Deutsch-chinesische Post Merger Integration

Fallstricke und Erfolgsfaktoren für chinesische Investoren und deutsche Zielunternehmen

Operative Integration: Heben von Synergiepotentialen

Die operative Integration betrifft die Abstimmung der Unternehmensbereiche, die für die Leistungserstellung beider Unternehmen relevant sind. Vor allem bei horizontalen Akquisitionen (vormaligen Wettbewerbern) lassen sich durch Zusammenlegung von Standorten, Unternehmensbereichen oder deren Aktivitäten erhebliche Kostensynergien realisieren. Die Integration der Bereiche IT- & Kommunikationssysteme bietet ebenfalls erhebliche Synergiepotenziale. Allerdings erschweren bei deutsch-chinesischen M&A-Transaktionen nicht nur sprachliche und kulturelle Aspekte eine IT-Integration. Oft sind es auch unterschiedliche rechtliche Anforderungen und gesetzliche Bestimmungen hinsichtlich der Datensicherheit und Datenspeicherung, die eine vollständige Integration unmöglich machen. Diese Herausforderung ist nur mit umfangreicher Rechtsberatung zu meistern.

Weitere zusätzliche Kostensynergien entstehen in der Regel auf der Seite des deutschen Unternehmens. Nach erfolgter Übernahme kann es aufgrund des besseren Zugangs der chinesischen Muttergesellschaft beim Sourcing in China mit besseren Konditionen wie beispielsweise Mengenrabatten rechnen.

Im operativen Geschäft wird häufig eine Umstellung des Rechnungswesens durchgeführt. Die zügige Harmonisierung und Sicherstellung eines effektiven und aussagekräftigen Berichts- und Rechnungswesen ist für die Überprüfung der Wirtschaftlichkeit der Übernahme sowie das Integrations- und Synergiecontrolling von entscheidender Bedeutung. Daher ist es gegebenenfalls nötig, neue Standards und Konzernrichtlinien hinsichtlich Buchungsvorgaben, Reporting und Budgetierungsgrundsätzen festzulegen. Daraus ergibt sich dann eine einheitliche und vergleichbare Informationsgrundlage. In vielen Fällen liegt der Fokus bei Akquisitionen chinesischer Käufer weniger auf Kostensynergien als vielmehr auf Transaktionen auf Wachstumssynergien (Erweiterung des Produktportfolios, Expansion in westliche Märkte, Technologiezukauf etc.).

Know-how-Integration: systematisches Wissensmanagement 

M&A-Transaktionen chinesischer Investoren in Deutschland haben meist den Zugang zu Know-how in Form von Produktionstechnologien, Managementfähigkeiten oder Wissen über neue Märkte als Ziel. Bei der Übertragung von Immaterialgüterrechten (Patente, Lizenzen, gewerbliche Schutzrechte etc.) sind im Vorfeld verschiedene rechtliche und steuerrechtliche Regelungen zu berücksichtigen. Knowhow kann grundsätzlich in explizites und implizites Wissen eingeteilt werden. Explizites Wissen liegt in Form von schriftlichen Dokumenten vor und ist relativ einfach transferierbar. Implizites Wissen bezieht sich auf die Fähigkeiten und das verinnerlichte Knowhow der Mitarbeiter. Bei der Knowhow-Integration geht es darum, das Wissen des erworbenen Unternehmens dem Käuferunternehmen zugänglich zu machen.

Allerdings können verschiedene individuelle oder kulturelle Barrieren den Wissenstransfer zwischen Sender und Empfänger behindern. Mangelnde Teilungsbereitschaft von Seiten des Senders kann beispielsweise ein ernstes Hindernis für die Weitergabe von Wissen darstellen. Dies ist vor allem der Fall, wenn die entsprechenden Wissensträger einen besonderen Stellenwert durch ihren Wissensvorsprung innehaben oder diese in Konkurrenz mit den Mitarbeitern des Käuferunternehmens stehen und um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen. Dies macht noch einmal deutlich, wie wichtig die Kommunikation mit den Mitarbeitern ist. Gleichzeitig kann eine mangelnde Aufnahmebereitschaft bzw. Aufnahmefähigkeit auf Seiten des Empfängers den Transfer von Wissen erschweren. Daher müssen auch auf der Empfängerseite die entsprechenden Voraussetzungen vorhanden sein oder durch entsprechende Qualifizierung und Trainings geschaffen werden. Im besten Fall findet ein Wissenstransfer in beide Richtungen statt.

Wenn die Mitarbeiter des erworbenen Unternehmens merken, dass auch sie von dem Zusammenschluss beziehungsweise dem Knowhow des Käuferunternehmen profitieren, sind sie eher dazu bereit, ihr eigenes Wissen mit den neuen Kollegen zu teilen. Insbesondere im Bereich Kundenservice (Erreichbarkeit, schnelle Auftragsbearbeitung, Kundenbindung etc.) oder im Umgang mit digitalen Medien können deutsche Unternehmen von ihren chinesischen Kollegen lernen. Damit es nicht zum Abfluss wertvollen Knowhows kommt oder vorhandenes Wissen ungenutzt bleibt, sollte daher ein systematisches Wissensmanagement erfolgen.

Deutsch-chinesische Post Merger Integration – Wissensmanagement

Externe Integration: Kommunikation mit Kunden, Lieferanten, Kapitalgebern etc.

Die externe Integration betrifft die Einbeziehung von bzw. die Kommunikation mit unterschiedlichen Interessengruppen (Stakeholdern), die von der Übernahme betroffen sind. Dazu zählen Kunden, Lieferanten, Kapitalgeber, Analysten, Medien sowie die Öffentlichkeit. Nach einer gründlichen Stakeholder-Analyse gilt es die identifizierten Interessensgruppen zielgruppengerecht und durchgängig zu informieren, um die bestehenden Beziehungen nicht zu gefährden und Verunsicherungen zu vermeiden. Vor allem die Kunden des akquirierten Unternehmens können durch die Ankündigung der Übernahme durch einen chinesischen Investor verunsichert sein. Sie könnten sich fragen, ob die bisherigen Produktlinien weiterhin bestehen bleiben und falls ja, ob die Produktqualität weiterhin dem Gütesiegel „Made in Germany“ entspricht. Daher sollten Kunden frühzeitig durch persönliche Gespräche, Präsentationen, Informationsbriefe etc. aufgeklärt werden.

Dasselbe gilt für Lieferanten, die durch eine Fusion oder Übernahme ebenfalls mit Preis, Leistungs- und Beziehungsunsicherheit konfrontiert sind. Schließlich könnte das neue Unternehmen aufgrund seiner größeren Verhandlungsmacht die Zulieferer zu Preisnachlässen zwingen, neue Anforderungen an Vorprodukte, Volumina oder Prozesse stellen oder einen vormaligen Hauptlieferanten zu einem Nebenlieferanten degradieren. Damit die Lieferanten sich rechtzeitig auf die veränderten Bedingungen einstellen können und das Unternehmen nach der Übernahme nicht mit Engpässen oder Abwanderungen von Seiten der Zulieferer konfrontiert ist, darf daher auch deren Integration nicht vernachlässigt werden.

Zu guter Letzt ist auch die Kommunikation mit der Öffentlichkeit wichtig, die ein Interesse an den Auswirkungen der Übernahme hat. Bei Übernahmen durch chinesische Investoren gehen bei vielen die Alarmglocken an. Dann ist schnell von Arbeitsplatzverlagerung, Technologieklau, Abschaffung von Tarifstandards etc. die Rede. Durch eine gezielte Kommunikation, zum Beispiel hinsichtlich der Vorteile der Übernahme wie Standort- und Arbeitsplatzsicherung oder vermehrte Investitionen in Forschung & Entwicklung, sowie eine proaktive Einbindung der Medien kann Schaden vom Unternehmen abgewandt werden.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch