Huatai plant Listing in London

Von dem 500 Mio. USD schweren Börsengang des chinesischen Brokerhauses könnten insgesamt neue Impulse für die IPO-Märkte der europäischen Börsen ausgehen.

Eine der größten Broker-Firmen Chinas, Huatai Securities (HTSC), plant den Börsengang an der London Stock Exchange (LSE). Das bestätigten die Chinesen am Dienstag gegenüber der Londoner Börsenaufsicht. „Wir sind sehr glücklich, die Pläne Huatais hinsichtlich des Listings von Global Depositary Receipts (GDR) an der Londoner Börse bestätigen zu können“, so Yi Zhou, Vorstandsvorsitzender und Präsident von HTSC.

Insgesamt wollen die Chinesen rund 82,5 Mio. GDRs an der Londoner Börse platzieren. Ein GDR wird dabei jeweils zehn A-Shares von HTSC im Nennwert von jeweils 1 CNY repräsentieren. HTSC verspricht sich einen Erlös von wenigsten 500 Mio. USD von der Kapitalerhöhung. Das entspräche in etwa 10% der aktuellen Marktkapitalisierung.

Möglich wird das Vorhaben durch das neu installierte Shanghai-London Stock Connect Programm. Hierdurch können an Shanghaier Börse (SSE) gelistete Unternehmen GDRs an der LSE platzieren und umgekehrt. Dadurch wird der Länder übergreifende Börsenhandel ermöglicht. Besonders interessant daran ist, dass ausländische Investoren so in die ihnen bisher verschlossenen A-Shares chinesischer Unternehmen investieren können. Ähnliche Programme bestehen bereits zwischen der Hongkonger Börse (HKex) und der SSE sowie zwischen der HKex und der Börse in Shenzhen. HTSC ist nun das erste Unternehmen, das via Stock Connect den Sprung nach London wagt. Gerüchten zufolge plant die HSBC einen Börsengang in die andere Richtung.  Das Bankhaus würde damit zum ersten ausländischen Unternehmen werden, welches an einer chinesischen Börse gelistet ist. Allerdings bestehen derartige Überlegungen schon recht lange und sie sind bisher über dem Zustand vager Gedankenspiele nicht hinausgekommen.

Interessant ist der Schritt von HTSC auf für Nicht-Briten und das in mehrfacher Hinsicht. Zum einen bestätigt er das Versprechen Chinas, jüngst einmal mehr auf dem Boao-Forum durch den chinesischen Premier Keqiang Li wiederholt, das Land werde seine Finanzmärkte Schritt für Schritt öffnen und internationalen Kapitalgebern den Zugang zum chinesischen Finanzmarkt erleichtern. Es wird daran aber auch deutlich, dass sich China diese Öffnung nicht von Außen diktieren lassen will und Zeitpunkt sowie Geschwindigkeit selbst kontrollieren möchte. Bereits Dezember des vergangenen Jahres hatte Huatai den Schritt erwägt und dann aufgrund einer insgesamt eher unsicheren Börsenlage die Entscheidung vertagt.

Zum anderen zeigt der Schritt, dass die Abgesänge auf den Londoner Finanzplatz im Zuge des Brexit verfrüht und insgesamt wohl auch nicht angebracht sind. Hinsichtlich der Finanzmärkte sind das Know-How und die Infrastruktur in London so gut wie ansonsten in kaum einer anderen Stadt weltweit. Tatsächlich könnte die Stadt sogar noch an Attraktivität gewinnen, wenn nach einem – wie auch immer vollzogenen – Brexit die Londoner in Sachen Steuern und Regulierung gar keine Rücksicht mehr auf Brüsseler Vorstellungen nehmen müssen. Es kommt also nicht von ungefähr, dass die Börse der britischen Hauptstadt als erste nicht-chinesische Börse für das Stock Connect Programm ausgewählt wurde.

Schließlich darf man sich von der Meldung auch neue Impulse für die europäischen IPO-Märkte insgesamt erhoffen. Im 1. Quartal dieses Jahres herrschte bezüglich neuer Börsengänge Flaute auf dem europäischen Parkett. In Deutschland gab es in diesem Zeitraum kein einziges neues Listing.

In unsere Ausgabe 1-2019 hatten wir uns intensiv mit den Entwicklungen der chinesischen Finanzmärkte auseinandergesetzt und bereits auf das Shanghai-London Stock Connect Programm hingewiesen. Link zur Ausgabe.

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