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Teil 2: Chinas „Hidden Champions“ fordern deutsche Marktführer heraus

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>> Lesen Sie hier den „1. Teil zu „Chinas „Hidden Champions“ fordern deutsche Marktführer heraus.

Die Unterstützungspolitik der chinesischen Regierung

Auf der Pressekonferenz zum „Bericht über Chinas industrielle Entwicklung und Industriepolitik (2011)“ im Juli 2011 hatte das MIIT die Begriffe „Specialized, Fined, Peculiar and Innovative (SFPI)“ als erstes und vorrangig hervorgehoben. „Spezialized“ bezieht sich auf spezialisierte Verwendung, Prozessexpertise und proprietäre Technologie; „Fined“ auf profunde Prozesstechnologie und veredelte Produkte; „Peculiar“ ist ausgerichtet auf Produkte und Dienstleistungen, die einzigartig sind und sich von anderen unterscheiden; ”Innovative“ bezieht sich auf Produkte mit fortschrittlicher technologischer Innovation, hohem Mehrwert und hohem wirtschaftlichem und sozialem Nutzen. Beispiele dafür finden sie weiter unten.

Der Begriff „SFPI“ wird nun 2022 erstmals in den „Regierungsarbeitsbericht des Staatsrates“ geschrieben. So heißt es im Bericht: Es werden Anstrengungen unternommen, um „SFPI SMEs“ zu kultivieren und eine starke Unterstützung bei Mitteln, Talenten und dem Aufbau von Inkubationsplattformen bereitzustellen.

Gegenwärtig belohnt die Zentralregierung jedes Unternehmen, das als national „Little Giants“ identifiziert worden ist, mit 6 Mio. CNY, die über drei Jahren hinweg verteilt werden (2 Mio. CNY pro Jahr). Darüber hinaus bietet sie auch Unterstützung bei der Unternehmenskultivierung, Politikunterstützung, Dienstleistungsentwicklung und Umweltoptimierung.

Um die Entwicklung regionaler KMU zu fördern, haben Provinz- und Kommunalregierungen unterschiedliche Niveaus von Anreizen und Subventionen für „SFPI SMEs“ auf verschiedenen Ebenen eingeführt: „SFPI SMEs“ in Peking können Subventionen in Höhe von 3-10 Mio. CNY (in Form von Dienstleistungsschecks) erhalten. Shanghai wird 50.000 bis 200.000 CNY an „SFPI SMEs“ auf kommunaler Ebene vergeben. Die Provinz Jiangsu hat auf Provinzebene SMEs bei Ausrüstungs-Upgrades und Internet-basierten Upgrades maßgeblich unterstützt. In der Provinz Guangdong bekommen SMEs auf Provinzebene eine einmalige Unterstützung in Höhe von 500.000 CNY gewährt.

Unterstützung geht über das Finanzielle hinaus

Neben der finanziellen Förderung will das MIIT auch die zuständigen Abteilungen koordinieren, um den Entwicklungsmechanismus von „SFPI SMEs“ unter drei Aspekten zu verbessern und zu unterstützen:

  1. Industriepolitische und finanzpolitische Koordinierung
  2. Hochrangige Qualitäts-KMU-Auflistung und -Kultivierung sowie
  3. Erweiterung der Finanzierungskanäle.

Für diese Ziele wurde am 3. September 2021 die Peking Stock Exchange registriert und gegründet. Sie ist die erste unternehmensbasierte Börse in China, die mit Zustimmung des Staatsrates gegründet wurde, und wird von der China Securities Regulatory Commission beaufsichtigt und verwaltet. Die Börse soll die Entwicklung von KMU unterstützen, KMU Finanzierungsmöglichkeiten bieten und die Servicekapazitäten verbessern.

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Abbildung 1: 2010-2021 Anzahl der Kapitalinvestitionen in Chinas „SFPI SMEs“
Datenquellen: Zero2IPO Group (bis zu Ende 2021)
Bild2_2010-2021-Hoehe-der-Kapitalinvestitionen-in-ChinaBild2_2010-2021-Hoehe-der-Kapitalinvestitionen-in-China
Abbildung 2: 2010-2021 Höhe der Kapitalinvestitionen in Chinas „SFPI SMEs
Datenquellen: Zero2IPO Group (bis zu Ende 2021)

Im Folgenden stellen wir Ihnen vier „Little Giants“ kurz vor:

SCIYON Gesamtmarktwert: 3,63 Mrd. CNY

SCIYON ist ein führendes Unternehmen in den Bereichen Produkte und Lösungen für Industrieautomation, Informationstechnologie. Sein Geschäftsbereich ist auf industrielle Internetplattformen ausgerichtet und auf die Verbesserung des Automatisierungs- und Informationsniveaus von Industrieanwendern.

Maxonic Gesamtmarktwert: 3,38 Mrd. CNY

 

Maxonic ist ein Unternehmen,  auf industrielle Automatisierungsinstrumente spezialisiert, die hauptsächlich in der Informationserfassung, -übertragung und -anzeige in der industriellen Massenproduktion, Informationsmaschinen und industrieller IT eingesetzt werden. Die Produkte von Maxonic umfassen Primär-, Sekundär- und Druckinstrumente usw.

Tianjin Printonics Circuit (TPC) Gesamtmarktwert: 2,59 Mrd. CNY

 

TPC aus Nordchina hat seit mehr als 30 Jahren die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Leiterplatten als Kerngeschäft. Die von ihm hergestellten Produkte werden hauptsächlich in der Luft- und Raumfahrt, in Computernetzwerken und in der Automobilelektronik verwendet.

Shenzhen RongDa Photosensitive Gesamtmarktwert: 5,75 Mrd. CNY

RongDa entwickelt, produziert und vermarktet als eines der ersten Unternehmen in China elektronische lichtempfindliche chemische Materialien. Nach mehr als 10 Jahren kontinuierlicher Entwicklung hat es nach und nach eine Reihe die Schritte gemeistert, um die Technologie für elektronische lichtempfindliche Chemikalien zu beherrschen.

Die Zukunft von „Little Giants“ und deutschen Hidden Champions in China

„Little Giants“ lassen sich durch die Zahlenfolge 5678 beschreiben, denn: Mehr als 50 % von ihnen haben mehr als 10 Mio. RMB in F&E investiert, mehr als 60 % zählen zum industriellen Basisbereich, mehr als 70 % sind seit mehr als 10 Jahren tief in ihrer Branche tätig. Und mehr als 80% stehen im Marktsegment in ihrer Provinz an erster Stelle. Einige „Little Giants“ schließen auch Mängel und Lücken in Chinas Industrieentwicklung und sind zu einer wichtigen unterstützenden Kraft beim Aufbau des Produktionssektors geworden.

Zweitens haben „Little Giants“ in diesem Jahr erstmals die landesweite Abdeckung erreicht und zwar überall in China prozentual im selben anteiligen Verhältnis zu der regionalen Verteilung der chinesischen Verarbeitungsunternehmen. Gibt es mehr Verarbeitungsunternehmen in einer Region, gibt es dort auch anteilig mehr „Little Giants“.

Drittens: Der Kapitalmarkt mag „Little Giants“. Mehr als 300 „Little Giants“ wurden mittlerweile an der Börse notiert. Ihre durchschnittliche Wachstumsrate bei Betriebsergebnis und Nettogewinn hat in den letzten zwei Jahren hat 25 % überschritten, was etwa dem Doppelten des Durchschnitts aller börsennotierten Unternehmen entspricht.

Viertens „Little Giants“ verfügen über eine hohe Innovationsfähigkeit. Der Anteil des F&E-Personals in „Little Giants“ erreicht grundsätzlich 25 %, und die durchschnittliche F&E-Intensität übersteigt 7 %. „Little Giants“ unterstützen das große Innovationsmuster in China.

Fünftens: „Little Giants“ agieren widerstandsfähig. Seit Anfang dieses Jahres haben „Little Giants“ im Zuge der Normalisierung der Pandemieprävention und -bekämpfung gegen den Trend eine Wachstumsdynamik gezeigt.

FAZIT

Trotz des harten Wettbewerbs ist der chinesische Markt immer noch eine gute Wahl für multinationale Unternehmen, wenn sie sich auf langfristige und nachhaltige Entwicklungen konzentrieren. Die gesamte Wirtschaftsleistung Chinas macht mehr als 17 % der Weltwirtschaftsleistung aus, Tendenz steigend. Aber nicht nur bei Größe oder Wachstumsrate spielt der chinesische Markt eine zentrale Rolle. Er steckt voller Möglichkeiten und Vitalität. Die Vorteile von Chinas Wirtschaft zeigen sich in guten Geschäftsbedingungen, entwickelten Transport- und Logistiksystemen uvm. Nicht ohne Grund sind zahlreiche multinationale Unternehmen seit der Reform und Öffnung Chinas zu Teilnehmern aber auch Nutznießern der kräftigen wirtschaftlichen Entwicklung geworden. Arnold Gertner, Vorstandsvorsitzender des deutschen Textilmaschinenherstellers Karl Mayer Group, hat dazu einmal gesagt, dass der Erfolg von Karl Mayer in den vergangenen 15 Jahren maßgeblich von China abhängig war. China ist schlißelich auch das fünfte Jahr in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Ob der „Hidden Champion“ auch in Zukunft „führend“ bleiben kann, mag auch an seinen Ergebnissen in China liegen.

 

Wir glauben, dass chinesische „SFPI SMEs“ im Prozess des Lernens von deutschen Hidden Champions immer besser werden und sich gleichzeitig auch die Zusammenarbeit mit Deutschland in diesem Entwicklungsprozess weiter intensivieren wird. Dem wirtschaftlichen Austausch und der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen China und Deutschland wird all dies einen großen Schub geben.

Teil 1: Chinas „Hidden Champions“ fordern deutsche Marktführer heraus

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99 % der deutschen Unternehmen sind kleine und mittlere Unternehmen. Entsprechend beherbergt Deutschland zwar nur 28 der Top-500-Unternehmen der Welt, aber 46 % der kleinen Marktführer. Gemessen am Marktanteil sind kleine und mittelständische Familienunternehmen wie Krones und Webasto Global Player. China lernt von diesen markführenden Unternehmen und baut ein eigenes starkes Netz von Champions bei kleineren und mittleren Unternehmen auf.

Damit ein Unternehmen sich zum Hidden Champions qualifiziert, muss es drei Kriterien erfüllen:

  1. Nummer eins, zwei oder drei auf seinem globalen Markt sein
  2. einen geringen Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit haben
  3. weniger als 5 Mrd. USD umsetzen.

In Deutschland gibt es mehr solcher Champions als in jedem anderen Land. Gleichzeitig besitzen laut deutschen Medienberichten derzeit mehr als die Hälfte der deutschen „Hidden Champions“ eigene Niederlassungen in China. 60 % davon sind Produktionsstandorte in China, die restlichen 40 % Vertriebs- und Servicegesellschaften. Laut dem Mittelstandsexperten Prof. Simon werden deutsche „Hidden Champions“ nach 30 Jahren Exportboom nun stark durch chinesische Unternehmen herausgefordert. Hauptgrund dafür ist, dass China von deutschen „Hidden Champions“ lernt und aktiv den Aufbau von „Spezialized, Fined, Peculiar and Innovative SMEs (SFPI SMEs)“ und „Manufacturing Single Champions (MSC)“ fördert.

So hat die chinesische Regierung den „SFPI SMEs“ in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit geschenkt hat. Dafür hat das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) vorgeschlagen, dass China während des Zeitraums des „14. Fünfjahresplans“ 100.000 „SFPI SMEs“ auf Provinzebene gründen wird und weitere 10.000 Marktführer unter den „SFPI SMEs“, sogenannte „Spezialized, Fined, Peculiar and Innovative Little Giants“ (im Weiteren als „Little Giants“ bezeichnet) etablieren will. Bis Ende Juli 2021 hatte das MIIT insgesamt drei Chargen mit Listen von „Little Giants“ veröffentlicht. In die engere Wahl dafür gezogen wurden im ganzen Land insgesamt 4.762 Unternehmen.

Learnings von Deutschlands Hidden Champions

Mit jeweilig mehr als 260 „Little Giants“ liegen Peking und Shanghai weit vor anderen Städten, wie man   aus der Stadtverteilung der 4.762 „Little Giants“ ersehen kann. Mehr als 100 „Little Giants“ gibt es in Ningbo, Shenzhen, Tianjin, Chongqing und Chengdu. Gleichzeitig ist die Kultivierung von „Little Giants“ immer noch in vielen Städten mit einem BIP von über CNY 1 Billion nicht besonders ausgeprägt.

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Abbildung 1: Geografische Verteilung von „Little Giants“
Datenquellen: MIIT (bis zu Ende Juli 2021)

Mit einem tieferen Verständnis der Erfolgsgründe und -faktoren der deutschen Hidden Champions könnte man nun die Kultivierung hochwertiger „Little Giants“ beschleunigen.

Rückgang der Verarbeitungsindustrie

Aufgrund der Globalisierung, also des offenen Handels, der niedrigen Arbeitskosten in den Entwicklungsländern und des fließenden globalen Kapitals, hat die Verarbeitungsindustrie in den Vereinigten Staaten und den meisten europäischen Ländern begonnen zu schrumpfen. In vielen Industrieländern haben Unternehmen ihre Fertigung allmählich aufgegeben und sich wissens- und dienstleistungsbezogenen Branchen zugewandt. Dabei haben sich deutsche Produktionsunternehmen allerdings ihre Wettbewerbsfähigkeit in der Welle der Globalisierung bewahrt, insbesondere die deutschen Hidden Champions, die zu einer Benchmark für die KMU auf der Welt geworden sind. Der Erfolg der deutschen Hidden Champions hängt dabei eng mit ihrer Organisationsstruktur zusammen.

Der erste wichtige Faktor dafür ist die Organisationsform Familienunternehmen, die den meisten KMU in Deutschland zu eigen ist. Sie gehen weder an die Börse noch erhalten sie Fremdfinanzierung. Die Familienunternehmer bzw. Eigentümer besitzen ein hohes Maß an Autonomie und Unabhängigkeit. Da sie nicht unter dem Druck externer Aktionäre hinsichtlich kurzfristiger Rentabilität, Marktwert, usw. stehen, planen und treffen sie Entscheidungen mit einer längerfristigen Perspektive.

Zweitens sind die meisten Hidden Champions in Deutschland mit einem flachen Management organisiert, Unternehmensentscheidungen können sehr flexibel und effizient getroffen werden.

Drittens pflegt der Geschäftsinhaber eine enge Beziehung zu den Mitarbeitern. Die Mitarbeiterbindung ist hoch, die Fluktuationsrate äußerst gering. Die Mitarbeiter haben in der langjährigen Arbeit des Unternehmens viel Erfahrung und Technologie-Knowhow gesammelt.

Viertens können KMU wegen der guten Lehrlingsausbildung in Deutschland auf eine große Zahl hochqualifizierter Arbeiter und Techniker für KMU zurückgreifen. Die Löhne deutscher Arbeiter und Techniker sind zwar deutlich höher als in Entwicklungsländern, dafür ist aber auch ihre Arbeitsproduktivität extrem hoch, wodurch Niedriglohnarbeit in Entwicklungsländern gegenüber den höheren Löhnen bei aber höherer Produktivität keine Vorteile mehr bietet.

Fünftens nehmen deutsche KMU den internationalen Markt aktiv wahr und sind gut darin, externe Chancen zu entdecken und zu ergreifen.

Neben den oben genannten Faktoren liegt vermutlich der Hauptgrund für den Erfolg der deutschen KMUs darin, dass sie sich auf Innovation und technologischen Fortschritt konzentrieren, die Produktionsqualität kontinuierlich verbessern und so ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt erhalten. Insbesondere erhalten deutsche Unternehmen auch staatliche Förderung und kooperieren gleichzeitig mit Forschungseinrichtungen oder Universitäten. Dadurch haben sie eine Vorreiterrolle in innovativer Forschung und Entwicklung übernommen.

China bei Innovationen auf dem Vormarsch

Ein Trend ist nun bemerkenswert: Obwohl chinesische Unternehmen langsamer starten, gehen chinesische Unternehmen im Unterschied zu deutschen „Hidden Champions“ früh an die Börse und investieren dann die am Kapitalmarkt erhaltenen Mittel in Wachstum und F&E. Von den 4.762 chinesischen „Little Giants“ sind bereits 311 als A-Aktien notiert. Entsprechend wachsen chinesische Unternehmen oft schneller als ihre deutschen Pendants, und die Zahl der F&E-Mitarbeiter ist vier- bis fünfmal so hoch wie bei deutschen Unternehmen gleicher Größe. Gleichzeitig meldet China jedes Jahr mehr als eine Million Patente an.

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Abbildung 2:Branchenverteilung von „Little Giants“
Datenquellen: Zero2IPO Group (bis zu Ende 2021)
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Abbildung 3: Branchensegmentenverteilung von 311 „Little Giants“, die an A-Aktien notiert sind
Datenquellen: MIIT (bis zu Ende Juli 2021)

Auf der anderen Seite können chinesische Unternehmen immer noch viel von den Erfahrungen der deutschen Hidden Champions lernen. Neben der Notwendigkeit zur Verbesserung der Bedingungen bei Kapital, Technologie und Talenten muss die chinesische Regierung auch ein Geschäftsumfeld schaffen, das für die Entwicklung „innovativer KMU“ geeignet ist. Forschung und Entwicklung bei KMU unterliegen nicht der Entwicklungslogik reifer Unternehmen. Das von KMU geforderte politische Dienstleistungsumfeld unterscheidet sich ebenfalls von dem bei reifen Firmen. In vielen Regionen Chinas erwirtschaften staatseigene und große Unternehmen einen hohen Anteil am Produktionswert und Gewinn. Das System und der Mechanismus der staatlichen Dienstleistungsorganisation eignen sich relativ gut für die Entwicklung solcher großen Unternehmen, aber bei der Erfüllung der Bedürfnisse kleiner und mittlerer innovativer Unternehmen gibt es eine große Lücke. Das wiederum hat die Regierung in China bereits erkannt.

Wie China konkret den Aufbau von Hidden Champions fördert, erläutern wir in „Teil 2: Chinas „Hidden Champions“ fordern deutsche Marktführer heraus“.

China will die Wirtschaft nicht mit übermäßigen Stimulierungsmaßnahmen überschwemmen

Chinas Wirtschaft im August, © lily
Im August ist Chinas Wirtschaft dank des erstarkenden Exports wieder deutlich gewachsen. Quelle: Adobe Stock; © lily

Bildnachweis: Quelle: Adobe Stock; © lily.

Peking hat kürzlich mehrere Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft angekündigt. Das chinesische Kabinett stellte ein 19-Punkte-Paket vor, mit dem die Investitionen der staatlichen Banken in Infrastrukturprojekte um 300 Milliarden CNY aufgestockt werden, zusätzlich zu den im Juni angekündigten 300 Milliarden CNY. Außerdem hat das Kabinett Sonderanleihen in Höhe von 500 Mrd. CNY aus bisher ungenutzten Kontingenten für lokale Regierungen bereitgestellt. Die Analysten von T. Rowe Price bewerten dies als ei Signal der politischen Entscheidungsträger Chinas, dass sie die Wirtschaft nicht mit übermässigen Stimulierungsmaßnahmen überschwemmen werden.

Die People’s Bank of China (PBOC) senkte zwei Schlüsselzinssätze, da die Zentralbank ihre Bemühungen zur Wiederbelebung der Wirtschaft verstärkte. Die Zentralbank hatten den Leitzins für fünfjährige Kredite (LPR), der als Referenz für Hypothekendarlehen gilt, um 15 Basispunkte (BP) auf 4,30 % gesenkt und den einjährigen LPR um weniger als erwartete fünf Basispunkte auf 3,65 % reduziert. Im vergangenen Monat meldete China, dass seine Wirtschaft im zweiten Quartal trotz wiederholter Sperrungen durch das Coronavirus und einer landesweiten Immobilienkrise nur knapp einer Schrumpfung entgangen ist.

Im Immobiliensektor nahm der Bauträger Longfor Group 1,5 Mrd. CNY (219 Mio. USD) durch den Verkauf von Onshore-Anleihen auf, die vollständig von der Regierung garantiert wurden. Die Garantie der China Bond Insurance war die erste im Rahmen eines Programms, das Peking Anfang des Monats zur Unterstützung des angeschlagenen Immobiliensektors vorgestellt hatte. CIFI Holdings, ein weiterer Bauträger, plant ebenfalls den Verkauf einer Onshore-Anleihe mit staatlicher Garantie, wie Bloomberg berichtete. Trotz der jüngsten offiziellen Unterstützung haben sich einige staatlich unterstützte Finanzinstitute den Aufforderungen Pekings widersetzt, die verschuldeten Bauträger des Landes zu unterstützen, da sie Bedenken über die Auswirkungen eines solchen Engagements auf ihre Bilanzen haben, wie Reuters berichtete.

Lieferkettencompliance im Chinageschäft – Ombudsanwalt als Lösung?

Judge's gavel. Symbol for jurisdiction. Law concept a wooden judges gavel on table in a courtroom or law enforcement office on blue background. China flag background

>> Für diesen Artikel liegt eine aktualisierte Version vor: Update: Lieferkettencompliance im Chinageschäft – Ombudsanwalt als Lösung? von Burkardt & Partner Rechtsanwälte. Grund für die Aktualisierung ist die Veröffentlichung des UN-Berichts zur Menschenrechtslage in Xinjiang.

Um die Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (,,LkSG“) zu erfüllen, müssen Unternehmen ihre globale Lieferkette auf mögliche Menschen- und Umweltrechtsverstöße überprüfen. Durch das LkSG, die  EU-Whistleblower-Richtlinie (Richtlinie (EU) 2019/1937) und den deutschen Hinweisgeberschutzgesetzentwurf, dessen Umsetzung für Ende 2022 erwartet wird, müssen Unternehmen zudem ein Meldesystem implementieren, das die Meldung von Verstößen gegen das Unionsrecht bzw. deutsches Recht als auch von menschen- und umweltrechtlichen Verletzungen sowohl im eigenen Geschäftsbereich, als auch bei mittel- und unmittelbaren Zulieferern ermöglicht.

Der folgende Beitrag soll die Besonderheiten bei der Umsetzung eines Hinweisgebersystems zur Lieferkettencompliance im Chinageschäft anhand der Risikobereiche erläutern und die Bestellung eines Ombudsanwalts in China als Mittel zur Lösung von Praxisproblemen vorstellen.

Unternehmerische Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette

Mit dem LkSG hat der deutsche Gesetzgeber Unternehmen erstmals direkt in die Verantwortung genommen und sie zur Achtung von Menschenrechten durch die Umsetzung gesetzlich definierter Sorgfaltspflichten aufgefordert. In den Anwendungsbereich des Gesetzes fallen Unternehmen, die ihre Hauptverwaltung, ihre Hauptniederlassung, ihren Verwaltungssitz oder ihren satzungsmäßigen Sitz in Deutschland haben und mindestens 3.000 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigen. Ab dem 01.01.2024 soll das LkSG auch für Unternehmen mit 1.000 Arbeitnehmern in Deutschland gelten. Auch wenn kleine und mittelgroße Unternehmen (KMUs) nicht direkt in den Anwendungsbereich fallen, so sind sie doch indirekt – insbesondere als Zulieferer von großen Unternehmen – betroffen, und müssen die weitergegebenen Sorgfaltspflichten im Rahmen ihrer Liefervereinbarungen ebenfalls erfüllen.

Zu den Kernsorgfaltspflichten gehört die Einrichtung eines Risikomanagementsystems, um menschen- und umweltrechtliche Risiken in Lieferketten zu identifizieren, zu vermeiden und langfristig zu minimieren. Darüber hinaus verpflichtet das LkSG zur Einrichtung eines Beschwerdeverfahrens, welches Hinweise auf Risiken und Rechtsverletzungen ermöglichen soll.

Die Sorgfaltspflichten beziehen sich dabei nicht nur auf den eigenen Geschäftsbereich, sondern auch auf das Handeln von Vertragspartnern und Zulieferern. Die unternehmerische Verantwortung besteht also entlang der gesamten globalen Lieferkette, angefangen bei der Rohstoffgewinnung bis zur Lieferung an den Endkunden mit allen Produkten und Dienstleistungen im In- und Ausland.

Die Sorgfaltspflichten gelten im eigenen Geschäftsbereich und bei unmittelbaren Zulieferern. Bei mittelbaren Zulieferern wird die Pflicht zur Risikoanalyse dann ausgelöst, wenn das Unternehmen „substantiierte Kenntnis“ von einem möglichen Verstoß  erlangt, d.h. wenn dem betroffenen Unternehmen tatsächliche Anhaltspunkte vorliegen, die eine Verletzung einer menschenrechtsbezogenen oder einer umweltbezogenen Pflicht beim mittelbaren Zulieferer möglich erscheinen lassen.

Während der deutsche Gesetzgeber bereits geliefert hat, steht eine EU-Lösung zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags noch aus. Der im Februar 2022 von der Kommission vorgelegte Entwurf für ein europäisches Lieferkettengesetz muss noch vom EU-Parlament und EU-Rat gebilligt und anschließend von den EU-Mitgliedsstaaten innerhalb von zwei Jahren in nationales Recht umgesetzt werden. Der Anwendungsbereich des EU-Entwurfs umfasst Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten und einem weltweiten Nettoumsatz von mehr als 150 Mio. EUR, aber auch kleinere Unternehmen in Risikobranchen, in denen das Gefahrenpotenzial für Mensch und Umwelt als besonders hoch erachtet wird. Diese Risikobranchen umfassen u. A. die Gewinnung mineralischer Ressourcen, Textil-, Leder-, Fischerei- und Lebensmittelproduktion als auch die Landwirtschaft. Unternehmen in diesen Branchen müssen die EU-Vorgaben bereits ab 250 Angestellten und 40 Mio. EUR Umsatz erfüllen. Es ist also damit zu rechnen, dass Deutschland sein ab Januar 2023 geltendes LkSG anhand der EU-Richtlinie noch einmal verschärfen muss.

Risikobereiche in China

 Stand China in der Vergangenheit oft für mangelnden Umwelt- und Arbeitsschutz in der internationalen Kritik, so haben sich in den letzten 25 Jahren, in denen der Autor in China lebt und arbeitet, die Umweltverschmutzung durch ambitionierte Umweltprogramme und strenge behördliche Kontrollen erheblich reduziert. Dabei ist zu beachten, dass das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz nur Umweltverstöße sanktioniert, die in Zusammenhang mit Menschenrechtsverstößen stehen, also schädliche Bodenveränderungen und Lärmemissionen, sowie Gewässerverunreinigungen und Luftverschmutzung. Dennoch war China im Jahr 2020 immer noch für fast 31 Prozent der fossilen Kohlendioxid-Emissionen weltweit verantwortlich, ausgelöst durch einen starken Anstieg der Emissionen in der Energiebranche und der Industrie. Allerdings hatte China mit seinen mehr als 1,2 Mrd. Einwohnern einen vergleichsweise niedrigen Pro-Kopf-Ausstoß von „nur“ 7,4 Tonnen CO2, und damit deutlich weniger als die USA (14,2 t/Kopf) und Deutschland (9,2 t/Kopf).

Auch im Bereich der Arbeitssicherheit gab es kontinuierliche Verbesserungen und es gibt heute signifikant weniger schwerwiegende Arbeitsunfälle als noch vor 25 Jahren. Zudem existiert ein stabiles Lohnniveau mit Mindestlöhnen, welche allerdings regional stark variieren. Kinderarbeit ist in China im Vergleich zu anderen ostasiatischen Staaten kaum mehr ein Problem. Die Volksrepublik China hat alle wichtigen internationalen Übereinkommen zur Kinderarbeit ratifiziert und ein Mindestbeschäftigungsalter von 16 Jahren festgelegt. Umfassender Kinderschutz ist auch im nationalen Recht geregelt, Gesundheitsschutz und Sicherheitsbestimmungen für junge Arbeiter und Beschäftigungsverbote von Kindern sind fest im chinesischen Arbeitsgesetz verankert, ebenso wie eine strenge Schulpflicht von mindestens 9 Jahren. Trotz engmaschiger staatlicher Kontrollen gab es in der Vergangenheit noch vereinzelt Berichte über Kinderarbeit im Natursteinsektor, was aber eher als regionales, branchenspezifisches Problem zu betrachten ist.

Die beiden praxisrelevanten Risikobereiche für deutsche Unternehmen sind Koalitionsfreiheit und Zwangsarbeit.

In China existiert keine dem deutschen Recht vergleichbare Koalitionsfreiheit und auch internationale Übereinkommen zur Koalitionsfreiheit wurden nicht ratifiziert. Es besteht ein Gewerkschaftsmonopol und die einzig legale Gewerkschaftsorganisation ist der Allchinesische Gewerkschaftsbund (ACGB). Zwar kam es in der Vergangenheit auch unter dem ACGB vereinzelt zu Streik- und Protestbewegungen, allerdings bevorzugt in westlichen Unternehmen. Das chinesische Arbeitsgesetz beinhaltet kollektivarbeitsrechtsähnliche Regeln zu Arbeitsverträgen und sieht formelle Arbeitsverträge mit Schriftformerfordernis für alle Beschäftigten in allen Arten von Unternehmen vor, sodass im nationalen Recht Schutz und Mitsprache für Arbeitnehmer existieren. Die Koalitionsfreiheit im Sinne des LkSG existiert aber damit nur eingeschränkt. Es bleibt abzuwarten, welche diesbezügliche Anforderungen das BAFA als zuständige Behörde in der Praxis an die Unternehmen stellt. Eine jüngst veröffentliche erste Umsetzungshilfe für Unternehmen lässt diese Frage noch offen.

Zwangsarbeitsvorwürfe und Unterdrückung vorwiegend muslimischer Volksgruppen in Westchina

Im Rahmen der Go-West-Strategie hat die chinesische Regierung schon 1999 Wirtschaftsförderprogramme für Westchina beschlossen um eine Angleichung der Lebens- und Einkommensverhältnisse innerhalb Chinas zu erreichen. In den westlichen Medien wird dabei insbesondere der Umgang der chinesischen Zentralregierung mit zwei Volksgruppen, den Uiguren und den Tibetern kritisiert. Die Veröffentlichung der sog. Xinjiang Police Files, einer geleakten Datensammlung aus Fotos, Berichten und Dienstanweisungen staatlicher Einrichtungen in Xinjiang, rückte das Thema zeitgleich zur Reise von UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet im Mai 2022 nach Xinjiang wieder in den Fokus westlicher Medien. Ihr Bericht steht zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels noch aus.

Indes schlussfolgerte der UN-Sonderberichterstatter Tomoya Obokata im August 2022 gestützt auf eine – so der Bericht – unabhängige Bewertung verfügbarer Informationen, einschließlich Eingaben von Betroffenen, wissenschaftlicher Forschung, Zeugenaussagen von Opfern und Darstellungen der Regierung, dass Zwangsarbeit unter uighurischen, kasachischen und anderen ethnischen Minderheiten in Sektoren wie der Landwirtschaft und der verarbeitenden Industrie in der autonomen Region Xinjiang in China vorkommt. Nach Ansicht des Sonderberichterstatters weisen die vom Staat verwendeten Berufsbildungszentren und das System der Armutsbekämpfung durch Arbeitstransfer, bei dem ländliche Arbeitskräfte in den sekundären oder tertiären Sektor versetzt werden, Indikatoren für Zwangsarbeit auf.

Durch EuGH-Rechtsprechung existiert faktisch ein Abschiebeverbot für Uiguren aus der EU nach China. Auch hat die Bundesregierung aus Menschenrechtsbedenken vier Investitionsgarantien für ein deutsches Unternehmen in Westchina nicht verlängert.

Unternehmen sollten daher insbesondere bei Produktionstätigkeiten in Westchina für das Thema Zwangsarbeit sensibilisiert sein, da die vorstehend genannten öffentlichen Berichte und Medieninformationen im Zweifel als tatsächliche Anhaltspunkte, die eine Verletzung einer menschenrechtsbezogenen Pflicht beim mittelbaren Zulieferer möglich erscheinen lassen, gedeutet werden können, und damit eine „substantiierte Kenntnis“ des Unternehmens anzunehmen ist, welche das Unternehmen zumindest zu einer Risikoanalyse verpflichtet.

Hinweisgebersysteme in China – Ombudsanwalt als praktische Lösung

Wie aber können deutsche Unternehmen das Risiko von Menschen- und Umweltrechtsverletzungen in China analysieren? Audits und Zertifizierungen können einen ersten Überblick verschaffen. Eine Vorort-Besichtigung des Zulieferers durch eigene Mitarbeiter aus Deutschland ist nach wie vor durch die restriktive Einreisepolitik Chinas in Folge der Covid-Pandemie schwierig.

Zusätzlich zu Audits und Zertifizierungen durch externe Dienstleister und zukünftigen eigenen Vorort-Besichtigungen können sich Unternehmen über ein Hinweisgebersystem direkt von Betroffenen über Missstände im Zusammenhang mit dem Zulieferer informieren, schnell reagieren und im besten Fall Abhilfe schaffen.

Bei Meldesystemen können die Unternehmen zwischen unterschiedlichen Meldekanälen und Hinweisgebersystemen wählen, die entweder intern von zuständigen Personen und Abteilungen betrieben werden, es aber auch erlauben einen externen Dritten, wie z.B. Ombudsanwälte, einzubeziehen. Trotz des gesetzlichen Zwangs sollten betroffene Unternehmen die Einführung eines Hinweisgebersystems nicht nur als bloße gesetzliche Notwendigkeit, sondern vielmehr als Chance begreifen, ein wirksames Compliance-Instrument einzuführen, und somit aus der gesetzlichen Verpflichtung einen unternehmerischen Vorteil ziehen. Neben einer Überprüfung der eigenen Wertschöpfungskette bietet das LkSG auch einen Grund im Dialog mit den Zulieferern bestehende Verträge neu zu verhandeln, wobei nicht nur die Sorgfaltspflichten des LkSG bei Vertragsverhandlungen mit einbezogen werden können.

Im nationalen Recht der VR China existiert bisher noch keine umfassende Pflicht zur Einrichtung eines Hinweisgebersystems. Allerdings gibt es in bestimmten Bereichen, etwa bei der Marktregulierung, staatliche Belohnungs- und Anreizsysteme für Meldungen von Rechtsverstößen an die Behörden von bis zu CNY 1 Mio. (ca. EUR 145.000,-). Unternehmen handeln also auch im eigenen Interesse, wenn sie deren Mitarbeiter und Dritte informieren und motivieren, Misstände über das unternehmenseigene Hinweisgebersystem an die Unternehmensführung zu melden und nicht direkt  an die chinesischen Behörden, die dann von Amts wegen einschreiten müssen.

Haben deutsche Unternehmen bereits für europäische Niederlassungen elektronische Hinweisgebersysteme installiert, so müssen sie nach dem LkSG nun auch Tochterunternehmen und Zulieferer – unter Einhaltung der chinesischen Gesetze – in China in dieses System integrieren.

Neben chinesischem Datenschutzrecht muss das Hinweisgebersystem eine Vielzahl gesetzlicher Anforderungen erfüllen, beispielsweise einen Hinweis darauf, dass Meldungen keine Staatsgeheimnisse beinhalten dürfen.

Als praktische Lösung für die zuvor angesprochenen Hürden hat sich die Bestellung eines  Ombudsanwalts bewährt. Als vor Ort zugelassener Rechtsanwalt bietet der Ombudsanwalt als externe Meldestelle Anonymität, Neutralität und Unabhängigkeit bei der Bewertung der eingegangenen Hinweise. Er kennt die lokalen sprachlichen und kulturellen Besonderheiten und kann – wie gesetzlich gefordert – zeitnah auch physische Treffen mit dem Hinweisgeber abhalten. Anwaltliche Schweigepflicht und der persönlichen Kontakt sind die Grundlage für das besondere Vertrauensverhältnis zwischen dem mit dem Ombudsanwalt und dem Hinweisgeber. Mit rechtlichem Fachwissen und Praxiserfahrungen unterstützt der Ombudsanwalt das unternehmensinterne Compliance Management in Deutschland. Durch die Bestellung eines Ombudsanwalts profitieren Unternehmen von einer Zeit- und Kostenersparnis durch das Ausfiltern rechtlich irrelevanter Hinweise und zeitnahe und präzise Benachrichtigung der Geschäftsführung, was letzten Endes auch zu einer Verringerung des Haftungsrisikos führt. Da ein Ombudsanwalt durch die Bearbeitung mit dem der Meldung zugrundeliegenden Sachverhalt bestens vertraut ist, kann er anschließend ohne weitere Erklärungen oder Verzögerungen durch das Unternehmen zur Umsetzung von gebotenen Vorbeuge- und Abhilfemaßnahmen im Tochterunternehmen beauftragt werden, um das Risiko ähnlicher Vorkommnisse in der Zukunft zu reduzieren.

Ombudsanwälte lassen sich auch in schon bestehende Hinweisgebersysteme gut integrieren.

Fazit: im Chinageschäft besteht akuter Handlungsbedarf

Aufgrund der vorstehenden Ausführungen empfehlen wir deutschen Unternehmen mit Tochtergesellschaften in China, zeitnah ein Hinweisgebersystem vorzugsweise mit Belohnungsanreizen einzuführen, um Mitarbeiter und Dritte aktiv zur internen Meldung von Missständen im Rahmen der geschäftlichen Aktivitäten der Tochtergesellschaft zu ermutigen. Informationen zum Meldesystem sollten klar bestimmen, welche Arten von Unregelmäßigkeiten gemeldet werden sollen, wie Meldungen behandelt werden und welche Maßnahmen zur Wahrung der Vertraulichkeit und zum Schutz des Hinweisgebers durch das Unternehmen getroffen werden. Durch die Einbindung eines Ombudsanwalts kann sichergestellt werden, dass auch die lokalen Besonderheiten und rechtlichen Anforderungen in China eingehalten werden. Mit der Umsetzung der vorstehend beschriebenen Maßnahmen wäre Ihr Unternehmen, Ihre Geschäftsführung, Ihre Mitarbeiter und Ihre Zulieferer bestens auf die aktuellen gesetzlichen Anforderungen des LkSG eingestellt.

Sollten Sie zur Lieferkettencompliance oder Einführung eines Hinweisgebersystems in China Fragen haben, zögern Sie bitte nicht, uns unter info@BKTlegal.com zu kontaktieren. Als Ihr Rechtsbeistand und Ombudsanwalt in China mit 25-jähriger Erfahrung mit Compliance-Fällen und Whistleblowern helfen wir Ihnen weiter. Nähere Informationen zu unserer Tätigkeit als Ombudsanwalt finden Sie auf der Seite von Burkardt und Partner Rechtsanwälte: Ihr Ombudsanwalt für China.

>> Für diesen Artikel liegt eine aktualisierte Version vor. Lesen Sie hier: Update: Lieferkettencompliance im Chinageschäft – Ombudsanwalt als Lösung? von Burkardt & Partner Rechtsanwälte.

Shanghai baut Wasserstoff-Infrastruktur aus

A hydrogen pipeline illustrating the transformation of the energ

Shanghai wird ein regionales Wasserstoff-Pipeline-Netzwerk und eine nationale Handelsplattform für Wasserstoff aufbauen. Die Stadt hatte bereits zuvor zugesagt, etwa 70 Wasserstoff-Tankstellen zu bauen und die Größe der Wasserstoff-Industriekette bis 2025 auf über 100 Mrd. Yuan (14,6 Mrd USD) zu steigern. Shanghai eröffnet damit ein weiteres Spielfeld in China für den Investitionsbereich Wasserstoff. Von GEORG VON STEIN

Laut einer von der Shanghai Municipal Development and Reform Commission und neun weiteren Lokalverwaltungen gemeinsam veröffentlichten Mitteilung will die Stadt das Layout des Wasserstofftransportleitungsnetzes zügig planen und gleichzeitig Planung und Bau von reinen Wasserstoff- und Wasserstoff-Misch-Erdgas-Leitungen prüfen. Demonstrationsprojekte dafür sollen im Sondergebiet Lingang durchgeführt werden, indem man dort Infrastruktur und Energiestationen nutzt.

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Quelle: https://merics.org/en/report/chinas-nascent-green-hydrogen-sector-how-policy-research-and-business-are-forging-new

 

Weitreichende Unterstützung

Führende inländische Unternehmen im Wasserstoffsektor und professionelle Institutionen im Bereich des Kohlenstoffhandels sollen unterstützt werden, damit sie gemeinsam eine einheitliche und effiziente Handelsplattform für Wasserstoffenergie im Sondergebiet Lin-gang einrichten. Für die Etablierung einer nationalen Wasserstoffhandelsplattform will die Stadt die Forschung zur Verbesserung relevanter Richtlinien, Vorschriften, Industriestandards, Methoden, Preisindizes, Rückverfolgbarkeit usw. vorantreiben. Auch international dürfte der Wasserstoffhandel zunehmend an Bedeutung gewinnen.

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https://merics.org/en/report/chinas-nascent-green-hydrogen-sector-how-policy-research-and-business-are-forging-new

Nachfrage folgt Rennen um Technologieführerschaft

So schätzt man bei der International Renewable Energy Agency IRENA, dass Wasserstoff bis 2050 bis zu 12 % des weltweiten Energieverbrauchs abdecken wird. Dabei soll sich die Entwicklung von sauberem Wasserstoff geopolitisch in verschiedenen Phasen abspielen. IRENA prognostiziert für die 2020er Jahre ein großes Rennen um die Technologieführerschaft. Voraussichtlich erst Mitte der 2030er Jahre soll demnach die Nachfrage anziehen. Bis dahin wird grüner Wasserstoff weltweit kostenmäßig mit Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen konkurrieren können – in Ländern wie China, Brasilien und Indien dürfte die Konkurrenzfähigkeit grünen Wasserstoffs sogar schon früher erreicht werden.

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https://merics.org/en/report/chinas-nascent-green-hydrogen-sector-how-policy-research-and-business-are-forging-new

China wird seine Position bei grünem Wasserstoff in den nächsten Jahren ausbauen. So stehen Shanghais neue Richtlinien für die Wasserstoffentwicklung im Einklang mit Chinas mittel- und langfristigen Plänen für die Wasserstoffindustrie vom März diesen Jahres. Die Pläne sehen vor, dass der aus erneuerbaren Energien hergestellte Wasserstoff 100.000 bis 200.000 Tonnen pro Jahr erreichen soll und die Kohlendioxidemissionen bis 2025 um 1 bis 2 Mio. Tonnen pro Jahr sinken sollen.

China will bis 2030 auch ein relativ vollständiges Innovationssystem für Wasserstoffenergietechnologie aufbauen, sprich einen Mechanismus für Wasserstoff aus sauberen Energien und das dazu gehörige Versorgungssystem. Parallel will man ein Wasserstoffindustriesystem bilden und seinen Einsatz in verschiedenen Sektoren wie Transport und Stromspeicherung bis 2035 fördern.

Nach Angaben der China Hydrogen Alliance stieg der Produktionswert der chinesischen Wasserstoffindustrie allein im vergangenen Jahr von 240 Mrd. Yuan im Jahr 2020 auf 360 Mrd. Yuan. Schätzungen zufolge soll der Produktionswert der chinesischen Wasserstoffenergieindustrie bis 2025 eine Bio. Yuan erreichen. Bis 2050 soll der Produktionswert der industriellen Wasserstoffkette gar 12 Bio. Yuan ausmachen.

Aus Investorensicht sollte man nun zeitnah analysieren, welche Chancen sich durch das Weiterentwickeln des Wasserstoffsektors für Unternehmen und Beteiligungen ergeben.

Durch digitale Formate eröffnen sich herausragende Möglichkeiten

Digitaler Wandel stützt Chinas Wachstum
Quelle: Adobe Stock; © WrightStudio

Der Aufbau einer Präsenz ist für viele der Schlüssel zu Wachstum in und durch China. Sebastian Hoffmann, Manager des German Desk bei Hawksford, gibt dafür Tipps und Hintergründe: Vom Firmengründen ohne vor Ort zu sein über wichtige Regularien und Verordnungen und regionale Unterschiede bis hin zu Besonderheiten beim Aufbau einer E-Commerce Struktur. Das Interview führte GEORG VON STEIN

Bisher ging das in China/Shanghai nur mit einer vor Ort Präsenz. Jetzt lässt sich das (Unternehmen/Projekt/Investition) auch aus der Distanz verwirklichen. Was hat sich geändert und wie funktioniert das?

Hoffmann: In Anbetracht der Corona bedingten Reisebeschränkungen konnten Verantwortliche und Entscheidungsträger nicht physisch in China anwesend sein. Der traditionelle Bankkontoeröffnungsprozess erfordert aber normalerweise die Anwesenheit eines gesetzlichen Vertreters. Da die Einreise nach wie vor umfangreichen Bedingungen unterliegt, ist dieser Prozess für die Mehrheit der Investoren möglicherweise nicht mehr vollumfänglich realisierbar. Als Alternative haben einige Banken in China Videokonferenzen eingeführt, um die Identität des gesetzlichen Vertreters auf diese Weise zu überprüfen. Alternativ kann die Nominierung einer verantwortlichen Finanzperson -FRP- und eines gesetzlichen Vertreters -Legal Rep.- auch in Abwesenheit des Investors die Eröffnung von Bankkonten sowie die ordnungsgemäße Steuerregistrierung ermöglichen. In diesem Fall würden sich die autorisierten Personen vor Ort im Auftrag des Unternehmens mit Pass bzw.ID und zugehöriger lokaler Mobilfunknummer, welche zur Kontaktaufnahme mit den Behörden zwingend notwendig ist, ausweisen.

Welche weiteren Möglichkeiten gibt es sonst noch für Gründer und Investoren, um einen Standort aufzubauen?

In Shanghais Freihandelszone kann man bereits seit vielen Jahren eine Firma ohne physische Büropräsenz gründen. In diesem Fall wird im Antragsverfahren eine virtuelle Adresse als rechtsverbindliche Adresse des Unternehmens hinterlegt. Dies bedeutet, dass Geschäftsinhaber sogar entsprechende Lizenzen beantragen können, ohne über physische Büroräume zu verfügen. Die virtuelle Adresse wird von den Behörden der Freihandelszone zusammen mit den relevanten Unterlagen zur Verfügung gestellt, um den internen Bankkontoeröffnungs- und Compliance-Prozess zu durchlaufen. Sie wird auch von den lokalen Banken anerkannt, da es sich um eine von den Behörden ordnungsgemäß bereitgestellte echte Adresse handelt, unter der mehrere Firmen registriert sind – womit der Begriff virtuell nur im übertragenen Sinne zu verstehen ist. Derzeit ist diese Lösung speziell für ausgewählte Freihandelszonen in Städten wie Shanghai oder Shenzhen verfügbar. Man sollte jedoch beachten, dass diese Lösung nicht von allen Unternehmungen in Anspruch genommen werden kann. So sind Gründungen, welche beispielsweise gesonderte Genehmigungen oder Lagerräume benötigen, von dieser Möglichkeit ausgenommen. Es lohnt sich also, regelmäßig Updates zu neuen Richtlinien im Auge zu behalten, da diese Lösung möglicherweise auch für andere Provinzen, vorrangig in gesonderten Wirtschaftszonen, weiter an Relevanz gewinnen könnte.

Wie schaffen es Unternehmer, Gründer und Investoren sich gut in Shanghai/der Greater Bay Area/bzw. einer der wichtigen Gegenden zu positionieren?

Bei der Positionierung hinsichtlich des Standortes sollten Investoren vor allem Ihre Wertschöpfungskette im Auge behalten. Kurze Wege bedeuten einen signifikanten Preisvorteil, beispielsweise bei R&D-Projekten. Die Montage eines Prototyps kann in der Greater Bay Area oft innerhalb von weniger als 2 Stunden erfolgen. Im Vergleich zu anderen globalen Produktionszentren bedeutet dies nicht selten einen Preisvorteil um Faktor zehn oder zwanzig, woran KI-betriebene Produktionslinien einen entscheidenden Einfluss haben. Unternehmen, die innerhalb von Freihandelszonen registriert sind, können von einer vereinfachten Zollabfertigung profitieren. Bei der Auswahl des Standortes sollte ein besonderes Augenmerk auf das bereits bestehende Netzwerk, zukünftige Absatzregionen sowie auf den Zugang zu industriespezifischen Talenten Wert gelegt werden. In der Wirtschaftsregion Shanghai bzw. der Greater Bay Area lässt sich all das hervorragend realisieren.

In welchen Branchen sehen Sie aktuell den größten Zustrom in der Shanghai/der Greater Bay Area oder einer anderen Gegend, die Sie für wichtig halten?

Als Bestandteil der Belt and Road Initiative ist der Entwicklungsplan zur Greater Bay Area auch in den kommenden Jahren von zentraler nationaler Bedeutung. Dabei werden sich Hongkong und Shanghai in der Rolle als Finanzzentren weiterentwickeln und ihre Standortvorteile in Technologie und Innovation einbringen. Macau wird sich auf Tourismus und Freizeit konzentrieren, Guangzhou hingegen möchte den Status des nationalen Hubs für Verkehr und Handel stärken. Ein Großteil der ausländischen Ankünfte wird bereits über Guangzhou abgewickelt. Shenzhen wird seine Rolle als globales Innovationszentrum weiter festigen und ausbauen. Langfristig werden alle fünf Wirtschaftszentren dazu beitragen, den Markt für ausländische Direktinvestitionen weiter zu öffnen. Die Herausforderung für die Zukunft der deutschen Unternehmen besteht darin, sich im mittleren Preissegment, in dem die Nachfrage gerade in Schwellenländern höher ist, zu etablieren, ohne gleichzeitig die Premium-Identität der Marke zu verlieren. Durch Kostensteigerungen in Lohn und Unterhalt wird aber auch Südostasien weiter an Bedeutung gewinnen. Diese Entwicklung ist langfristig gesehen positiv für die Unternehmen, da durch die Diversifikation eine zu große Abhängigkeit von einzelnen Märkten vermieden werden kann. Die nachfolgende Grafik der internationalen Expansionsmodelle kann dabei eine erste Orientierungsgrundlage für Investoren darstellen.

Abbildung: Möglichkeiten des Unternehmenswachstums

Expansionsmodell Vorteile Nachteile
     
Export Schneller unkomplizierter Einstieg, geringes Risiko Geringe Kontrolle, geringes lokales Wissen, mögliche negative Umweltauswirkungen der Logistik
Lizenzierung/ Franchising Schneller Einstieg, niedrige Kosten, geringes Risiko Weniger Kontrolle, Lizenznehmer kann zum Wettbewerber werden, rechtliches und regulatorisches Umfeld (IP- und Vertragsrecht) muss wasserdicht sein
Strategische Partnerschaft Gemeinsame Kosten reduzieren Investitionsbedarf & Risiko, auch als lokale Einheit betrachtet Höhere Kosten als Export, Lizenzierung oder Franchising; Integrationsprobleme zwischen zwei Unternehmenskulturen

 

Welche weiteren Tipps haben Sie für Investoren, die das Thema going China angehen?

Für chinesische Konsumenten steht mehr und mehr das Einkaufserlebnis im Vordergrund. Durch digitale Formate eröffnen sich hier herausragende Möglichkeiten, um die aufstrebende Bevölkerungsschicht ohne Umwege auf den präferierten Formaten direkt anzusprechen. Firmen müssen dafür neben der lokalen Geschäftskultur auch die geltenden Regularien und Verordnungen verstehen und anwenden können. Eventuell sind je nach Tätigkeitsfeld entsprechende Lizenzen notwendig. Auch das Gefühl über den Markt und die Käuferpräferenzen sind wichtig. Im Offline-Einzelhandel beispielsweise bieten sich dafür Testläufe über spezielle Marketingaktionen (z.B. temporäre Pop-up Shops in Einkaufszentren) im Ballungsraum großer Point-of-Sales Einzugsgebiete an. Für Online-Einzelhändler bedeutet dies, sich beispielsweise über das regionale Nutzerverhalten auf digitalen Vertriebsplattformen auseinanderzusetzen. So dominiert JD.com beispielsweise in den einkommensstärkeren Tier 1 & Tier 2 Städten, hingegen wird die E-Commerce Plattform Pindoudou hauptsächlich von Bewohnern der Tier 3 Städte und abwärts davon genutzt. Dies hat, neben Markenpräferenzen, auch mit unterschiedlichen Einkommensklassifizierungen sowie der Präferenz hin zu Gruppeneinkäufen für größtmögliche Rabatte zu tun. Wissen über solche Besonderheiten ist demnach von elementarer Bedeutung, um seine Zielgruppe beim Markteintritt ohne Umwege anzusprechen. Dies hilft ein erstes Gefühl für den Markt zu bekommen, bevor man mit größeren Investitionen eine überregionale Verkaufsstrategie ausrollt.

Ende der Globalisierung?

Deutschland China CAI

Der Markt richtet es. Das ist der Glaubenssatz, mit dem wir groß geworden sind und der als unumstößlich galt. Die Debatten der vergangenen Wochen und Monate in Deutschland verfolgend, entsteht der Eindruck, was einmal als absolute Wahrheit galt, trifft nicht mehr zu. Politiker von Baerbock über Habeck bis Röttgen scheinen angetreten zu sein, alte Gesetzmäßigkeiten über den Haufen zu werfen und, politisch motiviert, den Markt nach ihren Vorstellungen neu zu gestalten. Unter anderem die Zukunft der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China. Von PETER TICHAUER

Seitdem die Corona-Pandemie so einiges in den globalen wirtschaftlichen Kreisläufen durcheinandergewirbelt hat, spätestens aber seit Beginn des Ukraine-Krieges und einer gleichzeitig herbeigeredeten (oder provozierten) Konfrontation im Südchinesischen Meer wird der politische Ruf nach einer neuen deutschen China-Strategie immer lauter. Nun ist ja grundsätzlich nicht verkehrt, Strategien veränderten Bedingungen anzupassen. Allerdings scheint es eher darum zu gehen, durch die Politik sanktioniert, sogenannte Abhängigkeiten von China abzubauen, während an das Land, das längst nicht mehr als Partner, sondern Rivale gesehen wird, der Vorwurf geht, sich abzukoppeln. Will die deutsche Politik die Globalisierung neu erfinden? Eine Globalisierung nur für Demokratien nach westlichen Vorstellungen?

Mit Erfolg wirtschaftlichen Interessen gefolgt

Nun dürfte außer Zweifel stehen, dass Deutschland zu den großen Profiteuren der Globalisierung gehört. China auch. Dass sich deutsche Unternehmen seit der Öffnung Chinas vor mehr als 40 Jahren in dem Land so stark engagierten und Teil des chinesischen Aufschwungs zu einer Wirtschaftsmacht von globaler Bedeutung wurden, war eine klare marktwirtschaftliche Entscheidung. Auch wenn bis heute politische Flankierung für den Erfolg in China eine gewisse Bedeutung haben, sind Volkswagen, Thyssen, BASF & Co. nicht in Strategien verpackten politischen Weisungen gefolgt, sondern handfesten wirtschaftlichen Interessen. Mit Erfolg. Da waren zunächst die günstigen Produktionsbedingungen und auch die Möglichkeit, in China bestimmte Entwicklungen machen zu können, die in Deutschland aus umweltpolitischen Gründen ein No-Go waren, wie etwa Vertreter von Chemieunternehmen sehr offen zugaben. Heute ist es vor allem das Potenzial des chinesischen Binnenmarktes, das weiterhin Gewinne verspricht, auch wenn sie nicht mehr in dem Maße steigen, wie in den Anfangsjahren des China-Engagements. Das ist jedoch ebenso normal, wie es normal ist, dass die chinesische Volkswirtschaft heute nicht mehr so wächst, wie wir es in den 1990ern noch gewohnt waren. Auf einem bestimmten Entwicklungsniveau sind zweistellige Wachstumsraten einfach nicht mehr realistisch, wobei jedem klar sein dürfte, ein vierprozentiges Wachstum heute bedeutet einen höheren Zuwachs an Wirtschaftsleistung als ein zehnprozentiges vor einem Jahrzehnt.

Größter Fehler wäre, in China nicht präsent zu sein

Jörg Wuttke, der Präsident der Europäischen Handelskammer in China, hat kürzlich in einem Interview sinngemäß gesagt, der größte Fehler wäre, in China nicht präsent zu sein. Dass sich deutsche Unternehmer durchaus Gedanken machen, wie sie sich künftig aufstellen und auf ein sich verändertes Geschäftsumfeld einstellen, ist eigentlich selbstverständlich. Unternehmensstrategien müssen kontinuierlich angepasst werden. Gerade jetzt ist dies erforderlich. Das chinesische Geschäftsumfeld war nie einfach. Heute trifft es umso mehr zu. Allein das Festhalten an den strengen Corona-Regeln kann jederzeit zu Beeinträchtigungen des Tagesgeschäfts führen, wie wir vor einigen Wochen in Shanghai erfahren konnten. So ist es zweifellos sinnvoll, weitere Standbeine aufzubauen, in den asiatisch-pazifischen Nachbarländern, auch in Europa. Abgesehen davon, dass dies nicht von heute auf morgen zu bewältigen ist, wird der chinesische Markt auch künftig ein entscheidender Baustein in den Wirtschaftsstrategien internationaler Unternehmen bleiben. Klar ist auch, nicht an den Berliner Regierungstischen werden Marktstrategien entwickelt, sondern in den Führungsetagen der Firmen, wo, wie zu hoffen ist, auch gut zugehört wird, was die Manager sagen, die das Tagesgeschäft in China bewältigen.

Wachstumsstory trotz negativer Wirtschaftsindikatoren in Takt

China stock market exchange / Shanghai stock market analysis forex indicator of changes graph chart business growth finance money crisis economy and trading graph with China flag
  • Chinesische Zentralbank hat überraschende Maßnahmen ergriffen, da verschiedene Wirtschaftsindikatoren im roten Bereich liegen.
  • Die Schätzungen für das BIP-Wachstum im Jahr 2022 bewegen sich nun unter 4 % gegenüber dem Ziel von 5,5 %.
  • Die Aktienmärkte behaupten jedoch nach wie vor ihre im März 2022 erreichten Tiefststände, wobei die relativen Bewertungen nahe ihren Durchschnittswerten liegen
  • Geopolitische Spannungen und Abriegelungsängste haben die regulatorischen Maßnahmen als stärkste Belastung für die Stimmung abgelöst und bieten einen potenziellen Auslöser für steigende Aktienkurse, sobald diese Risiken nachlassen

Die chinesische Zentralbank (People’s Bank of China) verblüffte die Märkte mit einer überraschenden Zinssenkung um 10 Basispunkte auf 2,75 %. Dies deutet darauf hin, dass sich die Verantwortlichen zunehmend Sorgen über die Wirtschaftsaussichten machen. Eine Reihe von veröffentlichten Fundamentaldaten fielen schwächer aus als erwartet, darunter Zahlen zu Einzelhandelsumsätzen und Immobilieninvestitionen. Sollten sich die Marktprognosen hinsichtlich einer Zinserhöhung der Fed bei der nächsten Sitzung als richtig erweisen, werden die chinesischen Leitzinsen zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt unter die US-Leitzinsen fallen. Da China bei der Liberalisierung seines Kapitalverkehrs zunehmende Fortschritte gemacht hat, werden die Auswirkungen stärker zu spüren sein als in der Vergangenheit. Dies könnte die Währung belasten, aber möglicherweise die Exporte ankurbeln. Es zeigt auch, dass China in der Lage ist, einen weniger ausgetretenen Pfad zu beschreiten, wenn es um die Zentralbankpolitik geht, da der Inflationsdruck vergleichsweise niedrig bleibt und sogar geringer ausfällt als erwartet. Es könnte ein gutes Zeichen für eine künftige geldpolitische Lockerung sein, sollte diese notwendig werden. Da die jüngsten Konsensschätzungen für das BIP-Wachstum 2022 unter 4 % gefallen sind, könnte dies nicht unwahrscheinlich sein.

Der FTSE China 30/18 Capped Net Index, ein breit diversifizierter Indikator für die Wertentwicklung chinesischer Aktien in einer Vielzahl von Aktienklassen, ist seit seinem Höchststand im Juni um mehr als 10 % zurückgegangen. Wie in unserer Prognose aus dem Juli erwartet, war nach einer starken Erholungsrallye im Frühsommer eine kurzfristige Korrektur zu verzeichnen. Aus technischer Sicht wäre es wünschenswert gewesen, wenn der Rückschlag begrenzter ausgefallen wäre, aber im Moment liegt der Markt immer noch deutlich über den kritischen Niveaus. Trotz der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der schwierigen Fundamentaldaten notiert er immer noch etwa 12 % höher als Mitte März. Der MACD-Indikator (Moving Average Convergence Divergence) ist in den negativen Bereich gerutscht, hat aber bereits begonnen, sich abzuflachen. Dies deutet darauf hin, dass sich die kurzfristige Preisentwicklung verbessert.

Langfristig gesehen hat die Regierung unserer Einschätzung nach viele Instrumente in der Hand, falls ihr übergeordnetes Ziel – die USA als führende Wirtschaftsmacht zu überholen – in Gefahr ist. Die chinesische Zentralbank könnte die Zinssätze noch weiter senken, aber China neigt zu einer aktiveren Finanz- als Geldpolitik. Eine weitere Möglichkeit für die Regierung besteht darin, die Ausgabe von Sonderanleihen durch die lokalen Regierungen weiter auszuweiten oder zu beschleunigen, um die Infrastrukturausgaben zu unterstützen. Sie könnte auch ihre Null-Covid-Politik zugunsten eines Massenimpfungs- und Auffrischungsprogramms für ältere Menschen zurückfahren, die im Vergleich zum Rest der Bevölkerung nach wie vor zu wenig geimpft sind. Eine endgültige Abkehr von der Null-Covid-Politik scheint im Moment noch weit hergeholt, aber jeder Schritt in diese Richtung könnte den Konsum fördern. Schließlich hat die Regierung eine sehr harte Haltung gegenüber der Krise im Immobiliensektor eingenommen. Zwar scheint die Führung ein Exempel an bestimmten Unternehmen statuieren und ihr Versprechen des „gemeinsamen Wohlstands“ einlösen zu wollen – was mit groß angelegten Rettungsaktionen unvereinbar ist -, doch ist es unwahrscheinlich, dass sie ein unkontrolliertes Überschwappen der Krise zulassen wird. Der bevorstehende Nationalkongress der KPCh im November dürfte das Engagement der Regierung für die Marktstabilität weiter verstärken.

Fazit

Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass chinesische Aktien mit einem starken Abschlag gegenüber den globalen Märkten gehandelt werden. Ihre zukünftigen Kurs-Gewinn-Verhältnisse liegen bei etwa 74 % derjenigen des FTSE All World Index und bei 93 % derjenigen des FTSE Emerging Index. Die relativen Bewertungen haben sich in den letzten Wochen stark erholt und liegen nun nahe ihrem Durchschnitt der letzten zweieinhalb Jahre.

Wir gehen davon aus, dass die Situation volatil bleiben wird, aber die jüngsten Maßnahmen der Zentralbank deuten darauf hin, dass es bei den wirtschaftlichen Fundamentaldaten einen Sockel gibt und dass die Regierung nicht bereit ist, diesen aufzugeben. Die Märkte werden angesichts der geopolitischen Entwicklungen vorsichtig bleiben, aber nach dem jüngsten Rückschlag bieten chinesische Aktien wieder einen guten Wert, um die erhöhten Risiken kurzfristig zu kompensieren. Aus taktischer Sicht sollten die Anleger die jüngsten Tiefststände vom März und Mai als potenzielle Unterstützungszonen im Auge behalten. Langfristig bleibt die Wachstumsstory des Landes unserer Ansicht nach völlig intakt, was eine Neubewertung nur unter den außergewöhnlichsten Umständen erforderlich machen würde.

Greift Investitionskontrolle bei COSCO Beteiligung am Hafenterminal Tollerort?

Fortschritt bei Freihandelszonen: Neue Regularien vereinfachen Inbound-Investments in China.自由贸易区进一步发展: 新的申请系统使得外商对中国境内投资更加便捷。Bildquelle: Fotolia; © zhu difeng

Bereits im vorigen September hatten sich die Cosco Shipping Ports Limited (CSPL) und die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) auf eine 35-Prozent-Beteiligung der Chinesen am Hafenterminal in Tollerort geeinigt. Beraten wurden sie dabei von Allen & Overy LLP. Nun kam ein Bericht auf, wonach Wirtschaftsminister Habeck ein Veto gegen die Beteiligung einlegen könnte. Von GEORG VON STEIN

Investitionen in kritische Infrastruktur können ab einer gewissen Größe der Genehmigung durch das Wirtschaftsministerium unterliegen. So hatte die Bundesregierung Ende April bereits die Übernahme des Beatmungsgeräte-Fabrikanten Heyer Medical durch den chinesischen Aeonmed-Konzern nicht zugelassen. In offizieller Formulierung geht es dann um die „Untersagung des Erwerbs einer Beteiligung an einem inländischen Unternehmen durch einen unionsfremden Erwerber im sektorübergreifenden Investitionsprüfungsverfahren“.

Von Seiten des Wirtschaftsministeriums war allerdings zum Thema der Beteiligung von Cosco am Hafenterminal der HHLA nur zu vernehmen, dass man sich weiterhin in einem laufenden Verfahren befinde, das man nicht kommentiere. Von Seiten der Hamburger Hafenlogistiker HHLA rechnet man weiterhin mit einer Genehmigung.

HHLA betreibt in Tollerort, Europas drittgrößtem Seehafen, eines von drei Containerterminals mit vier Liegeplätzen und 14 Containerbrücken. Im Rahmen der Beteiligung daran will Cosco auch Ladungsströme in der Hansestadt konzentrieren und Tollerort für sich zu einem besonderen Umschlagpunkt in Europa aufbauen.

Urban Gardening als Trend in China

Rooftop garden in urban setting

Urban Gardening in China blüht, insbesondere weil immer mehr Menschen während der COVID-19-Pandemie zu Hause geblieben sind. Im Jahr 2021 erreichte Chinas Einzelhandelsmarkt für Blumen 220,5 Mrd Yuan, 17,5 Prozent mehr als im Jahr 2020, so die China Flower Association. In Zukunft könnte der Markt auch für Investoren immer interessanter werden. Von GEORG VON STEIN

Im Mai wuchs Angaben von CCTV zufolge der Umsatz in Chinas Blumen- und Gartenbauindustrie gegenüber dem gleichen Monat im Jahr 2021 um fast 20 Prozent. Der Absatz von Schnittblumen stieg dabei um 40 Prozent und der Absatz von Pflanzen um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die stärkste Käufergruppe von Schnittblumen und -pflanzen sind Menschen in den Dreißigern, junge Menschen in den Teenagerjahren holen dabei aber auf, ihre Einkäufe sind im Jahresvergleich gar um 412 Prozent gestiegen.

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Quelle: https://menafn.com/1103617587/Gardening-Tools-Market-Estimates-The-Market-To-Expand-At-48-CAGR-From-2021-To-2031

Auf dem Kunming Dounan Blumenmarkt, dem größten Markt für Frischschnittblumen in Asien, sind beispielsweise die Verkäufe von Schmetterlingsorchideen und Sukkulenten in diesem Jahr jährlich um etwa 30 Prozent gestiegen, so Zhang Ran, der auf dem Markt mehr als 120 Blumenarten verkauft.

„Angesichts des gestiegenen Lebensstandards und dem Wunsch, ein besseres Leben zu führen, sind mehr als 80 Prozent der jungen Menschen offener für den Kauf von Blumen. Dies trägt zum Wachstum des Hausgärtnerns bei“, sagte Wang Bo, stellvertretender Leiter bei Yuntianhua Huajiangpu Technology, einem in Kunming ansässigen Blumenunternehmen, gegenüber China Daily. „Um die Geschäftsmöglichkeiten optimal zu nutzen, planen wir, in den Aufbau einer hochwertigen Blumenindustriekette zu investieren, um ein Branchenführer zu werden. Wir werden unsere Produkte ständig anpassen, um so die sich ändernden Bedürfnisse der Verbraucher zu befriedigen“, ergänzt er.

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Quelle: https://daxueconsulting.com/gardening-tool-market-china/

Und auch der Markt für Gartengeräte in China zeigt ein großes Potential. Gemäß einem Report von ASKCI ist er von weniger als 600 Mio. RMB im Jahr 2014 auf über 850 Mrd. RMB im Jahr 2019 gewachsen, bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 7,6 %. Auch hier lohnt sich für Investoren ein Blick in den Markt.

 

Chinesische Zentralbank senkt Leitzinsen

Während viele Länder auf der Welt inflationsbedingt in der Geldpolitik die Zügel anziehen, betreibt Chinas Zentralbank eher eine offensive Geldpolitik mit Zinssenkungen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat sie die Zinssätze von mittelfristigen Darlehen (MLF Medium Term Lending Facility) und von Rückkaufvereinbarungen (Reverse Repos) um 10 Basispunkte gesenkt. Mit einem klaren Ziel für die Wirtschaft. Von GEORG VON STEIN

Den Zinssatz für einjährige MLFs an Finanzinstitute senkte die Zentralbank von 2,85 Prozent auf 2,75 Prozent. Damit sollen die Kreditkosten für Firmen verringert und die Konjunktur angekurbelt werden. MLFs wurden bereits 2014 für die Liquidität von Geschäfts- und politischen Banken eingeführt. Durch sie können diese bei der Zentralbank Geld leihen und Wertpapiere als Sicherheit dafür einsetzen.

Rückkaufvereinbarungen

Parallel dazu gab die Chinesische Zentralbank 2 Mrd. Yuan für siebentägige Rückkaufvereinbarungen in den Markt zu einem Zinssatz von 2 Prozent – eine Absenkung um 10 Basispunkte zum Vorniveau von 2,1 Prozent. Bei Rückkaufvereinbarungen erwirbt die Zentralbank durch Gebote Wertpapiere von Geschäftsbanken verbunden mit der Vereinbarung, sie den Geschäftsbanken später wieder zurückzuverkaufen.

Durch die stimulierende Geldpolitik soll die Binnennachfrage erhöht und die Dynamik der wirtschaftlichen Erholung gefestigt werden. Natürlich sollen damit auch die Finanzierungskosten für die Realwirtschaft weiter sinken. Dies scheint umso wichtiger zu sein, da gemäß den Juli-Daten die Geldmenge zwar ausreichend groß ist, die Finanzierungsnachfrage der Realwirtschaft aber immer noch schwach, so eine Aussage von Zhou Maohua, Analyst bei der China Everbright Bank gegenüber Invest in China.

Die chinesische Führung betonte Ende Juli, dass die Geldpolitik dazu beitragen solle, eine angemessene Liquiditätsversorgung aufrechtzuerhalten und die Kreditunterstützung für Unternehmen zu erhöhen. Diesem Ziel dienen auch neue Kredite von den politischen Banken in China und deren Finanzierung bei Infrastruktur Projekten.

Ähnliches war von der chinesische Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde verlautbart worden – nämlich dass der Realwirtschaft, einschließlich den Bereichen Infrastruktur und Fertigung, vermehrt Kredite gewährt werden sollen. Und man wolle die Dienstleistungen für neue Bewohner in Städten verbessern sowie besondere Unterstützungen für die Bereiche Bildung, Gesundheitsversorgung und Altenpflege bieten.

Ob allerdings das von der Regierung ausgegebene Wachstumsziel von 5,5 Prozent für dieses Jahr gehalten werden kann, bleibt aufgrund der restriktiven Corona Politik und des schwächelnden Immobiliensektors in China offen.

Quelle: https://investinchina.chinaservicesinfo.com/s/202208/17/WS62fc9f9d498ea274927a1110/chinas-central-bank-cuts-policy-interest-rates-to-bolster-real-economy.html

ZF investiert 46,5 Mio EUR in Werk in Shanghai

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Photo ZF

Der deutsche Autozulieferer ZF investiert 46,5 Mio (320 Mio. Yuan) in die Erweiterung eines Werks in Shanghai. Damit will man sich für die gestiegene Nachfrage nach elektrischen Servolenkungssystemen in China rüsten. Von GEORG VON STEIN

Ab Mitte 2023 soll mit der Investition eine erhöhte Produktionskapazität im Betrieb gefahren werden. In der Folge soll der Umsatz mit elektrischen Servolenkungssystemen bis 2024 im Vergleich zu 2022 um über 1 Mrd. Yuan steigen. Derzeit verfügt ZF über fast 50 Produktionsstätten, vier F&E-Zentren und fast 240 Kundendienststellen in mehr als 20 Städten in China mit mehr als 20.000 Mitarbeitern.

ZF verzeichnete im ersten Halbjahr ein Umsatzwachstum von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei erreichte der ZF-Umsatz in der Region Asien-Pazifik 4,05 Mrd. Euro, wobei der Großteil aus China stammt und 19 Prozent des weltweiten Konzernumsatzes im gleichen Zeitraum ausmachte.

Vom Potenzial Chinas als weltgrößtem Automobilmarkt zeigt sich ZF-Vorstandsmitglied Holger Klein denn auch entsprechend überzeugt:

„Als multinationales Unternehmen sind wir ein integraler Bestandteil von Chinas sozialem und wirtschaftlichem Gefüge. Wir stützen uns auf China, um die nächste Generation der Mobilität anzuführen“, sagte er.

Für das Gesamtjahr rechnet sie mit einem moderaten Umsatzwachstum, das erstmals die Marke von 40 Mrd. ERU überschreiten soll.

Die elektrische Servolenkung von ZF verfügt über eine hervorragende Lenkleistung und zeichnet sich durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus. Es kann autonome Fahrfunktionen ab Level 3 unterstützen.