CFOs planen mit Wachstum in Asien

CFOs planen mit Wachstum in Asien
Quelle: Adobe Stock; © NicoElNino

Unternehmen bereiten sich auf eine Welt nach der Pandemie vor und denken in ihren Wachstumsvorhaben wieder globaler. Viele CFOS blicken daher nach Asien, um nachhaltiges Wachstum zu generieren. Dies zeigt die zweite Standard Chartered Borderless Business-Studie, bei der rund 1.000 CFOs und Treasurer befragt wurden. Die Umfrage wurde im Dezember 2020, sechs Monate nach der Ersten im Juni 2020, in den USA, Großbritannien, Deutschland und Frankreich durchgeführt.

Die Schockstarre der Pandemie ist gewichen, es wird wieder dynamischer. Nachdem Corona die Bedeutung der Risikodiversifizierung über Lieferketten und Regionen hervorgehoben hatte, werden Unternehmen und ihre Finanzchefs nun langsam wieder zuversichtlicher. Das erklärten die befragten CFOs, die mittlerweile zu 42% nach Wachstumschancen in Asien und anderen Teilen der Welt anstatt ihrer Heimatregionen (im Gegensatz zu 37% im Juni 2020) schauen. Bei Finanz-Managern in den USA zeigte sich das besonders deutlich: Hier stieg die Zahl von 35% auf 49%.

Von den befragten Unternehmen sind bereits 85% im Asien-Pazifik-Raum aktiv. Da ist es nicht überraschend, dass sich der Blick der CFOs auch weiter gezielt auf Asien richtet. So gaben deutsche Finanz-Manager an, dass sie Wachstum in Asien mit 57% höher gewichten als bei der ersten Befragung mit 50% im Juni 2020. Im Asien-Pazifik-Raum wird Japan zu 40% als Expansionsmöglichkeit der Handels- und Lieferketten in der Region favorisiert, insbesondere von Technologieunternehmen. China (36%), Australien (28%) und Indien (24%) folgen. Darüber hinaus zeigt sich, dass die im Asien-Pazifik-Raum aktiven Konzerne rund ein Drittel ihrer Produktion und Prozesse im asiatischen Raum implementieren. Eine ebenfalls große Steigerung der Wachstumschancen sprachen deutsche Finanz-Manager dem nordamerikanischen Markt zu. Hier stiegen die Werte auf 44% nachdem sie im Juni 2020 noch bei 29% lagen. Außerdem sind Afrika und der Mittlere Osten weiter in den Fokus gerückt.

Deutsche Manager legen ihren Fokus auf die Digitalisierung der Lieferkette

Nachdem viele Lieferketten durch Lockdowns, Grenzschließungen, Einschränkungen im Flugverkehr und andere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zum Erliegen kamen, können sich Finanz-Manager nun wieder anderen Herausforderungen widmen. Auch die Standard Chartered Studie zeigte, dass die Sicherung der Lieferketten nicht mehr die oberste Priorität für Unternehmen hat – die liegt jetzt auf der Digitalisierung.

Denn mit dem vermehrten Einzug ins Home Office machte sich auch die Notwendigkeit der Digitalisierung in Unternehmen deutlicher. Da wurde auch die verstärkte Nutzung digitaler Tools zur Steigerung der Lieferketteneffizienz für zwei Drittel der Unternehmen zu einem wichtigen Punkt. So ist mittlerweile für ein Drittel der Unternehmen der Hauptfokus auf die Digitalisierung der Lieferkette gefallen. Zum Vergleich: Im letzten Juni war diese noch zweitrangig hinter Problemen wie der Sicherung und Diversifizierung der Lieferkette.

Das Risiko von Aktivitäten außerhalb der Heimatregion sinkt

Eine allgemeine Beruhigung der Märkte hat für CFOs auch zur Folge, dass Wachstum im Ausland wieder attraktiver wird. Besonders das Liquiditätsmanagement und potenzielle Finanzierungsprobleme sanken hierbei als größte Hürde. Genauso zeichnete sich das bei Währungsrisiken ab, die zeigen, dass das Risiko für Aktivitäten und Wachstum außerhalb von Heimatmärkten gesunken ist und wieder Expansionen angestrebt werden.

Auch bei den aktuell auftretenden Problemen bei Geschäften außerhalb der Heimatregion zeigte sich eine zunehmende Beruhigung. Hierbei ist das Einsammeln verspäteter Forderungen zu einem sehr viel geringeren Problem geworden und Ausfälle und Unterbrechungen in der Supply Chain waren nicht mehr so akut. Besonders deutsche CFOs antworteten, dass ihnen der Aufbau von Beziehungen mit Zulieferern wichtiger wurde. Das habe sich in einer sinkenden Notwendigkeit für ein Nachverhandeln von Verträgen und Zahlungsbedingungen widergespiegelt.

ESG weiterhin Basis für Expansion und Investment

In einem Jahr, in dem Kontinuität sowie die Flexibilität der Lieferketten im Vordergrund für CFOs standen, waren ökologische, soziale und Governance Themen (ESG) weniger im Fokus. Allerdings bleiben ESG-Themen weiterhin ein wichtiger Treiber der allgemeinen Geschäftsstrategie und Unternehmenskultur. So wird besonders in Deutschland die Wichtigkeit von ESG-Themen beim Ausbau von Handels- und Lieferketten wieder höher bewertet als in anderen Ländern: ESG stieg innerhalb von nur sechs Monaten als eines der drei wichtigsten Themen von 14% auf 29% im Dezember 2020 und wird wohl auch nach der Krise weiter in den Mittelpunkt rücken.

CFOs blicken weiter nach Asien

Die Finanz-Manager multinationaler Unternehmen bereiten sich darauf vor, in eine Geschäftswelt nach der Pandemie zu starten. Wie die Borderless Business-Studie von Standard Chartered zeigt, spielt der Asien-Pazifik-Raum dafür weiterhin eine große Rolle.  Besonders in den Bereichen Ausbau von Verkauf sowie Outsourcing von Produktion und Prozessen. Hierbei fokussieren sich besonders Technologieunternehmen auf Japan und China.

Die akuten Probleme durch Unterbrechungen der Lieferketten sind geringer geworden und CFOs können ihre Prioritäten nun auf Investitionen in die Digitalisierung und die Freisetzung von Investitionskapital verlagern. Genauso zeigt sich, dass eine Beruhigung der Unsicherheiten stattgefunden hat, was Wachstumsbestrebungen im Ausland wieder attraktiver werden lässt. Insgesamt wird deutlich, dass die Schockstarre der Pandemie gewichen ist. Die Finanz-Manager können wieder mit einem längerfristigen Fokus planen und eine Geschäftswelt nach Corona anstreben.

 


Über die Studie

Befragt wurden in dieser Studie 1.008 CFOs und Senior Treasury Professionals von multinationalen Unternehmen. Voraussetzung waren ein Umsatz von mehr als 500 Mio. US-Dollar und ein Hauptsitz in einer der vier wichtigsten westlichen Volkswirtschaften USA, Großbritannien, Frankreich oder Deutschland. Die Befragung fand im Dezember 2020 statt, die Heimatländer der Konzerne waren mit jeweils 25% zu gleichen Teilen vertreten. 50% der Befragten repräsentierten Unternehmen mit einem Umsatz von 500 Mio. US-Dollar bis 1 Mrd. US-Dollar. Die restlichen 50% Unternehmen erzielen einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. US-Dollar. Von den Befragten kamen 16% aus dem Technologiesektor, die Repräsentation der restlichen Industriezweige schwankte zwischen 6% und 9%. Finanzdienstleister waren von der Umfrage ausgeschlossen.

Heinz Hilger
Heinz Hilger

Heinz Hilger ist seit März 2019 Vorstandsvorsitzender der Standard Chartered Bank AG mit Sitz in Frankfurt, die deutschen DAX-Konzernen und mittelständischen Marktführern eine breite Palette von Bankdienstleistungen rund um ihre Geschäftsbeziehungen in Asien, Afrika und dem Nahen Osten anbietet.