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E-Commerce in China

Shopping in allen Variationen: Chinas kauffreudige Konsumenten sind on- und offline aktiv. Bildquelle: Fotolia; © ChenPG

Chinas E-Commerce Industrie erfährt derzeit ein enormes Wachstum. Onlineshopping, der kraftvollste Motor des E-Commerce Marktes in China, verzeichnete 2010 ein Rekordwachstum von 96,9% und hat seitdem kontinuierlich an Schwung hinzugewonnen. Im Jahr 2015 haben Chinas Online-Einzelhandelstransaktionen 3.877,3 Mrd. RMB erreicht (622,5 Mrd. USD, ein Anstieg von 33,3% gegenüber 2014), was 12,9% des gesamten Einzelhandelsumsatzes ausmacht. Laut Prognosen wird Chinas E-Commerce Markt bis 2020 größer sein als die Märkte der USA, des Vereinigten Königreichs, Japans, Deutschlands und Frankreichs zusammen.

Verbraucheranalyse

Diese Prognosen stehen im Zusammenhang mit der aktuellen Anzahl der mit dem Internet verbundenen Menschen in China, sei es per Computer oder Smartphone – zum Jahresende 2015 waren es landesweit 688 Mio. Internetnutzer. Nach Angaben des „China Internet Network Information Center“ überstieg 2015 die Zahl der Online-Einkäufer 413,3 Mio., 60% aller Internetnutzer. Bis 2020 wird erwartet, dass 750 Mio. Chinesen Einkäufe über das Internet tätigen werden. Ein Trend, welcher nicht ignoriert werden darf, ist die zunehmende Beliebtheit von Mobilgeräten: die Zahl der Kunden, die per Mobilgeräte einkaufen, erreichte 2015 338,7 Mio. – ein Anstieg der Handybesitzer, welche online einkaufen von 42,4% auf 54,8% gegenüber dem Vorjahr.

Das größte Segment dieser Online-Kunden sind junge und gut ausgebildete Menschen mit einer hohen Kaufkraft. 2015 waren 57,1% der Online-Kunden männlich, übertrafen damit die weiblichen Kunden um 14,2%punkte, und die meisten davon waren im Alter zwischen 20 und 29 Jahren. Indessen machen Hochschulabsolventen 74,2% aller Online-Kunden aus.

Wichtigste Marktteilnehmer

Chinas E-Commerce Markt wird von inländischen Internetplattformen dominiert. Zwei der größten Marktteilnehmer – Tmall und JD – beherrschen jeweils 57,7% und 25,1% des Marktes. Andere Marktteilnehmer wie Suning, Vipshop, Gome, Yihaodian, Dangdang, Amazon und JMei teilen sich die restlichen 17,2%.

Grenzüberschreitender E-Commerce

Chinas grenzüberschreitender E-Commerce Sektor verzeichnete ebenfalls ein exponentielles Wachstum. Laut Angaben des chinesischen E-Commerce Forschungszentrums haben grenzüberschreitende E-Commerce Transaktionen in China in der ersten Hälfte des Jahres 2015 2 Bio. RMB erreicht, dies stellt 17,3% des gesamten Import und Export Handelsvolumen Chinas dar. Dem globalen Handelsbericht zufolge, herausgegeben von dem chinesischen Handelsministerium (MOFCOM), werden Chinas grenzüberschreitende E-Commerce Transaktionen bis Ende 2016 auf 6,5 Bio. RMB ansteigen.

Dementsprechend überrascht es, dass die chinesische Regierung trotz schrumpfendem Import- und Exportmarkt mehrere begünstigende Richtlinien erlassen hat, die gezielt auf eine Förderung des E-Commerce ausgerichtet sind. Im Mai 2015 hat der chinesische Staatsrat seinen Plan offiziell angekündigt, eine „Comprehensive Pilot Zone of Cross Border E-Commerce“ in Hangzhou einzurichten. Diese Pilotzone für grenzüberschreitenden E-Commerce zeichnet sich durch eine Reihe von steuerlichen Begünstigungen und optimierten Zollabfertigungsverfahren aus. Nach dem Erfolg dieses Pilotprojektes in Hangzhou beschloss der Staatsrat das Projekt auf die folgenden 12 Städte auszuweiten: Shanghai, Guangzhou, Tianjin, Chongqing, Hefei, Zhengzhou, Chengdu, Dalian, Ningbo, Qingdao, Shenzhen und Suzhou.

 

Über Dezan Shira & Associates:

FabianKnopf_zugeschnittenAls Co-Head des German Desk von Dezan Shira & Associates beobachtet Fabian Knopf aktuelle wirtschaftliche und politische Veränderungen in China und beaufsichtigt die Redaktion deutschsprachiger Fachartikel für Asia bzw. China Briefing. Fabian Knopf ist Senior Associate, International Business Advisory sowie Co-Head des German Desks bei Dezan Shira & Associates mit Standorterfahrung in den Regionen Peking, Shanghai, und Südchina. Seine Expertise umfasst unter anderem Unternehmensstrukturierungen, Rechnungswesen, Steuern, Compliance sowie HR und Gehaltsabrechnungen in China, Indien und ASEAN. Zudem ist er Gastdozent an der Peking-Universität HSBC Business School in Shenzhen.

www.china-briefing.com

Wie Chinas Konsumenten ticken

China im Fokus: Inbound-M&A - insbesondere aus den USA und Europa - spielen eine immer größere Rolle bei den FDI. Bildquelle: Fotolia; © beugdesign

Das Chinageschäft ist kein Sprint, sondern ein Langer Marsch. Auch drei Jahrzehnte nach der Öffnung des Landes bleiben die Erfolgsfaktoren für viele Unternehmen große Unbekannte. Vor allem die fremde Kultur und Sprache verhindern den entscheidenden Zugang. Die Risiken zu erkennen,  Fehler zu vermeiden und den richtigen Zugang zu finden – darum geht es in dem Buch „China-Marketing“. Kurz und kompakt werden darin die wichtigsten Regeln für deutsche Investoren in China dargestellt.

China tickt anders, auch beim Konsum. Beispiel Automobilmarkt: Wagen der Oberklasse werden in Europa in der Regel vom Besitzer gefahren, in China dagegen vornehmlich von einem Chauffeur. Entsprechend muss Design und Ausstattung angepasst werden. Ein längerer Fond fürs bequeme Sitzen mit eingebauter Unterhaltungselektronik ist hier gefragt, damit sich der Autobesitzer auch wohlfühlt. Dies ist nur einer von vielen Punkten, auf die Andreas Tank in seinem Buch „China-Marketing – Geschäftserfolg im Reich der Mitte“ aufmerksam macht. Solche Anforderungen müssen die ausländischen Hersteller im Auge zu behalten, um in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt Erfolg zu haben.

Tatsächlich gelten in China sehr spezielle Marktbedingungen und ganz eigenen Gewohnheiten. Denn: China ist einerseits ein Markt mit einer schier unglaublichen Dynamik, anderseits eine Land mit einer alten und vielfältigen Kultur. Farben, Zahlen, Formen – all dies ist dort in seiner Symbolik anders belegt. Hinzu kommt die Sprache mit ihrer Zeichenschrift. Auch stellen das Geschäftsgebaren und die regulatorischen Rahmenbedingungen ganz besondere Anforderungen. Zahlreiche Fettnäpfchen gilt es beim Marketing zu vermeiden, während man gleichzeitig positiv belegte Reize setzt. Ganz auf die Praxis zugeschnitten stellt Andreas Tank die wichtigsten Faktoren für den Geschäftserfolg in China dar. Das Buch richtet sich in erster Linie an Unternehmer und Marketing-Experten, die den Schritt auf den chinesischen Markt wagen wollen.

Der Autor Dr. Dr. Andreas Tank ist in führender Position für ein deutsches Unternehmen in Shanghai tätig. Er arbeitet seit 2004 in China und hat bereits mehrfach zum Thema China-Marketing publiziert. Das Buch „China-Marketing – Geschäftserfolg im Reich der Mitte“ ist bei Springer Gabler erschienen und kostet als Softcover-Ausgabe 9,99 EUR.

„Wichtig ist, das Verhalten des chinesischen Partners richtig einzuordnen“

Deutsch-chinesische Geschäftswelt: Nicht immer ist es einfach, den richtigen Partner zu finden. 德中商业合作:找到一个合适的合作伙伴,并不是件容易的事。Bildquelle: Fotolia; © meshmerize

Wie seriös ist ein potenzieller chinesischer Geschäftspartner? Ob eine Zusammenarbeit im Vertrieb oder in einem Joint Venture geplant ist oder ob man das eigene Unternehmen an einen Investor aus China verkaufen möchte, ein gründlicher Background-Check sollte vor einer Vertragsbeziehung stets durchgeführt werden. Nur so lassen sich unangenehme Überraschungen vermeiden. Worauf man achten sollte, erkärt Patrick Heid, Leiter des Shanghaier Büros der Kanzlei Graf von Westphalen.

Unternehmeredition: Auf welche Quellen in China kann ein deutsches Unternehmen zurückgreifen, um in einem ersten Schritt den Hintergrund eines potenziellen chinesischen Partners zu überprüfen?

Patrick Heid: Der erste Anlaufpunkt ist in der Regel das chinesische Handelsregister. Wie in Deutschland auch, lassen sich aus dem elektronischen Handelsregisterauszug die wesentlichen Unternehmensangaben des potenziellen chinesischen Partners oder Käufers herausfinden. Für weiterführende Informationen sollte man sich eine Kopie der physischen Handelsregisterakte besorgen und die Datenbank des chinesischen Obersten Gerichtshofes konsultieren, in der Unternehmen gelistet sind, gegen die ein gerichtliches Vollstreckungsverfahren eingeleitet worden ist.

Welche einzelnen Punkte sollten abgeklopft werden?

Als erstes sollte natürlich überprüft werden, ob das chinesische Unternehmen überhaupt existiert. Im nächsten Schritt sehen wir uns dann gemeinhin das Gründungsdatum, die Identität der Gesellschafter, die Höhe des Stammkapitals sowie den Umfang an, indem dieses bereits eingezahlt worden ist. Vor allem Letzteres kann einen ersten Hinweis auf die Kapitalstärke des Unternehmens geben. Daneben sollte man sich vergewissern, wer im Register als gesetzlicher Vertreter eingetragen ist; anders als in Deutschland ist das übrigens in aller Regel nicht der Geschäftsführer bzw. General Manager, sondern der Chairman of the Board, der nach außen häufig weniger prominent, bei Staatsunternehmen of gar nicht in Erscheinung tritt. Schließlich ist zu klären, ob der genehmigte Unternehmensgegenstand des chinesischen Partners die geplante Zusammenarbeit beispielsweise im Vertrieb, bei einer Lohnfertigung oder einer (gemeinsamen) Investition abdeckt, da das beabsichtigte Geschäft anderenfalls häufig nicht realisierbar sein wird.

Was sind für Sie Warnzeichen bzw. Ausschlusskriterien?

Ein K.O.-Kriterium ist in der Regel immer, wenn sich vom Partner gemachte Kernangaben zum Beispiel zum Gesellschafterkreis, zur Kapitalausstattung oder zur Anzahl der Mitarbeiter beim Backgroundcheck als bewusst unwahr erweisen. Auch bedeutet es häufig das Ende der Gespräche, wenn sich herausstellt, dass die chinesische Seite bestimmte strategische Hintergedanken verfolgt, diese vor dem deutschen Partner aber geheimhält. So zum Beispiel kürzlich in einem Fall, in dem die chinesische Gesellschaft im Hintergrund bereits umfassend einen Börsengang vorbereitet hatte und das beabsichtigte Joint Venture nur dazu dienen sollte, diesen zu beschleunigen. Als dies dem deutschen Partner nur durch unsere Hintergrundrecherche bekannt wurde, war das Vertrauen dahin.

Bis zu welchem Punkt kann das deutsche Unternehmen diese Checks selbst durchführen und ab wann wird eine professionelle Beratung sinnvoll?

Das elektronische Handelsregister ist von jedermann und auch aus Deutschland heraus einsehbar. Da nur der chinesische Name als offizieller Firmenname gilt und der Handelsregisterabruf ebenfalls nur in chinesischer Sprache bedienbar ist, kommt man hier allerdings nur mit entsprechenden Sprachkenntnissen zum Ziel. Sollten Auffälligkeiten weitere Untersuchungen erforderlich machen, gelingt dies in der Regel nur mit Hilfe eines in China ansässigen Beraters, der sich nicht nur im chinesischen Recht auskennt, sondern auch mit den kulturellen Besonderheiten des chinesischen Geschäftsverkehrs vertraut ist. Auch für eine weitere Hintergrundrecherche jenseits der Handelsregisterdaten zu behaupteten Projekten, Kunden, Fertigungskapazitäten etc. vor Ort sowie im chinesischen Internet ist lokale professionelle Unterstützung meist unverzichtbar.

Wenn chinesische Unternehmen eine gute Chance sehen, wagen sie sich auch auf Geschäftsfelder vor, in denen sie wenig Erfahrung vorweisen können. Für den deutschen Partner kann dies ein Risiko darstellen. Wie sollte er damit umgehen?

Für die deutsche Seite ist es zunächst wichtig, das Verhalten des chinesischen Partners richtig einzuordnen: Da das Unternehmenswachstum chinesischer Firmen traditionell gelegenheitsgetrieben ist, ist es in China allgemein üblich, eine sich bietende Geschäftschance kurzfristig beim Schopfe zu packen, auch wenn man für die Durchführung der anvisierten  Zusammenarbeit oder die Zeit nach dem erfolgreichen Abschluss einer Transaktion bislang noch kein sicheres Konzept, sondern nur viele Ideen hat. Nach Vertragsunterzeichnung erweisen sich diese dann nicht selten als nicht oder nur sehr eingeschränkt realisierbar. Diese Herangehensweise ist normalerweise kein böswilliger Betrugsversuch, sondern eher Ausdruck einer besonderen chinesischen Risikoaffinität. Auch wenn die Absichten chinesischer Unternehmer für den Unternehmenserwerb oder für eine Zusammenarbeit in China auf den ersten Blick also sehr überzeugend klingen sollten, ist ein deutsches Unternehmen daher gut beraten, die Pläne des chinesischen Partners vor Signing auf ihre Plausibilität und ggf. ihren Implementierungsgrad hin zu überprüfen.

Welche weiteren kulturell bedingten Unterschiede im Geschäftsgebaren sollten auf der deutschen Seite beachtet werden?

Da gibt es natürlich so einige… Was mir immer wieder auffällt, ist die grundverschiedene Art und Weise, wie Chinesen und Deutsche versuchen, bei der anderen Seite Vertrauen in die eigene Kompetenz und Verlässlichkeit zu erzeugen: Ein deutscher Unternehmer ist mit Leistungsgarantien, Absatzprognosen und Zeithorizonten normalerweise eher zurückhaltend und weist seinen Geschäftspartner offen auf die Grenzen der Leistungsfähigkeit seiner Produkte und seiner eigenen Organistation hin. Die chinesische Seite hingegen verhält sich häufig genau umgekehrt –  um ihr Engagement und ihren unbedingten Willen zum Gelingen des Geschäfts zu unterstreichen, verspricht sie Stolpersteine problemlos und in Rekordzeit zu beseitigen, bereits ambitionierte Umsatzprognosen noch zu übertreffen und sämtliche Produkte zeitgerecht in der erforderlichen Qualität und Menge liefern zu können. Dementsprechend fallen dann auf beiden Seiten die enttäuschten Erwartungen aus: Der Chinese beklagt den offensichtlich mangelnden Einsatz des deutschen Partners, während dieser von am Ende nicht eingehaltenen Zusagen oft stark enttäuscht ist. Hier gilt es vor allem in Verhandlungssituationen auf beiden Seiten ein realistisches Erwartungsmanagement zu betreiben.

Herr Heid, vielen Dank für das Interview.

 

Zur Person

Patrick Heid, LL.M.
Patrick Heid, LL.M.

Patrick Heid ist Rechtsanwalt und Partner bei GvW Graf von Westphalen und leitet seit 2010 den Standort der Kanzlei in Shanghai. Er ist spezialisiert auf die Beratung von Mittelständlern und Konzernen bei Unternehmensgründungen, M&A-Transaktionen sowie bei rechtlichen und strategischen Themen im operativen Geschäft in China. Darüber hinaus berät er chinesische Investoren bei Unternehmenskäufen in Deutschland. Patrick Heid verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in und mit China und spricht fließend Chinesisch.

Harmonische Klänge

Bester Klang für China: Schimmel produziert Klaviere im Premiumsegment.为中国打造天籁之音:舒密尔公司生产高端细分市场中的钢琴。Bildquelle: Fotolia; © Ipictures

Seit Jahresbeginn befindet sich der deutsche Klavierhersteller Schimmel im Besitz der chinesischen Pearl River Piano Group. Der chinesische Investor setzt auf die deutsche Handwerkskunst und die bisherigen Standorte in Braunschweig und im polnischen Kalisz. Zudem will er die hochwertigen Pianos weiter verbessern und weltweit vermarkten.

Das traditionsreiche Unternehmen, das Wilhelm Schimmel 1885 gegründete und heute von der vierten Familiengeneration weitergeführt wird, gehört zu den wichtigsten Flügel- und Klavierbauern in Deutschland. Im Januar 2016 wurde die Braunschweiger Firma zu 90% von der chinesischen Pearl River Piano Group für rund 24 Mio. EUR übernommen. Der chinesische Konzern macht mit 130.000 verkauften Klavieren pro Jahr rund 200 Mio. EUR Umsatz. Er ist Marktführer in China und verfügt dort auch über das größte Vertriebsnetz. Schimmel ist mit jährlich rund 2.500 produzierten Instrumenten der größte europäische Hersteller und die führende Marke für hochwertige Flügel und Klaviere in Europa.

Deutsche Hersteller setzen auf hochwertige Pianos

Der Bau eines Klaviers ist eine aufwändige und zum Teil sehr filigrane Arbeit: Je nach Modell und Linie kann sie zwischen neun Monaten und deutlich über einem Jahr dauern. Dabei müssen 9.000 hochwertige Teile stets auf dem neuesten Stand gehalten werden.

Sehr groß ist die Branche nicht, nur noch 14 Unternehmen stellen in Deutschland Klaviere und Flügel her. Darunter befinden sich klangvolle Namen wie Grotrian-Steinweg aus Braunschweig, C. Bechstein aus Berlin oder Steinway & Sons aus Hamburg. Weltweit werden jährlich knapp 500.000 Klaviere und Flügel hergestellt, davon über 300.000 in China. Die Stückzahl der in Deutschland hergestellten Instrumente ist eher klein – etwa 12.000 verlassen pro Jahr die Werkstätten. „Allerdings sind die deutschen Instrumente sehr hochwertig, sie zählen in der ganzen Welt zur Spitzenklasse“, weiß Burkhard Stein, Geschäftsführer von Grotrian-Steinweg. Neben den USA und Asien gehört Russland zu den wichtigsten Auslandsmärkten für deutsche Klavierbauer.

Neuer Investor notwendig

Durch die Finanzkrise verlor Schimmel zwei Drittel seines US-Geschäfts, was wegen des hohen Exportanteils zu einem Auftragsrückgang von 40% führte. Zudem gab Teilhaber Yamaha seinen Minderheitsanteil von 25% zurück. Deswegen musste der Traditions-Klavierbauer im Sommer 2009 sogar Insolvenz anmelden. 2010 konnte das Unternehmen aber gerettet werden. Das Management und die verbliebenen 125 Mitarbeiter konnten erleichtert ihr 125-jähriges Firmenjubiläum feiern. Um auch künftig auf dem Weltmarkt – vor allem im Wachstumsmarkt China – bestehen zu können, musste jedoch ein neuer Mehrheitseigner gesucht werden. „Wir begreifen Tradition nicht als das Festhalten an alten Vorgehensweisen, sondern entwickeln uns jeden Tag weiter“, erläutert Geschäftsführer Hannes Schimmel-Vogel seine Geschäftsstrategie. Nun hat sich beim Braunschweiger Klavierhersteller einiges geändert. Zwar werden die hochwertigen Pianos mit dem Qualitätssiegel „Made in Germany“ weiterhin in Braunschweig hergestellt: Doch trifft die unternehmerischen Entscheidungen nicht mehr die Familie Schimmel, sondern die Pearl River Piano Group aus China.

Pearl River will weltweite Marke werden

Warum ist Schimmel für die das chinesische Unternehmen interessant? „Hier sind zwei Giganten der Branche eine Allianz eingegangen“, freut sich LI Jianning, General Manager und Vice Chairman des weltgrößten Klavierherstellers. „Schimmel kann von unserem Vertriebsnetz und unseren Ressourcen profitieren, um in China schnell den eigenen Absatz und Marktanteil auszubauen. Pearl River Piano wiederum profitiert von einer Erweiterung des Markenportfolios und einer Image-Aufwertung.“ Li sieht in der Übernahme zudem eine ausgezeichnete Chance, die Internationalisierung voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Wie kam es zu den ersten Kontakten mit Schimmel? „Wir trafen uns erstmals auf einer internationalen Musikinstrumenten-Messe und begannen durch die Vermittlung eines Beraters offizielle Gespräche“, erinnert sich Li. „Am Ende gab es eine formelle Übereinkunft über die Zusammenarbeit.“ Die größten Hürden bei den Übernahme-Verhandlungen bestanden darin, dass viele Unterlagen gesichtet werden mussten, die nur in Deutsch vorlagen. „Da jedoch beide Unternehmen über internationale Teams verfügen und es die Unterstützung eines Teams professioneller Berater gab, konnten wir uns mit dem Schimmel-Management dennoch effektiv verständigen“, erläutert Li.

Familientradition wird erhalten

Auch nach der Übernahme durch Pearl River soll Schimmel seine Unabhängigkeit behalten. Und die Familie Schimmel zählt wie bisher zu den Eigentümern des Unternehmens. „Die Familie Schimmel behält ihre Rolle als Anteilsinhaber und soll ihre Funktion in der Gesellschaft ausbauen. Neben dem CEO Hannes Schimmel wird auch Viola Schimmel in das Management zurückkehren und die Rolle der Familie Schimmel im Unternehmen stärken“, erläutert Li. Zudem will Pearl River seine neue Tochter auf dem riesigen chinesischen Markt unterstützen. „Künftig wird Schimmel in China auf die großen Ressourcen von Pearl River Piano zurückgreifen können“, verspricht Li. „Schimmel soll eine eigene chinesische Marketing-Niederlassung aufbauen und seine Produktreihen unabhängig vermarkten.“

Unternehmen bleibt eigenständig

Bei Übernahmen werden oftmals die beteiligten Unternehmen verschmolzen. Allerdings ist das bei Schimmel nicht vorgesehen. „Das Management der Marke Schimmel und für die Marke Pearl River gehen weiterhin getrennte Wege“, bestätigt Li. „Die Marke Schimmel soll auch künftig von der Firma Schimmel verwaltet werden.“ Deshalb hat Li auch keine Pläne in der Schublade, chinesische Technologie in den Schimmel-Werken einzusetzen: „Schimmel wird die Produktionsstätten in Deutschland und Polen genauso behalten wie seine traditionellen Herstellungsmethoden“, verspricht Li. Wichtig ist ihm den ausgezeichneten Ruf und den bekannten Markennamen des deutschen Instrumentenbauers zu erhalten. „Schimmel ist eine Top-Marke und verfügt über klare Wettbewerbsvorteile mit Blick auf die geschichtliche Tradition, den Bekanntheitsgrad, das Niveau der Herstellung und auch hinsichtlich des Entwicklungspotenzials.“

FAZIT

In China sind qualitativ hochwertige Produkte von deutschen Herstellern äußerst beliebt. Das zeigt einmal mehr die Übernahme des traditionsreichen Pianobauers Schimmel durch die Pearl River Piano Group: Die gute Produktqualität der Deutschen erlaubt dem Investor aus China, in höhere Marktsegmente einzusteigen. Gleichzeitig ebnet das Unternehmen aus Guangzhou der neuen Tochter den Weg auf den chinesischen Markt und legt dabei Wert auf die Eigenständigkeit und den Erhalt der Traditionsmarke Schimmel.

„Wir haben einen starken Deal-Flow“

Industrie 4.0 ist ein großes Thema in China und Asien. Viele Unternehmen dort setzen auf die Technologiekompetenz führender europäischer Anbieter. Für Private-Equity-Investoren bieten sich dadurch spannende Gelegenheiten. Eine Beteiligungsgesellschaft, die sich ganz auf die europäisch-asiatische Kooperation bei Industrietechnologien fokussiert, ist AGIC Capital. 2015 von Henry Cai initiiert und von Wolfgang Seibold mitgegründet, machte AGIC als Co-Investor bei der Übernahme von KraussMaffei jüngst von sich Reden. Interview Stefan Gätzner

Unternehmeredition: Ihr erstes Investment war die Übernahme von KraussMaffei als Co-Investor zusammen mit ChemChina. Welche technologischen Felder standen bei der Übernahme im Vordergrund und welche Rolle hat das Thema Automatisierung gespielt?

Wolfgang Seibold: KraussMaffei ist klarer globaler Technologieführer im Bereich der Kunststoffmaschinen und damit wichtiger Innovationstreiber in einer Vielzahl von Industrien. Insbesondere die Kompetenz des Unternehmens in der Leichtbautechnik hat uns begeistert. Diese ist ein wichtiger, oft unterschätzter Faktor für den Erfolg der Elektromobilität. Elektrische Antriebe alleine reichen nicht aus. Die Fahrzeuge müssen auch deutlich leichter werden. Daher stehen innovative Kunststoffstrukturen und Leichtbaukonstruktionen aktuell besonders im Fokus der Automobilindustrie. Hier haben die Produkte und Technologien von KraussMaffei mit den Bereichen Karbonfaser und Composite Materials sehr viel zu bieten. China ist dabei aktuell einer der wesentlichen Märkte weltweit. Dort sehen wir für KraussMaffei erhebliches Wachstumspotenzial. Aber auch die anerkannt führende Kompetenz und die weiteren Potenziale von KraussMaffei im Bereich der Prozessautomatisierung waren wichtige Faktoren bei der Übernahme.

In welchen Ländern außer Deutschland suchen Sie nach Unternehmen?

Unsere zentrale Investitionsregion ist der deutschsprachige Markt, wir investieren aber auch in benachbarten Ländern. Italien ist ein sehr spannender Markt, genauso wie Skandinavien und die Beneluxländer. Zudem beobachten wir  benachbarte Länder in Osteuropa.

Aus welchen Bereichen und Ländern stammen die Limited Partners von AGIC?

Unsere Investoren sind klassische institutionelle Anleger wie Sovereign Wealth Funds, Pensionskassen und Asset-Manager. Davon kommt heute ein Großteil aus Asien. Wir sind allerdings dabei, für das zweite Closing weiter zu internationalisieren und Investoren aus Europa und den USA hinzuzunehmen.

Mit dem ersten Alleininvestment in das italienische Unternehmen Gimatic hat AGIC einen Automatisierungsspezialisten erworben, der bisher erst einen relativ kleinen Teil seines Umsatzes in China macht. Wie werden Sie konkret das Unternehmen unterstützen?

Wir sind  mit den führenden asiatischen Robotik-Herstellern und Automatisierungsunternehmen im Gespräch und wollen so Gimatic helfen, die passenden Partner für die verschiedenen Industriesegmente zu finden, um so den chinesischen Markt besser zu erschließen.

Sind weitere Beteiligungen und Übernahmen in den nächsten Monaten in der Pipeline?

Wir haben einen starken Deal-Flow. Unser Mehrwert im asiatischen Markt kommt sehr gut an.  Das bringt viele Unternehmer, aber auch Berater dazu, uns aktiv anzusprechen. In der letzten Zeit sprechen uns auch immer mehr Fonds mit Vorschlägen zu Co-Investments an. Wir sehen also eine erfreuliche Nachfrage nach unserem Investmentansatz. Der Markt ist aktuell allerdings hart umkämpft, es besteht sehr viel Kaufinteresse und ein intensiver Wettbewerb unter den Bietern.

Welche Kriterien muss ein Zielunternehmen erfüllen, damit es für das Portfolio von AGIC in Betracht kommt?

Wir suchen Unternehmen mit einem nachhaltigen technologischen Wettbewerbsvorteil in einem attraktiven Wachstumsmarkt. Unsere Zielunternehmen erwirtschaften einen Umsatz von 20 bis 200 Mio. EUR und sind nachhaltig profitabel. Das Management der Unternehmen ist gut aufgestellt und hat die Ambition, international weiter zu wachsen. Dabei wollen wir die Unternehmen unterstützen.

Welche Unterstützung bieten Sie Ihren Portfoliounternehmen bei der Erschließung des asiatischen Marktes?

Zunächst verfügen wir über ein sehr gutes strategisches Verständnis der Zielmärkte. Über unser industrielles Netzwerk in Asien wissen wir auch, in welchen Segmenten ein Produkt aktuell zum Einsatz kommt oder nachgefragt wird. Das hilft uns bei der Erarbeitung von Empfehlungen für die optimale Aufstellung der jeweiligen Portfoliounternehmen in Asien. Wir arbeiten in Asien mit mehreren hundert Unternehmen zusammen. So können wir zielsicher passende Partnerschaften initiieren, wenn wir der Überzeugung sind, dass sie für das Portfoliounternehmen beim Eintritt in den asiatischen Markt beziehungsweise bei der Stärkung der Marktposition dort hilfreich sind. Bei der Umsetzung stehen wir als Team den Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite.

Wie sehen Sie insgesamt Perspektiven mit Blick auf den Markt für Robotik und Automatisierungstechnologie in Deutschland und China für die kommenden Jahre?

China steht am Anfang einer kompletten Modernisierung seiner Industrielandschaft. Im Rahmen dieser Modernisierungswelle sind enorme Investitionen in technische Produkte und Lösungen geplant. Davon können Mittelständler aus Europa und insbesondere aus dem deutschsprachigen Raum profitieren. Gerade in den Bereichen Elektrotechnik und Maschinenbau prägen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) das Bild. Sie generieren nicht nur die Hälfte der Umsätze, sondern auch einen Großteil der relevanten Innovationen. Für diese Unternehmen bieten die chinesischen Investitionsprogramme große Potenziale. Wir sind überzeugt, dass wir mit der von uns angebotenen Brückenfunktion zu einer deutlichen Beschleunigung bei der Nutzung dieser Potenziale beitragen können. Und wir glauben, dass die Unternehmen durch unsere Hilfestellung deutlich internationaler werden können – insbesondere mit Blick auf den asiatischen Markt.

Wenn China künftig in das Spitzensegment der Robotik und Automatisierung drängt, welche Konsequenzen erwarten Sie dann für die deutschen Anbieter?

Gerade in der Verbindung von Maschinenbau und Elektrotechnik liegt die Kernkompetenz des deutschen Mittelstands. Über Jahre hinweg haben die Mittelständler als Spezialisten in den verschiedensten Industriesegmenten immer weiter an ihren Prozess- und Lösungskompetenzen gearbeitet. So haben sie es geschafft, ihren Vorsprung zu halten und immer weiter auszubauen. Wenn der deutsche Mittelstand diese Tugend der überlegenen Prozess- und Lösungskompetenz weiter ausbaut und gleichzeitig die Potenziale nutzt, die sich durch Skalen- und Kostenvorteile im chinesischen Markt bieten, sehe ich keine Nachteile für die deutschen Mittelständer – sondern eher die Chance, sich nachhaltig eine globale Position zu sichern. So hat beispielsweise auch die Übernahme von Putzmeister durch Sany gezeigt, dass die Standorte in Deutschland durch größere Skaleneffekte und weitere F&E-Investitionen gestärkt wurden. Natürlich sehen wir auch Risiken, aber wir teilen die Sicht vieler erfolgreicher Unternehmer, dass es besser ist, sich durch eine partnerschaftliche Aufstellung stärker im Markt zu positionieren, als sich abzukapseln.

Herr Seibold, vielen Dank für das Gespräch

 

Zur Person

Wolfgang SeiboldWolfgang Seibold ist Partner und Managing Director bei AGIC Capital in München. Er zählt zum Gründungskreis der Private Equity Gesellschaft. Seibold war Partner bei Earlybird Venture Capital. Zuvor war der Diplom-Physiker für Boston Consulting tätig. AGIC Capital ist auf Investitionen in deutsche und europäische Technologieführer aus dem Bereich Industrie 4.0. spezialisiert. Die 2015 gegründete Beteiligungsgesellschaft geht auf die Initiative von Henry Cai zurück, der bis Ende 2014 für den Investment-Banking-Bereich der Deutschen Bank im Raum Asien/Pazifik verantwortlich zeichnete. Im August 2015 verkündete der Fonds von AGIC Capital bereits das First Closing bei 550 Mio. USD. Angestrebt ist ein Volumen von 1 Mrd. USD.

Zusammen wachsen

Die deutsche Serafin Unternehmensgruppe folgt mit der Übernahme des Industriefaserspezialisten Fuyi Industrial Fiber wichtigen westlichen Kunden in den chinesischen Markt. Der Inbound-Deal ist gleichzeitig ein zukunftweisender Schritt für das weitere Wachstum der Firmengruppe.

Verantwortung übernehmen und langfristig in Generationen denken: Für Philipp Haindl, einen der Gründer und Geschäftsführer der Serafin Unternehmensgruppe in München, sind das vertraute Werte. Sie gehen auf die Philosophie und die mehr als 150-jährige Tradition der Unternehmerfamilie Haindl zurück, die mit ihrer Papierfabrik in Augsburg bis zu Beginn dieses Jahrtausends Wirtschaftsgeschichte geschrieben hat. Dieser Tradition fühlt sich Philipp Haindl auch heute verpflichtet. Die von ihm gemeinsam mit Partnern gegründete Serafin Unternehmensgruppe investiert in mittelständische Unternehmen der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) aus unterschiedlichen Branchen. Um die angestrebte Weiterentwicklung der Beteiligungsunternehmen zu unterstützen und deren Marktposition durch strategische Übernahmen zu stärken, geht der Blick auch weit über die europäischen Grenzen hinaus. Jüngstes Beispiel dafür ist die im April abgeschlossene Übernahme des Geschäftsbetriebs der Fuyi Industrial Fiber Co., Ltd. mit Sitz in der chinesischen Stadt Haining. „Das Unternehmen ist als Spezialist für Industriefasern eine wichtige Ergänzung unserer Sparte Technische Textilien. Durch den Kauf können wir unsere westlichen Kunden in China als Marktführer lokal beliefern und als Firmengruppe weiter stetig wachsen“, sagt Haindl.

Breit gefächertes Branchenspektrum

Die Serafin Gruppe geht ihre Beteiligungen nicht als Fonds mit externen Kapitalgebern bis zu einem angestrebten Exit ein, sondern investiert wie eine Industrie Holding langfristig das aus dem Gesellschafterkreis bereitgestellte Kapital. Der Fokus liegt auf mittelständischen Firmen in reifen Branchen, die vor allem im Zuge von Nachfolgelösungen oder Konzern-Spin-Offs übernommen werden. Derzeit deckt die Gruppe die Geschäftsbereiche Konsumgüter (Werkzeuge, Kerzen, Lebensmittel) und Kunststoffverarbeitung (Technische Textilien, Bodenbelagsysteme, Verpackungen) ab. Der Aufbau weiterer Bereiche wie etwa Automotive oder Maschinenbau ist geplant. Serafin unterstützt die Beteiligungsunternehmen aktiv bei der Prozess- und Kostenoptimierung, wobei auch eigene Mitarbeiter für Sonderprojekte zur Verfügung gestellt werden.

Mit Zukäufen zum Marktführer

Der größte Bereich mit 130 Mio. EUR Umsatz und mehr als 660 Mitarbeitern ist das Segment Technische Textilien. Die Basis dafür wurde im Jahr 2010 mit dem Erwerb der Nextrusion GmbH, einer auf die Faserherstellung spezialisierten ehemaligen deutschen Tochtergesellschaft des japanischen Teijin-Konzerns, geschaffen. Serafin stärkte die Marktposition von Nextrusion vier Jahre später durch den Erwerb der Lanxess-Tochter Perlon-Monofil GmbH sowie 2015 durch den Kauf der Hahl Pedex Gruppe von einem österreichischen Finanzinvestor. Gemeinsam sind die Unternehmen heute unter dem Namen Perlon weltweit ein Marktführer für Filamente. Diese Kunststoffgarne werden u.a. für die Herstellung von Papiermaschinenbespannungen, aber auch von Zahnbürsten, Haushalts- und Industriebürsten, Filtration oder Seile und Angeln verwendet.

Den Markt in China sondiert

Ein entscheidender Impuls für den Zukauf in China kam von den vielen dort ansässigen europäischen und amerikanischen Kunden der Filament-Gruppe. „Sie haben signalisiert, dass sie auch uns dort gerne in der Nähe hätten“, sagt Haindl. Er verweist zudem auf die Wettbewerbsvorteile, die eine lokale Belieferung mit Blick auf die Transportkosten und -zeiten mit sich bringt. Das Management der Perlon-Gruppe sondierte deshalb vor rund zwei Jahren noch intensiver als schon zuvor, ob und wo zum eigenen Unternehmensportfolio passende Hersteller in der Region verkaufsbereit waren. Fuyi Industrial Fiber entsprach sowohl den Anforderungen an die Qualität der Produkte als auch den Ansprüchen an den Standort. Haining liegt rund 100 Kilometer südwestlich von Shanghai. In der Region sind viele westliche Kunden von Perlon mit Werksniederlassungen vertreten und die Stadt ist auch gut von Deutschland aus zu erreichen. „Die Region verfügt über eine gute Infrastruktur und auch die Qualifikation der Arbeitskräfte ist sehr gut“, sagt Haindl.

Vorteile eines Asset Deals genutzt

Die Verhandlungen mit dem Verkäufer, einem privaten chinesischen Unternehmer, begannen Anfang 2015. Zur Debatte stand zunächst auch ein Joint Venture. Letztlich aber passte der Preis für einen Gesamtverkauf zu den Vorstellungen des Alteigentümers, der mit diesem Erlös nun seine anderen unternehmerischen Aktivitäten finanzieren kann. Rechtlicher Berater von Serafin war eine internationale Kanzlei mit Niederlassung in Shanghai. Dies war eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Transaktion. „Das chinesische Rechtssystem ist dem deutschen gar nicht so unähnlich. Dennoch hätten wir ohne lokale Anwälte, die auch die Landessprache sprechen, keine Chance gehabt, zum Erfolg zu kommen“, sagt Haindl. Die Firmengruppe hat sich bei der Transaktion bewusst für einen Asset Deal, also den Einzelerwerb der Wirtschaftsgüter, entschieden, um potenzielle Altlasten wie etwa mögliche Steuerschulden von Fuyi in China nicht mit übernehmen zu müssen. Ebenso bestand der Käufer aus Deutschland darauf, den Kaufpreis in Tranchen zu zahlen. „Wir haben damit einen Sicherheitspuffer für den Fall eingebaut, dass unsere Ansprüche nicht wie vereinbart erfüllt werden“, sagt Haindl.

Potenzial bei westlichen und chinesischen Kunden

Die Perlon-Gruppe verfügt jetzt über Standorte in Deutschland, den USA, Korea und China, wobei nun auch Fuyi unter dem Namen Perlon Co., Ltd. firmiert. Der Umsatz der neuen Tochter in China soll sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren zumindest verdreifachen. Serafin wird nicht nur in neue Hallen, Maschinen und Anlagen investieren, sondern will über die neue Tochter den chinesischen Markt künftig für alle Produkte der Unternehmensgruppe öffnen. Zentrale Zielkunden sind zunächst die westlichen Papiermaschinenhersteller sowie die Hersteller von Bespannungen für diese Maschinen. „Das Unternehmen hat aber auch eine gute Umsatzbasis bei chinesischen Kunden, die wir weiter ausbauen wollen“, sagt Haindl.

Integrationsprozesse steuern

Serafin-Mitarbeiter werden die neue Tochtergesellschaft vor Ort bei der Optimierung der Produktionsprozesse und der Qualität unterstützen. Vertriebsspezialisten von Perlon kümmern sich zudem um die Betreuung der westlichen Kunden, während sich andere Vertriebsmitarbeiter um die Gewinnung neuer lokal ansässiger Kunden bemühen. „Mit Blick auf die Integration beschäftigen wir darüber hinaus zwei chinesische Mitarbeiter, die schon einmal länger in Deutschland gelebt haben und damit neben den Sprachen auch die Mentalität beider Kulturen verstehen“, sagt Haindl. An Herausforderungen mangelt es nicht. Das beginnt beim Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Beschäftigten und reicht bis zur Zahlungsmentalität der bisherigen Kunden von Fuyi. „Rechnungen werden zwar beglichen, aber nicht immer innerhalb der vorgegebenen Fristen. Das wollen wir verbessern, ohne dabei die Kundenbeziehung zu beschädigen“, sagt Haindl.

FAZIT

Die Serafin Unternehmensgruppe sichert sich durch die Akquisition lokale Nähe zu ihren westlichen Kunden in China, aber auch zusätzliches Umsatzpotenzial durch den verbesserten Zugang zum chinesischen Markt. Sie kann infolge der Übernahme ihre führende Position im Segment Technische Textilien weiter ausbauen und zusätzliches Wachstum realisieren. Gleichzeitig winken Synergieeffekte in Form von Kosteneinsparungen durch vereinheitlichte Prozesse sowie aufgrund von Preisvorteilen durch größere Mengen im Einkauf. Die Integration der chinesischen Tochter wird auch durch die Entsendung eigener Mitarbeiter direkt vor Ort unterstützt.

ItN geht nach Insolvenz an SafBon

Wertvolles Nass: China benötigt dringend Technologien zur Wasseraufbereitung. 珍贵的水资源:中国水处理技术水平急需提高。Bildquelle: Fotolia; © Chepko Danil

Die Shanghai SafBon Investment wird in zwei Schritten die ItN Nanovation AG übernehmen. Zunächst wird das chinesische Cleantech-Unternehmen 9,7 Mio. Aktien von den bisherigen Großaktionären, den Familien Stoll und der Coreo AG bis 30. September 2016 für 0,10 Euro je Aktie übernehmen. Im Anschluss plant SafBon die Zeichnung einer Kapitalerhöhung von 1,5 Mio. Aktien aus genehmigtem Kapital unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre von ItN zu einem Preis von 2,00 Euro. Die Kapitalerhöhung soll bis spätestens 30. November 2016 über die Bühne gehen. Vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen wird SafBon nach beiden Transaktionen einen Anteil von 67,7% an ItN halten. Hierfür müssen die Shanghaier insgesamt 3,97 Mio. auf den Tisch legen.

ItN war 2006 an die Börse gegangen, stand aber bereits 2009 erstmals vor der Insolvenz. Der Spezialist für Nanobeschichtungen stellt u.a. Filter her, die feinste Verunreinigungen und sogar radioaktive Teilchen aus Wasser entfernen können. Einst setzte das Unternehmen Hoffnungen auf ein großes Geschäft in Saudi-Arabien, die sich aber mit dem Einbruch des Ölmarkts zerschlugen. Erst Ende Juli war der Insolvenzantrag durch den ItN-Vorstand zurückgenommen worden. Nach Medienberichten setzt jetzt die Geschäftsführung darauf, dass SafBon das Unternehmen bei der Erschließung des chinesischen Marktes unterstützen wird. Mit Geldmitteln greifen die Shanghaier dem Saarbrücker Unternehmen sofort unter die Arme und stellen dem Nanospezialisten einen Überbrückungskredit von 500.000 EUR zur Verfügung.

SafBon ist an der Börse in Shenzhen notiert und spezialisiert auf den Bereich Cleantech. Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt im Bereich der Wasseraufbereitung und -filtration. Die Hauptabsatzmärkte sind bisher Südostasien und der Nahe Osten. Über eine Tochtergesellschaft hat die Shanghai SafBon kürzlich schon die österreichische KWI Corporate Verwaltungs GmbH vollständig übernommen. Die Österreicher sind wie ItN und SafBon ebenfalls in der Wasseraufbereitung tätig.

Chinesisches Konsortium kauft Osram-Lichtsparte

Markenlicht für China: Osram verkauft seine Lampensparte an MLS.照明品牌花落中国:欧司朗售出旗下光源/灯具业务给木林森。Bildquelle: Fotolia; © phive2015

Die im MDAX notierte Osram Licht AG veräußert ihr Lampengeschäft an ein chinesisches Konsortium. Für über 400 Mio. EUR erwerben das chinesische Lichtunternehmen MLS, dem Finanzinvestor Yiwu State-Owned Assets Operation Center sowie der auf China spezialisierten US-Beteiligungsgesellschaft IDG Capital Partners in einem Carve-Out die Sparte, die unter „Ledvance“ firmiert. Zudem soll Osram in den kommenden Jahren Lizenzzahlungen für die Nutzung von Namensrechten erhalten.

Der Verkauf wird aber voraussichtlich vor Steuern zu einem Verlust im hohen zweistelligen bis niedrig dreistelligen Millionen-Euro-Bereich führen. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Zustimmung. Das Closing soll im Laufe des Geschäftsjahres 2017 vollzogen werden.

Osram hat zusätzlich eine strategische Liefervereinbarung mit MLS abgeschlossen. Der chinesische Beleuchtungsspezialist garantiert eine jährliche Abnahmemenge von LED-Chips aus einer neuen Anlage in Malaysia, sobald dort die Produktion dort angelaufen ist.

Osram hatte im Frühjahr 2015 angekündigt, das Geschäft mit klassischen Lampen – darunter Energiespar- und Halogenlampen, aber auch LED-Lampen – in eine eigenständige Tochter auszugliedern. In der Sparte sind rund 8.800 Mitarbeiter beschäftigt. Ledvance trug bisher 40% zum Umsatz in Höhe von 2 Mrd. EUR bei, ist aber schon länger defizitär. Für den chinesischen Käufer MLS bieten dennoch die etablierte Marke und das große Vertriebsnetz in Europa und den USA entscheidende Vorzüge.

Beijing Huahai übernimmt Schäfer HPS aus Insolvenz

Pumpen im Programm: Schäfer HPS bietet u.a. hydraulische Pumpen an. 泵生产列入计划: Schäfer HPS 除此之外还提供液压泵。Bildquelle: Fotolia; © antonmatveev

Beijing Huahai übernimmt mit Wirkung zum 1. August Schäfer HPS in einem Asset Deal. Schäfer HPS aus Ratingen ist auf Hochdrucktechnologie und Tankreinigungssysteme spezialisiert. Liquiditätsprobleme der amerikanischen Muttergesellschaft hatten zur Insolvenz im März 2016 geführt. Huahai erwirbt das Hochdruckgeschäft von Schäfer HPS über seine deutsche Tochter OHE Maschinenbau. Zum Verkaufspreis und weiteren Einzelheiten der Transaktion äußerten sich die Beteiligten nicht.

Der Bergbauspezialist OHE war erst 2015 von Huahai aufgekauft worden. Die Übernahme erfolgte gleichfalls aus der Insolvenz. Die 2005 gegründete Beijing Huahai Machinery Corporation mit Sitz in Peking ist ein Hersteller und Händler von Technologien für die Minenindustrien mit dem Schwerpunkt Kohlebergbau. Huahai plant nach eigenen Angaben, die bestehenden technischen Kompetenzen von Schäfer HPS am bestehenden Standort Ratingen mittel- und langfristig auszubauen. In der Gruppe repräsentiert Schäfer zukünftig die Hochdrucktechnik. Entwicklung, Konstruktion und Produktion der Produkte sollen weiterhin ausschließlich in Ratingen erfolgen.

Durch die Integration von Schäfer will Huahai eine wichtige Fähigkeitslücke im Bergbaugeschäftsfeld „Streb“ schließen. Schäfer soll einen integralen Bestandteil in der Gruppe bilden und künftig auch den internationalen Vertrieb für Hochdrucktechnik sowohl für Industrieanwendungen als auch das Minengeschäft von Ratingen aus verantworten.

Begleitet wurde Huahai bei der Transaktion durch die perspektiv GmbH als Financial Adviser und SZA Schilling, Zutt & Anschütz als Legal Adviser. Verantwortlich für den M&A-Prozess zeichneten Jochen Wierz (perspektiv) Marc-Philippe Hornung (SZA).

 

Weichai erhöht Kion-Anteil weiter

Erfolgreiche Kapitalmaßnahme: Kion CEO Gordon Riske freut sich über die Unterstützung durch Weichai bei der Milliarden-Übernahme von Dematic. 成功完成增资: 凯傲集团董事长Gordon Riske非常高兴潍柴动力对于上亿欧元收购德马泰克的全力支持。

Weichai Power baut seinen Minderheitsanteil an der Kion Group AG von 38,25% auf 40,23% aus. Dafür legt der Dieselmotorenhersteller aus Shandong rund 276 Mio. EUR auf den Tisch. Die Transaktion erfolgt im Rahmen einer Kapitalmaßnahme, bei der Kion sein Grundkapital um 10% erhöht. Insgesamt nimmt der Wiesbadener Gabelstaplerhersteller dadurch rund 459 Mio. EUR an frischen Mitteln ein. Die Kapitalerhöhung ist Bestandteil der Finanzierung der im Juni gemeldeten Akquisition des US-Unternehmens Dematic durch Kion.

Mit Unterstützung des Ankerinvestors Weichai übernimmt Kion den Lagerlogistikausrüster Dematic für 2,1 Mrd. USD. Damit plant der Gabelstapelhersteller zu einem Komplettanbieter für Intralogistiklösungen zu werden. „Wir freuen uns, den bedeutenden Schritt der Dematic-Akquisition gemeinsam mit unserem Ankerinvestor zu gehen, der damit seine langfristige Orientierung und sein Vertrauen in die Strategie der Unternehmensführung abermals dokumentiert“, erklärt der Vorstandsvorsitzende von Kion, Gordon Riske. „Wir sind für die Fortentwicklung des Konzerns sehr froh, Weichai Power 2012 als zentralen, finanzstarken Anteilseigner gewonnen zu haben, der zudem unsere Aktivitäten in China als sehr wichtigen Markt für unsere Produkte tatkräftig unterstützt“, so Riske weiter. Der chinesische Konzern hatte 2012 für 738 Mio. zunächst einen Anteil von 25% an Kion erworben. Nach mehreren Anteilserhöhungen, zuletzt 2015, hatte Weichai seine Beteiligung auf 38,25% hochgeschraubt.

Die Kion Group ist mit den sieben Marken, darunter Linde und Still weltweit die Nummer zwei unter den Herstellern von Gabelstaplern. In China ist das deutsche Unternehmen nach eigenen Angaben der führende ausländischer Anbieter in diesem Segment. Das M-DAX-Unternehmen ist in mehr als 100 Ländern präsent und erzielte im Geschäftsjahr 2015 mit seinen rund 23.500 Mitarbeitern einen Umsatz von ca. 5,1 Mrd. EUR.

Mideas Übernahmeangebot für Kuka erfolgreich

Voller Erfolg: Midea sichert sich die Kontrolle über Kuka. 成功在握: 美的获得库卡的绝对控股权. Bild: KUKA

Midea hat sich mit Ablauf des öffentlichen Übernahmeangebots 85,69% der Kuka-Aktien gesichert. Nach Ende der Angebotsfrist am 15. Juli meldete das bis zum  die Besitzer von 72,18% der Aktien die Offerte angenommen hätten. Das Unternehmen aus Foshan hielt bereits vor der Bekanntgabe des Angebots am 18. Mai einen Anteil von 13,51%. Das Übernahmeangebot, das auf einen Mindestanteil von 30% der Aktien abzielte, ist somit erfolgreich verlaufen.

Da das unmittelbare Ziel des Übernahmeangebots erreicht ist, wird  es eine zweiwöchige Nachfrist bis Anfang August geben, in der noch die Aktien zum Preis von 115 EUR angedient werden können. Diese gesetzlich vorgeschriebene Frist soll unentschlossenen Aktionären ermöglichen, noch einmal über einen Verkauf nachzudenken, nachdem ein Investor sein Mindestziel erreicht hat.

Für den gesamten angenommenen Aktienanteil von 72,18% muss Midea einen Preis von über 3,3 Mrd. EUR aufwenden. Darin enthalten sind die 25,1% des Maschinenbauers Voith sowie 10,01% des Unternehmers Friedhelm Loh. Beide Anteilseigner hatten Anfang Juli den Verkauf ihrer Aktien bekanntgegeben. Durch den Verkauf des größten Anteilseigners Voith hat Midea nun freie Bahn. Denn der Haushaltsgerätekonzern hat sich nicht nur die Mehrheit gesichert, sondern kann auch nicht mehr durch eine Sperrminorität, die Voith zuvor innehatte, bei seinen geschäftlichen Entscheidungen behindert werden.

Der Kuka­-Vorstand um den Vorsitzenden Till Reuter hat mit Midea eine bis einschließlich 2023 gültige Investorenvereinbarung getroffen. Bis bleibt dahin die Unabhängigkeit der Unternehmensleitung in Augsburg gewahrt. Midea garantiert darüber hinaus auch die Stellen der rund 12.000 Mitarbeiter sowie alle Unternehmensstandorte. Auf Basis dieses Vertrages haben der Vorstand und der Aufsichtsrat von Kuka den Aktionären die Annahme des Midea-Angebots empfohlen.

Chinas M&A in Deutschland 2016 bereits über 10 Mrd. USD

Deutsch-chinesische Geschäftswelt: Nicht immer ist es einfach, den richtigen Partner zu finden. 德中商业合作:找到一个合适的合作伙伴,并不是件容易的事。Bildquelle: Fotolia; © meshmerize

Das Transaktionsvolumen von Chinas M&A-Investoren in Deutschland beläuft sich im ersten Halbjahr 2016 auf fast 10,8 Mrd. USD (9,7 Mrd. EUR). Dies ist nahezu das Doppelte der Summe aller Deals in den zehn Jahren zuvor. In Europa tätigten chinesische Unternehmen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres Zukäufe und Beteiligungen im Wert von 72,4 USD (65 Mrd. EUR). Im Gesamtjahr 2015 waren es erst 40 Mrd. USD (36 Mrd. EUR). Dies geht aus einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor.

Nach Transaktionszahl ist Deutschland derzeit das beliebteste Investitionsziel in Europa. Hier kauften oder beteiligten sich chinesische Investoren im ersten Halbjahr an 37 Unternehmen. durch. Auf dem zweiten Platz steht aktuell Frankreich mit 23 M&A-Deals und liegt damit vor Großbritannien – dort haben chinesische Investoren bisher 20 Mal investiert. In ganz Europa zählt die Studie für den Zeitraum bereits 164 Transaktionen. Damit dürfte der bisherige Ganzjahresrekord von 183 Beteiligungen und Übernahmen aus dem Jahr 2015 in diesem Jahr deutlich überboten werden.

„Mit dem verlangsamten Wachstum auf dem Heimatmarkt sehen sich die chinesischen Unternehmen gezwungen, neue Geschäftsfelder aufzubauen und sich von der Massenproduktion in Richtung Spezialisierung und Hochtechnologie zu bewegen“, erklärt Yi SUN, Partnerin bei EY Deutschland und Leiterin der China-Aktivitäten in der DACH-Region, den starken Outbound-Trend. „Der kürzeste Weg dahin besteht in  Akquisitionen ausländischer Marktführer“, so Sun weiter.

Die Entwicklung in Deutschland sticht dabei besonders heraus. Im vergangenen Jahr erfassten die Analysten von EY in ihrer Studie ein Gesamtvolumen von 526 Mio. USD (472 Mio. EUR). In den zehn Jahren von 2005 bis 2015 betrug demnach der Wert aller chinesischer M&A-Transaktionen rund 5,9 Mrd. USD (5,3 Mrd. EUR) – etwas mehr als die Hälfte der 10,8 Mrd USD aus den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres. „Made in Germany hat international nach wie vor einen guten Ruf. Für chinesische Manager ist und bleibt Deutschland ein Premium-Standort“, erklärt Sun das starke Interesse von Chinas Investoren an deutschen Unternehmen.

EY zog für die Studie Daten von Thomson ONE, Merger Market sowie eigene Recherchen heran.