Einige spektakuläre Akquisitionen chinesischer Investoren in Europa haben in jüngster Zeit die Ambitionen der Volksrepublik China deutlich gemacht, den von der Politik für dringend notwendig erachteten Transformationsprozess von der verlängerten Werkbank der ganzen Welt in eine von technisch anspruchsvoller Wertschöpfung geprägten Industrie möglichst schnell zu durchschreiten. Der neue Fünf-Jahresplan, der gerade erst verabschiedet worden ist, weist den Weg: Unter dem Motto „Made in China 2025“ soll der Umbau der chinesischen Wirtschaft zu einem High-Tech-Giganten gelingen.
Die größten Deals mit China-Berührung nur im ersten Quartal dieses Jahres – einige warten noch auf notwendige staatliche Genehmigungen – waren der Verkauf der Haushaltsgerätesparte von General Electric für 5,4 Mrd. USD an die chinesische Haier- Group, der Erwerb des Schweizer Saatgut- und Pflanzenschutz-Konzerns Syngenta für 43 Mrd. USD durch ChemChina, das Engagement der Dalian Wanda Group im Filmgeschäft mit dem Erwerb der Legendary Entertainment Group für 3,4 Mrd. USD, der Verkauf der deutschen Energy from Waste GmbH durch das Beteiligungsunternehmen EQT für 1,4 Mrd. USD und der Verkauf des deutschen Traditionsunternehmens KraussMaffei für eine knappe Milliarde Euro ebenfalls an ChemChina. Schließlich hat sich der Baukonzern Bilfinger von seiner Wassersparte getrennt und sie für 200 Mio Euro an Chengdu TechCent Environment veräußert. Von dem Berliner Entsorgungsunternehmen ALBA ist bekannt, dass es mit Chinesen über die Abspaltung und den Verkauf der Entsorgungsdivision in China verhandelt.
Dies sind nur die wertmäßig größten Transaktionen; außerhalb des Radars einer breiteren Öffentlichkeit gehen mindestens im Wochenrythmus mittelständische Unternehmen in chinesische Hände über. Haben sich Chinesen vor wenigen Jahren noch überwiegend für Unternehmen aus dem Bereich Natural Resources interessiert, hat sich der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit mittlerweile ganz eindeutig in Richtung technologisch anspruchsvoller Targets verlagert. Die Zielbranchen sind klar definiert; es geht nicht mehr darum, sich überhaupt mit einer Akquisition zu schmücken, sondern die Braut muss auch attraktiv sein. Idealerweise lässt sie sich aus chinesischer Perspektive unter das Schlagwort „Industrie 4.0“ subsumieren, auch wenn der Begriff oft sehr weit ausgelegt wird und nahezu alles umfasst, was nicht mit Schwerindustrie zu tun hat.
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