Start Blog Seite 86

Pläne zur Übernahme von Osram geplatzt

Die chinesischen Kaufinteressenten San’an Optoelectronics und GSR Go Scale Capital haben ihre Pläne für eine Mehrheitsbeteiligung an Osram aufgegeben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Als Grund nennen die mit den Vorgängen vertrauten Personen der für die chinesische Seite unerwartete Widerstand der deutschen Arbeitnehmervertreter und der Politik. Eine Option sei aber noch, den Minderheitsanteil von Siemens in Höhe von 17,5% zu erwerben.

Mit dem Rückzug des Konsortiums ist bereits der zweite Übernahmeversuch chinesischer Bieter in Deutschland innerhalb weniger Tage fehlgeschlagen. Erst vergangene Woche ruderte Fujian Grand Chip Investment nach einem Veto des US-Präsidenten Barack Obama zurück und gab sein öffentliches Übernahmeangebot für den LED-Ausrüster Aixtron auf.

Der Widerstand von den deutschen Arbeitnehmervertretern und der Politik war zuletzt massiv. Gewerkschaft und Betriebsrat hatten sich klar gegen eine Übernahme Osrams positioniert und darauf gedrängt, dass die frühere Siemens-Tochter ihre Ziele eigenständig weiterverfolgt. Indes hatte Siemens laut Medienberichten Bereitschaft gezeigt, seinen Restanteil in Höhe von 17,5% an den chinesischen LED-Spezialisten San’an Optoelectronics und den Finanzinvestor GSR Go Scale Capital zu verkaufen. Erst im Sommer war das traditionelle Glühbirnengeschäft, das unter der Bezeichnung Ledvance firmiert, an ein anderes chinesisches Konsortium veräußert worden. Damals hatten die Arbeitnehmerseite keine Einwände. Allerdings kündigte das Bundeswirtschaftsministerium im Oktober überraschend eine genauere Prüfung der Ledvance-Transaktion an. Nachdem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bereits bei der Übernahme des Augsburger Robotik-Herstellers Kuka im Mai Bedenken hinsichtlich eines Abflusses deutscher Spitzentechnologie geäußert hatte, wurde dies von offizieller chinesischer Seite als weiteres Bremssignal aufgefasst.

Osram kann auf eine 110-jährige Geschichte zurückblicken. Der Münchner Konzern erzielte im Jahr 2015 mit seinen weltweit rund 33.000 Mitarbeiter einen Umsatz von knapp 5,6 Mrd. Euro. Der Lichttechnikspezialist weist einen Börsenwert von über fünf Mrd. EUR auf.

Weichai baut Kion-Anteil aus

Weichai Power hat seinen Anteil an der Kion Group AG von 40,23% auf 43,26% erhöht. Für die Aktien, die der Dieselmotorenhersteller aus Shandong mit Hilfe der Barclays Bank an Börse erworben hat, wendete Weichai laut einer Unternehmensmitteilung vom 12. Dezember rund 180 Mio. EUR auf. Dies war die zweite Anteilserhöhung im Jahr 2016. Erst im Sommer hatte der chinesische Ankerinvestor im Rahmen einer Kapitalmaßnahme ein Aktienpaket erworben.

Die von Kion im Juli durchgeführte Kapitalerhöhung diente vor allem der Finanzierung für den Kauf des US-Lagerlogistikspezialisten Dematic. Der Wiesbadener Gabelstapelhersteller musste hierfür rund  2 Mrd. USD aufwenden. Im Zuge der Kapitalmaßnahme stockte Weichai seinen Anteil für 276 Mio. EUR von 38,25% auf 40,23% auf. Der Shandonger Konzern war bereits 2012 bei Kion eingestiegen. Weichai erwarb damals zunächst 25% für 738 Mio. EUR und stockte in den folgenden Jahren den Anteil schrittweise auf.

Im November meldete Kion den Abschluss der Akquisition von Dematic. Damit verfügt der Konzern, der einen Börsenwert von über 5,6 Mrd. EUR aufweist, mittlerweile über 30.000 Mitarbeiter und kann für das Jahr 2015 einen Pro-Forma-Umsatz in Höhe von 6,7 Mrd. EUR vorweisen. Mit der Übernahme des US-Unternehmens werden die Geschäftsfelder in drei Segmente neu organisiert: Industrial Trucks and Services mit den Marken Linde, Emea und Still, Supply Chain Solutions – die Aktivitäten der vormaligen Dematic – sowie Corporate Services.

FGC gibt Aixtron-Übernahme auf

Aus der Traum: FGC zieht sich von der Übernahme des LED-Spezialisten Aixtron zurück. 希望破灭:福建宏芯投资基金退出爱思强收购案。Bild: Aixtron SE

Die öffentliche Übernahme von Aixtron durch Fujian Grand Chip Investment (FGC) ist endgültig geplatzt. Wie die deutsche Tochter Grand Chip Investment GmbH in einer Bekanntmachung im Bundesanzeiger und als Ad-hoc-Meldung am 8. Dezember bekanntgibt, ist das Angebot erloschen. Als Grund gibt die chinesische Beteiligungsgesellschaft das Verbot der Übernahme des Aixtron-Geschäfts in den USA durch US-Präsident Barack Obama an. Damit sei eine Angebotsbedingung ausgefallen.

Obama hatte am 2. Dezember unter Berufung auf die Sicherheitsinteressen der USA die Akquisition der amerikanischen Aixtron-Tochter durch FGC untersagt. Als Begründung gab er Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten an. Er folgte damit einer Empfehlung Comittee on Foreign Investment in the United States (CFIUS).  Zuvor hatte bereits das Bundeswirtschaftsministerium – laut Medienberichten auf US- Intervention hin – seine Unbedenklichkeitserklärung zurückgezogen.

Im Mai dieses Jahres gab FGC ein öffentliches Übernahmeangebot in Höhe von 6,00 EUR pro Aktie ab. Dies entspricht einer Bewertung von 670 Mio. EUR für den angeschlagenen LED-Anlagenbauer aus Herzogenrath. Die Aktien, die bereits zum Verkauf eingereicht wurden, können nach dem 8. Dezember nicht mehr gehandelt werden und sollen am 13. Dezember zurückgebucht werden.

China wird größter Cross-border-M&A-Investor

China steht zum ersten Mal bei Cross-border M&A-Investments auf Platz eins. Mit einem Gesamtvolumen von 218,2 Mrd. USD im laufenden Jahr verdrängt das Reich der Mitte die Vereinigten Staaten von der Spitze. US-Unternehmen meldeten bis Anfang Dezember in Summe 189 Mrd. USD an Outbound-Deals. Dies geht aus einer Auswertung des Datenproviders dealogic hervor. Chinas Anteil am weltweiten M&A-Markt liegt damit aktuell bei 18%, die USA kommen auf 15,8%.

Chinesische Investoren bewegen pro Transaktion auch die größeren Summen. Während die 723 Outbound-Deals aus China im Durchschnitt ein Volumen von 302 Mio. USD aufweisen, sind es bei 1.445 grenzüberschreitenden M&A-Investitionen aus den USA mit 131 Mio. USD weniger als die Hälfte.

Aus den bisher vorliegenden Zahlen geht bereits hervor, dass die chinesischen Outbound M&A-Aktivitäten 20I6 mehr als doppelt so hoch ausfallen werden als im Vorjahr. Für 2015 errechnete dealogic ein Gesamtvolumen von 106,4 Mrd. USD. Die bis Anfang Dezember gemeldeten Transaktionen übersteigen damit bereits die Summe des Vorjahres um 105%. Im Gegensatz zum explosionsartigen Anstieg der chinesischen M&A Aktivitäten verzeichneten die USA einen Rückgang des Deal-Volumens um 15% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Weltweit beläuft sich das Cross-border M&A-Volumen im laufenden Jahr auf 1,2 Bio. USD. Das weltweite Geschäft mit Fusionen und Übernahmen liegt damit niedriger als im Vorjahr (1,43 Bio. USD), als die globalen M&A-Aktivitäten ihren zweithöchsten Stand seit 2007 (1,79 Bio. USD) erreicht hatten.

Obama legt Veto bei Aixtron-Deal ein

Die Hoffnungen verdüstern sich: Präsident Obama untersagt den Verkauf des US-Geschäfts von Aixtron. Bild: Aixtron SE

US-Präsident Barack Obama gibt in einem Erlass vom 2. Dezember bekannt, dass er die Übernahme des US-Geschäfts von Aixtron durch Fujian Grand Chip Investment (FGC) untersagt. Als Begründung gibt er Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten an. Damit schließt er sich der Empfehlung des für ausländische Übernahmen zuständigen Comittee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) an.  Im Mai dieses Jahres hatte die Beteiligungsgesellschaft aus Fujian insgesamt 670 Mio. EUR für den kriselnden deutschen LED-Spezialisten geboten. FGC und Aixtron erleiden damit einen weiteren Rückschlag im Genehmigungsprozess. Gescheitert ist die Transaktion aber noch nicht.

Zwei Wochen vor dem Veto des Präsidenten hatte CFIUS die Freigabe der Akquisition von Aixtron durch FGC über seine deutsche Tochter Grand Chip Investment GmbH abgelehnt. Bereits Ende Oktober hatte das Bundeswirtschaftsministerium überraschend seine Unbedenklichkeitserklärung zurückgezogen und  erklärt, den Fall nochmals prüfen zu wollen. Laut Medienberichten waren auch hier von amerikanischer Seite vorgebrachten Sicherheitsbedenken ausschlaggebend gewesen. Die Produkte des LED-Anlagenbauers könnten demnach auch für militärische Zwecke verwendet werden.

Trotz dieses empfindlichen Rückschlags ist das öffentliche Übernahmeangebot von FGC für Aixtron aber noch nicht vom Tisch. Im Gegensatz zu ersten Medienberichten, die von einem völligen Verbot der Transaktion sprachen, bezieht sich der Erlass des Präsidenten nur auf das US-Geschäft von Aixtron. Wie das Unternehmen aus Herzogenrath in einer Pressemitteilung als Reaktion auf die Entscheidung des US-Präsidenten mitteilte, ist der Erwerb der Aixtron-Aktien und der American Depositary Shares (ADS) davon nicht betroffen. Demnach wollen beide Seiten erst einmal die Auswirkungen der Nachricht aus dem Weißen Haus auf den  weiteren Verlauf prüfen. Der Übernahmekrimi bleibt weiterhin spannend.

Den Erlass des US-Präsidenten Barack Obama finden Sie hier (Englisch).

Die Pressemitteilung von Aixtron als Reaktion auf den Erlass lesen Sie hier.

Droht Verschärfung von Chinas Outbound-Regularien?

Trübe Aussichten: Welche Änderungen bei den Outbound-Regulariern plant Peking? Bildquelle: Fotolia; © axz65

Eine gemeinsame Erklärung chinesischer Regierungsorgane und Aufsichtsbehörden sowie unbestätigte Medienberichte sorgen für Aufregung. Plant China Beschränkungen bei Auslandsinvestitionen? Insbesondere Outbound-M&A sollen im Fokus stehen. Mögliche Motive für Peking könnten die Sorgen vor verstärkten Kapitalabflüssen sowie die Bedenken angesichts der jüngsten negativen Reaktionen auf chinesische Übernahmen in  den  USA und Deutschland sein.

Die Faktenlage ist dünn:  Am 28. November veröffentlichte die Staatliche Entwicklungs- und Reformkommission NDRC auf ihrer Website eine kurze Meldung. Darin wird eine einzige Frage eines Journalisten zum künftigen Kurs bei den chinesischen Auslandsinvestitionen gemeinsam von Vertretern der NDRC, des Handelsministeriums (MofCom), der People’s Bank of China sowie der Devisenverwaltung (SAFE) beantwortet. In ihrem Statement bestätigen die vier Institutionen das Festhalten Chinas an der Going-Out-Politik und am Registrierungsverfahren für Auslandsinvestitionen, das vergangenes Jahr die zuvor geltenden aufwändigen Genehmigungsgsprozesse ersetzt hat. Konkrete Einschränkungen werden nicht genannt. Es wird lediglich darauf verwiesen, dass es ein Gleichgewicht zwischen Erleichterungen und Risikokontrolle bei Auslandsinvestitionen zu finden gelte und dass man die Investitionsprojekte „einiger Unternehmen verifizieren“ müsse.

Konkrete Zahlen aus anonymen Quellen

Konkreter wird die Nachrichtenagentur Bloomberg – zitiert dabei allerdings keine offiziellen Quellen, sondern beruft sich auf anonyme Insider. Demnach soll die chinesische Regierung ein generelles Verbot für alle Auslandsinvestitionen über 10 Mrd. USD planen. Für bestimmte strategische Investitionen würde es Ausnahmen geben. Weiterhin sollen Chinas Unternehmen außerhalb Ihrer eigenen Kernbranche nur noch Investitionen bis zu einer Höhe von 1 Mrd. USD tätigen dürfen. Die gleiche Obergrenze würde künftig für Immobilientransaktionen von Staatsunternehmen gelten.

Wachsender Druck von der Währungsfront

Diese Beschränkungen sollen laut Expertenmeinung in erster Linie als eine Maßnahme dienen, um den Kapitalabflüssen und der Abwertung des Renminbi entgegenzuwirken. Chinas Währung steht seit einiger Zeit gegenüber dem US-Dollar unter Druck – ein Thema, dass Peking von Donald Trump während des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes den Vorwurf der Währungsmanipulation einbrachte. Auch könnte dadurch dem wachsenden Misstrauen in Bezug auf chinesische Übernahmen – wie jüngst bei dem öffentlichen Übernahmeangebot für Aixtron – entgegengewirkt werden. Die neuen Bestimmungen sollen laut den Quellen von Bloomberg bis September 2017 gelten. Der Staatsrat würde demnächst entsprechende Richtlinien erlassen, die dann von nachgeordneten Stellen zu konkreten Bestimmungen ausgearbeitet werden sollen.

Politischer Wille auf höchster Ebene

Für Megadeals, beispielsweise in der Größenordnung der 43 Mrd. USD schweren Übernahme des Schweizer Agrarkonzerns Syngenta durch ChemChina, könnte diese Regelungen künftig das Aus bedeuten. Doch noch ist keine der von Bloomberg genannten Obergrenzen offiziell. Dass neue Regularien eingeführt werden, ist aber anzunehmen. Denn die gemeinsame Erklärung der vier zentralen Regierungsstellen und Aufsichtsbehörden zeigt den politischen Willen auf höchster Ebenen, hier tätig zu werden. Dennoch bleibt zunächst abzuwarten, ob die entsprechenden Maßnahmen sich bei der konkreten Ausformulierung und Umsetzung tatsächlich in dieser Schärfe materialisieren.

Das gemeinsame Statement von NDRC, MofCom, PBOC und SAFE finden Sie hier (Chinesisch).
Den Bericht von Bloomberg lesen Sie hier (Englisch).

Inbound-Deals legen zu

China im Fokus: Inbound-M&A - insbesondere aus den USA und Europa - spielen eine immer größere Rolle bei den FDI. Bildquelle: Fotolia; © beugdesign

Im Zeitraum von Januar bis Ende Oktober haben laut dem chinesischen Handelsministerium ausländische Investoren (Hongkong eingerechnet) in China 1.073 Unternehmen übernommen. Das Gesamtvolumen der Transaktionen belief sich auf 118 Mrd. RMB bzw. 17 Mrd. USD – ein Anstieg von 16% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die gesamten Foreign Direct Investments (FDI) hingegen stagnierten mit einem marginalen Zuwachs von 0.2% bei 666 Mrd. RMB (104 Mrd. USD). Damit werden M&A-Transaktionen zu einem immer wichtigeren Bestandteil der FDI. Mittlerweile macht das M&A-Volumen fast 18% an den gesamten ausländischen Direktinvestitionen aus.

Nachdem im vergangenen Jahr die chinesischen Outward Direct investmenst (ODI) die FDI erstmals übertroffen haben, wird sich dieses Szenario 2016 wiederholen. In den ersten zehn Monaten investierten chinesische Unternehmen 962 Mrd. RMB (146 Mrd. USD) im Ausland. Damit liegen die ODI mehr als 40% höher als die nach China fließenden Direktinvestitionen.

Weiterhin zeigt sich trotz der insgesamt stagnierenden FDI ein hohes Wachstum bei den Investitionen aus den westlichen Industrieländern. Die Mittel, die aus den USA in eigene Niederlassungen, Joint Ventures und M&A flossen, stiegen um 80%. Aus europäischen  Ländern wurde  42% mehr in China  investiert. Die Zuflüsse aus Deutschland verzeichneten einen Sprung um 86% nach oben. Nur das Vereinigte Königreich wies mit einem Anstieg von rund 120% ein noch höheres Wachstum bei den FDI auf.

Zhongding übernimmt Tristone Flowtech

Autozulieferer im Visier: Serieninvestor Zhongding greift in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal in Deutschland zu. Bildquelle: Fotolia; © hfng

Anhui Zhongding Sealing Parts erwirbt für 170 Mio. EUR den deutsch-französischen Automobilzulieferer Tristone Flowtech Group. Verkäufer ist die Bavaria Industries Group. Zhongding führt damit bereits den insgesamt sechsten M&A-Deal in Deutschland durch. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung des deutschen Kartellamtes und der chinesischen Behörden.

Bavaria Industries verkauft mit Tristone Flowtech bereits ihr zweites Portfoliounternehmen an Zhongding. Erst im April dieses Jahres veräußerte die Industrieholding den österreichischen Aluminiumspezialisten Austria Druckguss an den chinesischen Serieninvestor. Wie bei allen Transaktionen in jüngster Zeit wurde Zhongding kaufmännisch und strategisch beraten von der Perlitz Strategy Group, rechtlich von Rittershaus Rechtanwälte und in Steuerfragen von Falk & Co.

Die Tristone Flowtech Group hat den Hauptsitz ihrer operativen Holding in Frankfurt und den ihrer rechtlichen Holding in französischen Nantes. Die Gruppe verfügt über neun Standorte in Europa, Nordamerika und Asien und bietet Flowtech-Produkte für die Automobilindustrie in den Bereichen Motorkühlung, Batteriekühlung, Air Charge/ Turbolader und Luftansaugung an. Nachdem Bavaria Industries 2010 Tristone Flowtech gekauft hatte, gelang dem Unternehmen in den folgenden Jahren eine Steigerung des EBITDA von 2% auf 11%.  Für das Geschäftsjahr 2016 prognostiziert der Automobilzulieferer einen Umsatz in Höhe von ca. 250 Mio. EUR. Tristone Flowtech beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter weltweit.

Mit Tristone Flowtech übernimmt Zhongding in diesem Jahr bereits das zweite Target in Deutschland. Erst im Juni hatte das in Shanghai und Shen­zhen gelistete Privatunternehmen aus Ningguo die Akquisition des E-Mobility-Spezialisten AMK aus Kirchheim/Teck für 130 Mio. EUR bekanntgegeben. Auf den Weg zum Serieninvestor begab sich Zhongding im Jahr 2007 mit der Akquisition der notleidenden Schmitter Group. Das ostchinesische Unternehmen leitete eine erfolgreiche Restrukturierung des unterfränkischen Hydraulikleitungsspezialisten ein. 2014 erwarb  Zhongding für 64 Mio. EUR 80% der Anteile an dem Dichtungshersteller KACO. 2015 wurde Kunststoffspezialist Wegu für 95 Mio. übernommen. Im selben Jahr kam noch Wiederholt, ein Technologieführer im Bereich Kaltverformung, hinzu. Im vergangenen Jahr erzielte Zhongding mit seinen rund 14.000 Mitarbeitern einen Umsatz in Höhe von umgerechnet 1,6 Mrd. EUR.

„Wir wünschen uns eine Willkommenskultur“

Erfreuliche Entwicklung: Dr. Wolfgang Hübschle, Leiter Invest in Bavaria, berichtet über chinesische Investitionen in Bayern. 巴伐利亚投资促进局局长Wolfgang Hübschle博士介绍中资企业在巴伐利亚州的喜人发展

Bereits zum zweiten Mal trafen sich Geschäftsführer chinesischer Unternehmen in Bayern zu einem informativen Abend in München. Hierzu hatte Invest in Bavaria, das Generalkonsulat der VR China und die Stadt München am 21. November ins Deutsche Theater eingeladen. In einer vorgelagerten Veranstaltung klärte die Ansiedlungsagentur des Freistaats zunächst über aufenthaltsrechtliche Fragen auf. Beim anschließenden Hauptevent stellten sich die Newcomer des Jahres aus China vor: Der E-Commerce-Gigant Alibaba und der E-Mobility-Spezialist NextEV. Beide Unternehmen haben sich in München mit großen Plänen für Deutschland niedergelassen.

Dr. Wolfgang Hübschle, Invest in Bavaria, Generalkonsulin MAO Jingqiu, Karl Wehner,  Alibaba
Dr. Wolfgang Hübschle, Invest in Bavaria, Generalkonsulin MAO Jingqiu, Karl Wehner,  Alibaba (v.l.n.r., Bild: Invest in Bavaria).

Chinesische Investoren müssen in Deutschland immer noch zahlreiche bürokratische Hürden überwinden. Das wurde während des einführenden Vortrags zu ausländerrechtlichen Regelungen deutlich. Dr. Klaus Kirchmann von der Ausländerbehörde München erläuterte im Maritim Hotel die wichtigsten  Bestimmungen mit besonderem Blick auf die konkreten Bedürfnisse von Management und Fachkräften aus China. Dass hier noch Klärungsbedarf besteht, wurde in der anschließenden Fragerunde deutlich. Zahlreiche Teilnehmer suchten zu Visumbeantragung und –verlängerung und zu Fragen des Arbeitsvertrags in Deutschland Rat bei Kirchmann.

300 Unternehmen in Bayern

Auf der Hauptveranstaltung, zu der sich rund 100 Teilnehmer im edlen Ambiente des Deutschen Theaters einfanden, betonte Dr. Wolfgang Hübschle, Leiter von Invest in Bavaria, die Beliebtheit des Freistaats als Standort für Unternehmen aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. „Wir freuen uns über die starke Präsenz chinesischer Investoren in Bayern“, so Hübschle. Rund 300 chinesische Unternehmen zählt man mittlerweile in Bayern. Insbesondere München wird international als ein Top-Location wahrgenommen. Neben zahlreichen amerikanischen Unternehmen haben in den letzten Jahren auch Hightech-Anbieter aus China wie Huawei und Phicomm die Landeshauptstadt als Standort für Forschung und Entwicklung für sich entdeckt.

Verbesserung der Willkommenskultur

Kritische Worte fand MAO Jingqiu, Generalkonsulin der Volksrepublik China in München. Seit dem öffentlichen Übernahmeangebot des südchinesischen Unternehmens Midea für den Augsburger Roboterhersteller Kuka werden chinesische M&A-Aktivitäten in Deutschland als ein sensibles Thema wahrgenommen. Mao rückte die Investitionen aus China in die Gesamtperspektive: Zum einen stammten nur  0,3% aller Auslandsinvestitionen in Deutschland aus China. Von einer Übernahme der deutschen Wirtschaft könne also keine Rede sein. Zum anderen sicherten chinesische Investoren hierzulande Arbeitsplätze und unterstützten deutsche Unternehmen bei ihren Geschäften in China. Auch bei den ausländischen Direktinvestitionen in ihrer Heimat sieht die Generalkonsulin deutliche Fortschritte. So haben die chinesischen Behörden in jüngster Zeit rund 1.000 Regulierungsvorgänge vereinfacht oder ganz abgeschafft. Ein weiterer großer Schritt zur Vereinfachung war die Umstellung von einem aufwändigen Genehmigungsverfahren für ausländische Investitionen hin zu einem weitaus kürzeren Registrierungsprozess. Mao hofft umgekehrt auf eine Verbesserung des Umfelds für chinesische Investitionen in Deutschland. „Wir wünschen uns eine Willkommenskultur von der politischen Ebene und von der Öffentlichkeit“, resümierte die Generalkonsulin.

Vorreiter aus China

Deutsches Theater München
Edles Ambiente: das deutsche Theater in München (Bild: Invest in Bavaria).

Abschließend präsentierten sich zwei außergewöhnliche chinesische Unternehmen, die seit Ende 2015 in der Landeshauptstadt eine Niederlassung haben: Alibaba und NextEV. Der E-Commerce-Riese und das E-Mobility Start-up sind von Invest in Bavaria beide zum „Newcomer of the Year“ gewählt worden. Wie Karl Wehner, Director Business Development bei Alibaba, erklärte, möchte der chinesische Marktführer im Online-Handel von München aus deutsche Unternehmen beim Vertrieb ihrer Produkte in China mit Rat und Tat unterstützen. Eine Premiere und einen Rekord konnte Dr. Moritz Wefelscheid, Associate Legal Director bei NextEV, vermelden. Der E-Sportwagen Nio EP9 war wenige Stunden zuvor in London erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert worden. Die Neuentwicklung von NextEV hat bereits einen Rundenrekord für Autos mit elektrischem Antrieb in der Nordschleife des Nürburgrings aufgestellt. Ab 2018 soll der Elektroflitzer in den Handel kommen – zunächst in China. Höchste Zeit für deutsche Hersteller, beim Thema E-Mobility einen Gang höher zu schalten.

CFIUS stellt sich bei Aixtron-Übernahme quer

Im Fokus amerikanischer, chinesischer und deutscher Interessen: Aixtron aus Herzogenrath. 中美德争论的焦点——德国半导体材料制造商爱思强. Bild: Aixtron SE

Das Comittee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) erteilt für die Akquisition der deutschen Aixtron SE durch Fujian Grand Chip Investment (FGC) keine Freigabe. Das amerikanische Regierungsgremium hat das öffentliche Übernahmeangebot unter nationalen Sicherheitsaspekten untersucht und den beteiligten Parteien empfohlen, die Transaktion aufzugeben. Aixtron und FGC lehnen dies laut einer Mitteilung des Herzogenrathers Unternehmens vom 18. November ab. Die Freigabeentscheidung liegt jetzt in den Händen von US-Präsident Barack Obama. Dieser hat nun 15 Tage Zeit der Übernahme zuzustimmen oder diese abzulehnen.

CFIUS hat Präsident Obama empfohlen, die Freigabe nicht zu erteilen. Durch die bisher von Aixtron und FGC vorgeschlagenen Abhilfemaßnahmen sei für das Komitee die Bedenken in Bezug die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten keineswegs ausgeräumt. Die deutsche und die chinesische Seite wollen nach Angaben von Aixtron nach weiteren Lösungen suchen und mit den US-Stellen im Gespräch bleiben.

Vor einem Monat hatte bereits das Bundeswirtschaftsministerium seine Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Transaktion zurückgezogen. Dies sorgte für große Unruhe auf chinesischer Seite. Laut Medienberichten war eine Intervention von US-Geheimdiensten Auslöser der überraschenden Maßnahme von Vizekanzler Sigmar Gabriel. Demnach können die Anlagen des LED-Ausrüsters auch in militärischen Projekten zum Einsatz kommen.

Aixtron produziert Chipanlagen zur Herstellung von Leuchtdioden, die in der Unterhaltungselektronik, Autoindustrie und bei industrieller Beleuchtung verwendet werden. Das von der RWTH abgespaltene Hightech-Unternehmen erwirtschaftete im Jahr 2015 mit seinen 750 Mitarbeitern einen Umsatz von 198 Mio. EUR. Aixtron steckt seit geraumer Zeit in der Krise, u.a. auch weil ein großer Auftrag aus China Anfang des Jahres zusammengestrichen worden war. Nicht zuletzt deswegen waren die Herzogenrather für die Avancen von FGC offen, als über die deutsche Tochter Grand Chip Investment GmbH im Mai ein Übernahmeangebot in Höhe von 670 Mio. EUR vorgelegt wurde. FGC ist ein chinesischer Investmentfonds, der zu 51% von dem chinesischen Geschäftsmann Zhendong Liu und zu 49% von der Xiamen Bohao Investment gehalten wird.

Cathay Fortune steigt bei Epigenomics ein

癌症早期识别技术:Epigenomics的产品被应用于癌症的早期诊断。Bildquelle: Fotolia; © ag visuell

Die in Hongkong registrierte Beteiligungsgesellschaft Cathay Fortune International erwirbt einen Minderheitsanteil von 2,15% an der Epigenomics AG. Hierzu führt der am Frankfurter Prime Standard notierte Biotech-Spezialist eine Kapitalerhöhung mit Privatplatzierung durch. Cathay Fortune zahlt 4,52 EUR pro Aktie (Xetra-Schlusskurss 16.11.2016: 4,88 EUR) und legt insgesamt 2,1 Mio. EUR  auf den Tisch. Die neuen Anteilsscheine sind bereits ab dem laufenden Jahr dividendenberechtigt.

Die Berliner Epigenomics ist im Bereich Molekulardiagnostik aktiv und entwickelt Mittel für die Früherkennung und Diagnose von Krebserkrankungen. Das Hauptprodukt des Unternehmens ist Epi proColon, ein Bluttest zur Darmkrebsfrüherkennung. Dieser Test ist bereits in Europa auf dem Markt und befindet sich derzeit für die USA in der Entwicklung. Der Erlös aus der Kapitalerhöhung soll dann hauptsächlich für Vertrieb und Vermarktung von Epi proColon in den Vereinigten Staaten verwendet werden.

Die 1998 gegründete Epigenomics weist einen Börsenwert von 105 Mio. EUR auf. Mit seinen rund 40 Mitarbeitern erwirtschafteten  die Berliner 2015 einen Umsatz von 2,1 Mio. EUR. Cathay Fortune International wurde 1998 in Shanghai gegründet. Seit 2009 ist die Beteiligungsgesellschaft auch in Hongkong registriert. Cathay Fortune investiert vorwiegend in die Bereiche Telekommunikations- und Netzwerkausrüstung, Automatisierung, chemische Grundstoffe, Biomedizin, Luftfahrt und Bergbau.

„Das Spiel ist offen“

Expertenrunde: Alexander Ballmann (Ashurst), Dr. Stephan Bühler (SGL Carbon), Georg Kniese (SAP) und Prof. Dr. Kai Lucks (BM&A). | 专家小组: Alexander Ballmann (Ashurst), Dr. Stephan Bühler (西格里集团), Georg Kniese (SAP), Prof. Dr. Kai Lucks (德国联邦并购协会).

Chinesische Übernahmen und Beteiligungen stellen keine Bedrohung für den deutschen Mittelstand dar. Zu diesem Schluss gelangten rund 200 M&A-Spezialisten aus ganz Deutschland auf dem 14. Deutschen Corporate M&A-Kongress in München. Während einer Podiumsdiskussion, das den aktuellen internationalen Trends im Bereich Fusionen und Übernahmen gewidmet war, stimmten die Experten ab. Für die meisten M&A-Profis überwiegen eindeutig die Vorteile des chinesischen Engagements.

Moderiert wurde das Panel mit dem Titel „Internationale M&A – eine aktuelle Bestandsaufnahme“ von Professor Kai Lucks, dem Vorsitzenden des Vorstands Bundesverband Mergers & Acquisitions. Seine provokante Eingangsfrage, ob der Mittelstand in Deutschland durch die verstärkten M&A-Aktivitäten aus China bedroht werde, verneinte Alexander Ballmann, Partner bei der Kanzlei Ashurst, ganz eindeutig. Tatsächlich hätten chinesische Investoren mit ihren Übernahmen in den letzten Jahren zahlreiche vom Konkurs bedrohte Unternehmen und Arbeitsplätze hierzulande gerettet.

Neue Perspektiven

Aber auch in anderen Fällen schaffen die Käufer aus der Volksrepublik neue Perspektiven. So sieht Ballmann in der Akquisition der Betonpumpenanbieter Putzmeister durch Sany und Schwing durch XCMG keineswegs den Ausverkauf einer Branche. Zwar lief es bei beiden Gesellschaften zum Zeitpunkt der Übernahme gut. Doch 60% des relevanten Marktes liegen in Asien. Nach Ansicht von Ballmann boten sich den beiden deutschen Unternehmen durch die chinesischen Investitionen neue Perspektiven. Erst dadurch wurden sie nachhaltig zukunftsfähig.

Ungewohnte Situation

Dr. Stephan Bühler, General Counsel & Chief Compliance Officer bei SGL Carbon, ergänzte, dass das in Medien und Politik seit kurzem vernehmbare Unbehagen gegenüber den Käufern aus China auch mit einer gewissen Verunsicherung zu tun hat. Mit M&A aus dem anglo-amerikanischen Raum und Europa sei man hierzulande vertraut. Doch China wurde bis vor kurzem in der deutschen Öffentlichkeit bisher vor allem als Zielland deutscher Investitionen – aber nicht als Käufer – wahrgenommen. Protektionistische Tendenzen hingen daher auch mit der Unsicherheit gegenüber der ungewohnten Situation zusammen.

Live-Abstimmung

Die rund 200 Vertreter von Corporate M&A-Abteilungen im Plenum pflichteten größtenteils den Diskutanten bei. In einer Live-Abstimmung per Mobile-App äußerten sie sich die Frage: „Sehen Sie durch China eine Bedrohung des deutschen Mittelstands?“ 65% der Anwesenden verneinte dies. Nur etwas über ein Drittel antworteten mit Ja.

Chinas Vorstoß in die Industrie 4.0

China versucht mit eigenen Initiativen wie dem Plan „Made in China 2025“ in den Bereich Industrie 4.0, dem Paradefeld deutscher Ingenieurskunst, vorzustoßen. Georg Kniese, Senior Vice President Corporate Development/M&A bei SAP, sieht dies aber ganz nüchtern. Märkte und Produkte für Automatisierung und Robotik seien in allen Ländern noch in der Entwicklung. China positioniert sich hier wie andere Länder auch mithilfe von Zukäufen bei zentralen Komponenten und Kernkompetenzen. „Das Spiel ist offen“, bringt Kniese die aktuelle Lage auf den Punkt. Auf einem Gebiet aber hat das Reich der Mitte gegenüber den westlichen Mitbewerbern einen Vorsprung: Durch die Restriktionen für ausländische IT- und Internet-Dienstleister schafft das Land einheimische Monopole im Bereich der Dateninfrastruktur. Dies werden künftig enorm wichtig für die vernetzte und automatisierte industrielle Produktion und Logistik werden. Cloud-Dienste können beispielsweise nur von chinesischen Providern angeboten werden.

Der Fall Aixtron

Im konkreten Fall der Übernahme des LED-Ausrüsters Aixtron durch Fujian Grand Chip Investment raten die Panel-Teilnehmer ebenfalls dazu, einen kühlen Kopf zu bewahren. Alexander Ballman von Ashurst sieht in der Rücknahme der Unbedenklichkeitsbescheinigung des Wirtschaftsministeriums zunächst einmal lediglich einen Verwaltungsakt. Stephan Bühler von SGL Carbon erkennt nicht, inwieweit der Deal Sicherheitsbelange Deutschlands gefährdet. Ein Verbot der Transaktion laut dem Außenwirtschaftsgesetz käme nur bei Rüstungsfirmen und bei bestimmten sicherheitsrelevanten IT-Unternehmen in Betracht. „Ich sehe keine rechtliche Grundlage“, resümiert Bühler. In China indes haben die Äußerungen von Vizekanzler Gabriel für großen Wirbel gesorgt. Dort wünscht man sich Klarheit. „Die Chinesen wollen nur nach den hier geltenden Gesetzen behandelt werden“, so Bühler.

China bleibt unverzichtbar

Eines wurde am Ende der Veranstaltung nochmals deutlich: Um ein Engagement in China kommen deutsche Unternehmen längst nicht mehr herum. So antwortete lediglich ein Viertel der Plenumsteilnehmer auf die Frage nach der Bedeutung von Investitionen und M&A in China für das eigene Unternehmen, dass das Land nicht relevant sei. Alle anderen sind bereits in China präsent (36%), planen einen weiteren Ausbau ihrer Aktivitäten vor Ort (26%) oder denken zumindest über einen Einstieg dort nach (13%).