geschäftstätigkeit im nicht-verarbeitenden Gewerbe fiel auf 53,8 von 54,7 im Juni. Der Gesamt-PMI, der das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor umfasst, sank von 54,1 auf 52,5.

Caixin-Index fällt auf 50,4

In der Zwischenzeit fiel der Caixin China General Manufacturing PMI auf einen Wert von 50,4, der schwächer als erwartet ausfiel, obwohl er immer noch im expansiven Bereich liegt, da sich das verarbeitende Gewerbe weiter von den jüngsten Coronavirus-Schließungen erholt. Der offizielle PMI konzentriert sich weitgehend auf große Staatsunternehmen, während sich die private Caixin-Erhebung auf kleinere, exportorientierte Unternehmen konzentriert.

Nach Angaben des Immobilienforschungsunternehmens China Index Academy fielen die Preise für neue Häuser und das Verkaufsvolumen im Juli im Vergleich zum Vormonat, da eine wachsende landesweite Bewegung von Hauskäufern, die keine Hypotheken für unfertige Projekte mehr zahlen wollen, die Stimmung belastete.

Shanghai Composite Index und CSI 300 sinken

Chinas Aktienmärkte gaben nach, da geopolitische Spannungen, Hypothekenboykotte und laue Wirtschaftsdaten Wirkung zeigten. Der breit gefasste, kapitalisierungsgewichtete Shanghai Composite Index sank um 0,8 % (-9,3 % im Jahresverlauf) und der CSI 300 Index, der die größten börsennotierten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen abbildet, ging um 0,2 % zurück (-14,3 % im Jahresverlauf). milewski@cash-online.de

Nach Angaben des Institute of International Finance (IIF) haben ausländische Investoren ihre Bestände an chinesischen Anleihen im Juli weiter reduziert und zum ersten Mal seit vier Monaten Aktien abgestoßen. Nach Schätzungen des IIF beliefen sich die Abflüsse aus chinesischen Anleihen im vergangenen Monat auf rund 3 Mrd. USD, während aus anderen Schwellenländern 6 Mrd. USD abgezogen wurden. Die ausländischen Abflüsse aus Chinas Aktienmärkten beliefen sich im Juli auf rund 3,5 Mrd. USD, während in andere Schwellenländer 2,5 Mrd. USD flossen.

Die Rendite 10-jähriger chinesischer Staatsanleihen ging von 2,77 % in der Vorwoche auf 2,75 % zurück. Chinas 7-Tage-Benchmark-Interbank-Repo-Satz fiel in dieser Woche unter 1,3 % und damit auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020, ein Rückgang, den Analysten eher auf die gute Liquiditätslage als auf eine Lockerung der Politik zurückführten. Im Vorfeld des US-Arbeitsmarktberichts für Juli am Freitag blieb der Yuan gegenüber dem US-Dollar unverändert.

China Belt and Road Initiative (BRI) Investment Report H1 2022

汉堡与徐州之间新的货运列车通道
照片: Adobe Stock; © Kalpis

Die wichtigsten Erkenntnis des China Belt and Road Initiative (BRI) Investment Report H1 2022 vom Green Finance and Development Center in der Übersicht:

>> Finden Sie hier den Report zum Download (in englischer Sprache)

  • BRI-Finanzierungen und -Investitionen sind im ersten Halbjahr 2022 mit 28,4 Milliarden US-Dollar (im Vergleich zu 29,6 Milliarden US-Dollar im ersten Halbjahr 2021) stabil auf niedrigem Niveau, 42 % durch Investitionen.
  • Seit 2013 beläuft sich das kumulierte BRI-Engagement auf 932 Milliarden US-Dollar, etwa 561 Milliarden US-Dollar an Bauaufträgen und 371 Milliarden US-Dollar an nichtfinanziellen Investitionen.
  • Keine Kohleprojekte erhielten im ersten Halbjahr 2022 Finanzierungen oder Investitionen.
  • Öl- und Gasinvestitionen machten etwa 80 % der chinesischen Energieinvestitionen im Ausland und 66 % der chinesischen Bauaufträge aus.
  • Das Gesamtengagement für grüne Energie (Solar, Wind, Wasserkraft) im ersten Halbjahr 2022 ging im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um 22 % auf etwa 3 Milliarden US-Dollar zurück (Investitionen stiegen um 1 Milliarde US-Dollar auf 1,4 Milliarden US-Dollar; Bauprojekte gingen um 1,8 Milliarden US-Dollar zurück).
  • Die durchschnittliche Transaktionsgröße für Bauprojekte wird kleiner und sinkt von 558 Millionen US-Dollar im Jahr 2021 auf 325 Millionen US-Dollar im ersten Halbjahr 2022 (die durchschnittliche Transaktionsgröße für Investitionsprojekte stieg aufgrund einer einzigen Öltransaktion in Höhe von 4,6 Milliarden US-Dollar).
  • Hauptempfänger chinesischer Investitionen war Saudi-Arabien, während verschiedene Länder im ersten Halbjahr 2022 kein chinesisches Engagement verzeichneten, darunter Russland, Sri Lanka und Ägypten.
  • Das BRI-Engagement nahm insbesondere im Technologiesektor zu (300 % Wachstum im Vergleich zu H1 2021).
  • Chinas Engagement in BRI-Ländern übertraf weiterhin das Engagement in Nicht-BRI-Ländern.
  • Das BRI-Engagement im ersten Halbjahr 2022 wurde von staatseigenen Unternehmen (SOEs) dominiert.
  • Im Jahr 2021 entwickelten sich die globalen FDI in Schwellenländer mit einem deutlich schnelleren Wachstum von 40 % (ohne FDI in China) im Vergleich zu Chinas BRI-Investitionen.
  • Für die zweite Hälfte des Jahres 2022 ist mit großer Unsicherheit zu rechnen, da sich das chinesische BRI-Engagement auf niedrigerem Niveau stabilisieren wird.
  • Potenzielles Engagement kann in fünf Projekttypen gefunden werden: strategische Vermögenswerte (einschließlich Häfen), handelsfördernde Infrastruktur (einschließlich Pipelines, Straßen), IKT (z. B. Rechenzentren), ressourcengestützte Geschäfte (z. B. Bergbau, Öl, Gas), hoch Sichtbarkeitsprojekte (z. B. Eisenbahn).
  • Für das zweite Halbjahr 2022 liegen bessere Chancen in der Investition in kleinere Projekte, die schneller umzusetzen sind (z. B. Solar, Wind), während mehrere Projekte eingemottet werden könnten.
  • Chinesische Auftragnehmer können zunehmend von internationaler und multilateraler Finanzierung profitieren, da die Erfahrung und die Anforderungen chinesischer Regulierungsbehörden bei der Anwendung internationaler Umweltstandards (z. B. Equator Principles) zunehmen.

Quelle: https://greenfdc.org/china-belt-and-road-initiative-bri-investment-report-h1-2022/

Invesco Global Sovereign Asset Management Studie 2022: Die Highlights

Anlagemarkt China
Quelle: Adobe Stock; © iamchamp

Hohe Inflation beschäftigt auch die großen Staatsfonds und Zentralbanken in ihrer Rolle als Investoren. Diese reagieren mit Umschichtungen und drücken bei etablierten Anlagesegmenten auf die Verkaufsknöpfe. Die gewonnene Liquidität fließt in ausgewählte Privatmärkte, zeigt eine Invesco-Umfrage.

Der starke Anstieg der Inflation veranlasst staatliche Investoren dazu, ihre Vermögensaufteilung auf den Prüfstand zu stellen. Von der Neuausrichtung ihrer Portfolios profitieren vor allem private Märkte, so das Ergebnis der neuesten Invesco Global Sovereign Asset Management Study. Die Studie, die in diesem Jahr zum zehnten Mal durchgeführt wurde, gibt einen Überblick über die Einschätzungen von 139 Chief Investment Officers, Anlageklassen-Verantwortlichen und Senior-Portfoliostrategen von 81 Staatsfonds und 58 Zentralbanken, die zusammen ein Vermögen von 23 Billionen US-Dollar verwalten.

Schwieriges Marktumfeld

Nach einer langen Phase niedriger Zinsen und Inflationsraten haben sich die staatlichen Investoren gezwungen gesehen, ihre makroökonomischen Annahmen zu überdenken und ihre Investitionen entsprechend anzupassen. Die Mehrheit der befragten Investoren (59 Prozent) hat ihre Portfolios in Erwartung weiterer Zinserhöhungen neu ausgerichtet. Angesichts der heftigen Kurskorrekturen an den Aktienmärkten und der fehlenden Kapitalschutzfunktion von Anleihen haben sich die Staatsinvestoren dabei aber vor schwierige Entscheidungen gestellt gesehen.

Anleihen und Aktien werden verkauft zu Gunsten von Privatmarktanlagen

Die Anleihenallokationen der Staatsfonds sind seit mehreren Jahren rückläufig. Anders als zuvor fließen die freien Mittel jedoch nicht mehr in Aktien. Stattdessen wird in alternative, außerbörsliche Anlagen investiert, vor allem Immobilien, Private Equity und Infrastruktur. Die meisten Befragten (71 Prozent) betrachten diese Vermögenswerte als effektive Instrumente der Inflationsabsicherung. Gewisse Bedenken gibt es in Bezug auf die Bewertungen, die durch die Kapitalströme und angebotsseitige Faktoren in die Höhe getrieben werden. Trotzdem ist der Anteil außerbörslicher Anlagen an den Portfolios von Staatsfonds mit durchschnittlich 22 Prozent so hoch wie nie zuvor. Bei den größeren Fonds (AUM > 100 Milliarden US-Dollar) beträgt er sogar 27 Prozent. Insgesamt besitzen Staatsfonds aktuell Private-Markets-Anlagen im Wert von 719 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 205 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011.

Das Interesse an außerbörslichen Anlagen scheint weiter zuzunehmen. Die Studienteilnehmer wurden gefragt, welche Anlageklassen sie in den kommenden zwölf Monaten höher, niedriger oder unverändert gewichten wollten. An erster Stelle steht hier Private Equity (unter dem Strich +29 Prozent), gefolgt von nicht börsennotierten Immobilien (+23 Prozent). Am schlechtesten schnitten Anleihen (-12 Prozent) und Barmittel (-4 Prozent) ab, während die Stimmung gegenüber Aktien weitgehend unverändert blieb (+1 Prozent).

Rod Ringrow, Head of Official Institutions bei Invesco, sagt: „Der allgemein unsichere Ausblick ist das große Thema, das die Investoren in diesem Jahr umtreibt. Nach mehreren relativ vorhersehbaren Jahren herrscht kein Konsens mehr darüber, in welche Richtung sich die Weltwirtschaft bewegt. In Verbindung mit dem potenziellen Ende eines jahrzehntelangen Bullenmarktes für Anleihen stellt dies Staatsinvestoren vor neue Herausforderungen. Aktuell suchen viele Investoren im Private-Markets-Bereich nach möglichen Lösungen. Das Tempo dieser Neuausrichtung sollte jedoch nicht überschätzt werden. Als langfristige Anleger bewegen sich Staatsinvestoren sehr vorsichtig. Viele warten lieber ab und nehmen vorerst nur marginale Anpassungen an ihren Portfolios vor.“

Ukraine-Krieg bremst Interesse an Europa

Anfang 2022 hielten viele Staatsfonds die europäischen Märkte für interessant, vor allem im Vergleich zum US-Markt. Dies änderte sich jedoch nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine, da befürchtet wurde, dass dieser Konflikt zu einem höheren Inflationsdruck und einem schwächeren Wachstum führen und so das Risiko einer Stagflation erhöhen könnte. Am ehesten verringern wollen die Staatsfonds ihr Engagement in den europäischen Industrie- und Schwellenländern (19 Prozent bzw. 13 Prozent), was keine Überraschung ist. Dagegen sind Nordamerika (33 Prozent) und Asien-Pazifik (23 Prozent) die Regionen, die mit der größten Wahrscheinlichkeit von höheren Allokationen profitieren werden.

China verliert an Gunst

Nachdem frühere Invesco-Studien hohe Investitionen von Staatsfonds in China festgestellt hatten, sind die Meinungen zu diesem Markt in diesem Jahr durchwachsener. Die Mehrheit (52 Prozent) der Staatsfonds bezeichnet das Investmentumfeld in China als schwieriger als im vergangenen Jahr. Einige der Befragten meinen dagegen, dass Chinas Einbindung in den Welthandel und die globalen Märkte – insbesondere die wechselseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen den USA und China – die geopolitischen Risiken durch den Russland-Ukraine-Krieg mindern könnte.

US-Dollars bleibt die Leitwährung

Das Einfrieren der russischen Devisenreserven als Reaktion auf den Einmarsch in der Ukraine hat eine Debatte über die dominante Rolle des US-Dollars als globaler Reservewährung ausgelöst, zumal der Anteil der US-Währung an den weltweiten Zentralbankreserven seit Jahren stetig sinkt: Zwischen 2016 und 2021 ging er von 65,4 Prozent auf 58,8 Prozent zurück.

Die Studienteilnehmer sind sich weitgehend einig darüber, dass der Russland-Ukraine-Krieg nur begrenzte Auswirkungen auf den US-Dollar haben wird. Die befragten Zentralbanken glauben jedoch, dass der chinesische Renminbi (RMB) in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird, was Auswirkungen auf den Status des US-Dollar haben könnte. Nachdem 2019 erst 40 Prozent der Zentralbanken RMB-Bestände hielten, ist es inzwischen eine nennenswerte Mehrheit (63 Prozent). Zudem betrachten die meisten Zentralbanker ihre RMB-Position als untergewichtet und wollen ihre Allokation in den nächsten fünf Jahren erhöhen. Der Anteil des RMB an den Devisenreserven beträgt nach wie vor nur 2,8 Prozent. Wie ein europäischer Zentralbanker es jedoch ausdrückte, ist „die Position des US-Dollars derzeit stark, kann sich aber erheblich ändern, insbesondere mit dem Aufstieg Chinas zu einer wirtschaftlichen Supermacht im kommenden Jahrzehnt“.

Staatsfonds vorsichtig gegenüber digitalen Vermögenswerten

Obwohl allgemein erwartet wird, dass sich digitale Vermögenswerte in institutionellen Anlageportfolios etablieren werden, betrachten die Staatsfonds diese Anlageklasse noch nicht als investierbar. Aktuell haben nur sieben Prozent der Staatsfonds ein Exposure in digitalen Assets, das zudem größtenteils durch Investitionen in Blockchain-Unternehmen abgebildet wird, also vor allem auf die zugrunde liegende Infrastruktur abstellt. Volatilität (68 Prozent) und Regulierungsdruck (55 Prozent) sind die in Bezug auf digitale Assets am häufigsten genannten Bedenken. Zudem sind nur 15 Prozent der Befragten der Meinung, dass digitale Vermögenswerte eine glaubwürdige Inflationsabsicherung darstellen können.

Allerdings beschäftigen sich die Investoren immer intensiver mit dieser Anlageklasse. 2018 führten nur 12 Prozent der Staatsfonds Analysen zu digitalen Assets durch; jetzt sind es 41 Prozent. Die meisten Staatsfonds investieren bereitwillig in die zugrunde liegende Technologie, zum Beispiel über Private-Equity- und Risikokapitalprodukte. 55 Prozent gaben an, dass sie eine Investition in die Branche in Betracht ziehen würden, wenn sich die richtige Gelegenheit böte.

Hohe Anlagevolumina und Private-Market-Exposure treiben Outsourcing voran

Im Jahr 2021 ist das verwaltete Vermögen der Staatsfonds auf 10,5 Billionen US-Dollar gestiegen, verglichen mit rund acht Billionen US-Dollar im Jahr 2018. Die zunehmenden Volumina in Verbindung mit einem vermehrten Engagement in wettbewerbsintensiven und esoterischen Privatmarkt-Segmenten haben die operative Komplexität erhöht und die Fonds dazu veranlasst, externe Manager zu suchen, die sie bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützen.

Einige Fonds gaben an, dass sie Schwierigkeiten mit dem Management von Private-Market-Anlagen außerhalb ihres Heimatmarktes hatten und daher von ihren Plänen für ein Insourcing ihres Investmentmanagements Abstand nahmen.

Mehr als die Hälfte der Staatsfonds ist strategische Partnerschaften mit externen Asset Managern eingegangen. Unter den Regierungen sind es sogar neun von zehn.

„Die Regierungen sind sich darüber bewusst, dass größere Anlagesummen und operative Strukturen ein Performance-Hindernis darstellen können“, so Ringrow. „Bei Partnerschaften und Outsourcing geht es aber nicht nur um eine Senkung der operativen Kosten – die Nutzung externer Expertise ist der bei Weitem wichtigste Faktor bei der Übertragung des Investmentmanagements an einen externen Partner.

„Bei derartigen Größenordnungen ist die Generierung von Alpha schwierig, vor allem in Märkten, die ein tiefgreifendes Marktverständnis und sehr aktives Management erfordern. Daher ist es auch keine Überraschung, dass die Staatsinvestoren Lösungen nutzen, mit denen sie diese Herausforderungen überwinden und auch auf ‚unbekanntem Terrain‘ erfolgreich investieren können.“

Quelle: https://www.institutional-money.com/news/theorie/headline/invesco-global-sovereign-asset-management-studie-2022-die-highlights-217665/

Einkaufsmanagerindex Teil1: Einkaufsmanagerindex registriert Rückgänge

perspective view of containers at containers yard with forklift and truck

Die aktuellen Werte des chinesischen Einkaufsmanagerindexes (PMI) für Juli 2022 (bzw. den Verlauf für das Jahr zuvor) zeigen eine eher rückläufige Entwicklung teils aber auch etwas Wachstum. Der Index wird über eine monatliche Umfrage unter den Einkaufsmanagern von Unternehmen zusammengestellt. In ihm werden fast alle Unternehmensbereiche abgedeckt, einschließlich Einkauf, Produktion, Logistik, etc. Dabei werden normalerweise 50 Prozent als Schwellenwert des PMI für sinkende oder steigende Wirtschaftsleistung verwendet. Liegt der PMI über 50 Prozent, spiegelt dies eine Expansion der Wirtschaft wider, liegt er unter 50 Prozent, eher eine Schrumpfung. Hier nun die Entwicklungen im Einzelnen. Von GEORG VON STEIN

Index des verarbeitenden Gewerbes gesunken

Mit 49,0 Prozent lag der Einkaufsmanagerindex (PMI) der chinesischen Fertigungsindustrie im Juli um 1,2 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat und unter dem Schwellenwert von 50. Das Niveau in der Fertigungsindustrie ist damit etwas gesunken.

Bild1_Manufacturing-PMI
Quelle: Nationales Statistikamt China

Schaut man sich die Ergebnisse unterteilt nach der Unternehmensgröße an, ergibt sich folgendes Bild: Bei großen Unternehmen hat der PMI weniger eingebüßt, hier lag er bei 49,8 also 0,4 Prozentpunkten geringer als im Vormonat. Auch bei kleinen Unternehmen lag der Abfall mit von 0,7 Prozentpunkten auf 47,9 nicht sehr hoch. Bei mittleren Unternehmen allerdings war die Absenkung mit 2,8 gegenüber dem Vormonat auf 48,5 Prozent doch merklich höher.

Der Einkaufsmanagerindex wird im Weiteren dann aufgeteilt und für das verarbeitende Gewerbe auf die Bereiche Produktion, Auftragseingang, Rohstoffinventar, Beschäftigung und Lieferantenlieferzeit heruntergebrochen. Bei diesen Subindizes zeigten sich folgende Entwicklungen:

  • Produktion: Bei ihr gab es mit einem Rückgang von 3,0 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat auf 49,8 Prozent die größte Absenkung. Dies dürfte noch den Corona-Maßnahmen und Lieferengpässen geschuldet sein und sollte sich wieder bereinigen, sobald sich die Lage diesbezüglich gebessert hat.
  • Neue Aufträge: Möglicherweise als Folge der gleichen Entwicklungen fiel auch der Index für neue Aufträge um 1,9 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat auf 48,5 Prozent zurück. Die Marktnachfrage der Fertigungsindustrie ist ebenfalls etwas gesunken.
  • Rohstoffe und Beschäftigung: Praktisch keine Rückgänge gegenüber dem Vormonat waren beim Rohstoffbestandsindex und beim Beschäftigungsindex (-0,1%/) zu verzeichnen. Hier zeigt sich ein konstanteres Bild.
  • Weitere: Auch der Produktionsindex, der Index für neue Bestellungen, der Rohstoffbestandsindex und der Mitarbeiterindex lagen alle unterhalb der Wachstumsschwelle.

Interessant ist hingegen, dass der Index der Lieferantenlieferzeit 1,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat auf 50,1 Prozent zurückging. Denn in diesem Fall bedeutet das nämlich, dass die Lieferzeit der Rohstofflieferanten in der Fertigungsindustrie etwas schneller war als im Vormonat.

Chinas PMI für das verarbeitende Gewerbe (saisonbereinigt)
Einheit: %
  PMI  
Produk-tion-sindex Auftrags-eingangs-index Rohstoff-inventa-rindex Beschäfti-gungs-index Lieferanten-lieferzeitindex
2021- Juli 50.4 51.0 50.9 47.7 49.6 48.9
August 50.1 50.9 49.6 47.7 49.6 48.0
September 49.6 49.5 49.3 48.2 49.0 48.1
Oktober 49.2 48.4 48.8 47.0 48.8 46.7
November 50.1 52,0 49.4 47.7 48.9 48.2
Dezember 50.3 51.4 49.7 49.2 49.1 48.3
2022-Januar 50.1 50.9 49.3 49.1 48.9 47.6
Februar 50.2 50.4 50.7 48.1 49.2 48.2
März 49.5 49.5 48.8 47.3 48.6 46.5
April 47.4 44.4 42.6 46.5 47.2 37.2
Mai 49.6 49.7 48.2 47.9 47.6 44.1
Juni 50.2 52.8 50.4 48.1 48.7 51.3
Juli 49.0 49.8 48.5 47.9 48.6 50.1

Quelle: Nationales Statistikamt China

Zugehörige Indikatoren des chinesischen PMI für das verarbeitende Gewerbe (saisonbereinigt)
Einheit: %
  Index der neuen Export-aufträge Index Im-porte Kauf-mengen-index Einkaufs-index für Roh-stoffe Erzeu-ger-preis-index Bestands-index für Fertig-waren Index für offene Aufträge  

Index für Produktions- und Geschäfts-tätigkeits-erwartung

2021- Juli 47.7 49.4 50.8 62.9 53.8 47.6 46.1 57.8
August 46.7 48.3 50.3 61.3 53.4 47.7 45.9 57.5
September 46.2 46.8 49.7 63.5 56.4 47.2 45.6 56.4
Oktober 46.6 47.5 48.9 72.1 61.1 46.3 45.0 53.6
November

Dezember

48.5 48.1 50.2 52.9 48.9 47.9 45.7 53.8
48.1 48.2 50.8 48.1 45.5 48.5 45.6 54.3
2022-Januar 48.4 47.2 50.2 56.4 50.9 48.0 45.8 57.5
Februar 49.0 48.6 50.9 60,0 54.1 47.3 45.2 58.7
März 47.2 46.9 48.7 66.1 56.7 48.9 46.1 55.7
April 41.6 42.9 43.5 64.2 54.4 50.3 46.0 53.3
Mai 46.2 45.1 48.4 55.8 49.5 49.3 45.0 53.9
Juni 49.5 49.2 51.1 52,0 46.3 48.6 44.2 55.2
Juli 47.4 46.9 48.9 40.4 40.1 48.0 42.6 52,0

Einkaufsindex für Rohstoffe: Main Raw Material Purchase Price Index. Quelle: Nationales Statistikamt China

In Teil 2 werden wir die Ergebnisse für das nicht verarbeitende Gewerbe erläutern

Zur Erhebungsmethode des Nationales Statistikamts China:

Die Erhebung umfasst 31 Abteilungen des verarbeitenden Gewerbes in der „Industrial Classification for National Economic Activities“ (GB/T4754-2017) und 3000 Stichproben sowie 43 Abteilungen der nicht-verarbeitenden Industrie und 4200 Stichproben.

Die Stichprobenmethode PPS (Probability Proportional to Size) wurde in der Umfrage der Einkaufsleiter übernommen. Bei verarbeitendem Gewerbe und nicht-verarbeitendem Gewerbe ist die Stichprobengröße jedes Bereichs proportional zu seinem Anteil der Wertschöpfung an der Gesamtwertschöpfung des Bereichs. Innerhalb der Schicht werden die Stichproben nach den Wahrscheinlichkeiten ausgewählt, die proportional zu den Hauptgeschäftseinnahmen der Unternehmen sind.

Die Umfrage wurde von Mitarbeitern der Umfragebüros organisiert und durchgeführt, monatlich über das Online-Berichtssystem der NBS, indem Umfragefragebögen an die Einkaufsleiter der ausgewählten Unternehmen gesendet wurden.

Gotion investiert in Deutschland und geht an Schweizer Börse

Lithium ion battery starts recharging electric energy supply, fa

Die Gotion High-Tech Co., Ltd. chinesischer Hersteller von Stromversorgungsbatterien, ist als erste Gruppe chinesischer Unternehmen an der Schweizer Börse notiert. Als Beteiligungsmöglichkeit dafür hat man Hinterlegungsscheine für ausländische Aktien (sog. Global Depository Receipts = GDR) gewählt. Sie verbriefen Eigentum an Aktien. Das neue Kapital könnte Gotion auch für Beteiligungen in Deutschland und Europa nutzen. VON GEORG VON STEIN

Gotion hat 22.833.400 GDRs zu einem Angebotspreis von 30,00 USD pro GDR platziert, wobei ein GDR einen Anteil an fünf A-Aktien des Unternehmens repräsentiert. In Summe ergibt sich damit einen Bruttoerlös von rund 685 Mio. USD für das Angebot. Gemessen am Umfang ist die GDR-Emission ist das größte GDR-Projekt an der Schweizer Börse, seit man die China-Europe Stock Connect-Regeln eingeführt hat. Gleichzeitig ist sie auch das größte Eigenkapitalfinanzierungsprojekt in diesem Jahr auf dem Schweizer Markt.

Bild1_Gotion-Roland-Berger-Weltweite-Nachfrage-nach-Lithium-Ionen-Batterien-2030
Abbildung: Roland Berger https://energyload.eu/elektromobilitaet/elektroauto/hersteller-elektroauto-batterien-2021/https://www.rolandberger.com/de/Insights/Publications/Zukunftsmarkt-Batterie-Recycling-Verpasst-Europa-(wieder)-den-Anschluss.html

 

Das Kapital soll Gotion vor allem dazu dienen, die Produktionskapazitäten von Batterieprodukten und Rohstoffen in Übersee durch Investitionen in Sachanlagen, den Erwerb von Beteiligungen oder andere Mittel auszubauen. Man will die internationale Präsenz des Unternehmens und das Betriebskapital erhöhen. Die Kapitalbeschaffung könnte also dem Erwerb von Produktionsanlagen oder Anteilen an hiesigen oder europäischen Unternehmen dienen, insbesondere da Volkswagen seit Ende 2021 der größte Anteilseigner von Gotion ist.

Top 10 Hersteller für Elektroauto-Batterien 2021

  1. CATL (China) mit 96,7 GWh, Marktanteil: 32,6 Prozent
  2. LG Energy Solution(Südkorea) mit 60,2 GWh, Marktanteil: 20,3 Prozent
  3. Panasonic (Japan) mit 36,1 GWh, Marktanteil: 12,2 Prozent
  4. BYD(China) mit 26,3 GWh, Marktanteil: 8,8 Prozent
  5. SK On (Südkorea) mit 16,7 GWh, Marktanteil: 5,6 Prozent
  6. Samsung SDI (Südkorea) mit 13,2 GWh, Marktanteil: 4,5 Prozent
  7. CALB (China) mit 7,9 GWh, Marktanteil: 2,7 Prozent
  8. Gotion High-Tech(China) mit 6,4 GWh, Marktanteil: 2,1 Prozent
  9. AESC (Japan) mit 4,2 GWh, Marktanteil: 1,4 Prozent
  10. Svolt(China) mit 3,1 GWh, Marktanteil: 1,0 Prozent

Daten von SNE Research

Aktiv agiert der achtgrößte Batterie-Hersteller der Welt schon in Deutschland. Im Juli hatte man kommuniziert, ein von Bosch übernommenes Werk in Göttingen zur Produktionsbasis machen zu wollen. Ende des Jahres soll der Umbau des alten Bosch-Werks auf Batterien beginnen und die erste Produktionslinie im September 2023 vom Band laufen. Mit den hergestellten Elektroauto-Akkus solle nicht nur Großaktionär Volkswagen beliefert werden.

Chinas Antwort auf erhöhte Solarenergienachfrage

Solar Panels

Aufgrund der hohen Gas- und Ölpreise hat sich die Nachfrage nach Solar- und Windenergiemodulen auf dem europäischen Markt erhöht. Insbesondere bei den chinesischen Herstellern führt sie zu einem Auftragsschub bei Solarmodulen. Zolldaten zufolge sind Chinas Exporte von Solarkomponenten nach Europa im ersten Quartal auf ein Produktionsvolumen von 16,7 GW gestiegen, eine Steigerung um 145 Prozent verglichen mit den 6,8 GW in Q1 2021. VON GEORG VON STEIN

In den ersten fünf Monaten kam es sogar zu einer Steigerung auf 34 GW und damit 129 Prozent mehr als im Vorjahr. Jiang Yali, Solaranalyst bei Bloomberg NEF meint gegenüber China Daily dazu: „Derzeit kommen mehr als 90 Prozent des Angebots an Solarkomponenten in Europa aus China, was zu einem stetig steigenden Export chinesischer Solarkomponenten führt, obwohl auch die Rohstoffkosten gestiegen sind“.

Quelle: https://iea.blob.core.windows.net/assets/4eedd256-b3db-4bc6-b5aa-2711ddfc1f90/SpecialReportonSolarPVGlobalSupplyChains.pdf – Seite 13

Auch einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge beträgt der Anteil Chinas an allen Fertigungsstufen der Produktion inzwischen über 80 Prozent. Man habe dort in den letzten zehn Jahren 48,6 Mrd EUR (50 Mrd.USD) in Photovoltaik-Produktionskapazitäten investiert, was etwa zehnmal so viel ist wie in Europa.

Quelle: https://iea.blob.core.windows.net/assets/4eedd256-b3db-4bc6-b5aa-2711ddfc1f90/SpecialReportonSolarPVGlobalSupplyChains.pdf – Seite 17

Aktuell beziffern sich die in Europa eigenen Produktionskapazitäten sehr gering, man muss sich kurz- bis mittelfristig auf China verlassen. Chinesische Unternehmen dominieren dabei seit langem die Solarherstellung. Fast die Hälfte des wichtigsten Solarzellen-Rohstoffs Polysilizium stammt aus der chinesischen Region Xinjiang, bei der die EU allerdings wegen des Uiguren-Themas und Menschenrechtsverstößen über Handelssanktionen nachdenkt.

Niedrigere Herstellungskosten

In einigen Stufen der Lieferkette dürfte fast die gesamte globale Produktion aus China kommen. Laut Bloomberg NEF entfielen 2021 fast 40 Prozent von Chinas Solarexporten auf Europa. Ein Hauptgrund dafür dürfte in den Herstellungskosten von Solaranlagen in China liegen. Laut der International Renewable Energy Agency liegen sie etwa 35 Prozent niedriger als in Europa, 20 Prozent niedriger als in den USA und 10 Prozent niedriger als in Indien.

Quelle: https://iea.blob.core.windows.net/assets/4eedd256-b3db-4bc6-b5aa-2711ddfc1f90/SpecialReportonSolarPVGlobalSupplyChains.pdf – Seite 19

Bei Morgan Stanley schätzt man denn auch, dass Europas drastisch gestiegene Nachfrage nach Solarenergie gar zu einem 15-prozentigen Anstieg der gesamten chinesischen Solarexporte über den Rest des Jahrzehnts führen könnte, da die anvisierte Zunahme der Solarkapazität in Europa fast doppelt so hoch ist wie erwartet. Im Mai hatte denn auch die Europäischen Kommission mit dem REPowerEU-Plan angekündigt, die Kapazitäten bei Wind- und Solarenergieanlagen hochzufahren. Man will die Photovoltaikkapazität bis 2025 auf 320 Gigawatt verdoppeln und bis 2030 dann 600 GW installieren.

Um die Ziele beim Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger zu erreichen, müsste die Produktionskapazität für Solarpaneele bis 2030 verdoppelt werden, rechnet man bei der IEA vor. Wenn aber auch andere Weltregionen als China massiv investieren und so die Lieferketten breiter aufstellen, könnte das auch eine weltweite Chance sein.

 

Bayerisch-Chinesisches Sommerfest feiert 50 Jahre Partnerschaft zwischen Bayern und China

Zum Bayerisch-Chinesischen Frühlingsfest (pandemiebedingt – erstmals als Sommerfest) begrüßten Stefan Geiger, Geschäftsführer und Vorstand des Chinaforum Bayern e.V., sowie die Vorstandsmitglieder LI Nan, Sabine Dietlmeier und Dr. Christian Haug rund 450 hochkarätige Gäste aus Politik und Wirtschaft. Im Fokus des Events in der Alten Kongresshalle in München stand die mittlerweile 50-jährige vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Bayern und China. VON GEORG VON STEIN

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Quelle: Chinaforum Bayern e.V.

Das offizielle Programm eröffnete Christian Sommer, CEO & Chairman des German Centre Shanghai mit seiner Keynote „Handshake oder Penholder? Sport und Business zwischen Freundschaft und Wettbewerb“. Als leidenschaftlicher Tischtennisspieler erläuterte er wichtige Parallelen, aber auch Unterschiede zwischen den Bereichen. So gewinne im Sport das siegreiche Team, in der Wirtschaft hingegen schließe man oft Kompromisse und suche nach Win-Win-Ergebnissen. Win-Win allerdings könne verhindern, so Sommer, dass man sich voll anstrenge. Denn vor allem nach einer Niederlage würde man stark hinzulernen, was im Anschluss oft Höchstleistungen möglich mache. „Vielleicht müssen wir Verlieren fast wieder lernen, um dann wieder zu gewinnen,“ schlussfolgerte Sommer. Im Anschluss ging er auch auf das Thema Decoupling ein, also die Entkopplung von technischen Standards: „Wenn ein internationaler Austausch nicht möglich ist, schadet das dem eigenen Erfolg.“ Spitzenleistungen erziele man schließlich nur, wenn man sich dem internationalen Vergleich stelle. Im Business wie im Sport.

Nach der Keynote folgte auf dem Podium eine Diskussionsrunde, in der drei maßgebliche Politiker die Bedeutung der bayerisch-chinesischen und deutsch-chinesischen Beziehungen betonten.

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Quelle: Chinaforum Bayern e.V.

So hob der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger auf die Handelsbeziehungen ab und betonte, dass es dafür immer wichtig sei, die Sichtweise des anderen kennenzulernen. Auch deshalb seien beide Seiten „gut beraten, möglichst fair zu spielen.“ TONG Defa, Generalkonsul der Volksrepublik China, verwies auf Highlights der langen Verbindung zwischen Bayern und China: Vom Besuch von Franz-Josef Strauß bei Mao Zedong 1975 über das Treffen von Xi Jinping mit Angela Merkel in 2014 bis zur Gegenwart, in der China der wichtigste Handelspartner für Deutschland ist. Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, schließlich beschrieb die guten Beziehungen zu China. München sei wichtiger Sitz für rund 200 chinesische Unternehmen und inzwischen dabei, Düsseldorf als wichtigsten Standort für chinesische Firmen zu überholen.

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Quelle: Chinaforum Bayern e.V.

Nach einem kurzen Umbau auf der Bühne rückte Tischtennis in den Vordergrund. Es besitze eine „ganz besondere Bedeutung zwischen Deutschland und China“, sei „ein diplomatischer Brückenbauer“, betonte Gastgeber Stefan Geiger die Bedeutung Sports. Ergo durfte eine Demonstration nicht fehlen: Sechs Athleten des Bayerischen Tischtennisverbandes auf der Bühne zeigten für das Publikum eindrucksvoll, wie man Bälle auch in Blitzgeschwindigkeit über weite Distanzen pariert und wie man Tischtennis-Höchstleistungen trainiert.

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Quelle: Chinaforum Bayern e.V.

Ihre Wissens-Leistungen konnten die Gäste des Sommerfests beim daruf folgenden traditionellen interkulturellen China-Bayern-Quiz testen. Insbesondere tiefes China Wissen war hier gefragt und man konnte noch einiges dazu lernen.

Für einen krönenden Abschluss des kulturellen Programms sorgten der Chinesische Nationalcircus mit spektakulärer Balance Akrobatik und die Musikerin RiA mit bayerischem Sprechgesang. Nachdem Rapper MOW aka Old Panda 2019 die chinesische Hip-Hop-Szene präsentiert hatte, brachte die Powerfrau nun bayerischen Rap auf die deutsch-chinesische Bühne.

Mit vielen und intensiven Gesprächen, die bis in die Nacht hinein reichten, klang das Fest dann aus und hinterließ die Vorfreude auf das nächste Fest im Jahr 2023.

>> Offizielle Pressemitteilung des Chinaforum Bayern e.V.

 

Die Sponsoren des Bayerisch-Chinesischen Frühlingsfests 2022:

Hauptsponsoren: Great Wall Motor, Jaxin Wein & Spirituosen GmbH (WULIANGYE)
Premiumsponsoren: AON, Bank of China, HUAWEI, TÜV Süd
Classic Sponsoren: Alibaba Group, Bird & Bird, BMW Group, EIC, German Centre Shanghai, Heilmaier Messedesign, HEINZ Logistik, LiangDao, NIO, Port of Antwerp-Bruges, Prüfer & Partner, Raylase, Rödl & Partner, Startup Factory, Wacker Chemie
Medienpartner: China Table, ChinaContact sowie die Investment Plattform China/Deutschland.

Volkswagen Group China präsentiert Passagierdrohne

Meet the V.MO – Volkswagen Group China unveils state-of-the-ar
Quelle: Volkswagen

Die Volkswagen Group China hat den ersten Prototypen einer elektrisch angetriebenen Passagierdrohne vorgestellt, die senkrecht startet und landet. Sie trägt den Spitznamen „Flying Tiger“, ist sie doch im Jahr des Tigers eingeführt. Bereits 2020 hat die Volkswagen Group China ein Projekt zur „Vertikalen Mobilität“ ins Leben gerufen und fokussiert darin die Ausdehnung städtischen Verkehrs von der Straße in den Luftraum. VON GEORG VON STEIN

Das Prototypenmodell V.MO ist 11,2 m lang und besitzt eine Spannweite von 10,6 m. Für den Auftrieb sorgen acht Rotoren, für den Vortrieb zwei Rotoren. In seiner endgültigen Ausführung könnte der V.MO vier Passagiere plus Gepäck über eine Entfernung von bis zu 200 km transportieren. Bis Spätsommer 2023 soll dann ein verbesserter Prototyp weitergehende Testflüge absolvieren. Während der ersten Phase der kommerziellen Nutzung wird der V.MO voraussichtlich als Premiumprodukt für wohlhabende technikaffine Kunden in China angeboten werden, z.B. im VIP-Shuttle-Betrieb.

Bei Volkswagen China sieht man den V.MO als wegweisendes Projekt unter der Mission „From China, for China“. Dafür hat man ein junges Team chinesischer Expertinnen und Experten zusammengestellt, die das Fluggefährt voranbringen sollen. Unterstützt wird das Team von chinesischen Partnern wie der Hunan Sunward Technology, einer Tochtergesellschaft der Sunward Group aus Hunan. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung und den Vertrieb von Flugzeugen für die allgemeine Luftfahrt und zugehörige Dienstleistungen spezialisiert und ist ein Marktführer für leichte Sportflugzeuge.

Urbane Luftmobilität ist ein schnell wachsender Markt. Den Luftraum für den Transport über kurze und mittlere Entfernungen, vor allem in und zwischen großen Städten zu nutzen, wird in China eine wichtige Rolle spielen. Gerade in den staugeplagten Megastädten dürfte es zur Verlagerung von Teilen des städtischen und kommunalen Straßenverkehrs in die Luft kommen.